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A Dangerous Method: Carl Gustav Jung ist verheiratet, erwartet sein erstes Kind und ist als erfolgreicher Leiter einer psychiatrischen Klinik in der Schweiz ein angesehener Mann. Aber als er eines Tages seine neue Patientin Sabina Spielrein kennenlernt, droht er all das zu verlieren. Denn die schöne und gebildete Frau ist zwar eigentlich gekommen, um sich wegen ihrer hysterischen Anfälle behandeln zu lassen, doch schon bald ist Carl Gustav...

Handlung und Hintergrund

Carl Gustav Jung, Leiter einer psychiatrischen Klinik, wendet Sigmund Freuds Psychoanalyse bei seiner Patientin Sabina Spielrein an. Die Frau - schön, aggressiv und gebildet - leidet unter hysterischen Anfällen. Der verheiratete Wissenschaftler verliebt sich in sie und beginnt 1906 aufgrund dieser „therapeutischen Grenzverletzung“ mit Freud zu korrespondieren. Die Analyse Spielreins endet, als ihre Beziehung bekannt zu werden droht. Jung lässt die Frau fallen, die daraufhin bei Freud vorspricht, um nun selbst Psychiaterin zu werden.

Carl Gustav Jung, Leiter einer psychiatrischen Klinik, wendet Sigmund Freuds Psychoanalyse bei seiner Patientin Sabina Spielrein an. Die Frau - schön, aggressiv und gebildet - leidet unter hysterischen Anfällen. Der verheiratete Wissenschaftler verliebt sich in sie und beginnt 1906 aufgrund dieser „therapeutischen Grenzverletzung“ mit Freud zu korrespondieren. Die Analyse Spielreins endet, als ihre Beziehung bekannt zu werden droht. Jung lässt die Frau fallen, die bei Freud vorspricht, um nun selbst Psychiaterin zu werden.

C.G. Jung verliebt sich in eine seiner Patientinnen und nimmt wegen diese Grenzverletzung Kontakt zu Sigmund Freud auf. Mit bestechend scharfen Bildern fotografiertes Drama von David Cronenberg über die wechselhafte Beziehung zwischen Sigmund Freud und C.G. Jung.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • David Cronenberg
Produzent
  • Stephan Mallmann,
  • Karl Spoerri,
  • Thomas Sterchi,
  • Peter Watson,
  • Matthias Zimmerman,
  • Jeremy Thomas
Darsteller
  • Michael Fassbender,
  • Keira Knightley,
  • Viggo Mortensen,
  • Vincent Cassel,
  • Sarah Gadon,
  • André Hennicke,
  • Arndt Schwering-Sohnrey,
  • Mignon Remé
Drehbuch
  • Christopher Hampton
Musik
  • Howard Shore
Kamera
  • Peter Suschitzky
Schnitt
  • Ronald Sanders
Casting
  • Deirdre Bowen

Kritikerrezensionen

    1. Mit einem Film dieser Thematik dürfte man wohl kaum ausgerechnet Regie-Provokateur David Cronenberg in Verbindung bringen, ist man doch vom Meister des Body-Horrors ganz andere Bilder gewohnt. Tatsächlich aber besinnt sich Cronenberg mit „Eine dunkle Begierde“ auf seine Ursprünge, denn schon sein erster Kurzfilm „Transfer“ handelte von einem Psychoanalytiker und seinem Patienten.

      Der oscar-prämierte Drehbuchautor Christopher Hampton („Abbitte“) brachte bereits 2007 diese brisante, aber bislang kaum bekannte Dreiecksgeschichte über die Gründerväter der Psychoanalyse und deren Entzweiung durch die faszinierende Sabina Spielrein unter dem Titel „The Talking Cure“ mit Ralph Fiennes als Jung in London auf die Bühne. Auf Cronenbergs Bitte hin, arbeitete Hampton selbst sein Theaterstück für die Kinoleinwand um.

      Herausgekommen ist ein Werk, mit dem Cronenberg einmal mehr ganz tief hinabsteigt in die menschlichen Abgründe: Unterdrückte Instinkte und Begierden, Wollust und der Drang nach Freiheit stehen dabei gesellschaftlichen Konventionen und sozialen Zwängen gegenüber. Allerdings zeigt Cronenberg diese Abgründe nicht, sondern lässt eher – cronenberg-untypisch – seine Figuren von ihnen erzählen. „Eine dunkle Begierde“ ist also sehr dialoglastig – nein, extrem dialoglastig. So dialoglastig, dass die Kameraführung zu Gunsten des Dialogs vollkommen in den Hintergrund rückt, weil kein Platz mehr ist für innovative Kamerabewegungen. Kameramann Peter Suschitzky treibt lediglich hin und wieder ein kleines Spiel mit der Schärfentiefe: Während einer Unterhaltung befindet sich eine Person im Vordergrund und eine weitere im Hintergrund. Den normalen Gesetzen der Schärfentiefe folgend, dürfte eigentlich nur eine der beiden Personen scharf zu sehen sein. Sie sind es aber beide, ausschließlich der Hintergrund des Hintergrunds ist leicht verschwommen. Das gibt dieser Dialogszene einen leicht unwirklichen Touch, gleichzeitig bietet diese Auflösung aber eine willkommene Abwechslung für den Zuschauer – weil nicht schon wieder mit Hilfe des gängigen Schuss-Gegenschuss-Prinzips aufgelöst wird.

      Die Kamera tritt aber nicht nur allein des Dialogs wegen zurück. Fast schon demütig stellt sie sich einfach hin und guckt – gemeinsam mit dem Zuschauer – den beinahe ausnahmslos grandiosen Schauspielern bei ihrer Arbeit zu: Viggo Mortensen hier ungewohnt ruhig, wenig körperbetont, aber keinesfalls weniger überzeugend, obwohl ihm als einzige Ausdrucksmittel lediglich Stimme und Gesten – allerdings meist in sitzender Position – zur Verfügung stehen. Michael Fassbender als C. G. Jung ist sogar noch ein bisschen beeindruckender: Die gesellschaftlichen Zwänge dieser Zeit macht Fassbender durch Jungs steife Körperhaltung, seinen beinahe krampfhaft aufrechten Gang und die deutlich erzwungene regungslose Mimik für den Zuschauer deutlich spürbar. Es ist faszinierend, Zeuge zu werden, wie Jung dann durch seine Patientin mehr und mehr seine erzwungene Fassung verliert (und sie vor allem für die restliche Dauer des Films nicht mehr wieder erlangen wird), sich seinen niederen Trieben hingibt und sogar die ersten Knöpfe seines Hemdes öffnet. Nicht zu vergessen Vincent Cassel – der hier einmal mehr seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen darf. Dann wäre da noch Keira Knightley: Nun ja, in jedem Fall spielt sie sich einen Wolf – verrenkt und verkrampft ihre dürren Gliedmaßen, schneidet Grimassen und beweist Mut zur Hässlichkeit. Es scheint ganz so, als schiele sie nach einem Oscar. Manch einer mag tief beeindruckt sein, von dieser hemmungslosen Performance, mich hat sie nicht überzeugt. Zweimal versohlt Jung Sabina im Zuge der körperlichen Vereinigung den Hintern. Und es wäre mit Sicherheit interessant gewesen, zu sehen, was Fassbender mit seinem Jung passieren lässt. Fühlt er sich unwohl und tut es nur ihr zu liebe? Ist es die pure Neugier oder befriedigt er doch eigene bislang tief vergrabende Bedürfnisse? Ich kann es Ihnen leider nicht sagen, ich war zu sehr von Knightleys Overacting, dem vorgeschobenen Unterkiefer und ihrem Gestöhne abgelenkt.

      Im Vergleich zu Cronenbergs Sexszenen beispielsweise aus „Crash“ und „A History Of Violence“ sind diese beiden Szenen hier ungemein brav, fast schon langweilig – trotz der sadomasochistischen Komponente. Und mal ehrlich, „Wollust“ ist ein Wort, das man irgendwie nur schwer mit Keira Knightley in Verbindung bringen kann – da hilft es auch nicht, wenn eine ihrer Brustwarzen minutenlang halb aus dem Korsett hervor blitzt. „Wollust“ passt da schon eher zu dem kurzen Moment, in dem sich Vincent Cassel als Otto Groß draußen in der freien Natur mit einer Krankenschwester vergnügt. Während sie von ihm an eine Leiter gepresst wird, schaut sie zwischen zwei Sprossen hindurch, direkt und unverhohlen in die Kamera. So kennen wir David Cronenberg. Bei ihm ist der Zuschauer nie bloß nur Voyeur sondern steckt mittendrin, wenn sich seine Figuren ihren Gelüsten hingeben.

      Fazit: David Cronenberg beleuchtet die Anfänge der Psychoanalyse ohne seine gewohnte Handschrift und ohne zerstörte Körper, dringt aber trotzdem tief hinab in menschliche Abgründe und zeigt beinahe nebenbei, dass es sich bei den bedeutendsten Analytikern des vergangenen Jahrtausends auch nur um Menschen handelt, die mit ihren Egos zu kämpfen haben.
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      1. In seiner Klinik bei Zürich wendet der Mediziner Carl Gustav Jung Anfang des 20. Jahrhunderts die psychoanalytischen Untersuchungsmethoden des berühmten Sigmund Freud an. Als die an Hysterie erkrankte Sabina Spielrein jedoch seine Praxis betritt, vermischen sich bei Jung berufliche und private Leidenschaften miteinander. Hilfe sucht er ausgerechnet bei dem prinzipientreuen Freud, der Jung als seinen Kronprinzen betrachtet. Doch beider Erwartungen werden bitterlich enttäuscht. Die Adaption des Bühnenstücks „The Talking Cure“ erzählt die Geschichte einer historisch verbürgten Amour fou zwischen Jung und Spielrein. Der Film überzeugt dabei vor allem durch die hochkarätige Besetzung, allen voran Viggo Mortensen, Michael Fassbender und Keira Knightley. Ruhig und versiert erzählt Regisseur David Cronenberg von dem Kampf der unterdrückten Gefühle gegen die Macht des Verstandes. Die Kamera untermalt die raffinierten Dialoge mit grandiosen kammerspielartigen Bildern. Ein Film über große Geister und ebenso große Gefühle.

        Jurybegründung:

        Im Jahr 1904 wird die jüdische Russin Sabina Spielrein (Keira Knightley) wegen hysterischer Renitenz in die Züricher Klinik Burghölzli eingeliefert. Ihre Behandlung übernimmt der 29jährige Psychotherapeut Carl Gustav Jung (Michael Fassbender). Inspiriert durch die ihm bekannte Arbeit Sigmund Freuds, möchte er auf der Grundlage langer Gespräche mit der Patientin eine neue Behandlungsmethode erproben. Die achtzehnjährige Sabina Spielrein lässt sich auf das Experiment ein. Während der Gespräche wird Jung einerseits die außerordentliche Intelligenz und Begabung seiner attraktiven Patientin deutlich. Er gewinnt aber auch Einblicke in die dunklen Ursprünge ihrer Störung. Die von ihrem autoritären Vater Gedemütigte und Geschlagene gesteht ihm zu seiner Irritation, dass ihr die auf das entblößte Gesäß ausgeführten Schläge Lust bereitet hätten. Da Sigmund Freud (Viggo Mortensen) die Triebstrukturen psychischer Störungen untersucht, nimmt Jung wegen der Fallgeschichte Spielrein zunächst brieflichen Kontakt auf. Sie korrespondieren mit wachsendem, gegenseitigem Interesse. Zwischen beiden entwickelt sich ein langes Gespräch, in welchem Freud mit ebenso bedächtigen wie sachlichen und souveränen Überlegungen zur Erörterung des Falles beiträgt. Zugleich erkennt er durch einen von Jung erzählten Traum das Moment einer verborgenen, unerfüllten sexuellen Sehnsucht. Der mit der schwangeren Emma (Sarah Gadon) verheiratete Jung will sich jedoch seine heimliche Zuneigung für Sabina zunächst nicht eingestehen. Erst die Begegnung mit dem Kollegen Otto Gross (Vincent Cassel), um dessen Behandlung ihn Freud gebeten hat, eröffnet ihm den eigentlichen Impuls seines Interesses für die Patientin. Während C.G. Jung seine Gewissenskonflikte verdrängt, leidet das Verhältnis zwischen ihm und Freud zunehmend durch Diskrepanzen hinsichtlich der wissenschaftlichen Auffassungen. Aus ethischem Verantwortungsbewusstsein überdenkt der enttäuschte Jung seine berufliche Situation und beendet das Verhältnis mit Sabina Spielrein. Am Ende wird Spielrein Freuds Patientin und schließlich ihrerseits Analytikerin. Es ist die Zeit des deutschen Machtwechsels durch die Nationalsozialisten. Die ernstzunehmende Dimension und Gefahr der nationalsozialistischen Ideologie hat in seinen Schriften eher Freud als Jung erkannt. C.G. Jung äußert am Ende des Films seine politische Prognostik irrational durch ein Traumgleichnis: Eine Welle aus Blut überflute von Norden aus Europa. Historisch gesehen gehören der jüdische Theoretiker Sigmund Freud und Sabina Spielrein zu den Verfolgten des Naziregimes. Freud wird aus seiner Wiener Wohnung vertrieben und emigriert nach London. Sabina Spielrein wird 1941 in ihrer russischen Heimatstadt Rostow zusammen mit ihren beiden Töchtern in einer Synagoge erschossen.

        Der Film EINE DUNKLE BEGIERDE dokumentiert fiktionalisierend Episoden aus der Pionierzeit der Psychoanalyse. In dem entstehenden Konflikt zwischen C.G. Jung und dem zwanzig Jahre älteren Sigmund Freud erhält die ’schillernd‘ inszenierte Rolle der Sabina Spielrein erfrischend viel Raum. Der Film unterstreicht ihre Bedeutung innerhalb der von Frauen (wie etwa Rosa Luxemburg, Edith Stein oder Hannah Arendt) beeinflussten Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts. Sie arbeitete als Kinderpsychologin und bildete in der damaligen Sowjetunion wichtige Vertreter der russischen Psychoanalyse aus.

        Die Handlung des Films wird in elegischen, manchmal opulenten Bildern, die bisweilen an Inszenierungen Luchino Viscontis erinnern, und durch grandiose darstellerische Leistungen vorgetragen. Keira Knightley verkörpert die Rolle der Sabina Spielrein in all ihren Schattierungen, von der geistig verwirrten Hysterikerin bis zur selbstbewussten Analytikerin, mit größter Empathie. Michael Fassbender spielt den charmanten, aber seinerseits von dunklen Neigungen bewegten Carl Gustav Jung mit Gespür für dessen emotionale Ambivalenz. Und Viggo Mortensen realisiert - gegen die herkömmlich einseitige Kritik an Sigmund Freud - einen vollkommen glaubwürdigen, ebenso ausgeglichenen wie reflektierten und engagierten Charakter. Das Drehbuch zu dem Film verfasste nach sorgfältigen Recherchen der Autor Christopher Hampton. Der Stoff wurde von ihm zunächst als Theaterstück nach dem Buch von John Kerr inszeniert. Die Regie des Films führte der durch Filme wie u. a. THE DEAD ZONE, DIE FLIEGE oder NAKED LUNCH bekannte Regisseur David Cronenberg. Die stimmungsvolle, den zum Teil impressionistischen Bildern homogen zugeordnete Musik verfasste der Filmkomponist Howard Shore.

        Die FBW-Jury zeigte sich von dem geschlossenen, klassisch dichten Filmwerk in gleichem Maß beeindruckt. Sie vergab einstimmig das Prädikat ‚besonders wertvoll‘.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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