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Egoshooter: Experimentelle Mischung aus Videotagebuch und Spielfilm, aus dem sich das Porträt eines Heranwachsenden ergibt.

Handlung und Hintergrund

Der 19-jährige Jakob (Tom Schilling) wohnt bei seinem älteren Bruder Kris (Lennie Burmeister) und dessen schwangerer Freundin Karo (Lilia Lehner), die er heimlich anhimmelt. Den Kontakt zu den Eltern hat er abgebrochen, das nötige Kleingeld für den Alltag und die abendlichen Parties besorgt er sich, indem er Passanten auf der Straße anbettelt oder auch mal nachts in eine Villa einsteigt. Sein tägliches Leben dokumentiert er mit seiner Videokamera. Als er seinen Bruder und Karo beim Geschlechtsverkehr archiviert, geht der Tunichtgut einen Schritt zu weit.

Der Titel dieses wie ein Dokumentarexperiment wirkenden Comig-of-Age-Dramas von Regisseur Oliver Schwabe zielt nicht auf das vielzitierte „jugendgefährdende Computerspiel“, sondern auf den hauptagierenden Schützen mit der Videokamera ab.

Der 19-jährige Jakob filmt mit seiner Videokamera seinen WG-Alltag mit seinem Bruder und dessen schwangerer Freundin Karo in Köln, sich selbst beim Masturbieren, nächtliche Streifzüge mit Freunden oder die Konzerte seines Freundes Phillip. Vor allem aber dokumentieren seine Aufnahmen sein beständiges Bedürfnis nach Nähe.

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Der 19-jährige Jakob schlägt sich ohne Ambitionen durch die Tage - die Wohnung teilt er mit dem Bruder und dessen Freundin, das Nötige zum Leben schnorrt er sich zusammen. Die einzige Ordnung in seinem Alltag entsteht durch eine Videokamera, mit der er alles dokumentiert und festhält, was sich in seiner Umgebung abspielt. Nichts ist ihm dabei zu privat oder anstößig, weder Diebestouren, Partyabende noch zerstörerische Gewalt. Doch erst als er seine Mitbewohner beim Sex aufnimmt, nimmt das Chaos wirklich seinen Lauf.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Oliver Schwabe,
  • Christian Becker
Produzent
  • Peter Schwartzkopff,
  • Wim Wenders,
  • Ute Schneider
Darsteller
  • Tom Schilling,
  • Camilla Renschke,
  • Max Timm,
  • Lilia Lehner,
  • Lennie Burmeister,
  • Nomena Struß,
  • Simon Sean Hoffmann,
  • Ben Nijmeijer,
  • Nikki Sudden
Drehbuch
  • Oliver Schwabe,
  • Christian Becker
Musik
  • Aurelio Valle,
  • Nikki Sudden
Kamera
  • Oliver Schwabe,
  • Tom Schilling
Schnitt
  • Christian Becker,
  • Achim Seidel,
  • Angelika Strelczyk
Casting
  • Susanne Ritter

Kritikerrezensionen

    1. In seinen Videotagebüchern dokumentiert Jakob, wie er sich täglich die Zeit vertreibt. Inspiriert durch die NDR-Videotagebücher haben Oliver Schwabe und Christian Becker nun ein Videotagebuch für die Kinoleinwand inszeniert. Dort, wo Jakobs eigene Kamera nichts aufgenommen hat, wird die Handlung um eine objektive Kamera ergänzt. Aus diesem filmischen Patchwork ergibt sich ein relativ geschlossenes Bild von Jakobs Leben. Er bettelt Passanten um Geld an, besäuft sich mit der Mutter seines Kumpels Piet und befriedigt eine Freundin am Rheinufer. Die Bilder sind visuell nicht so krass dargestellt, wie sie geschrieben klingen, sondern stehen in einem geradezu poetischen Nähe-Distanz-Verhältnis. Auch die Bilder Jakobs eigener filmischer Experimente halten sich an diese Regel.

      Es fällt lediglich schwer nachzuvollziehen, warum der intelligent und sympathisch wirkende Jakob aus Langeweile so viel Mist baut. Als er zusammen mit seinem Kumpel Phillip in eine Wohnung einbricht, zertrümmern dort beide das Mobiliar und der Film beginnt beinahe zu einem "Die fetten Jahre sind vorbei" für Arme zu mutieren.

      Worum es ihnen geht, erklärt Phillip auf einem von Jakob aufgenommenen Tape. Er spricht von Ziellosigkeit und von dem Bedürfnis nach einer großen, vielleicht auch radikalen Jugendorganisation. Etwas, wo Alle mitmachen. Zusammen mit Jakob redet er darüber, was aus den beiden einmal werden könnte. "Im Grunde kann man echt alles werden", meint Jakob. Sie warten es ab. Mit seinen "philosophischen Monologen" trifft Phillip die jugendliche Verfassung, auch wenn der Film meist ein Milieuspezifisches, nicht repräsentatives Bild abgibt. Oft wird der Eindruck erweckt, Jakobs Leben sei gänzlich normal. Jakob lebt ohne Eltern und sucht auch deshalb in seinem Tun eine Identität. In Piets Mutter sieht er seine Ersatzmama. Was mit seinen leiblichen Eltern los ist, erfahren wir nicht. Es kommt anfangs nur eine Postkarte von Jakobs und Kris' Mutter.

      Ein weiterer Stützpfeiler in Jakobs Dasein ist neben dem Tagebuch der Hiphop. Wer sich hiermit nicht identifizieren kann, muss einige musikalische Einlagen über sich ergehen lassen. Unter den Hiphoppern bietet Tom Schilling ein ungewöhnliches Bild. Er verleiht aber durch schauspielerisches Talent seiner Figur ein charismatisches Erscheinen und verkörpert Jakob als komplexen und interessanten Charakter. Improvisierte Szenen verleihen seinen Darstellungen eine hohe Authentizität, oft wirken dadurch aber viele Passagen gedehnt und planlos.

      "Egoshooter" bietet ein gleichermaßen faszinierendes wie anstrengendes Selbstportrait. Für einen Spielfilm ist die Dramaturgie leider dennoch zu platt. Wer möchte sich einen Film über eine fiktive Person ansehen, in dem nichts passiert? Gerade in einer Zeit, in der Action und Blockbuster hoch im Kurs stehen, wird "Egoshooter sein Zielpublikum nicht erreichen und als Dokument zeitgenössischen Lebens verstauben.

      Fazit: Ambitioniert umgesetztes, aber dennoch langweiliges Portrait eines jugendlichen Helden.
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    2. Egoshooter: Experimentelle Mischung aus Videotagebuch und Spielfilm, aus dem sich das Porträt eines Heranwachsenden ergibt.

      Auf den Hofer Filmtagen fand aus deutscher Sicht vor allem das experimentelle Videotagebuch des Regie-Duos Christian Becker und Oliver Schwalbe viel Beachtung. „Egoshooter“ ist das Selbst-Porträt eines orientierungslosen jungen Menschen und somit auch aktuelles Spiegelbild einer heranwachsenden Generation, die herzlich wenig mit sich anzufangen weiß. Titel(-Anti-)Held Tom Schilling, der zuletzt in „Napola“ brillierte, könnte mit dieser Light-Version eines Larry-Clark-Films Programmkinos zu respektablen Besucherzahlen verhelfen.

      Wim Wenders macht nicht nur Filme, er kümmert sich auch um den Nachwuchs. So konnten unter seiner Schirmherrschaft bereits drei junge Regisseure, darunter Marc Ottiker („1/2 Miete“), ihr Talent beweisen. „radikal digital“ nennt sich sein Projekt, und an dieses Motto haben sich Christian Becker und Oliver Schwabe - beide Absolventen der Kölner Kunsthochschule für Medien - auch strikt gehalten. „Egoshooter“ ist ein Tagebuch in Bildern, das zum Teil von einer „objektiven“ (Video-)Kamera, zum anderen aus der Sicht des Protagonisten, in diesem Fall Jakob alias Tom Schilling, festgehalten wurde. Dieser Jakob ist 19 Jahre alt, lebt mit seinem Bruder und dessen schwangerer Freundin in einer Kölner Wohnung und zeigt ansonsten wenig Interesse an Arbeit oder anderen sinnvollen Beschäftigungen. Einem Hobby frönt er aber, und das ist seine Videokamera. Sie ist sein ständiger Begleiter, mit ihr beobachtet er sich selbst - beim Masturbieren, beim Zerstören von Mobiliar, beim Geldschnorren am Bahnhof - und auch andere, wie seinen Bruder mit Freundin beim Kopulieren, einen rappenden Kumpel, die betrunkene Mutter eines Freundes.

      „Egoshooter“ besitzt keine Dramaturgie im herkömmlichen Sinne, stattdessen werden verschiedene Momentaufnahmen, Fragmente aus dem Leben eines Jugendlichen, aneinander montiert, die - einem Mosaik gleich - am Schluss ein großes Ganzes ergeben sollen. Das Porträt einer Generation, die nichts mit sich anzufangen weiß, die keine Ideale mehr besitzt und in depressiver Passivität versinkt. Authentisch wirkt dabei nicht nur die technische Umsetzung - fahrige, unscharfe, verwackelte Bilder unterstreichen den amateurhaften Umgang des „Videotagebuchführers“ mit dem Medium -, auch die Darsteller, die mit wenigen Ausnahmen mit Laien, die sich teils selbst spielen, besetzt wurden, kommen glaubwürdig rüber. Das unkonventionelle Regie-Projekt, das phasenweise an Larry Clarks „Kids“ erinnert, ohne dessen Radikalität zu erreichen, steht und fällt mit der Performance von Tom Schilling, der sich dem filmischen Experiment mit viel Mut gestellt hat. Zum einen, weil er hier sein Innerstes nach außen gekehrt und viel Privates von sich freigegeben hat, zum anderen, weil er sich ohne Vorkenntnisse an die Führung einer Kamera gewagt hat. Fazit: „Egoshooter“ ist ungewöhnlich und unbequem, aktuell und andersartig - und schon allein deshalb eine Belebung im deutschen Kino-Kinderfilm-Komödien-Einerlei. lasso.
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