„Was wäre, wenn die Elemente, die wir alle kennen, lebendig wären?“, fragte sich der Regisseur Peter Sohn und machte daraus einen neuen Pixar-Film, der die Grenzen der Animationsmöglichkeiten wieder ein Stück weiter ausdehnt. Wir sind zum Interview ins Headquarter von Disney Pixar nach Emeryville, San Francisco geflogen, um von Regisseur Peter Sohn direkt zu erfahren, warum dieser Film so besonders ist - und was die wahre Geschichte hinter „Elemental“ ist.
Im neuen Familien-Film von Disney Pixar, der am 22. Juni 2023 in den deutschen Kinos gestartet ist, geht es um die taffe und ganz schön hitzköpfige Feuerfrau Ember, die unerwartet auf den entspannten und hoch emotionalen Wassermann Wade trifft – der, so leid es ihm auch tut, den Laden von Embers Vater dicht machen muss. Vorschrift ist Vorschrift für einen städtischen Kontrolleur. Nun muss Ember Wade (und dessen stürmische Chefin Gale) davon überzeugen, dass die Mängel nicht der Rede wert sind, während Wade Ember von sich selbst und ihrem verborgenen Talent überzeugen will. Ganz nebenbei müssen sie auch noch das gesamte Stadtviertel der Feuer-Elemente vor einer drohenden Auslöschung retten.
Eine Metapher für die Kindheit des Regisseurs Peter Sohn
Ganz schön viel Spannung - und dabei geht es um noch viel mehr. Denn „Elemental“ ist nicht nur ein Film über die Gegensätzlichkeiten und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Elemente und in der Liebe, sondern auch die persönliche Lebensgeschichte von Regisseur Peter Sohn („Arlo & Spot“): „Es war die Verbindung der Elemente mit der Idee der Einwanderer und der Liebesgeschichte, die sich vor sieben Jahren in mir geformt hat. Ich liebe einfach die Vorstellung von verschiedenen Gemeinschaften, die alle übereinander leben. Ich dachte, das sei eine schöne, wunderbare Metapher für das, womit ich aufgewachsen bin, wo all diese verschiedenen Dinge zusammen einen großen Wert haben.“
Von Korea in die USA
In „Elemental“ finden sich viele persönliche Erlebnisse und Anspielungen auf Peter Sohns eigene Geschichte. Seine Eltern sind in den frühen 1970er Jahren von Korea nach Amerika ausgewandert. Peter wuchs mit koreanischen Traditionen, Sprache und Kultur im sehr amerikanischen New York City auf. Das führte zu einigen Kulturkonflikten zwischen der ersten und der zweiten Generation. Zu den Wasser- und Feuer-Charakteren inspirierte ihn die Beziehung zu seiner amerikanisch-italienischen Frau und ihr Zusammentreffen mit seiner Familie. „Es gibt in „Elemental“ Momente, in denen es um Essen und Kulturkonflikte geht, die definitiv darauf zurückzuführen waren, dass ich meine Freundin vor meiner Familie versteckte“, offenbart Sohn im Interview. Wer genau hinsieht, kann im Film deutlich die koreanischen Anspielungen entdecken, insbesondere beim Thema scharfes Essen.
Ein Film als Melting Pot der Erfahrungen aller Pixar-Mitarbeitenden
Aber auch das internationale Team von Pixar hat jede Menge persönliche Geschichten zur Melting Pot-Story in „Elemental“ beigesteuert, wie Peter Sohn betont: „Vieles kam auch von der Crew. Denise (Ream) hat es so eingerichtet, dass wir mit vielen Mitarbeitern der ersten und zweiten Einwanderergeneration sprechen konnten, die ebenfalls so etwas durchgemacht haben. Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die von Charu Clark, die heiraten sollte. Sie ist Inderin, und hatte einen deutschen Freund. Sie hat versucht, wie von den Eltern gewünscht, einen indischen Partner zu finden und ging zu so einer indischen astrologischen Veranstaltung. Das hat Cinder, die Mutter von Ember, irgendwie geprägt. Man sieht im Film, wie sie den Rauch riecht und sagt: Du bist verliebt!“
Was sie bei der Synchron-Arbeit für „Elemental“ begeistert hat, verraten Emilia Schüle und Jannis Niewöhner im Video:
Persönlicher Schicksalsschlag im wirklichen Leben
Regisseur Peter Sohn ist es wichtig zu betonen, dass „Elemental“ nicht die Verfilmung seines eigenen Lebens ist, auch wenn der Film für ihn sehr, sehr persönlich ist: „Es ist beängstigend, aber der Film ist keine Autobiografie. Ich weiß genau, mit welchen Teilen im Film ich verbunden bin. Wenn ich den Film sehe, sehe ich uns alle darin.“ Während der Produktion des Films sind Peter Sohns Eltern verstorben, was an sich schon eine harte Zeit war. Während der Arbeit an einem Filmprojekt mit so vielen privaten Erlebnissen, war das für den Pixar-Regisseur besonders hart: „Es gab sensible Zeiten. Meine Eltern sind beide zu verschiedenen Zeiten während der Arbeit an diesem Film gestorben. Und es gab so viele Meetings, zum Beispiel einmal eine Drehbuchlesung, bei der wir eine Skizze durchgingen. Am Ende sagte jemand: „Oh, dein Vater wäre so stolz“. Und da habe ich die Kontrolle verloren. Ich dachte: „Es tut mir so leid. Ich bin so traurig.“ Aber dieser Ort (Pixar) ist so unterstützend. Und sie verstehen wirklich, Denise, als meine Partnerin, die Crew, alle haben verstanden, was los war. Und so gab es viel Unterstützung.“
Kein Drama, sondern ganz viel Spaß
Das klingt jetzt alles nach einem ganz schön ernsten Film – das passt doch gar nicht zu Pixar. Stimmt. Und deshalb ist „Elemental“ trotz all der ernsten Themen wie Immigration, Integration und Toleranz auch noch eines: Ganz viel Pixar-Spaß voller witziger Sprüche, kreativer Bild-Sprache und Awww-Momente. Kinder werden in „Elemental“ einen ganz anderen Film sehen als Erwachsene, aber alle sollen Spaß haben, wie Peter Sohn verrät: „Die Idee ist, dass es für ein kleines Kind, das vielleicht noch nicht viel sprechen kann, im Film so viele verschiedene lustige Charaktere gibt und dazu eine Geschichte von Liebe, Fürsorge und Mitgefühl, dass es das einfach visuell aufnehmen und spüren kann. Und für Erwachsene gibt es so viel Drama im zwischenmenschlichen Bereich, dass ich hoffe, dass wir eine Verbindung herstellen können. Und wir wollen auch einfach nur unterhalten. Ja, ich wünsche allen viel Spaß.“
Hier läuft „Elemental“ im Kino.
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