Hans-Christian Scfhmid ist ein großer, einfallsreicher Kinoerzähler. Jetzt hat er erstmals seit 16 Jahren einen Dokumentarfilm gedreht. Dessen Titel gemahnt an den ersten Monty-Python-Kinofilm Die wunderbare Welt der Schwerkraft, doch Die wundersame Welt der Waschkraft ist nicht komisch.
Er erzählt vielmehr von der Auslagerung von Arbeit ins Ausland und vor allem von denen, die diese Arbeit machen: von den Arbeiterinnen in der Wäscherei Fliegel, knapp jenseits der deutsch-polnischen Grenze, dort, wo die schmutzige Wäsche gewaschen wird, die in Berliner Luxushotels anfällt.
Da hätte der Film nun den Luxus der Berliner Fünf-Sterne-Hotels mit den kleinen Leuten in Polen kontrastieren können; doch er konzentriert sich ganz fokussiert auf zwei der Wäscherinnen und ihre Familie. Mit kleinem Team folgt er ihrem Alltag: Beata mit drei Kindern und einem Lebensgefährten, deren Mutter plant, für ein halbes Jahr nach England zu fahren, um dort möglichst viel Geld zu verdienen. Und Monika, frisch verheiratet und mit erwachsener Tochter, die ihre Stellung bei Fliegel gekündigt hat; nachdem sie rausgemobbt wurde.
Tatsächlich will Schmid gar nicht so sehr eine Ausbeutung anklagen, die im globalisierten Verkehr nicht nur der Waren, sondern auch der Arbeit Menschen zwingt, für wenig Geld das zu tun, was woanders verpönt ist. Sein Film und das ist überaus achtenswert beschreibt vielmehr schlicht und einfach das Leben im grenznahen Polen: Deutschland ist von hier aus mit bloßem Auge zu sehen, doch der Lebensstandard ist viel niedriger. Die Arbeit wurde hierhin ausgelagert, weil hier billige Arbeiter zu finden sind; und Arbeit bestimmt das Leben, Geld ist das, was zählt. Monikas Mann ist Bürgermeister des kleinen Städtchens, doch sein Amt ist so schlecht bezahlt, dass nicht nur seine Frau in der Wäscherei, sondern auch er selbst in einer Wechselstube nahe der Grenze arbeiten muss.
Andererseits, und auch das zeigt der Film: es geht bei den Geldproblemen nicht um existentielle Not, sondern darum, sich hochzuarbeiten, sich einen höheren Standard des Lebens zu sichern; es geht beispielsweise bei fast allen Porträtierten darum, sich ein größeres Haus bauen zu können.
Zwar wirkt der Film manchmal etwas holprig; eine klarere dramaturgische Stringenz hätte ihm gutgetan, und manchmal ist man sich als Zuschauer nicht ganz sicher, was eigentlich erzählt werden will: nicht vielleicht doch eine wohlfeile Globalisierungskritik mit mechanischer Betroffenheitserzeugung wegen der westlichen Ausbeutung polnischer Arbeitskräfte?
Im Großen und Ganzen aber hält Schmid seine Linie durch; und porträtiert eine Gesellschaft im Aufbruch, wie sie im Deutschland Anfang der 60er auch bestanden hat: Menschen zwischen ihrer kleinen Herkunft und der Zukunft ihrer Kinder, die größeren Wohlstand zu erwarten haben werden. Monikas erwachsene Tochter will mit Hilfe eines Förderprogrammes des örtlichen Arbeitsamtes einen Kosmetiksalon aufmachen nicht nur für den Grenzverkehr preisbewusster Damen aus Deutschland, sondern früher oder später sicher auch für polnische Kundinnen, die es geschafft haben.
Am Ende, ganz knapp und lakonisch, berichtet eine Einblendung darüber, dass Fliegel inzwischen eine Wäscherei in Leipzig übernommen hat die dortigen LKW-Fahrer verdienen weniger als die polnischen.
Fazit: Porträt über den Alltag im grenznahen Polen; mitunter etwas holprig, doch stets mit klarem Blick dafür, was die Menschen und ihr Umfeld ausmacht.