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Elementarteilchen: Noch keine Beschreibung

„Elementarteilchen“ im Kino

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Handlung und Hintergrund

Traumatisiert von der experimentierfreudigen Hippie-Mutter (Nina Hoss) haben die ungleichen Brüder Michael (Christian Ulmen) und Bruno (Moritz Bleibtreu) jeweils auf ihren eigenen Kriegspfad mit der Sexualität gefunden. So forscht Michael an einem renommierten Forschungsinstitut an Sex-freier Fortpflanzung, während Lehrer Bruno heimlich seinen Schülerinnen hinterher hechelt und doch nur im Puff zum Schuss kommt. Als dann aber beide auf die große Liebe treffen (Franka Potente und Martina Gedeck), könnte alles anders kommen.

Die Crème de la Crème des deutschen Schauspielwesens ist zur Stelle, wenn die Produzenten Bernd Eichinger und Oliver Berben den gleichnamigen Roman von Michel Houellebecq verfilmen.

Michael und Bruno sind Halbbrüder, Söhne einer Hippiemutter und von Grund auf verschieden. Während der introvertierte Molekularbiologe Michael lieber mit Genen hantiert, lässt sich Bruno gerne im Puff verwöhnen. Eines Tages treffen beide die Liebe ihres Lebens - Michael seine frühere Schulfreundin Annabelle, Bruno die sexy Christiane. Beide Frauen werden kurz darauf schwer krank.

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Lehrer Bruno und sein Halbbruder, der Molekularbiologe Michael, könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine wird vom Schuldienst suspendiert, weil er eine Elftklässlerin angegraben hat, dem anderen fällt der Wellensittich tot von der Stange. Der eine kann von nichts träumen außer Sex, der andere ist mit seinen knapp 40 Jahren immer noch Jungfrau. Vielleicht ist die Hippiemutter an den Problemen der Geschwister Schuld, die nur Sex im Kopf hat(te) und ihre Söhne bei den jeweiligen Großmüttern abstellte, um ihrem Jet-Set-Leben zu frönen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Oskar Roehler
Produzent
  • Bernd Eichinger,
  • Oliver Berben
Darsteller
  • Moritz Bleibtreu,
  • Christian Ulmen,
  • Martina Gedeck,
  • Franka Potente,
  • Nina Hoss,
  • Uwe Ochsenknecht,
  • Corinna Harfouch,
  • Ulrike Kriener,
  • Jasmin Tabatabai,
  • Michael Gwisdek,
  • Herbert Knaup,
  • Tom Schilling,
  • Thomas Drechsel,
  • Nina Kronjäger,
  • Katharina Palm,
  • Jelena Weber,
  • Jennifer Ulrich,
  • Shaun Lawton,
  • Birgit Stein,
  • Simon Böer,
  • Franziska Schlattner,
  • Thorsten Merten,
  • Deborah Kaufmann,
  • Uwe-Dag Berlin,
  • Hermann Beyer,
  • Ingeborg Westphal
Drehbuch
  • Oskar Roehler
Musik
  • Martin Todsharow
Kamera
  • Carl-Friedrich Koschnick
Schnitt
  • Peter R. Adam
Casting
  • An Dorthe Braker

Kritikerrezensionen

    1. Wer, wenn nicht Roehler? Wem sonst würde man es zutrauen, „Elementarteilchen“ zu adaptieren, diese harte Abrechnung mit den Eltern der 68er-Generation, die verstörte, gestörte Kinder in die Welt gesetzt hat. Kinder, die mit dem „anything goes“ nicht umgehen können. Aber Regisseur Oskar Roehler, eigentlich für den deutschen Film, was Michel Houellebecq für die französische Literatur ist, der gnadenlos zynisch und oft bunt-überdreht die gesellschaftliche Gegenwart analysiert, der von Beziehungs- und Lebensunfähigkeit, von gestörter Sexualität und Traumata erzählt – dieser Oskar Roehler nimmt „Elementarteilchen“ die Wucht.

      Damit keine Missverständnisse aufkommen: es geht nicht um Werktreue. Es galt, Houellebecqs „Skandalroman“ erzählerisch umzustrukturieren und zu entflechten, denn man kann seine endzeit-philosophischen, gesellschaftskritischen und politisch unkorrekten Reflexionen wohl kaum eins zu eins auf die Leinwand übertragen. Es geht auch nicht darum, dass die Handlung nach Berlin verlegt wurde. Es geht um den Gestus, um die Wirkmacht des Stoffes. Was bei Houellebecq ein wütender, zynischer Aufschrei ist, das wird bei Roehler zum Melodram, bei dem am Ende die Kraft der Liebe die Oberhand behält. Aus der abstoßenden, extrem gelebten Sexualität Brunos wird Perversion in homöopathischen Dosen, die man im Kinosessel zurückgelehnt als Abweichung von der Norm nur müde belächeln kann.

      Nun kann ein Film gegenüber der literarischen Vorlage selten bestehen. Schaltet man das Vorwissen um den Roman aus, bleibt vor allem die Geschichte zweier Brüder auf dem Weg zu sich selbst. Die beiden sind zwei Seiten einer Medaille, leben zwei Spielarten einer gestörten, gefühlslosen Sexualität, der eine ganz in sich zurückgezogen, der andere aggressiv nach außen gekehrt, aber beide unfähig zu lieben.

      Selbst die Umbettung seiner Großmutter – in einem Müllsack wird der halbverweste Körper über den Friedhof getragen – kann Michel keine Reaktion entlocken. Allenfalls als sein Wellensittich tot von der Stange kippt zuckt er kurz zusammen – um ihn dann entschlossen in den Mülleimer zu entsorgen. Sektflaschen lagert er neben tiefgekühlten Laborratten. Diesen Mann kann so etwas nicht irritieren, Gefühle scheinen für ihn ein Fremdwort zu sein. Christian Ulmens Michel sagt nichts, bewegt sein Gesicht nicht, steht verschüchtert in der Ecke und scheint froh, wenn man ihn in Ruhe lässt. Und man ist sich nicht ganz sicher, ob das Interpretation der Rolle oder schlicht schauspielerisches Unvermögen ist.

      Es sind die Frauen, die die beiden Brüder wieder ins Leben, in die Welt zurückholen, und schauspielerisch beeindrucken. Franka Potente, als jugendliche Annabelle bereits in Michel verliebt, tritt ganz ungewohnt als ruhiges, einfühlsames Mädchen auf, das nur noch wenig mit ihren schrill-bunten Auftritten von früheren Filmen zu tun hat. Das tut dem Film gut und bestätigt, dass Potente mehr kann als Action und Komödie. Und dann ist da Martina Gedeck, geheimnisvoll, sinnlich und sehr pragmatisch. Mit Bruno zieht sie durch die Swingerclubs der Hauptstadt, doch die Beziehung ist keine rein sexuelle. Das erste Mal scheint sich Bruno geliebt und zu Hause zu fühlen bei einer Frau. „Ich glaube ich liebe dich“, sagt er zu ihr. Immer wieder „Ich glaube“. Er hat noch keine Sicherheit, kein Wissen um den Umgang mit den eigenen Gefühlen. Aber unfähig zu lieben ist Bruno nicht mehr.

      Rein optisch bleibt „Elementarteilchen“ brav, nur die Jugend der Brüder ist quietschbunt, angesiedelt irgendwo zwischen Technicolor-Film und LSD-Trip. Doch diese Farbigkeit ist für die beiden Brüder kein Zeichen von Freude, sondern die eklige Materialisation des Hippie-Lebens der Mutter. Auch erzählerisch bleibt der Film konventionell und enthält nur wenig von den typischen Roehlerschen Ausweglosigkeiten und der Verzweiflung, die die Figuren auf sich selbst zurückwirft.

      Fazit: „Elementarteilchen“ ist ein Konsensfilm geworden. Die extrem gelebte Sexualität wird auf ein allenfalls optisches Faszinosum reduziert, das kaum noch etwas über die Abgründe der Figuren verrät. Unabhängig von der Vorlage betrachtet überzeugten aber vor allem die souveränen Schauspieler und die mit Tiefgang ausgestatteten Frauenfiguren.
      Ein sehr Roehlerscher Stoff – und ein überraschend un-Roehlerscher Film.
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