Wir nehmen das „Dune 2“-Ende genauer unter die Lupe und erläutern Villeneuves Beweggründe für die Änderungen im Vergleich zur Romanvorlage.
– Achtung, es folgen Spoiler zur Handlung von „Dune 2“! –
Gut zweieinhalb Jahre mussten Sci-Fi-Fans warten, nun ist es endlich soweit: „Dune 2“ ist ab sofort in den deutschen Kinos zu sehen. Wer mit der Romanvorlage von Frank Herbert vertraut ist, wird allerdings die ein oder andere Änderung festgestellt haben. Dafür gibt es auch einen guten Grund, wie Regisseur Denis Villeneuve gegenüber Inverse zu Protokoll gegeben hat. Unter diesem Gesichtspunkt wollen wir das Ende von „Dune 2“ noch mal genauer betrachten und erläutern die Bedeutung der Änderungen.
Alles was ihr über die Sandwürmer aus den „Dune“-Filmen wissen müsst, erfahrt ihr im Video:
Chani und Paul: Die wichtigsten Unterschiede zwischen Roman und Film
Ganz generell rafft die „Dune“-Fortsetzung die Romanhandlung deutlich zusammen. Pauls (Timothée Chalamet) Aufstieg zum Fremen-Messias und der große Angriff samt Aufeinandertreffen mit dem Imperator (Christopher Walken) hat in den Büchern mehrere Jahre beansprucht, während die filmischen Ereignisse binnen weniger Monate stattfinden.
In „Der Wüstenplanet“ ist die Liebesbeziehung zwischen Chani (Zendaya) und Paul schon weiter vorangeschritten. Ein erstes gemeinsames Kind verlieren die beiden, in der Zwischenzeit wird bereits Pauls Schwester Alia (Anya Taylor-Joy) geboren, welche in „Dune 2“ fast ausschließlich als Fötus auftritt, bevor Chani in „Der Herr des Wüstenplaneten“ nach langen Jahren des Probierens die Zwillinge Leto II. und Ghanima zur Welt bringt, nach der Geburt jedoch verstirbt.
Im Film ist die Liebe zwischen Usul – wie Paul mittlerweile auch genannt wird – und Chani noch jung. Anfangs teilen beide die Sorge um sein Schicksal, seine Rolle als Messias und die Folgen für die Fremen. Trotz der noch so düsteren Visionen folgt er letztendlich seinem „vorbestimmten“ Weg: Er geht in den Süden, trinkt vom „Wasser des Lebens“, welches seine geistigen Fähigkeiten weiter verstärkt, und gibt sich seiner Messias-Rolle vollends hin.
Paul führt die Fremen zu besagter Schlacht und sagt dem Imperator von Angesicht zu Angesicht den Kampf an. Seine Tochter, Prinzessin Irulan (Florence Pugh), will er jedoch verschonen und sie zur Frau nehmen. Das verkündet er kurz nachdem er seinen Liebesschwur gegenüber Chani erneuert hat. Die Fremen-Kämpferin hat sich jedoch längst von Paul losgesagt, da sie seine Einstellung nicht mehr teilt, seinen Weg für zu gefährlich hält und er nicht mehr im Interesse ihres Volkes handelt. Die Verlobung mit der Prinzessin aus dem Hause Corrino ist dann der letzte Stich ins Herz: Mit unterdrückten Tränen verlässt Chani vorzeitig den Raum und macht sich allein auf den Weg in die Wüste, wo schon der nächste Sandwurm auf sie wartet.
Abgesehen davon endet „Dune 2“ mit dem gleichen Ergebnis wie im Buch: Paul besiegt Feyd-Rautha (Austin Butlers) in einem Messerkampf (der im Detail allerdings etwas anders abläuft), der Imperator tritt nach Androhung der vollständigen Spice-Zerstörung widerwillig ab und Paul übernimmt die Herrschaft über das Imperium.
So begründet Villeneuve das tragische Ende
Wie Villeneuve in obigem Interview erläutert, gibt es einen guten Grund, um die Beziehung zwischen Paul und Chani so tragisch enden zu lassen. Der „Dune“-Regisseur möchte damit eine Fehlinterpretation verhindern, welche vorher bereits die Buchreihe ereilte. Er geht davon aus, dass Romanschöpfer Frank Herbert mit der einseitigen Heldenbetrachtung unzufrieden war und deshalb „Dune: Messiah“ (deutscher Titel: „Der Herr des Wüstenplaneten“) verfasst hat, um Pauls dunkle Seite herauszuarbeiten.
„Um das zu erreichen, habe ich dafür gesorgt, dass in Pauls dramatischem Bogen und in der Geschichte alle Elemente vorhanden sind, ich habe nur ein bisschen anders mit ihnen gespielt. Am Ende des Films sieht man, dass Paul Entscheidungen getroffen hat, um einige Menschen zu beschützen, die ihn aber zu dem werden ließen, was er einst versucht hat, zu bekämpfen.“
Hier wird also schon ein wenig vorweggegriffen und der doppelte Verrat an Chani, sowohl bezogen auf ihre Liebesbeziehung also auch seine Rolle als Prophet, die er nun eben doch angenommen hat, ebnen auf diese Weise den Weg für „Dune 3“.
Ein dritter „Dune“-Film wird sich dann wahrscheinlich mit Pauls „Heiligem Krieg“ und dessen fatalen Folgen für Arrakis und die Fremen auseinandersetzen. Womöglich wird Chani dann zu einem wichtigen Gegenpol und entfacht vielleicht sogar eine Rebellion innerhalb der Fremen gegen Paul und seine gläubige Gefolgschaft. Da Villeneuve ihren Charakter bereits so deutlich von ihrer Romanfigur entfernt hat, kann Chanis Schicksal allerdings schlecht vorhergesagt werden. Dass sie Pauls Konkubine bleibt und versucht, schwanger zu werden, scheint aktuell jedoch so gut wie ausgeschlossen.
Bis wir erfahren, wie es in „Dune 3“ wirklich weitergeht, müssen wir uns allerdings noch gedulden. Wer die Vorlage noch nicht kennt, kann sich bis dahin mit der Romanlektüre vertraut machen:
Ihr kennt euch mit Romanverfilmungen bestens aus? Dann beweist eure Expertise in folgendem Quiz: