Die Zügellose: Drama um eine alleinerziehende Mutter, die sich den meisten Männern ihres Dorfes hingibt.
Opakes israelisches Low-Budget-Drama, in dem eine Bäuerin zwischen Sexsucht und Familienleben zerbricht.
In bester Autorenfilmer-Tradition hat die Israelitin Hagar Ben-Asher ihr Spielfilmdebüt geschrieben, inszeniert und mit sich selbst in der Hauptrolle einer Dorfmatratze besetzt, der es ähnlich wie Michael Fassbender in „Shame“ nicht gelingt, ihre Sexsucht zu überwinden und dafür von dem Mann, mit dem sie ein anständiges Familienleben führen wollte, grausam bestraft wird. Die rätselhafte Geschichte von Destruktivität, Reue und Verzeihen bleibt durch den streng autistischen Stil und den radikalen anti-psychologischen Ansatz unzugänglich und ähnelt nicht nur wegen des Anflugs von Arthaus-Pornographie Werken wie „9 Songs“ oder „
Battle in Heaven„.
Eine Ahnung von Unheil hängt über dem landwirtschaftlich geprägten ruralen Nirgendwo, wenn auch nur in homöopathischen Dosen fühlbar, was der elliptischen, von Auslassungen, Schweigen und Andeutungen geprägten Erzählung entspricht. Die beginnt mit der Bäuerin Tamar (Ben-Asher), die einen Hühnerhof betreibt und als alleinstehende Mutter zweier junger Töchter jedem Mann im Dorf sexuell zur Hand geht. Die regelmäßigen Begegnungen fallen unromantisch und kalt aus, Tamar ist emotional so unbehaust wie ihr schäbiges, unverputztes Heim. Das ändert sich mit dem Tierarzt Shai (Ishai Golan), der nach dem Tod seiner Mutter heimkehrt und ebenfalls eine Affäre mit ihr beginnt, aus der jedoch nicht nur Intimität und Zärtlichkeit erwachsen, sondern auch die Möglichkeit eines gesitteten Familienlebens. Shai streicht die Wände, kümmert sich um die beiden Töchter, die dankbar für seine Zuwendung sind, und als Tamar schwanger wird, scheint sie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen zu haben.
Lapidar schreiten Zeit und Entwicklung voran, jäh melden sich Depression, Rückfälle und eine Abtreibung, die weder Tamar ihrem entgeisterten Lebensgefährten, noch der Film dem Zuschauer je erklärt. Stattdessen rächt sich Shai, als ihr Doppelleben auffliegt, für diesen Quasi-Ehebruch, indem er sich - angedeutet - an ihrer Tochter vergeht. Ben-Ashers unspektakuläre Regie verzichtet auf jede Moralisierung, bleibt ganz den hervorragend gespielten Figuren verhaftet, kreist symbolhaft um den Ausbruch aus Routinen und wie schmerzhaft dies, körperlich wie seelisch, ausfallen kann. Denn wie Wunden aufreißen und heilen, lässt sich nicht nur an dem fliehenden Pferd verfolgen, das anfangs mit einem Auto kollidiert. tk.