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Ein ganz gewöhnlicher Jude: Wie fühlt man sich als deutscher Jude? "Untergang"-Regisseur Oliver Hirschbiegel inszeniert nach dem Buch des Schweizer Autors Charles Lewinsky ein Ein-Personen-Stück mit großer Thematik. Die Zeit: heute. Im Mittelpunkt: Emanuel Goldfarb, ein in Deutschland geborener Jude. Der Journalist wird eingeladen, vor Schülern über seine Identität als "jüdischer Mitbürger" zu sprechen. Eine Schnapsidee, findet Goldfarb...

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Handlung und Hintergrund

Irgendwo in Deutschland. Ein wohlmeinender Geschichtslehrer möchte seine Schulklasse mit einem leibhaftigen Juden konfrontieren. Der soll Auskunft geben, wie es sich so anfühlt in Deutschland, 60 Jahre nach dem Holocaust. Doch Emanuel Goldfarb (Ben Becker), Journalist aus Hamburg und Adressat der Bitte, hat nicht die geringste Lust, den Musterjuden zu geben. Voller Zorn verfaßt er eine geharnischte Absage - die zur Bilanz des eigenen Lebens gerät.

Nach Filmen wie „Das Experiment“ und „Der Untergang“ inszeniert Regisseur Oliver Hirschbiegel das gleichnamige Buch von Charles Lewinsky als schnörkellos wuchtiges Ein-Personen-Stück.

Emanuel Goldfarb, ein gestandener Journalist, soll im Auftrag seiner jüdischen Gemeinde in Hamburg vor einer Schulklasse im Geschichtsunterricht die Fragen der jungen Menschen beantworten. Doch Goldfarb hat nicht die geringste Lust, der Bitte nachzukommen und verfasst stattdessen einen aufgebrachten Brief an den Geschichtslehrer.

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Der Journalist Emanuel Goldfarb wird eingeladen, vor Schülern im Sozialkundeunterricht über sein Leben als Jude in Deutschland zu referieren. Entrüstet lehnt er ab, doch aufkommende Erinnerungen zwingen ihn förmlich dazu, über das „geschmacklose Thema“ nachzudenken. Ob an der Schreibmaschine oder im Keller, bei einem Glas Rotwein oder in der Küche - Goldfarb beginnt, Bilanz zu ziehen und wird sich bewusst, wie viel er aus seiner Vergangenheit bisher verdrängt, weit von sich geschoben hatte.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Oliver Hirschbiegel
Produzent
  • Prof. Hubertus Meyer-Burckhardt,
  • Claudia Schröder
Darsteller
  • Ben Becker,
  • Samuel Finzi,
  • Siegfried Kernen
Drehbuch
  • Charles Lewinsky
Musik
  • Jewels
Kamera
  • Carl-Friedrich Koschnick
Schnitt
  • Hans Funck

Kritikerrezensionen

    1. Oliver Hirschbiegels filmischer Nachfolger zum „Untergang“ lässt jetzt sozusagen die andere Seite zu Wort kommen. Nach den Tätern nun die Opfer, genauer: deren Nachfahren, noch genauer: einen einzelnen Mann, der als Jude im Deutschland von heute lebt. Mit dem Filmtitel ist eine fortwährende Tautologie bereits angedeutet: Ein ganz gewöhnlicher Jude, das geht (noch) nicht in Deutschland, dazu bedarf es weiterhin der historischen und sozialpsychologischen Forschung, der Aufarbeitung und Aufklärung. Dazu bedarf es des Dialogs vor allem auch der kommenden Generationen, und es bedarf nicht zuletzt - des Verzeihens.

      Diesen Dialog wollen Oliver Hirschbiegel und sein Autor Charles Lewinsky offenkundig anstoßen - und sie verwenden dafür provokante Stilmittel: Der Film ist als Monolog angelegt und spielt als Ein-Personen-Stück fast ausschließlich in der Wohnung eines Mannes namens Emanuel Goldfarb. Ben Becker verkörpert ihn, was der Figur eine kraftvoll-emotionalisierte Dimension, aber auch eine gewisse Larmoyanz verleiht, zumal der Mann auf der Leinwand eine private Krise durchlebt, die er selbst ursächlich immer wieder mit der Rolle der Juden im Deutschland seit Heine und besonders mit der Traumatisierung durch den Holocaust in Verbindung bringt. (…)

      Hirschbiegels Film spiegelt subjektive jüdische Befindlichkeit im zeitgenössischen Deutschland, er gibt keine reflektierte Position wieder - er ist kein Thesenpapier, sondern ein Film. Die Enge der Wohnung, die ständige Nähe der Figur, ihr andauernder Redefluss, all das lässt keine Einfühlung aufkommen. Der Film zwingt den Zuschauer zur kritischen Distanznahme, zur kritischen Abwägung des Gesagten. Dazu kommt, dass Goldfarb das Politische mit dem Privaten vermischt und für alles immer nur die eine Erklärung hat: das ewige Stigma als sozusagen die „Goldfarb-Variationen“ des jüdischen Selbsthasses. (…)

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Ein ganz gewöhnlicher Jude: Wie fühlt man sich als deutscher Jude? "Untergang"-Regisseur Oliver Hirschbiegel inszeniert nach dem Buch des Schweizer Autors Charles Lewinsky ein Ein-Personen-Stück mit großer Thematik. Die Zeit: heute. Im Mittelpunkt: Emanuel Goldfarb, ein in Deutschland geborener Jude. Der Journalist wird eingeladen, vor Schülern über seine Identität als "jüdischer Mitbürger" zu sprechen. Eine Schnapsidee, findet Goldfarb. Ist nicht schon genug zum Thema "Juden in Deutschland" gesagt worden? Doch sein Absagebrief an den einladenden Lehrer wächst sich zu Goldfarbs eigener Überraschung zur Abrechnung mit dem deutschjüdischen Verhältnis aus - und mit seiner persönlichen Vergangenheit.

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