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En duva satt på en gren och funderade på tillvaron: Mit seinem dritten und sehr skurrilen Teil der Trilogie über die Natur des Menschen gewann der Schwede Roy Andersson den Goldenen Löwen in Venedig.

Handlung und Hintergrund

Im schwarzhumorigen Kunstfilm „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ ziehen zwei Scherzartikel-Verkäufer durch Schweden und versuchen ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Dabei laufen ihnen allerlei skurrile Charaktere über den Weg, die zwar nicht sonderlich interessiert an den Scherzartikeln sind, aber selbst für allerlei Lacher sorgen.

Jonathan (Holger Andersson) und Sam (Nils Westblom) haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht, denn die beiden ziehen durch das weitläufige Schweden und versuchen dabei den ein oder anderen Euro damit zu verdienen, allerhand merkwürdiger Verkaufsartikeln über Wasser zu halten. Ihre Geschäftsreise ist jedoch nicht sonderlich von Erfolg geprägt, denn die Menschen scheinen sich irgendwie nicht allzu sehr für Furzkissen, Vampirzähne und witzige Masken zu interessieren. Dafür sind die Menschen, denen sie begegnen, umso interessanter. Auch wenn sich potenzielle Kunden ihr Leben nicht unbedingt mit den Artikeln der beiden Verkäufer versüßen wollen, so beschweren sie sich doch alle über ihren mitunter tristen Alltag und dem Wunsch aus eben diesem zu entfliehen.

Die schwedische Produktion „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ von Regisseur Roy Anderson feierte seine Weltpremiere 2014 bei den Filmfestspielen von Venedig. Dort begeisterte der Film nicht nur das Publikum, sondern gewann den großen Jurypreis, den Goldenen Löwen. Mit „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ beendet der Regisseur seine inoffizielle Trilogie, die sich dem Menschsein auseinandersetzt. Für teilweise sehr surreale Bilder in seinem Werk, die dem Film immer wieder in schöne und gleichzeitig abstruse Gefilde abdriften lassen, ließ sich der Regisseur vor allem von Bildern der Maler Otto Dix und Georg Scholz inspirieren.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Roy Andersson
Produzent
  • Sarah Nagel,
  • Isabell Wiegand,
  • Pernilla Sandström
Darsteller
  • Holger Andersson,
  • Nils Westblom,
  • Charlotta Larsson,
  • Viktor Gyllenberg,
  • Lotti Törnros,
  • Jonas Gerholm,
  • Oscar Salomonsson,
  • Roger Olsen Likvern
Drehbuch
  • Roy Andersson
Kamera
  • István Borbás,
  • Gergely Pálos
Schnitt
  • Alexandra Strauss
Casting
  • Sophia Frykstam,
  • Zora Rux

Kritikerrezensionen

    1. Die schwedische Komödie "Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach" erzählt keine Geschichte im üblichen Sinn. Vielmehr sind ihre 39 Einzelszenen nur lose miteinander verbunden. Sie stellen in der Regel in sich geschlossene kleine Anekdoten oder schaurig-skurrile Momentaufnahmen dar. Im Zentrum des Films von Regisseur und Drehbuchautor Roy Andersson ("Das jüngste Gewitter", "Songs from the Second Floor") steht das komödiantische Paar Sam und Jonathan, dem trotz der Scherzartikel, die es verkaufen will, nicht zum Lachen zumute ist. Der skurrile Film gewann den Goldenen Löwen auf dem Filmfest von Venedig 2014. Mit seinem trockenem Humor regt er zum Nachdenken über das Widersinnige im Leben an.

      Manchmal springt der Film in die Vergangenheit, zum Beispiel um zu zeigen, was sich 1943 in einer Kneipe abspielte, der ein Gast bis heute treu geblieben ist. Kneipen und Gasthäuser spielen überhaupt eine besondere Rolle: Die Menschen suchen Geselligkeit, aber oft wirken sie verloren oder ratlos. Wenn Sam und Jonathan ihre Scherzartikel anpreisen, sind sie selbst so frei von Spaß und Frohsinn, dass ihre Worte völlig deplatziert wirken. Als Zuschauer fragt man sich dann auch, ob Vampirzähne und Lachsäcke nicht ein hilfloser Versuch sind, in den freudlosen Bürostuben und Läden, die das Duo aufsucht, für mehr Heiterkeit zu sorgen.

      Es gibt auch schreckliche Szenen, wie jene mit einem Laboraffen, der völlig unbeachtet Elektroschocks ausgesetzt ist, während sich die Laborantin am Telefon unterhält. Nicht alle Momentaufnahmen erklären sich wie diese von selbst, vielmehr muss der Zuschauer oft fleißig über die Aussage rätseln, die in den sorgsam arrangierten Fantasien steckt. Die Bildkompositionen sind der unschlüssigen, lakonischen Stimmung entsprechend statisch und die Figuren stehen oft wie auf einer Bühne herum, die sie nicht erobern. Nur die nostalgisch angehauchte Musik, die als Bindeglied zwischen den Szenen dient, ist gut gelaunt. Der ungewöhnliche Film mutet wie Kunst zum Schmunzeln an.

      Fazit: Die skurrile Komödie "Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach" überrascht mit unterhaltsam aneinandergereihten Einzelszenen und Fantasien, die oft voller Widersinn und lakonischem Humor stecken.
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    2. Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach: Mit seinem dritten und sehr skurrilen Teil der Trilogie über die Natur des Menschen gewann der Schwede Roy Andersson den Goldenen Löwen in Venedig.

      Mit seinem dritten und sehr skurrilen Teil der Trilogie über die Natur des Menschen gewann der Schwede Roy Andersson den Goldenen Löwen in Venedig.

      Die Welt von Roy Andersson besticht durch Zeitlosigkeit, der Schwede gilt als Unikum und Erfinder eines unverwechselbaren Universums, das von seltsamen, zumeist bleichen Menschen wie vom anderen Stern bevölkert wird, die manchmal an traurige Clowns erinnern, Verzweifelte im Gestrüpp des Alltags. Der dritte Teil seiner Trilogie über die Natur des Menschen (nach „Songs from the Second Floor“ und „Das jüngste Gewittere“)beginnt mit dem Tod, genauer gesagt mit drei Menschen, die das Zeitliche segnen, was niemanden sonderlich interessiert und die dann auch nicht mehr erwähnt werden. Den roten Faden in dieser Groteske bilden zwei ziemlich traurige Vertreter ausgerechnet für Scherzartikel, die wie Don Quijote und Sancho Panza übers Land ziehen und weder ihre Lachsäcke, „den Klassiker“ wie sie immer betonen, noch Vampirzähne mit extra langen Beissern unter die Leute bringen. Dabei treffen sie auf skurrile Gestalten, die am Telefon gebetsmühlenartig und formelhaft wiederholen, „ich freue mich, dass es dir gut geht“, während es ihnen ziemlich mies geht.

      Andersson erzählt keine linearen Geschichten, sondern entwirft starre und fast surreale Tableaus in entsättigten Farben, braune und graue Standbilder, die an Theater erinnern. Inspiriert wurde er u. a. von den deutschen Malern Otto Dix und Georg Scholz. Und die langen Plansequenzen - für manche brauchte er über einen Monat - sagen mehr aus als lange Dialoge. Es sind einzelne Szenen und stilisierten Settings, die faszinieren: wenn ein Ex-Kapitän sich erfolglos als Friseur versucht, eine Flamenco-Tänzerin ihren Schüler befummelt oder in Lottas Bar arme Matrosen und Soldaten die großzügige Lady für einen Schnaps mit einem Kuss bezahlen. In dieser Fantasiewelt wundert es dann auch nicht mehr, wenn König Karl XII hoch zu Ross mit seinen Soldaten in eine heutige Bar einfällt und Mineralwasser ordern lässt, da darf der „letzte Wikinger“ sogar Zeichen der Homosexualität zeigen.

      Der unangefochtene Meister des Absurden perfektioniert das Spiel mit der Zeit in diesem Kaleidoskop über das Menschliche und Allzumenschliche, der Grat zwischen Schmerz und Komik, Monster und Mensch ist schmal. Im letzten Kapitel „Homo Sapiens“ degeneriert der Mensch ohne Achtung vor dem Anderen zur Inkarnation des Bösen. Wenn in verschiedenen schwedischen Varianten mehrmals „Glory Glory Hallelujah“ erklingt, möchte man einfach mitsingen. Kunstkino kann wunderschön sein. mk.
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