Drifter: Doku-Milieustudie um drei heroinabhängige junge Leute im Umkreis des Bahnhof Zoo.
Handlung und Hintergrund
Die 16-jährige Aileen, der 23-jährige Angel und der 25-jährige Daniel leben in den ungemütlichsten Ecken Berlins, auf der Straße, in Notunterkünften. Ihr Alltag wird von der Drogensucht bestimmt. Sie gehen auf den Strich, zu Stammfreiern nach Hause, um sich das Geld für den nächsten Schuss Heroin zu besorgen. Lässt die Wirkung nach, beginnt das Spiel von vorne. Als bei Aileen Hepatitis diagnostiziert wird, beschließt sie, es noch einmal mit dem Entzug zu probieren. Sie setzt sich am Bahnhof Zoo in den Zug in die Heimat.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
Kamera
Schnitt
Idee
Kritikerrezensionen
Drifter Kritik
Drifter: Doku-Milieustudie um drei heroinabhängige junge Leute im Umkreis des Bahnhof Zoo.
In der Tradition des direct cinema entstandene Doku-Milieustudie dreier heroinabhängiger junger Leute im Umkreis des Bahnhof Zoo.
Filmhochschulabsolvent Sebastian Heidinger hat eine erzählerische Dokumentation konzipiert, die auf jeglichen Kommentar, biografische Informationen oder erklärende Interviews verzichtet und ganz auf die Beobachtung der heutigen Kinder vom Bahnhof Zoo vertraut. Weder Historie, Herkunft, noch Psychologie spielen eine Rolle, wenn die 16-jährige Aileen, der 23-jährige Angel und der 25-jährige Daniel ihrem Alltag nachgehen. Um Geld für Heroin zu bekommen, prostituieren sie sich, leben in Nischen der Großstadt, wo niemals Heimat entstehen kann. Heidinger meidet Betroffenheitsgestus oder reißerischen Reportagestil, erzählt eine karge Geschichte, die mitunter unzugänglich wirkt.
In zeitintensiver Vorbereitung gelang es ihm, das Vertrauen seiner Protagonisten zu erlangen und sie die Kamera vergessen zu lassen. So gewinnt er authentische Eindrücke. Radikal beschränkt sich der Film auf den Erfahrungshorizont der drei, folgt ihnen in die Notunterkünfte oder ins Wohnzimmer von Stammfreiern. Die drei verbindet eine verblüffend zärtliche Freundschaft, wohl ihr einziger Halt in einem anonymen Lebensraum ohne Privatsphäre. Das fast monochrome Bild, in das sich nur selten Farben verirren, beschreibt winterkalte (Seelen-)Landschaften, in denen der Straßenlärm die gemurmelten Dialoge übertönt. Dieser ungeschönte Realismus schlägt aufs Gemüt. Drei Jahrzehnte nach „Christiane F.“ versucht wieder ein junges Mädchen von seiner Drogensucht loszukommen, als bei ihm nach einem Bluttest Hepatitis diagnostiziert wird. Das ohne Jammern ertragene Ausmaß der Einsamkeit wird erst klar, als Aileen mit dem Zug in die Heimat verschwindet und erneut eine Entziehungskur beginnt. Ihren Abschiedsbrief liest Angel im Dämmerzustand nach einem Schuss.
tk.
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