Die Hauptfigur Paul Atreides dürfte beim „Dune“-Publikum einige Fragen aufwerfen. Was hat es mit seinen widersprüchlichen Visionen auf sich? Ist er wirklich der Messias?
– Achtung: Es folgen Spoiler zu „Dune“! –
Denis Villeneuve hat mit seinem Sci-Fi-Epos „Dune“ den gefeierten Klassiker „Der Wüstenplanet“ von Frank Herbert adaptiert. Ein wahrlich schwieriges Unterfangen, glänzt die Vorlage doch gerade mit ihrer Komplexität. Entsprechend dürften die Zuschauer*innen, die das Buch nicht kennen, einige Fragen nach dem Kinobesuch über das Ende haben.
Denn Villeneuve adaptierte mit „Dune“ zunächst nur den ersten Teil von „Der Wüstenplanet“, sonst hätte der Film sicherlich sämtliche Dimensionen sprengen müssen. Entsprechend haben wir es hier mit einem vorerst offenen Ende zu tun, ähnlich wie bei „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“. Was genau euch in „Dune 2“ erwartet, wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Dennoch können wir auf die vielleicht wichtigste Frage zum Ende eingehen: Ist Paul Atreides (Timothée Chalamet) der Messias und was hat es mit seinen mysteriösen Visionen auf sich?
Wie es bei „Dune“ weitergehen könnte, verrät euch unser Video:
Kann Paul nun in die Zukunft sehen oder nicht?
So sah Paul beispielsweise einmal, wie er Chani (Zendaya) küsst und direkt danach, wie sie ihn mit einem Messerstich tötet. Noch verwirrender wurde es zum Ende des Films: Paul sah Jamis (Babs Olusanmokun) in seinen Visionen, ebenfalls bevor er diesen getroffen hatte. Dort war Jamis offensichtlich sein Mentor, der ankündigte, ihm zu zeigen, wie man in der Wüste überlebt.
Als Paul dann jedoch später tatsächlich auf Jamis traf, war dieser ihm gegenüber deutlich ablehnender und es kam gar zum Duell zwischen den beiden. Dieses konnte Paul für sich entscheiden, wodurch seine Vision, laut der Jamis sein Mentor wird, sich natürlich zerschlagen hatte. Ist Paul also doch nicht der Auserwählte, der Messias, der Kwisatz Haderach, der in die Zukunft blicken kann?
Ganz so einfach ist die Angelegenheit natürlich nicht, es handelt es sich hierbei schließlich immer noch um „Dune“. Der erste Teil der umfangreichen Geschichte ist auch eine Geschichte darüber, wie Paul erwachsen wird und Verantwortung übernimmt, was er vor allem nach dem Tod seines Vaters und seinem eigenen Aufstiegs zum Herzog tun muss. Entsprechend entwickelt sich Paul eben erst noch und dies symbolisieren die sich widersprechenden Visionen: Er kann in die Zukunft sehen, aber er sieht noch mehrere Wege, wie sich alles entwickeln könnte. So könnte er mal zu Chanis Geliebtem werden, mal von dieser getötet werden. Paul weiß schlicht nicht, welche Möglichkeiten am Ende wirklich wahr werden.
Genau das soll den Kwisatz Haderach jedoch von den anderen Menschen unterscheiden, die dank des Gewürzes ein bisschen in die Zukunft blicken können: Er soll wirklich eins werden mit allem, was war und allem, was sein wird. Paul fehlt also anscheinend noch ein wichtiges Element seiner Entwicklung, um den Titel für sich beanspruchen zu können.
Wobei die Frage ist, inwieweit er dazu überhaupt werden kann. Die Bene Gesserit verfolgten seit einer gefühlten Ewigkeit den Plan, eine neue Art Mensch zu schaffen, dessen Bewusstsein durch gezielte Kreuzung derart gezüchtet wird, dass er Raum und Zeit überbrücken kann. Das ist aber eben nur ein Vorhaben, bislang wurde dies noch nie erreicht. Entsprechend bleibt abzuwarten, ob solch eine Art Mensch überhaupt erschaffen werden kann und falls ja, inwieweit er den Vorstellungen der Bene Gesserit entspricht. Ganz zu schweigen davon, ob er die Prophezeiungen erfüllen kann, die allerdings eh nur ein Propagandamittel der Bene Gesserit sind und keine wirkliche mythische Bedeutung haben.
Paul hat noch ein großes Abenteuer vor sich
Paul jedenfalls scheint seine mögliche Bestimmung als Kwisatz Haderach mit dem Mord an Jamis akzeptiert zu haben. Immerhin hört er direkt davor Stimmen, die ihm sagen, dass Paul sterben müsse, damit der Kwisatz Haderach auferstehen könne. Durch seinen ersten Mord tötete Paul auch einen Teil von sich selbst, indem er sein bisheriges kindliches Leben hinter sich lässt und seine Verantwortung annimmt.
Inwieweit er dieser nachgehen und die Hoffnungen der Bene Gesserit erfüllen kann, muss „Dune 2“ zeigen. Dort muss sich Paul zudem mit den Fremen verbünden, denn nur gemeinsam haben sie eine Chance, die Harkonnen auf Arrakis zu besiegen. Dort hat immerhin Rabban (Dave Bautista) im Auftrag seines Onkels Baron Vladimir Harkonnen (Stellen Skarsgård) die Regentschaft übernommen und die Aufgabe erhalten, den Planeten und seine Bewohner*innen aus Profitgier auszuquetschen.
Zumal der Imperator über seine Eliteeinheit, die Sardaukar, direkt mit der illegalen Attacke gegen das Haus Atreides verbunden ist. Entsprechend kann Paul jede Hilfe gebrauchen, wobei er in „Dune“ bereits einen möglichen Ausweg erwähnte: Er warf den Plan in den Raum, die Tochter des Imperators zu heiraten, um dessen Platz einzunehmen. Ob solch ein kühnes Manöver gelingen könnte? Wie sollte Paul vom Exil aus den Imperator derart unter Druck setzen können, dass dieser in diesen Plan einwilligt? Diese und weitere Fragen, muss die Fortsetzung klären.
Gibt es bei „Dune“ eine Post-Credit-Szene?
Die Marvel-Filme haben es uns gelehrt und etliche andere Werke belohnen das Publikum für ihre Geduld. Das neueste Werk von Denis Villeneuve gehört aber nicht dazu: Nein, „Dune“ hat keine Post-Credit-Scene.
Sitzenbleiben lohnt sich natürlich, um noch ein wenig länger dem Soundtrack von Hans Zimmer zu lauschen, den ihr alternativ aber auch bei Spotify, Apple Music, auf YouTube und anderen Anbietern hören könnt.
Einen Ausblick auf „Dune 2“ gibt es entsprechend nicht, das aber auch aus gutem Grund: Es steht noch gar nicht fest, ob die Fortsetzung kommt. Alle Beteiligten wünschen sich natürlich einen zweiten Teil, der erhält vom Studio Warner Bros. aber wohl nur grünes Licht, wenn genug Andrang herrscht. Da „Dune“ in Deutschland erfolgreich startete, sind die Chancen immerhin schon gestiegen.
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