Ich schalte eigentlich sofort weg, wenn ich in der Glotze mit braun-grünen Wolljacken, Bergen und Mundart konfrontiert werde. „Ein ganzes Leben“ ist aber keiner dieser Heimatfilme.
Demnächst ist Prime Day 2024 und wer TV-Sticks oder ähnliche Waren oder was ganz anderes will, kann mit einem Prime-Abo ordentlich Prozente bekommen. Wer zu diesem Zweck eine Probemitgliedschaft abschließt, kann sich auch die Filme im Videobereich des Versandriesen anschauen. Die Romanadaption „Ein ganzes Leben“ ist überaus empfehlenswert. Jetzt könnt ihr den Film, statt ihn für 4,99 Euro zu leihen und für knapp 15 Euro zu kaufen, mit einem Prime-Abo einfach in der Flatrate anschauen.
Ohne weitere Umstände gibt es hier den Trailer zu sehen:
„Ein ganzes Leben“ konnte auf IMDb eine 7-Sterne-Wertung erzielen, im Kino haben sich den Film 258.000 Menschen angeschaut. Da ist noch Spielraum für ein wenig Aufmerksamkeit im Stream, die der Film in jedem Fall verdient hat.
– Der folgende Text spiegelt die Meinung der Autorin wider und muss nicht zwangsläufig die der kino.de-Redaktion sein –
Nach dem Roman von Robert Seethaler: „Ein ganzes Leben“ liefert keine übliche Heldengeschichte
Ich wurde in diesen Film geschleppt und der gefeierte Roman war mir zuvor gänzlich unbekannt. Berge interessieren mich nicht besonders, Heimatromantik zieht auch nicht. Ich kannte nur das Plakat und mehr wollte ich auch nicht darüber wissen. Dennoch wurde ich ins Kino verfrachtet und jetzt empfehle ich euch, den Film – sofern ihr ihn im Kino im letzten Jahr verpasst habt – bald im Amazon-Prime-Abo anzuschauen. Legt ein paar Taschentücher zurecht.
Ihr könnt natürlich auch den Roman lesen:
Mir gefällt an „Ein ganzes Leben“, Roman wie Film, besonders, dass es eine Geschichte erzählt, die uns alle betrifft, in all der Zeit menschlicher Existenz. Wir haben alle ein ganzes Leben, mal länger, mal kürzer, irgendwann beginnt es, irgendwann hört es auf und es folgt nicht dem Spannungsbogen, den wir aus vielen Geschichten gewohnt sind – die eine ganz besondere Herausforderung, die ein Held (inzwischen auch immer öfter weiblich) zu bewältigen hat und sich ihr mutig entgegenstellt und am Ende ist alles bestens gelöst. In dieser Geschichte ist die Herausforderung das Leben selbst und die gilt es dauerhaft bis zum Ende zu meistern, inmitten des Wechsels von Schicksalsschlägen verschiedener Härte und ihren Konsequenzen.
Andreas Lust spielt den gottesfürchtigen Hubert Kranzstocker, der den kleinen Waisenjungen Andreas Egger bei sich aufnimmt und schwer misshandelt. Die Rolle des achtjährigen Eggers übernahm Ivan Gustafik © TOBIS Film GmbH
Die Hauptfigur Andreas Egger hat es zu Beginn seines Lebens allein deshalb schon ungünstiger getroffen als manch andere beginnende Leben, weil seine Mutter verstarb und er als Waisenkind auf den Hof eines entfernten und wenig liebevollen Angehörigen muss, der ihn außerdem auch noch misshandelt. Erst als Erwachsener kann er sich daraus befreien und wir können seine weitere Lebensgeschichte verfolgen. Und die ist eben ganz normal und von keinen besonderen Heldentaten gespickt. Kein besonderer Erzfeind muss aus dem Weg geräumt werden, keine Intrige gesponnen, kein Verbrechen verdeckt werden, einfach nur das Leben, das mit seinen Gegebenheiten gelebt werden muss. Wunden, die heilen, Narben, die bleiben. Und den ganzen Weg können wir Egger dabei verfolgen, in seiner schlichten, menschlichen, vollkommenen Unvollkommenheit.
Der Protagonist ist sympathisch, das macht die Verfolgung seiner Gedanken und Taten angenehm, die Kulisse ist, selbst für Bergverächterinnen wie mich, fantastisch in Szene gesetzt. Der Cast ist insgesamt an jeder Stelle glaubwürdig, es ist ein Film, der eure Zeit nicht verschwendet. Auch wenn die extremen politischen Verhältnisse und Veränderungen im 20. Jahrhundert kaum eine Rolle spielen, setzt er den Einfluss des Weltgeschehens auf individuelle Leben in spannenden Zusammenhang. Außerdem macht er vertraut mit Lebensumständen in den Alpen und wie sie zu den touristischen Skigebieten wurden, die wir heute vor allem mit den Bergen verbinden.
Ich werde mir „Ein ganzes Leben“ auf dem kleinen Bildschirm auf Amazon noch einmal zu Gemüte führen und vielleicht finde ich dann noch weitere lobenswerte Aspekte, um euch in die Prime-Flatrate zu locken.
Wenn euch das nicht überzeugt, hier ein Quiz zu den üblicheren Held*innen auf den großen Leinwänden dieser Tage: