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Effi Briest: Gegen ihren Willen wird Effi Briest mit dem Offizier Baron Geert von Innstetten verheiratet. Leider hat dieser allerdings mehr für seine Karriere als für sie übrig, aus diesem Grund beginnt sie eine Affäre mit einem Bekannten ihres Mannes, Major Crampas. Als sie Jahre später mit ihrem Mann nach Berlin zieht, geht die Beziehung zu Ende. Sechs Jahre später findet ihr Mann zufällig Liebesbriefe von damals und fordert...

Handlung und Hintergrund

Die siebzehnjährige Effi Briest wird mit dem wesentlich älteren Regierungsinspektor Gert von Innstetten verheiratet. Die Ehe der beiden ist trist, da sich von Innstetten nur für seine politische Karriere interessiert. Etwas Glück genießt Effi nur in einer kurzen Affäre mit Major Crampas, die jedoch durch die Versetzung ihres Mannes nach Berlin beendet wird. Anschließend geht über Jahre alles wie zuvor weiter, bis von Instetten eines Tages die alten Liebesbriefe Crampas‘ entdeckt. Er läßt sich von Effi scheiden, die zurück auf das Gut ihrer Eltern zieht und dort bald vereinsamt stirbt.

Durch einen Ehebruch zerstört Effi Briest ihre Ehe und verliert ihre Stellung in der Gesellschaft. Düstere Verfilmung des Fontane-Romans von Rainer Werner Fassbinder.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Rainer Werner Fassbinder
Darsteller
  • Hanna Schygulla,
  • Wolfgang Schenck,
  • Ulli Lommel,
  • Lilo Pempeit,
  • Karlheinz Böhm,
  • Ursula Strätz,
  • Irm Hermann,
  • Prof. Hark Bohm,
  • Herbert Steinmetz,
  • Karl E. Scheydt,
  • Barbara Lass,
  • Rudolf Lenz,
  • Andrea Schober,
  • Eva Mattes,
  • Theo Tecklenburg,
  • An Dorthe Braker,
  • Peter Gauhe,
  • Barbara Valentin
Drehbuch
  • Rainer Werner Fassbinder
Musik
  • Camille Saint-Saëns
Kamera
  • Jürgen Jürges,
  • Dietrich Lohmann
Schnitt
  • Thea Eymèsz
Sprecher
  • Rainer Werner Fassbinder

Kritikerrezensionen

    1. Selten halten sich Literaturverfilmungen 1:1 an die Vorlage. Komplett neu erfunden werden sie jedoch selten – zum Glück. Hermine Huntgeburth versucht es allerdings trotzdem mit ihrer Verfilmung des Fontane Klassikers Effi Briest. Huntgeburth pfeift auf die liebevoll konstruierten Leitmotive von Theodor Fontane. Nur einmal werden durch einen Wortwitz Briests die Bedeutungen der Vornamen Effi (=Efeu) und Geert (= Stamm) erwähnt und in Verbindung zu einander gesetzt. Das Motiv des Schaukelns so wie alle übrigen Motive fallen jedoch vollkommen weg. Die Regisseurin macht sich allerdings auch nicht die Mühe neue Motive zu entwickeln. Zwar greift sie die Schauergeschichte des Chinesen und dessen mysteriösem Leben auf, ist allerdings nicht in der Lage deutlich zu machen, wieso diese Geschichte solche Auswirkungen auf Effi hat und warum sie sie auf solch sonderbare Weise sogar bis in ihre Träume verfolgt.

      Die Besetzung ist mal mehr, mal weniger gut gelungen: Sebastian Koch als Geert von Instetten passt eigentlich ganz gut, kann nur das lieblose Verhalten Effi wie auch später der Tochter gegenüber nicht glaubhaft zum Ausdruckbringen. Mišel Matičević als Major Crampas hingegen passt hervorragend. Wieder einmal darf er einen draufgängerischen Verführer mimen, der sich einen Dreck um die gesellschaftlichen Konventionen schert. Vortrefflich besetzt sind die Figuren der Haushälterin Johanna mit Barbara Auer und des Apothekers und gleichzeitig Effis Verbündeten Gieshübler mit Rüdiger Vogler.

      Als weibliche Protagonistin interessieren Huntgeburth vor allem starke Frauen („Die weisse Massai“ – 2005 und „Der Teufelsbraten“ – 2007) und so versucht sie auch Effi zu einer starken Frau zu machen – nicht unbedingt mit Erfolg. Besetzt wird die titelgebende Hauptfigur mit Julia Jentsch, die somit einmal mehr eine junge, schwach und schutzbedürftig wirkende Frau spielt, die dann den Zuschauer überraschen soll, weil tatsächlich doch unheimlich viel Stärke in ihr steckt. Als Sophie Scholl bewies sie jedoch leider größeres Schauspieltalent.

      Wodurch beweist Huntgeburths Effi also Stärke? Angeblich zum einen, weil sie sich dem Willen ihrer Eltern fügt, obwohl sie um die gemeinsame Vergangenheit ihrer Mutter und Instetten weiß. Dabei sieht es eher aus wie eine Trotzreaktion, weil ihr Vetter Dagobert sie nicht vorher gefragt hat. Und zum anderen, weil sie sich nicht aus Liebe in eine Affäre mit Crampas stürzt, sondern bestenfalls aus Leidenschaft und vor allem, um sich frei zu fühlen. Absolute Stärke demonstriert diese Effi natürlich in der finalen Konfrontation mit ihren Eltern: Sie raucht (!), schlägt das versöhnliche Angebot ihrer Eltern bei ihnen zu wohnen aus und geht erhobenen Hauptes an Instetten vorbei, der eigentlich gekommen ist, um sich mit ihr zu versöhnen.

      Effi Briest zu einer durch und durch starken Persönlichkeit zu machen, funktioniert nicht. Obwohl auch Crampas behauptet, Effi sei eine Frau, die die Gefahr liebe (dies bemerkt er äußerst geistreich nachdem sie ohne großes Klagen nach einem Sturz von ihrem Pferd sofort wieder aufsteigt). Lächerlich bedenkt man, dass bereits nachts das Geräusch von über dem Boden schleifenden Vorhängen Effi beinahe zu Tode ängstigen. Zwar kränkelt Huntgburths Effi kränkelt nicht so sehr, wie bei Fontane, sondern fühlt sich lediglich in Kessin öfter unwohl (was verständlich ist, weil es ihr unmöglich scheint, sich in dem großen Haus ihres Ehemannes heimisch zu fühlen), umso irritierter ist es jedoch für den Zuschauer plötzlich – ohne weitere Erklärung – zu hören, dass sich Effi lange nach dem Umzug nach Berlin einer längeren Kur unterziehen musste. Ebenfalls lächerlich sind die unmöglich zerzausten, schlecht gemachten Frisuren Effis, die ihre Ungezähmtheit und ihren inneren Drang nach Freiheit unterstreichen sollen. Scheinbar ist man nicht auf die Idee gekommen, die Haare zu diesem Zweck schlicht und ergreifend offen zu lassen.

      Ganz Recht in der aktuellsten Effi Briest Verfilmung stirbt Effi nicht vorlagengetreu einsam und an gebrochnem Herzen im Garten ihrer Eltern, sondern geht selbstbewusst und als moderner Single einem neuen, besseren, selbstbestimmten Leben entgegen. Immerhin findet sich während der letzen Unterhaltung mit den Eltern für Herrn Briest endlich die Gelegenheit – wenn auch keine wirklich passende – wenigsten einmal „das ist ein weites Feld“ sagen zu können.

      Fazit: Dann doch lieber die Fassbinderversion. Da schaukelt Effi wenigstens.
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