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Edelweißpiraten: Köln, 1944: Die Stadt liegt in Trümmern. Karl (Iwan Stebunov), sein Bruder Peter (Simon Taal) und ihre Freunde kämpfen täglich ums Überleben, legen sich als "Edelweißpiraten" mit der Gestapo an. Eines Tages werden die Jungs vom flüchtigen Häftling Hans (Bela B. Felsenheimer) zu einem Sabotageakt überredet. Doch der Plan fliegt auf. Um Peter vorm Galgen zu retten, sieht Karl nur eine Lösung: Verrat!

Handlung und Hintergrund

Im Deutschland der frühen 40er hat nicht jeder Jugendliche Bock auf Endsieg und Hitlerjugend. Wie einige hundert weitere Kids aus der Stadt fühlt sich auch der 17-jährige Karl (Ivan Stebunov) aus Köln-Ehrenfeld der wachsenden Gruppe sogenannter Edelweißpiraten zugehörig. Deren Mitglieder verweigern den Dienst in Uniform, hören lieber Jazz statt Marschmusik und liefern sich wilde Prügeleien mit der HJ. Als Karl und seine Freunde den KZ-Häftling „Bombenhans“ Steinbrück (Bela B. Felsenheimer) verstecken, nimmt der wilde Widerstand organisierte Form an.

Im Jahre 2003 und damit gut 30 Jahre später als der Staat Israel entschloss sich auch die Bundesrepublik Deutschland jener jugendlichen Subkultur ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen, die der Mitläufergeneration bewiesen hatte, dass Widerstand gegen die Nazis doch möglich war.

Deutschland zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Die jugendliche Widerstandsgruppe der sogenannten „Edelweißpiraten“ wird von der Gestapo erbarmungslos verfolgt: Mitten in Köln-Ehrenfeld werden am 10. November 1944 acht junge Leute zwischen 16 und 24 Jahren und fünf Erwachsene ohne Urteil in aller Öffentlichkeit erhängt.

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Nach dem Tod seines großen Bruders an der Ostfront schließt sich der junge Karl einer Widerstandsgruppe, den „Edelweißpiraten“, an. Zusammen mit anderen Jugendlichen rebelliert er zaghaft gegen die Nationalsozialisten. Als Karl in einem zerbombten Haus den KZ-Flüchtling Hans entdeckt, wird aus der Jugendrebellion schnell bitterer Ernst, denn fortan hält Hans die Zügel fest in der Hand. Als neuer Gruppenleiter schreckt er auch vor militanten Aktionen nicht zurück und gerät so bald ins Visier der Gestapo.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Niko von Glasow
Produzent
  • Daniel Brücher
Darsteller
  • Ivan Stebunov,
  • Bela B.,
  • Anna Thalbach,
  • Simon Taal,
  • Jochen Nickel,
  • Dominik Bromma,
  • Florian Wilken,
  • Johannes Schaller,
  • Ola Wasiliewa,
  • Volker Röhlich
Drehbuch
  • Kirstin von Glasow
Musik
  • Andreas Schilling
Kamera
  • Jolanta Dylewska
Schnitt
  • Oli Weiss,
  • Andreas Wodraschke
Casting
  • Tina Thiele,
  • Alla Petelina

Kritikerrezensionen

    1. Edelweißpiraten: Ein romantischer Name, der von Bergwelt und Seeräubertum kündet, vom Überleben in karger Steinlandschaft und von Rebellentum außerhalb des Gesetzes. Edelweißpiraten: So nannten sich tausende Jugendliche in den zerstörten Städten während des zweiten Weltkriegs, lose Gruppierungen, die sich an einem Edelweißastecker am Revers erkannten. In den Diskussionen um deutsche Vergangenheitsbewältigung, in der Ehrung verschiedener Widerstandsgruppen politischer, kirchlicher, militärischer oder auch studentischer Art gehen die Edelweißpiraten gerne unter – sie hatten kein Gegenprogramm, keinen theoretischen Unterbau für ihre Opposition zum Naziregime. Ihr Widerstand war intuitiv und emotional, der natürliche Aufstand gegen die Elterngeneration in der Pubertät vermischte sich mit der tief empfundenen Ahnung, dass etwas nicht stimmen kann, wenn der Staat die Bevölkerung terroristisch bevormundet, wenn die Städte in Trümmern liegen.

      Niko von Glasows Film ehrt den jugendlichen Widerstand, und es gelingt seinem Film, die Unsicherheit und den diffusen Oppositionsgeist der Jugendlichen genau einzufangen. Die kleinen Sorgen, die Probleme des Überlebens, die Trauer um die Gefallenen und Vermissten verknüpft der Film mit einer Bewusstwerdung, von der vagen Subversivität zum wirklichen Widerstand. Die Edelweißpiraten wirken manchmal, zu Anfang des Films, wie die Vorläufer der „Halbstarken“, denen die Sorgen der Eltern in den 50ern galten, eine Vorform der Jugendkultur, auch Popkultur, wie wir sie heute kennen – einer wilden Prügelei, die sich die Edelweißpiraten und Hitlerjugendliche liefern, ist mit leichtem Jazz á la Django Reinhardt unterlegt, Musik, die die Edelweißpiraten immer wieder in ihren Kellerverstecken auflegen. Die Prügelei ist als nichts Ernstes inszeniert, als ein Herumbalgen unter Jugendlichen, und in dem Topshot, der die aufeinander losstürmenden Gegner zeigt, erinnert er an die Schneeballschlacht im „Fliegenden Klassenzimmer“, ein kleiner Schlagabtausch unter Jugendlichen, die unter anderen Umständen Freunde gewesen wären.

      Immer wieder erzählt der Film in Genremustern, Widerstandsnester werden ausgeleuchtet wie die Unterschlupfe von Verbrechern in Gangsterfilmen, aus fahrenden Autos fallen Schüsse… Im Gegensatz zu dieser Leichtigkeit der Genreformeln steht der tiefe Gehalt, der Widerstand gegen ein Terrorregime, das sich in der Form der Jugendlichkeit ausdrückt, ein Widerstand, der von leichter Subversivität – das Beschmieren von Wänden mit unleserlichen Parolen als Vorform der Graffitisubkultur – bis zu aktiver, waffengestützter Gewalt gegen die Gestapo reicht.
      Niko von Glasow lässt immer den Zwiespalt der Jugendlichen spüren, den Wunsch zu überleben und den Wunsch, sich zu widersetzen gegen einen Staat, der als falsch empfunden wird. Und weil der Widerstand der Edelweißpiraten schwankte zwischen aktivem Kampf, jugendlichem Rebellentum und dem Drang, inmitten von Trümmern zu überleben, wurden sie lange Zeit nicht als wirkliche Widerstandskämpfer gegen die Nazis anerkannt, galten lediglich als Kleinkriminelle – einem der überlebenden Edelweißpiraten wurde von einem Beamten der Bundesrepublik gar bescheinigt, er habe dem Charakter des Unrechtsregimes gar nicht erkennen können, weil er nur „von mittlerer Intelligenz“ sei. 1972 wurden die Piraten von Israel als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt, doch erst 2003 von Deutschland als Widerstandskämpfer anerkannt…

      So ist der Film nicht nur die Geschichte einer Bewusstwerdung der jungen Edelweißpiraten in den Kriegsjahren, die von kleinen Aktionen, die fast noch als „grober Unfug“ gelten können, zum Widerstand, zur Unterstützung kämpferischer Gruppen, zu Sabotageakten, zum Plan, das Kölner Gestapo-Hauptquartier zu sprengen, schließlich zum Tod am Galgen führte. Es ist auch ein Film, der das öffentliche Bewusstsein des Widerstands im Kleinen zurechtrückt und der implizit die Trägheit der bundesrepublikanischen Mentalität kritisiert, dass man nichts habe machen können. Jean Jülich, einer der überlebenden Edelweißpiraten, erzählt die Geschichte von Karl als seine eigene, und wahrscheinlich war sie das auch.

      Fazit: Jugendlicher Widerstand in zerbombten Städten: Ein großer Film vom kleinen Überleben.
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    2. Edelweißpiraten: Köln, 1944: Die Stadt liegt in Trümmern. Karl (Iwan Stebunov), sein Bruder Peter (Simon Taal) und ihre Freunde kämpfen täglich ums Überleben, legen sich als "Edelweißpiraten" mit der Gestapo an. Eines Tages werden die Jungs vom flüchtigen Häftling Hans (Bela B. Felsenheimer) zu einem Sabotageakt überredet. Doch der Plan fliegt auf. Um Peter vorm Galgen zu retten, sieht Karl nur eine Lösung: Verrat!

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      1. „Edelweisspiraten“ ist ein schneller, intensiver Film. Es geht um die wenig bekannte Geschichte der „Schmuddelkinder“ des Widerstands in Deutschland, genauer in Köln, wo eine Gruppe von Jugendlichen ihren Protest gegen den Nationalsozialismus ausagiert.

        Der künstlerisch ambitionierte Film ist in weiten Teilen mit der Handkamera als beobachtende dokumentarische Sicht auf die Abläufe gedreht und vermittelt auf diese Weise eine Einheit von Bombenhagel, Verfolgung und Bedrohungsgefühl.

        Als herausragend wird vom Bewertungsausschuss die Intensität des Films empfunden und auch sein Risiko, in der ästhetischen Gestaltung von herkömmlichen Darstellungen der Nazi-Zeit abzuweichen. Der Film kommt ohne all die viele Nazi-Emblematik, die wehenden Hakenkreuzfahnen und die adretten Uniformen aus, die bei vielen Filmen zur Kennzeichnung der Nazi-Zeit eingesetzt werden - und so oft auch die Nazi-Ästhetik nur unkritisch duplizieren. (…)

        Die Ausstattung des Films wirkt beeindruckend real: die Trümmerlandschaften und Fabrikgebäude als heimliche Treffpunkte der Jugendlichen, die Verhör- und Folterräume der SS oder die Wohnräume, die der Krieg gekennzeichnet hat.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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