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Emancipation: Das konsequente Überlebensdrama ist der erste Film des Superstars Will Smith seit seinem Ausraster bei den Oscars. Wir versuchen, der eindringlichen Regiearbeit von Antoine Fuqua eine faire Chance zu geben. Elf Jahre sind vergangen, seitdem Will Smith absagte, die Titelrolle in Quentin Tarantinos „Django Unchained“ zu übernehmen, ein Part, der schließlich an Jamie Foxx ging. Nun hat der Schauspieler doch noch mitgespielt...

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Handlung und Hintergrund

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Antoine Fuqua
Darsteller
  • Will Smith,
  • Ben Foster
Drehbuch
  • Willam N. Collage

Kritikerrezensionen

  • Das konsequente Überlebensdrama ist der erste Film des Superstars Will Smith seit seinem Ausraster bei den Oscars. Wir versuchen, der eindringlichen Regiearbeit von Antoine Fuqua eine faire Chance zu geben.

    Elf Jahre sind vergangen, seitdem Will Smith absagte, die Titelrolle in Quentin Tarantinos „Django Unchained“ zu übernehmen, ein Part, der schließlich an Jamie Foxx ging. Nun hat der Schauspieler doch noch mitgespielt in einem Film über eines der finsteren Kapitel in der Historie der USA: „Emancipation“ ist ein Überlebensdrama über die historisch belegte Geschichte eines Schwarzen, der als „Whipped Peter“ in die Annalen einging, ein Sklave, dem es 1863 in einer zehntägigen Flucht von seiner Plantage in Louisiana gelungen war, sich zu den vorrückenden Nordstaatlern in Baton Rouge durchzuschlagen. Zwei Fotografen hielten seinen von Peitschenhieben brutal vernarbten Rücken in einem Foto fest, das entscheidenden Anteil hatte, Menschen im Norden des Landes eine entschlossene Haltung gegen Sklaverei entwickeln zu lassen, vergleichbar mit dem Foto napalmverbrannter Kinder im Vietnamkrieg. Für Will Smith wäre der Film ein uneingeschränkter Triumph, wenn er nicht bei der Oscarverleihung in einem beispiellosen Ausraster, der um die Welt ging, den Moderator Chris Rock vor laufender Kamera geohrfeigt und sich zur Persona non grata gemacht hätte.

    Wie eine schwarze Wolke hängt dieser Vorfall unweigerlich über Smiths neuem, lange vor den Oscars abgedrehten Film, was bedauerlich ist, weil „Emancipation“ nun nicht die Wertschätzung widerfahren wird, die ihm zusteht. Nicht nur für den Filmstar, sondern noch mehr für Regisseur Antoine Fuqua ist dieser grimmige, entschlossene, kompromisslose Höllentrip ein Quantensprung, seine zweifellos beste Arbeit, mit der der 57-jährige Filmemacher nicht einfach nur den Ruf abschüttelt, die schwarze Antwort auf Michael Bay zu sein, sondern unterstreicht, dass dies der Stoff ist, für den er vor 25 Jahren als Filmemacher angetreten war. All die oftmals ultrabrutalen, pulsierend mit ihren Oberflächenreizen protzenden Mainstreamfilme wie „The Equalizer“ und das Remake von „Die glorreichen Sieben“ oder die Prime-Serie „The Terminal List“, mit denen der Regisseur von „Training Day“ in den letzten Jahren auf sich aufmerksam gemacht hat, wirken wie notwendige Fingerübungen, um sich zu stählen für diese neue Arbeit, die nicht vor konsequenter Härte zurückschreckt, aber auch eine Zurückhaltung und Empathie beweist, wie man sie beispielsweise bei seiner jüngsten Regiearbeit davor, „The Guilty“, komplett vermisst hatte. Nicht, dass „Emancipation“ nicht auch wüsste, wie man Effekt maximiert, aber oft scheint es, als habe der Filmemacher sich nicht von seinen niederen Impulsen, sondern einfach von den Bedürfnissen der eindringlichen, oftmals erschütternden Geschichte leiten lassen.

    Neben Will Smith sieht man als namhaftesten Darsteller Ben Foster als Peters Nemesis, den unablässigen Sklavenjäger Fassel, ein menschgewordener Bluthund. Aber wenn es denn einen zweiten Star gibt in diesem Film, dann ist es die Kamera von Robert Richardson, der ironischerweise auch bei „Django Unchained“ das Licht gesetzt hatte und auch hier wieder einfach alles richtig macht, mit einer extrem farbentsättigten Palette, oftmals hart am Rand zum Schwarzweiß, mit der die Flucht durch die Sümpfe und Peters späterer Kampf als Soldat der Nordstaatenarmee immer die Realität unterstreicht, gleichzeitig aber auch eine fast surreale Note gewinnt: So sieht sie aus, die Hölle auf Erden. Wenn sich Peter seinen Weg bahnt durch die Bayous, seine Verfolger im Nacken und konfrontiert mit Alligatoren, Giftschlangen und all den Schrecknissen, die eine feindselige Welt aufbringen kann, muss man natürlich denken an Filme wie „Flucht in Ketten“ und „12 Years a Slave„, an „Underground Railroad“, die Fluchtsequenz in „Cool Hand Luke„, an brachiale Survivalepen wie „The Revenant“ oder „Apocalypto„, manchmal sogar an die evokativen Schwarzweißbilder von Robby Müller in „Down By Law„.

    In den besten Momenten jedoch transzendiert „Emancipation“ seinen eigenen Realismus, nimmt düstere märchenhafte Züge an, die an „Die Nacht des Jägers“ erinnern und dem Film einen ganz eigenen Dreh geben, mit einem Hauptdarsteller, der, abgesehen von ein oder zwei Szenen, voll und ganz verschwindet in der Rolle eines gottesfürchtigen Mannes, der unter allen Umständen überleben will, um zu seiner Familie zurückkehren zu können. Das mag zwar frei erfunden sein, ist aber ungemein effektiv, gibt dieser Reise in den Schmerz einen emotionalen Anker, an dem man sich auch als Zuschauer festhalten kann. Am Schluss kann Antoine Fuqua in einer ausgedehnten Schlachtsequenz nicht widerstehen, doch noch ein Heldenepos zu machen, das mit erhebender Orchestermusik auf Katharsis und Triumph zusteuert - was der in diesen Szenen nicht unähnliche „Im Westen nichts Neues“ beispielsweise konsequent verweigert -, aber den sehr starken Eindruck, den der für Apple entstandene Film, Will Smith hin oder her, hinterlässt, doch kaum mindert. Dafür hat er bis dahin einfach zu viel richtig und immer wieder großartig gemacht.

    Thomas Schultze.
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