Anzeige
Anzeige

Es war einmal in Deutschland ...: Der Holocaustüberlebende David lebt mit Schicksalsgenossen in einem Zwischenlager. Er überredet einige von ihnen, mit ihm Wäsche bei den deutschen Kriegswitwen und Eltern an der Haustür zu verkaufen, um so das Geld für die Schiffspassage nach Amerika und einen Neuanfang dort zu verdienen. Die Teilacher sind durchaus erfolgreich. Doch das Misstrauen wächst, weil David tagsüber andere Termine hat, welche will er...

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Handlung und Hintergrund

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges brauchen die Deutschen vor allem eins: Wäsche. Meint zumindest der jüdische Kaufmann und Holocaust-Überlebende David Bermann (Moritz Bleibtreu). Kurzerhand baut er das familiäre Wäschereigeschäft in Frankfurt am Main wieder auf und schart eine Truppe gewiefter Verkaufstalente um sich. Zusammen mit seinen jüdischen Freunden Fajnbrot (Tim Seyfi), Holzmann (Mark Ivanir), Fränkel (Anatole Taubman), Verständig (Hans Löw), Szoros (Pál Mácsai) und Krautberg (Václav Jakoubek) zieht Bermann von Haustür zu Haustür. Mit aberwitzigen Geschichten und kleinen Tricks verschaffen sich die Wäscheverkäufer Eintritt. Das Geschäft floriert, bis die US-Offizierin Sara Simon (Antje Traue) auftaucht und unbequeme Fragen zu Bermanns Vergangenheit stellt. Warum hatte der Komiker einen zweiten Pass? Und stimmt es, dass er den Führer auf dem Obersalzberg besucht hat? Anschuldigungen, die Bermann mit einer seiner absurden Geschichten zu entkräften versucht.

„Es war einmal in Deutschland …“ - Hintergründe

Schon auf der Berlinale 2017 konnte die eigenwillige Komödie von Sam Garbarski („Irina Palm“) Publikum und Kritiker überzeugen. Grund dafür ist vor allem der schwarzhumorige, lakonische Ton des Filmes, der aus einer ungewohnten und frischen Perspektive vom Holocaust erzählt. Mutig zeigt „Es war einmal in Deutschland …“ mit welchen Tricks die Überlebenden versuchen, im Nachkriegsdeutschland über die Runden zu kommen und welchen Vorurteilen sie dabei immer noch begegnen. Letztlich ist Angriff die beste Verteidigung, und der beste Angriff ist Humor. Dabei orientiert sich die Produktion eng an den beiden Romanen „Die Teilacher“ und „Machloikes“ von Autor Michel Bergmann („Das dritte Feuer“), der auch das Drehbuch für „Es war einmal in Deutschland …“ geschrieben hat.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Sam Garbarski
Produzent
  • Roshanak Behesht Nedjad,
  • Jani Thiltges,
  • Sébastien Delloye
Darsteller
  • Moritz Bleibtreu,
  • Antje Traue,
  • Tim Seyfi,
  • Mark Ivanir,
  • Anatole Taubman,
  • Hans Löw,
  • Pál Mácsai,
  • Vaclav Jakoubek,
  • Jeanne Werner,
  • Jeffrey Mittelman,
  • Tania Garbarski,
  • Christian Kmiotek,
  • Joel Basman,
  • Bettina Stucky,
  • André Jung,
  • Frank Michael Köbe
Drehbuch
  • Sam Garbarski,
  • Michel Bergmann
Musik
  • Renaud Garcia-Fons
Kamera
  • Virginie Saint-Martin
Schnitt
  • Peter R. Adam
Buchvorlage
  • Michel Bergmann

Kritikerrezensionen

    1. Zwischen Israel und Agypten wächst in Gaza eine Jugend heran, die müde ist vom täglichen Ausnahmezustand. Sinn und Perspektive finden sie in ihrer Freizeit: Mit Deutschland im Jahre Null: Die überlebenden Juden des Holocausts haben nur ein Ziel: Sie wollen weg aus Deutschland. Doch das Unterfangen ist schwerer als gedacht, denn dafür braucht es ein ordentliches Startkapital. Der Jude David Bermann, der vor dem Krieg Teil einer erfolgreichen Wäscheverkäuferfamilie war, versucht nun seine alten Verkaufstalente zu reanimieren, um endlich in die USA zu gelangen. Dazu versammelt er Freunde und Bekannte um sich und verkauft den Damen in Frankfurt Bettwäsche, Handtücher und weitere Gegenstände. Die Geschäfte laufen gut, doch als die amerikanische Offizierin Sara Simon damit beginnt, in Bermanns Vergangenheit zu wühlen, kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, welches Bermann am liebsten begraben hätte. ES WAR EINMAL IN DEUTSCHLAND…von Sam Gabarski, der auf den Romanen von Michel Bergmann basiert, nimmt eine für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ungewöhnliche Perspektive ein, indem er das Nachkriegsdeutschland aus Sicht der jüdischen Opfer erzählt. Neben der Geschichte von David Bermann und seinen Freunden fasziniert auch der inszenatorische Stil des Films. Wie ein Western wirkt er oft stark stilisiert, arbeitet mit dramatischen Auf- und Abtritten, mit großen Szenen der Konfrontation. Doch dann erzählt er auch wieder ganz sanft und sensibel von kleinen zwischenmenschlichen Momenten innerhalb des überzeugend aufspielenden Ensembles, welches Moritz Bleibtreu als Bermann mit einer beeindruckenden Mischung aus gerissenem Geschäftsmann, immer zu Streichen aufgelegtem Clown und traumatisiertem Kriegsüberlebenden anführt. Der augenzwinkernde Witz ist in der Geschichte, trotz der großen tragischen Tragweite, immer präsent, ob als Galgenhumor oder als letzter Schutz gegen die Verzweiflung. Zusammen mit den sympathischen und vielschichtigen Figuren ist dies eine große Stärke des Drehbuchs. Die Kamera liefert herrliche Bilder voller Filmzitate, Ausstattung und Setting erschaffen ein authentisch wirkendes Nachkriegsmilieu. ES WAR EINMAL IN DEUTSCHLAND … ist eine bittersüß unterhaltsame und berührende Geschichte über das jüdische Überleben in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

      Jurybegründung:

      Die Verfilmung des Romans „Die Teilacher“ von Michel Bergmann durch Sam Garbarski überzeugt die Jury sowohl künstlerisch als auch inhaltlich. Der belgische Filmemacher entschied sich gegen die Klammer der Vorlage, das Schicksal des Kaufmanns David Bermann nach dessen Tod in puzzleartigen Rückblenden zu erzählen. Der Film konzentriert sich auf die Nachkriegszeit, in der Beermann und sechs weitere Überlebende der Shoah in Frankfurt am Main einen Neuanfang suchen, und dessen Erlebnisse im Dritten Reich.
      In ihren Träumen sind die Männer bereits in Palästina oder den USA. Der Witzerzähler Bermann, dem seine Kunst im KZ das Leben rettete, mag heute keine Witze mehr reißen. Aufgrund seiner irren Lebensgeschichte verdächtigt ihn die amerikanische Militäradministration, ein Kollaborateur zu sein. Regelmäßig wird er zur Befragung bei der attraktiven CIA-Agentin Sara Simon vorgeladen, die mit ihren Eltern 1933 aus Deutschland fliehen konnte. Sie glaubt ihm kein Wort, wenn er in Rückblenden vom Überleben im KZ und auf dem Obersalzberg berichtet.
      Die Verhöre beeinträchtigen Bermanns Engagement im eigenen Business. Um das Geld für einen/den beruflichen Neustart zu mehren, baut der einstige Kompagnon des ersten Hauses für Kurzwaren und Wäsche in Frankfurt mit mehreren Schicksalsgenossen einen florierenden Wäschehandel auf. Die schrecklichen Erlebnisse jedes Einzelnen klingen im Laufe der Handlung kurz an. Da sie aus verschiedenen europäischen Ländern stammen, wird die internationale Dimension des Holocaust deutlich.
      Nur einmal holt einen der Männer die Vergangenheit ein. In einem Zeitungsverkäufer erkennt er einen ranghohen Nazi, der in seiner ungarischen Heimatstadt Hunderte Juden in einer Synagoge verbrennen ließ. Das weckt in allen den unterdrückten Schmerz und die Schuldgefühle. Sie leiden, weil sie im Gegensatz zu Familienangehörigen, Nachbarn und Freunden überlebt haben. Andererseits wollen sie nicht länger Opfer sein. Optimistisch nehmen sie ihr Geschick in die eigene Hand.
      Garbarski und Bergmann wissen genau, wovon sie sprechen. Beide sind in Familien hineingeboren, die nach dem Holocaust in Deutschland blieben. Deren Kinder fragten: „Warum wolltet ihr unter den Mördern leben?“
      Der Regisseur setzt auf bissigen, hintergründigen Witz in einem beeindruckenden Werk. Wie sein großes Vorbild ES WAR EINMAL IN AMERIKA wirft er einen nostalgisch-verklärten Blick in die Vergangenheit und pendelt geschickt jederzeit passend zwischen leiser Komödie und emotional berührender Tragödie. Er beschwört in seinem handwerklich soliden Drama die Atmosphäre im Deutschland der Nachkriegszeit perfekt, als sich viele Deutsche mit den Überlebenden der Konzentrationslager konfrontiert sahen, die sie an das eigene Versagen erinnerten. Dieser Aspekt der Geschichte klang im deutschen Film nur selten an, einzig Christian Petzolds PHOENIX sah die Jury als Referenzfilm.
      Der Film wird von einem exzellenten Schauspielerensemble getragen, sie bringen die psychischen Belastungen der Vergangenheit ebenso wie Momente der Verzweiflung und die Hoffnung auf die zweite Chance auf den Punkt. Moritz Bleibtreu ragt als Bermann heraus, auf ihn konzentriert sich die Handlung. Der deutsche Star liefert eine der besten Performances seiner mittlerweile 20-jährigen Karriere. Der Zuschauer nimmt ihm das geschäftstüchtige Schlitzohr und den Schlawiner Bermann, der still mit seinen eigenen Dämonen und Schuldgefühlen kämpft, einfach ab.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
      Mehr anzeigen
    Anzeige