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Ein Tick anders: Komödie um eine schrullige Familie, die mehr als ein Tick anders ist.

Handlung und Hintergrund

Eva führt mit ihrem Vater, einem erfolglosen, aber stets optimistischen Autoverkäufer, ihrer konsumsüchtigen Mutter und der schrulligen Oma ein glückliches Leben. Doch Eva ist einen Tick anders. Sie leidet am Tourette-Syndrom. Ihre Familie hat sich längst an ihre Tics, Schimpfwörter und Pöbeleien gewöhnt, und auch sonst kommt Eva mit ihrer Außenseiterrolle bestens zurecht. Als der Vater jedoch einen Job in Berlin angeboten bekommt, soll sie plötzlich ihre vertraute Umgebung verlassen. Nicht mit Eva. Dieser Umzug muss verhindert werden - um jeden Preis!

Eva führt mit ihrem Vater, einem erfolglosen, aber stets optimistischen Autoverkäufer, ihrer konsumsüchtigen Mutter und der schrulligen Oma ein glückliches Leben. Doch Eva ist einen Tick anders. Sie leidet am Tourette-Syndrom. Ihre Familie hat sich längst an ihre Ticks, Schimpfwörter und Pöbeleien gewöhnt, und auch sonst kommt Eva mit ihrer Außenseiterrolle bestens zurecht. Als der Vater jedoch einen Job in Berlin angeboten bekommt, soll sie plötzlich ihre vertraute Umgebung verlassen. Nicht mit Eva. Dieser Umzug muss verhindert werden - um jeden Preis!

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Andi Rogenhagen
Produzent
  • Björn Vosgerau,
  • Uwe Kolbe,
  • Stefan Schubert,
  • Ralph Schwingel
Darsteller
  • Jasna Fritzi Bauer,
  • Waldemar Kobus,
  • Victoria Trauttmansdorff,
  • Stefan Kurt,
  • Renate Delfs,
  • Falk Rockstroh,
  • Katja Liebing,
  • Jürgen Rißmann,
  • Frank Auerbach,
  • Steffen Scheumann,
  • Jannis Niewöhner,
  • Christian Tasche,
  • Traute Hoess,
  • Paula Paul,
  • Bo Das,
  • Jörn Knebel,
  • Nora Tschirner,
  • Andreas Windhuis,
  • Jörg Reimers
Drehbuch
  • Andi Rogenhagen
Musik
  • Ingo Kays
Kamera
  • Ralf M. Mendle
Schnitt
  • Nicole Kortlüke

Kritikerrezensionen

    1. Zu Anfang wirkt „Ein Tick anders“ wie eine der Wohlfühl-Konsens-Independent-Filme à la „Little Miss Sunshine“ oder „Juno“ – die witzig sind, aber kaum sperrig, die sich einfügen in das, was dem Zuschauer guttut, ohne ihn übermäßig zu fordern, wenn man vom ungewöhnlichen Thema absieht. In „Ein Tick anders“ geht es dabei um das Tourette-Syndrom der Hauptfigur Eva, die eingebettet ist in eine ohnehin schräge, unkonventionelle, „andere“ Familie: Die Oma schießt auf Playmobilmännchen und jagt mit Chinaböllern den Staubsauger in die Luft, aus purer Lust am Spaß; der Onkel Bernie ist verkappter Musiker, der nichts auf die Reihe kriegt; die Mutter steckt im ständigen Kaufrausch und backt andauernd Kuchen für die Tourette-Selbsthilfegruppe; der Vater wurde entlassen, verheimlicht das vor der Ehefrau und schreibt auf einer Parkbank im Wald hunderte von Bewerbungen; dort radelt täglich Eva vorbei, die im Wald Ruhe findet, am See hat sie in den Molchen und Salamandern ihre Freunde gefunden; bei ihnen flucht und schimpft sie nur, wenn eine Familie beim Waldspaziergang auftaucht: „Kinderficker!“.

      Das wirkt zu Anfang wie eine zu bemüht zusammengetragene Sammlung an Merkwürdigkeiten: Auch das Genre des unkonventionellen Films hat inzwischen seine Klischees gefunden, wenn es einen warmherzigen, liebevollen Humor geben soll: Etwa die gitarrebegleiteten Softpopsongs mit Tiefgang, die Ich-Erzählung der Hauptfigur, vor allem aber die seltsamen Außenseiter, die sich nicht um die Fährnisse und Widrigkeiten der Außenwelt kümmern und darin ihr Glück finden. Zumal das Tourette-Syndrom als ultimatives Zeichen für das Anderssein, für das Andere-vor-den-Kopf-Stoßen, schon im Erfolgsfilm „Vincent will meer“ seinen Ausdruck gefunden hat, und Sprachstörungen allgemein in „The King’s Speech“ – Regisseur Andi Bogenhagen scheint mit „Ein Tick anders“ also etwas hinterhergehoppelt zu kommen.

      Doch: Bogenhagen nimmt das Tourette-Syndrom nicht als Krankheitsbild, sondern als komisches Mittel – und das, ohne sich über die Krankheit, über die Figur der Eva und ihre Merkwürdigkeiten lustig zu machen. Wegen dieses freien, dennoch ernsthaften Umgangs mit der Krankheit gelingen ihm auch ultimative, weil surreale Bilder vom inneren Kampf gegen den Tourette-Tic: ein Duplo-Baustein im gurgelnden Badewannenabflussstrudel, Plastikfolie überm Gesicht, ein Spielzeugpferd, das über einen Schleifstein scheuert…

      Bogenhagen setzt Evas sprachlichen Aussetzer mit komischem Effekt ein, ganz klar: in ihnen – so ist das bei der Krankheit – feiert der freudsche Versprecher fröhliche Urständ, das, was man sich sonst nicht zu sagen traut, in seinem tiefsten Inneren aber denkt, bricht ungebändigt und ohne Vorwarnung aus dem Erkrankten heraus. Auf dem Weg zur Polizei ein kleines „Heil Hitler“, dann mal „Nuttenfotze“, „Presswurst“ oder „Penispilz“ – die Krankheit ist das perfekte Mittel, den Subtext der Figur an der Oberfläche sichtbar zu machen; das gelingt Bogenhagen umso mehr, als er keine medizinische Diagnose stellen will, sondern eine Geschichte erzählt, die ohnehin immer mehr ins Absurde driftet.

      Und das ist es auch, was den Film doch sehr komisch macht und ihn vor den Untiefen des normal-schrägen, einvernehmlich-unkonventionellen Humors rettet. Viele Momente des überdreht Skurrilen bestimmen den Film, und das ist genau richtig so: Von der Beschreibung des Syndroms als Exkurs ins Frankreich des 19. Jahrhunderts, zur Teeparty von Mme. Dompierre, wo M. de la Tourette die Krankheit erstmals beschreibt („Schwein! Schwein!“), über die sicherlich richtige These, dass es immer Pilzsammler sind, die Leichen im Wald finden („Katja, sieh einmal, hier liegt eine grausam verstümmelte Leiche!“) über das gute, aber teure Sulgo-Gel („gegen Milben und für gute Erde“) und Probevorstellungsgesprächen des Vaters bei der coolen Oma („Ich muss jetzt ins Vaginaland“) bis zur Band von Onkel Bernie, in der sich alle Johnny nennen (Johnny Ladendieb, Johnny Arbeitslos, Johnny Blaubeermarmelade) und einen Talentwettbewerb, in dem Eva ein selbstgetextetes Lied vorträgt („Arschlicht“). Diese vielen eingebetteten, bizarren Einfälle durchziehen den ganzen Film, und wenn zu Anfang auch die Handlung lediglich in der Beschreibung einer eigenartigen Familie liegt, ergibt sich doch eine Story, als sich Eva mit Onkel Bernie zu einem Banküberfall mit einem ganz abgefahrenen Plan entschließen.

      So schwebt der Film zwischen unkonventioneller Komödie und absurder Komödie – und da das Absurde das Schräge übertrifft, wirkt „Ein Tick anders“ zwar etwas unausgewogen, vielleicht auch unausgegoren, ist einerseits versöhnliches Feelgood-Kino, andererseits alberner Blödsinn: Aber er macht richtig Spaß.

      Fazit: Eine abgefahrene Komödie über Tourette-Eva und ihre schräge Familie, in der gottseidank der absurde Witz die Oberhand über die Versöhnlichkeit eines bloßen Feelgood-Happy-End-Films behält.
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    2. Ein Tick anders: Komödie um eine schrullige Familie, die mehr als ein Tick anders ist.

      Nach „Vincent will meer“ beschäftigt sich eine weitere deutsche Komödie mit dem Thema Tourette - mit zu Beginn auch durchaus überraschenden Erzählansätzen.

      Wie man offensiv, sehr selbstbewusst und ganz ungeniert mit einer seltenen und unangenehmen Krankheit umgeht, davon erzählt der erste abendfüllende Spielfilm von Andi Rogenhagen. Der Regisseur, der auch als Dokumentarfilmer und Buchautor („Heldensommer“) aktiv ist, bringt ähnlich wie der letztjährige Sensationserfolg „Vincent will meer“ das Thema Tourette aufs Tapet. Dabei gelingt es der Newcomerin Jasna Fritzi Bauer mindestens ebenso überzeugend wie ihrem Kollegen Florian David Fitz, die spezifischen Symptome mit all ihren Tics, Zuckungen und verbalen Entgleisungen glaubhaft und realistisch rüberzubringen. Während jedoch „Vincent will meer“ vor allem auch als Road Movie funktionierte, ist „Ein Tick anders“ statischer angelegt. Seine Heldin Eva, die Tourette recht originell als „Schluckauf im Gehirn“ bezeichnet, will eben nicht ihr beschütztes Familienidyll verlassen und beginnt erst zum Ende hin, als der Umzug nach Berlin ansteht, aktiv zu werden. Der Reiz dieser warmherzigen Komödie liegt vor allem in der guten Beobachtung und im Detail. So arbeitet Rogenhagen immer wieder mit Stopptricks, um die Gedanken seiner Protagonisten „einzufrieren“, oder lässt Evas (Alb)Traumwelten wahr werden, wenn diese etwa den Bankdirektor an die Guillotine wünscht oder sich selbst auf einem mittelalterlichen Scheiterhaufen wiederfindet.

      Herausragende Leistungen liefern auch sämtliche Darsteller ab - von Waldemar Kobus als gutmütiger Papa, der geschickt seine Arbeitslosigkeit verheimlicht, über Renate Delfs als gewiefte Oma, die schon mal spaßeshalber einen Staubsauger mit China-Böllern in die Luft sprengt, bis hin zu Stefan Kurt als Möchtegernrocker, der ausgerechnet mit einer Wortkreation seiner kecken Nichte, dem „Arschlicht“-Song, Karriere macht. Man hätte den schrill-schrulligen Figuren bei ihrem alltäglichen Treiben gut und gerne noch länger zuschauen können, würde das Ganze nicht zum Schluss zur wilden Rififi-Klamotte mutieren und alles bisher mühsam Erworbene wie besonnener Szenenaufbau, exakte Charakterzeichnung und beschaulicher Erzählrhythmus über Bord geworfen werden.

      lasso.
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