Du zhan: Hongkongs verdienter Meisterregisseur Johnnie To begibt sich für seinen neuen Polizeithriller ins Herz von Rotchina und inszeniert einen spannenden, streckenweise höchst realistisch anmutenden Wettstreit zwischen Fahndern und Gangstern vor den Kulissen eines wüstenhaft trist wirkenden, unter einer ständigen Abgaskuppel steckenden Industriemolochs. Kompromisse mit der Zensur mussten wohl gefunden werden, dennoch bleibt...
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Handlung und Hintergrund
Der mächtige Drogendealer Ming aus der chinesischen Metropole Tianjin ist der Polizei ins Netz gegangen. Um sich vor der für Fälle wie den seinen gedachten Todesstrafe zu schützen, schlägt er dem leitenden Detective Zhang einen Deal vor, verspricht, ihm zur Ergreifung von Hintermännern zu verhelfen, insbesondere des legendären Unterweltzaren Uncle Bill. Zhangs mit allen Wassern gewaschenes Team von Spezialisten nimmt umgehend die Jagd auf, doch tatsächlich gerät die Sache komplizierter als erwartet.
Mit seinem neuen Gefangenen, dem Mafia-Unterboss, glaubt sich Detective Zhang im Vorteil an der Drogenkriegsfront. Aufschlussreicher Einblick in die Polizeiarbeit des neuen China, spannend angerichtet von Johnny To.
Besetzung und Crew
Regisseur
Johnnie To
Darsteller
Sun Honglei,
Louis Koo,
Huang Yi,
Gao Yungxiang,
Wallace Chung,
Hao Ping
Drehbuch
Wai Ka-fai,
Yau Nai-hoi,
Ryker Chan,
Yu Xi
Musik
Xavier Jameux
Kamera
Cheng Siu-keung
Schnitt
David M. Richardson,
Allen Leung
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Besonders im letzten Jahrzehnt zählte Produzent und Regisseur Johnny To zu Hongkongs wenigen innovativen Filmemachern, der in seinen Genrefilmen wie "Exiled" oder "Breaking News" noch Experimente wagte. Über weite Strecken weist auch sein erstes chinesisches Werk "Drug War" die gewohnten Tugenden auf. Dazu gehören eine schnörkellose, ökonomisch präzise Inszenierung, eine düstere Fotografie, ein fesselnder Plot, bei dem ein Rädchen perfekt ins nächste greift, eine düstere Atmosphäre, leicht überzogenen Charaktere, deren Zeichnung mit wenigen Strichen gelingt, und eine dichte Milieuschilderung. Daher ist es bedauerlich, dass diese Qualitäten gegen Ende zunehmend aufweicht werden.
Zunächst bezieht "Drug War" seine Spannung aus der Parallelmontage verschiedener Ereignisse, wobei dem Zuschauer nicht sofort klar ist, um wen es sich bei den involvierten Figuren wie die Reisende in einem Ausflugbus wirklich handelt und worin ihre Ziele bestehen. Nachdem die Fronten geklärt sind, konzentrieren sich To und seine vier Autoren, darunter sein langjähriger Co-Autor und gelegentlicher Co-Regisseur Ka-Fai Wai, auf das Doppelspiel der beiden Kontrahenten: Als falscher Drogenschmuggler dringt Lei Zhang tief in die mafiösen Strukturen der Organisation vor, wobei er immer der Gefahr ausgesetzt ist, dass ihn der undurchsichtige Timmy Choi auffliegen lassen kann. Als ambivalenter Charakter handelt es sich bei Choi um die interessanteste Figur, während die chinesischen Polizisten durchweg positiv skizziert werden. Dagegen stammen fast alle Schurken aus Hongkong.
Angesichts der Anhäufung an Cliffhanger-Situationen innerhalb der verdeckten Ermittlungen und Abhörmaßnahmen fällt dies zunächst kaum ins Gewicht. Mitunter steht hinter manchem Boss ein anderer als Strippenzieher, der mit drastischen Mitteln jeden Mitwissern beseitigt, was man schon aus früheren Johnny To-Werken kennt. Während das riskante Undercover-Versteckspiel über Strecken durchaus nachvollziehbar in Szene gesetzt wird, gibt To im letzten Drittel mit einem überhöhten Shootout zwischen den "Mute Brothers", zuvor als tragische Gestalten eingeführt, und der Polizei seinen naturalistischen Stil auf. Dies setzt sich im Finale mit einem langen Showdown fort, wo sich die Positionen zwischen den involvierten Parteien mit Anklängen an ein Schachspiel ständig ändern.
Bald fragt man sich jedoch, was aus den Schulkindern in einem entführten Bus wurde. Bedrohung und Tod von Minderjährigen dienen im Hongkong-Kino häufig als zusätzliche Spannungsmomente. In Johnny Tos Actionspektakel "Heroic Trio" wird sogar ein Baby aufgespießt, um beim Publikum Emotionen zu erzeugen. Hier wirkt das Motiv unausgegoren, zumal es sich bei den verstörten Schulkindern um reichlich stille Geiseln handelt. Völlig ärgerlich wird "Drug War" in der Schlusssequenz mit einem plötzlichen Plädoyer für die Todesstrafe. Mag sein, dass die Produzenten dieses Ende wünschten, doch es schadet dem zuvor fesselnden Polizei- und Gangsterthriller extrem.
Fazit: Über weite Strecken entwickelt "Drug War" ein atemloses, packendes Katz- und Maus-Spiel zwischen einer Anti-Drogen-Einheit und einem Kokainkartell, bei dem ein überzogenes, zwiespältiges Finale verstört
Hongkongs verdienter Meisterregisseur Johnnie To begibt sich für seinen neuen Polizeithriller ins Herz von Rotchina und inszeniert einen spannenden, streckenweise höchst realistisch anmutenden Wettstreit zwischen Fahndern und Gangstern vor den Kulissen eines wüstenhaft trist wirkenden, unter einer ständigen Abgaskuppel steckenden Industriemolochs. Kompromisse mit der Zensur mussten wohl gefunden werden, dennoch bleibt ein atmosphärischer dichter Thriller von großer Kraft.