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„Squid Game“: Polizei warnt vor Halloween-Scherzen

„Squid Game“: Polizei warnt vor Halloween-Scherzen
© Noh Juhan | Netflix

Vor einigen Jahren machten Horrorclowns an Halloween die Runde – jetzt könnten Kostüme aus Squid Game die Passanten erschrecken, warnt die Polizei.

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Prank-Videos von dubiosen Grusel-Clown-Attacken fluteten 2016 monatelang das Internet. Das Phänomen erreichte auch Deutschland und die Polizei warnte. Dann wurde es ruhiger, aber nun könnte ein weiteres Phänomen die Straßen an Samhain beziehungsweise Halloween erobern.

Polizei warnt vor „Squid Game“-Kostümen an Halloween 2021

In diesem Jahr startete nun eine ganz besondere südkoreanische Serie auf Netflix. In dieser können hoch verschuldete Menschen an Kinderspielen teilnehmen, um eine große Summe Geld zu verdienen. Wenn sie aber nicht gewinnen, werden sie umgehend getötet. Die Serie hat bei Netflix alle Streaming-Rekorde geknackt und die „Squid Game“-Kostüme, die im Wesentlichen aus Masken und Overalls bestehen, gehen weg wie warme Semmeln, wovon auch dieses Video berichtet:

Das hat auch die Polizei bemerkt und warnt nun wieder vor wilden Erschreckungsaktionen an Halloween. Natürlich ist die „Squid Game“-Maskierung nicht verboten, aber die Polizei sagt, man solle keinesfalls die Spiele und schon gar nicht die Exekutionen auf offener Straße nachspielen, weil für Außenstehende nicht klar ist, worum es sich handelt. Auch mit Kunstblut, Ketchup und Spielzeugwaffen solle man besonders in der Dunkelheit achtsam sein und bedenken, dass die Polizist*innen nicht sofort auseinanderhalten können, was Fake und was echt ist und entsprechend handeln. Gar nicht erlaubt ist es aber selbstverständlich, Unbeteiligte mit Kettensägen zu bedrohen oder anderweitig zu erschrecken.

Auch Schulen verbieten „Squid Game“-Kostümierung

In den USA dürfen Kinder an Halloween verkleidet in die Schule kommen. Im Bundesstaat New York aber nicht mit „Squid Game“-Kostüm. Dies wurde verboten, weil es gewaltverherrlichende Botschaften übermitteln kann. Ähnliche Diskussionen gibt es bereits auch schon an deutschen Schulen. Ob es eine zweite Staffel „Squid Game“ gibt, erzählt euch dieses Video:

Halloween 2021: Wann euch Strafverfolgung drohen kann

Jemanden zu erschrecken kann natürlich ein witziger Scherz sein. Da sich die Vorfälle mit Horror-Clowns, die den Straßenverkehr und ähnliche Bereiche unsicher machen, in den Vorjahren zu häufen androhten, warnt die Polizei auch in diesem Jahr davor, den Spaß zu übertreiben. Horror-Clown-Treiben kann Menschen ernsthaft traumatisieren, einen Verkehrstod oder plötzlichen Herzstillstand herbeiführen. Das wird dann entsprechend auch geahndet, aber diese Schuld zu tragen, steht nicht im rechten Verhältnis zum Spaß. Daher: Geht einfach als Heidi Klum!

Die pathologische Angst vor Clowns: Eine fiese Begegnung kann reichen

Diejenigen, die sich beklagen, dass der mysteriöse Clownstrend zu weit gehe und besonders die Kinder nachhaltig verstören würde, haben allen Grund dazu, denn eine einige Begegnung dieser Art, reicht aus, um eine postraumatische Belastungsstörung hervorzurufen. Ohnehin ist die krankhafte Angst vor Clowns den Studien zufolge wesentlich häufiger bei Kindern als bei Erwachsenen anzutreffen ist. Die Krankheit trägt sogar einen offiziellen Namen: „Coulrophobie“, allerdings stammt diese Bezeichnung mit griechischen Wortwurzeln nicht aus wissenschaftlicher Feder. Die Herkunft ist eher nebulös und seit den 80er Jahren nachzuweisen. Das ist auch der Zeitpunkt, als der böse Clown die Popkultur eroberte.

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Weiterhin wird sich bei der Suche nach Erkenntnis vielfach auf eine Studie der Universität of Sheffield bezogen, in der 250 Kinder zwischen vier und 16 Jahren zu Bildern an den Wänden eines Krankenhauses befragt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die Kinder die Clowns durchweg nicht lustig fanden, einige fürchteten sich vor ihnen, andere befiel ein leichtes Unbehagen. Erklärt wurden die Ergebnisse damit, dass die Kinder auch bei Clowns mit der Angst vor Unbekanntem reagieren. Diese Angst ist unspezifisch, sie bezieht sich nicht nur auf Clowns und schwindet daher mit den Jahren. Wer auch als Erwachsener noch Angst vor Clowns hat - was verhältnismäßig seltener vorkommt - reagiert auf die Maske, das Kostüm und die freundliche Fratze, die wahre Emotionen verbirgt. Außerdem brechen Clowns soziale Konventionen, was zusätzlich beunruhigende Wirkung hat.

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Der „Uncanny Valley“-Effekt: Zur Akzeptanz von Clowns

Der unheimliche Grusel, der von Zombies und für einige auch von Clowns ausgeht, kann auf einen Effekt bezogen werden, den der japanische Robotiker Masahiro Mori als das „Phänomen des unheimlichen / unbekannten Tals“ umschrieben hat. Dabei bezog er sich auf Erkenntnisse, die er im Rahmen seiner Arbeit an anthropomorphen Robotern und Avataren gewinnen konnte. Dabei lässt sich feststellen, dass Menschen sehr abstrakte und künstlich wirkende Figuren anziehender finden und besser akzeptieren als sehr menschenähnliche Figuren. Dieser Effekt betrifft auch Computerspielgrafiken und wird bei einigen gefloppten Animationsfilmen als Hauptursache betrachtet. Sowohl der Zombie als auch der Clown sind sehr menschenähnlich, haben aber jeweils kleine Abweichungen, sodass wir sie nicht als normal einstufen können. Abweichungen von der Norm menschlichen Verhaltens rufen in Individuen häufig eine Abwehrreaktion hervor.

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Wie fing das an? Clowns-Sichtungen in den Staaten

Das Phänomen ist in den USA schon seit mehr als vier Jahren bekannt. Im späten August 2016 begannen die Geschichten von „creepy clowns“ in South Carolina vermehrt die Runde zu machen. Die Augenzeugenberichte klangen eher wie die Plot-Bestandteile eines Horrorfilms. Kinder berichteten ihren Eltern, dass eine Gruppe Clowns versucht hätte, sie in den Wald zu locken und ihnen dafür auch Geld geboten hätte. Eine Passantin erzählte, dass sie eine längliche Figur mit Clownsgesicht ihr zuwinkend unter einer Straßenlaterne gesehen hätte. Das sind keine Gerüchte, sondern Aufzeichnungen des Sheriffs von Greenville County, so zumindest steht es in der New York Times. Die Polizei ist sich allerdings nicht sicher, ob die Berichte ausgedacht sind oder nicht. Was sie wohl eher beschäftigte war, dass verängstigte Bürger in den Wald geschossen hätten, um sich gegen die Clowns zu verteidigen. Davon ausgehend verbreiteten sich dann auf den sozialen Medien Sichtungen in Alabama, Florida, Kentucky, Pennsylvania, North Carolina, New York und einer Handvoll weiterer Staaten.

Horror-Clowns-Attacken: Die Vorfälle in den USA

Wo die Inszenierung anfängt und die Realität aufhört, lässt sich derzeit von niemandem ganz sicher bestimmen. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt blieben die Berichte auch mehr oder weniger harmlos und bezogen sich auf Clowns, die irgendwo sonderbar herumstanden und winkten. Dann gab es innerhalb von zwei Tagen vier Berichte aus New Jersey, die schon beunruhigender klangen, denn dabei sollen die Clowns aus dem Wald gekommen sein und hätten Kinder gejagt. In Warren County soll ein mit einem Schwert bewaffneter Schreckens-Narr einem Kind gefolgt sein, am selben Tag später wurde von einem Truck berichtet, aus dessen Fenstern diverse Clowns hingen. Ebenso kann man aber sagen, dass alle Verhaftungen in den USA bezüglich Clowns-Drohungen nicht auf wirklichen physischen Schaden beruhen, die Clowns jemandem zugefügt hätten, sondern aufgrund der Verbreitung von Falschmeldungen geschehen sind. Übrigens hat auch McDonalds sein Maskottchen Ronald McDonald erst mal etwas aus der Öffentlichkeit entfernt.

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Auch belegte Ereignisse in Europa: Deutschland & Großbritannien

Auch in Großbritannien und Deutschland machen inzwischen vermehrt Meldungen über Clowns die Runde und die Polizei gibt bereits eindrückliche Warnungen heraus, wie ihr beispielsweise im Video bei Welt.de sehen könnt. Einige scheinen ein extrem ausgeweitetes Verständnis von Spaß zu haben. Allerdings könnte ihnen dieser auch bald vergehen, denn erstens werden diese Delikte polizeilich verfolgt und sind strafrechtlich relevant, zum anderen gehen offensichtlich immer mehr Menschen auch zum Gegenangriff über. Es wird anlässlich Halloween auch davon abgeraten, sich in diesem Jahr als Clown auf der Straße sehen zu lassen.

  • In Salzwedel brannten Autos, einer der Täter war als Clown maskiert. In Rostock wurden Menschen mit Spraydosen und Baseballschläger bedroht.
  • Grusel-Clowns bedrohten Passanten in NRW, eine 14-jährige verletzte sich, als sie vor einem Clown mit Baseballschläger davonlief.
  • In Wesel schwang ein Maskierter eine Pistole und ein Messer und erschreckte damit zwei junge Männer. In Gelsenkirchen haben zwei Clowns einen 33-jährigen Gehörlosen mit einem Messer angegriffen, der Mann erlitt eine Schnittwunde an der Hand, wie die Polizei mitteilte.
  • Auch in England wird Schrecken verbreitet: Die Polizei von Thames Valley zählt 14 gemeldete Vorfälle an einem Wochenende, bei denen maskierte Witzbolde Menschen eingeschüchtert und erschreckt hätten. Die Polizei in Durham berichtet, dass ein Mann mit Messer und Clownskostüm einer Gruppe Kinder in der Chester-Le-Street auf dem Schulweg gefolgt sein. Polizeiwachtmeister Mel Sutherland sprach in einer Stellungnahme davon, dass er glaube, dass sich hier eine Posse größeren Ausmaßes verbreitet. Auch in anderen europäischen Ländern verbreitet sich das Phänomen, so zum Beispiel wurde auch eine Frau in Mittelschweden von einem Clown bedroht, wie ein Polizeisprecher der Zeitung „Aftonbladet“ berichtete.

Clownangriffe & die Konsequenzen: Was ist mit Selbstverteidung?

Prinzipiell ist es nicht verboten, sich als Clown zu verkleiden. Die Polizei Bochum bittet aber beispielsweise darum, den Clowns-Hype nicht noch weiter auf die Spitze zu treiben. Es sei überhaupt nicht lustig. Menschen, die einen Kasper gefrühstückt haben und sich im Horror-Clowns-Kostüm auf Menschenjagd machen, sollten bedenken, dass auch „harmlose“ Erschreck-Aktionen bei anderen Menschen Schock, Trauma und ggf. Verletzungen hervorrufen können, zum Beispiel wenn sie überrascht und kopflos flüchten. Solche Unfälle können euch dann zu Lasten der Täter, mitunter sogar als Körperverletzung ausgelegt werden. Auch das in den USA sehr beliebte auf-die-Straße-hüpfen kann natürlich ganz üble Unfälle verursachen - auch dafür habt ihr dann als Verursacher die Verantwortung zu tragen. Weiterhin ist den auf diese Weise angegriffenen Personen die Selbstverteidigung im angemessenen Rahmen erlaubt, daher kann es unter Umständen auch passieren, dass euch jemand aufgrund eures „witzigen“ Angriffs die Nase bricht.

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Der Horror-Clown und die Popkultur sind unzertrennlich miteinander verbunden: „Die Säuberung“

Im Netz war jüngst vermehrt zu lesen, dass die Clowns ihre eigene „Säuberung“ planen. Wer die „The Purge“(Die Säuberung)-Thriller-Horror-Filmreihe nicht gesehen hat, wird damit nicht viel anfangen können. Die Assoziation zu diesen Filmen ist allerdings nahe liegend und passt zum kürzlichen Erscheinen des dritten Teils der Reihe, die bald auch eine Fernsehserie bekommen soll. „Die Säuberung“ im Sinne des Films würde bedeuten, dass jegliche Gewalt an einem bestimmten Tag vom Staat legalisiert ist und Verbrechen nicht unter Strafe gestellt werden. Auch in den Filmen sind viele „Purger“ sehr gruselig maskiert und folgen ihrem „anarchischen“ Plan, die Bürger in Angst und Schrecken zu versetzen, bzw. sogar zu töten. Videos und Nachrichten, die diese „Säuberungs-Drohung“ enthalten, sind eventuell ein Marketing-Gag bzw. eine Erweiterung des Phänomens von Fans der Reihe und einfach eine weitere Möglichkeit, Panik über die sozialen Medien zu verbreiten.

Der Clown als historische Figur:  Von Narren & ihren Killern

Die Ambivalenz mit der Menschen auf Clowns blicken, ist wahrscheinlich auch in historischen Traditionen begründet. Im Mittelalter war der Narr stets in der Gefahr, einfach abgemurkst zu werden, wenn seinem Herrn die Witze nicht zum Lachen gereichten. Dazu passt das quasi erstarrte Grinsen einer Clownsmaske sehr gut. Unterhaltung als Spaßmacher war in diesen Zeiten ein verdammt ernster Job. Hinzu kam, dass dieser Beruf auch nicht bei allen Menschen und Ständen gleichermaßen beliebt war, denn der Narr hielt den Menschen traditionell den Spiegel vor - das kann nicht jeder humorvoll verarbeiten.

John Wayne Gacy: Der Serienkiller-Clown

Ein Clown, der den Namen Killer wirklich verdient hat, ist John Wayne Gacy, der als Pogo der Clown in der Kinderunterhaltung auf Straßenfesten gearbeitet hat und in den Jahren 1972 und 1978 insgesamt 33 Jungs und junge Männer getötet hat. In der vierten Staffel der Serie „American Horror Story“ diente Gacy als Vorlage für den Killer-Clown Twisty. Darüber hinaus ist er in unzähligen Büchern, Liedern und Filmen der Popkultur verarbeitet worden.

Gruselige Clowns in Filmen

Im kommenden Jahr erwartet euch die Neuverfilmung des Klassikers „Es“ von Stephen King. Bill Skarsgard übernimmt darin die Rolle des Clowns Pennywise, aber es gibt natürlich noch einige Filme mehr, die gruselige Horror-Clowns beinhalten und vielleicht dem einen oder anderen Spaßmacher auch als Vorlage gedient haben könnten. Für die Filme sind die aktuellen Geschehnisse in jedem Fall eine prima PR. Stephen King hat allerdings auch schon dazu aufgerufen, man möge sich im Bezug auf die „Killer“-Clowns wieder ein wenig entspannen, die meisten seien nett und zu echten, sauberen Späßen aufgelegt. Filme zu gucken und die Fantasie schweifen zu lassen, ist auf jeden Fall besser als auf den momentanen Hype aufzuspringen und dabei womöglich andere ernsthaft zu gefährden. Passt auf euch und andere auf und überlegt lieber zweimal, bevor ihr euer Unwesen als Clowns treibt! Und alle, die sich gegen Clowns zur Wehr setzen wollen: Bedenkt, dass die Verteidigung verhältnismäßig sein muss und dass es auch immer noch Leute gibt, die in Krankenhäusern, Einkaufszentren & Co einfach weiter ihren Job machen müssen und vielleicht gerade nur auf dem Weg zur Toilettenpause sind.

 

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