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Nuit de chien: Werner Schroeters Verfilmung eines Romans von Juan Carlos Onetti über einen einstigen Widerstandskämpfer, der in seine umkämpfte Heimatstadt zurückkehrt.

Handlung und Hintergrund

Widerstandskämpfer Ossorio (Pascal Greggory) kehrt nach gescheitertem Kampf zurück in seine Heimatstadt Santa Maria. Am Vorabend des feindlichen Einmarsches will er alte Verbündete und seine Geliebte wieder sehen. Weil er sie nicht finden kann, versucht er mit Victoria (Laura Martin) zu fliehen, der Tochter von Barcala (Sami Frey), der ihm die letzten Schiffstickets verkauft hat. Doch er läuft geradewegs dem Geheimpolizeichef Morasan (Eric Caravaca) in die Hände.

Kunstfilmprovokateur Werner Schroeter orientiert sich bei der Verfilmung eines Romans von Juan Carlos Onetti zur Abwechslung mal an einer klassischen Dramaturgie: Er verortet sein poetisch-gewaltvolles Drama zwischen tragischem Film Noir und Celines „Reise ans Ende der Nacht“.

Der Bahnhof Santa Maria bei Nacht. Der 40-jährige Ossorio erscheint erschöpft mit einer Gruppe von Flüchtlingen und besiegten Soldaten. Der Held einer gescheiterten Widerstandsbewegung kehrt in die Stadt zurück, in der er alte Verbündete und die Geliebte zu treffen hofft. Aber alles hat sich verändert. Die Stadt ist im Griff einer zu jeder Gewalttat bereiten Miliz. Verfeindete Fraktionen prallen aufeinander. Verzweifelt versuchen die Menschen, sich in Sicherheit zu bringen.

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Der Bahnhof Santa Maria bei Nacht. Der 40-jährige Ossorio erscheint erschöpft mit einer Gruppe von Flüchtlingen und besiegten Soldaten. Der Held einer gescheiterten Widerstandsbewegung kehrt in die Stadt zurück, in der er alte Verbündete und die Geliebte zu treffen hofft. Aber alles hat sich verändert. Die Stadt ist im Griff einer zu jeder Gewalttat bereiten Miliz. Verfeindete Fraktionen prallen aufeinander. Verzweifelt versuchen die Menschen, sich in Sicherheit zu bringen.

Ehemaliger Kämpfer einer gescheiterten Widerstandsbewegung kehrt in seine alte Heimatstadt zurück, die sich im Griff einer zu jeder Gewalttat bereiten Miliz befindet. Starke Romanverfilmung des Filmemachers Werner Schroeter.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Werner Schroeter
Produzent
  • Paulo Branco,
  • Frieder Schlaich
Darsteller
  • Pascal Greggory,
  • Amira Casar,
  • Eric Caravaca,
  • Elsa Zylberstein,
  • Bulle Ogier,
  • Bruno Todeschini,
  • Marc Barbé,
  • Sami Frey,
  • Nathalie Delon,
  • Lena Schwarz,
  • Pascale Schiller,
  • Mostefa Djadjam
Drehbuch
  • Werner Schroeter,
  • Gilles Taurand
Musik
  • Eberhard Kloke
Kamera
  • Thomas Plenert
Schnitt
  • Julia Gregory,
  • Bilbo Calvez

Kritikerrezensionen

    1. „In einer Nacht passiert alles, was eine Gesellschaft zersetzen und zerstören kann: Und daraus mache ich ein Fest von grausiger Schönheit“, sagt Regisseur Werner Schroeter; tatsächlich hat er sein Fest mit allem Pomp und aller Opulenz hergerichtet, aber wie das halt so ist bei Partys: manchmal will die richtige Stimmung nicht aufkommen.

      Schroeters Bilder sind Tableaus, kunstvoll arrangierte Stillleben; und deshalb erstarren die Filmfiguren immer mal wieder, die Kamera weidet sich an den bombastischen Settings, die der Film bietet. Ausgeklügeltes Set-Design, Farbdramaturgie, Bildkonstellationen machen aus diesem Film ein visuelles Erlebnis – was freilich von seinem Inhalt kaum abgedeckt werden kann.

      Schroeter hat einen Roman eines südamerikanischen Schriftstellers verfilmt, der 1942 erschienen ist und sich inspirieren ließ von zwei Flüchtlingen aus dem faschistischen Spanien. Es geht um die letzte Nacht vor dem Untergang einer Stadt, eine Nacht, die zwischen realer Zeichnung und phantasmagorischer Abbildung von alptraumhafter Qualität changiert – solche Bilder, wie Schroeter sie bietet, findet man nicht oft im deutschen wie im internationalen Film. Doch hinter all den vielen Symbolismen, hinter all den gewollten Absurditäten und den Skizzierungen von schönem Schrecken steckt - nein, dahinter steckt zwar nicht nichts, keine hohle Leere, aber dafür spürbar eine Konstruktion aus Behauptungen, die aus dem Kunstvollen etwas Künstliches macht.

      Oberst Ossorio ist zurückgekehrt, um seine Geliebte zu suchen, und lässt sich durch die Nacht treiben, von einem Nachtklub, in der am Rande des Vulkans getanzt wird, zum Hauptquartier des Widerstands, durch Straßen mit Erschossenen und in eine Pension, wo so etwas wie Ruhe bestehen könnte, und auch in das Versteck des untergetauchten Herrn über die Stadt, der einen goldenen Thron hat und eine Menge Sprengstoff und eine Maschinenpistole (wie sowieso fast jeder) und auf dem Fußboden eine Menge Flaumfedern, die sich über rotem Samt verstreuen. Was sehr schön aussieht. Am nächsten Tag wird der General die Stadt einnehmen, vorher müssen noch die aussichtsreichsten Positionen für die neue Zeit eingenommen werden: Widerständler und Geheimpolizeichef bekriegen sich gegenseitig, und wer von der geflohenen Regierung übrig ist, will auch einen Teil der künftigen Macht für sich sichern. Keiner hat sich irgendeine Form der Menschlichkeit bewahren können. Dazwischen Ossorio, der als einziger zwei Tickets hat für das Schiff, das einzige, das am Morgen den Hafen verlassen wird, in die Sicherheit…

      Doch was soll hier erzählt werden? Von Huren und Gewalttätern, von Korrupten und Lebensgierigen, von Verrat und Verzweiflung, von Blut und Vergewaltigung, Sadismus und Macht – doch richtig spürbar wird die Untergangsstimmung nicht, die Psychologie der Figuren ist beschränkt auf die niedersten Instinkte von [i]fight or flight[/i], von [i]money and fucking[/i]. Und es ist auch vom Plot her inkonsistent erzählt: Ossorio, der so sehr nach seiner Clara sucht, steigt gleich zu einer Bekannten in die Badewanne, als er sie nackt gesehen hat, und vögelt sie heftig durch; unter den Augen eines Kindes.

      Und so bekommt man zwar eine Ahnung dessen, was da für eine Untergangsdystopie präsentiert werden soll; doch wirklich heineinkommen, in die Figuren, in die Atmosphäre, kann man nicht. Hinter der Bildgewalt fehlt die Erzählgewalt.

      Fazit: Ein großangelegtes Gemälde von Tod und Untergang und dem unbedingten Willen zu überleben; leider kann das Inhaltliche mit dem Visuellen nicht mithalten.
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    2. Diese Nacht: Werner Schroeters Verfilmung eines Romans von Juan Carlos Onetti über einen einstigen Widerstandskämpfer, der in seine umkämpfte Heimatstadt zurückkehrt.

      Werner Schroeters gewaltvolle Vision einer Menschheit ohne Moral, verortet in einer fiktiven Stadt zwischen Leben und Tod, entführt ins Herz der Finsternis und der Gefühle.

      Wenn ein Regisseur mit Bildern die Seele zum Frieren bringen kann, ist es Werner Schroeter. Gewalt und Obsession, Scheitern und Zerstörung prägen sein neues Werk basierend auf dem Menschenbild des Philosophen Thomas Hobbes. Der Mensch ist des Menschen Wolf lautet auch die Prämisse dieses Abgesangs auf die Zivilisation. Die Hafenstadt Santa Maria versinkt in Chaos, eine Cholera-Epidemie dezimiert die Bevölkerung, nach der Auflösung der Regierung kämpfen rivalisierende Gruppen um die Macht, eine brutale Geheimpolizei wütet durch ein Terrorregime. Vor der Stadt bereitet sich ein feindliches Heer auf die Übernahme vor. Nur ein Schiff im Hafen bietet den Verzweifelten die Möglichkeit zur Flucht. In diesem Wahnsinn nach Juan Carlos Onettis Roman „Para esta noche“ sucht der Arzt und Bürgerrechtskämpfer Luis Ossorio Vignale (Pascal Greggory als im Innersten gebrochene Figur) seine einstige Geliebte. Um sie zu finden, begibt er sich auf eine Odyssee durch ein Labyrinth des Schreckens. Sie bleibt verschwunden und ein rätselhaftes Teil eines großen Puzzles, in dem Orpheus in die Unterwelt steigt, um seine Eurydike zu befreien. Frühere Weggefährten haben Ideale weggeworfen, würden alles tun, um die eigene Haut zu retten. Es herrschen nackte Willkür und perfider Verrat. Nur ein berüchtigter Nachtclub serviert weiter Champagner und laszive Träume, die in einer Orgie von Blut und Folter zerplatzen. Frauen sind Opfer, Huren, Heilige oder ein Phantom, werden gefoltert und vergewaltigt von Männern ohne Moral. Von einem Freund (Sami Frey in theatralischer Eleganz), der sich mit den begehrten Schiffstickets in die Luft sprengen will, erhält Ossorio zwei Billets für den Ozeandampfer. Doch in dieser Hölle gibt es keine Hoffnung auf ein Morgen. Das riesige Schiff nimmt unter den ersten Sonnenstrahlen Kurs in die Freiheit - ohne einen einzigen Passagier an Bord. Es ist ein Abschied von der Utopie des Humanismus und des Homo Sapiens.

      In der Stimmung orientiert sich Schroeter eigenen Worten nach an Orson Welles‘ „Touch of Evil“ und Robert Aldrichs „Kiss Me Deadly“. Im Gegensatz zur fragmentarischen Struktur von „Deux“ folgt Schroeter hier einer klassischen Dramaturgie. Wie in den meisten seiner Filme verbindet er eine spezielle Form der Lyrik mit einer Kombination von Hässlich und Schön, Horror und Liebreiz, Grausamkeit und Zärtlichkeit. Um die Desillusionierung optisch zu unterstreichen, wurde nur nachts und in Dunkelheit gedreht. Unter der Musik von Mozart, Rossini oder Liszt öffnet sich ein visueller Sog, ein alptraumhaftes Universum in opernhafter Opulenz und bombastischen Bildern wie aus einer anderen Welt. mk.
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