„Eternals“ bietet Marvel-Fans am Ende einen äußerst interessanten Widersacher. Leider konnte ein anderer Feind sein Potenzial gar nicht entfalten und muss jetzt auf Wiedergutmachung hoffen.
– Achtung: Es folgen Spoiler für „Eternals“! –
Dieser Artikel gibt die Meinung des/der Autor*in wieder und nicht notwendigerweise die aller kino.de-Redakteur*innen.
In den letzten Jahren wurden Fans des Marvel Cinematic Universe (MCU) einige interessante Bösewicht*innen geboten: Adrian Toomes alias Vulture (Michael Keaton), Agatha Harkness (Kathryn Hahn) und natürlich Thanos (Josh Brolin), um nur einige zu nennen. Da kann man fast vergessen, dass gerade die Schurk*innen in der Anfangszeit ein häufiger Kritikpunkt bei den MCU-Filmen waren. Man denke nur an das Paradebeispiel schlechthin: den leider doch sehr blassen Malekith (Christopher Eccleston) aus „Thor 2 – The Dark Kingdom“.
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Der Anführer der Dunkelelfen gilt zwar gemeinhin als schlechtester MCU-Bösewicht, für die größte Enttäuschung bei etlichen Marvel-Fans sorgte allerdings Ultron (James Spader). Immerhin wurde sein Auftritt in „Age of Ultron“ dem Titel des Avengers-Films nicht gerecht, vielmehr wurde die K.I. nach einem Abenteuer schon zu den Akten gelegt, dabei bot sie deutlich mehr Potenzial, wie die Marvel-Comics beweisen. Erst „Marvel’s What If…?“ zeigte uns in diesem Jahr, wie schrecklich Ultron wirklich sein kann, immerhin stieg der Bösewicht in der Disney+-Serie gleich mal zum stärksten Widersacher im gesamten bisherigen MCU auf. Wobei er vermutlich trotzdem nicht den folgenden Antagonist*innen das Wasser reichen kann, die schließlich aber auch Ihresgleichen suchen:
„Eternals“ wollte wohl zu viel
Was mich zu dem aktuellen Beitrag zum Franchise bringt: „Eternals“. Der Film muss gerade viel Kritik einstecken und avancierte bei Rotten Tomatoes gar zum schlechtesten MCU-Streifen bislang. Diesem Ruf stimmen ich und einige meiner Kolleg*innen nicht zu, wie ihr hier in unseren Meinungen zu „Eternals“ nachlesen könnt.
Dennoch gehört der MCU-Film nicht zu meinen Favoriten der Reihe. Der für mich größte Kritikpunkt ist, dass es sich so anfühlt, als hätte man „Eternals 1“ und „Eternals 2“ in einen Film gestopft. Ich hätte mir eher gewünscht, dass man die unsterblichen Marvel-Held*innen langsamer aufbaut, um ihre Charaktere besser zu etablieren. Ein erster Film hätte sich in meinen Augen beispielsweise nur um einen Kampf gegen die Deviants auf der Erde drehen sollen. Womöglich am Ende hätte dann die Enthüllung über den wahren Ursprung der Celestials als Überraschung präsentiert werden können, inklusive Ikaris‘ (Richard Madden) Verrat und seinem Mord an Ajak (Selma Hayek).
Das wäre ein wahrer Paukenschlag gewesen, mit dem der Film uns entlassen hätte, um dann ein paar Jahre später in „Eternals 2“ den internen Kampf der Gruppe gebührender in Szene setzen zu können. Dann hätten wir wohl auch deutlich mehr mitgefiebert, wenn die Truppe an der Frage zerbricht, wie sie mit dem drohenden Schicksal der Erde umgehen soll und Ikaris‘ Taten hätten mehr Gewicht gehabt. Schon so war er der mit Abstand interessantere Gegenspieler in „Eternals“, was allerdings auch nicht schwer ist. Denn Kro (Bill Skarsgård) ist eben für mich die größte Bösewicht-Enttäuschung im MCU seit Ultron.
Kro unterscheidet sich zu stark von den Comics
Der Anführer der Deviants hat in seinem MCU-Debüt nahezu nichts mit seiner Comic-Vorlage gemein. In „Eternals“ sind die Deviants schließlich dunkle Computereffekt-Monster, während sie in den Comics humanoide Formen haben, auch wenn sie teils wie Ungeheuer aussehen. Bei Kro handelt es sich jedoch um einen wahrlich sonderbaren Vertreter, denn er verfügt im Gegensatz zu den anderen Deviants über eine enorme Langlebigkeit und existierte schon vor über 20.000 Jahren.
Diese Eigenschaft verbindet ihn also eher mit den Eternals, was für Kro aber auch einige Probleme mit sich brachte. Er befürchtete beispielsweise, dass die Deviants sich gegen ihn wenden würden, wenn sie von seiner langen Lebensdauer erfahren, weswegen er dies vor ihnen geheim hielt.
Seine Langlebigkeit verdankt Kro seiner erstaunlichen Fähigkeit: Er besitzt eine erstaunliche Kontrolle über die Struktur seines Körpers, wodurch er sich nicht nur heilen kann. Kro kann zudem sein Aussehen allein durch pure Willenskraft verändern, wodurch er sich beispielsweise hervorragend unter Menschen tarnen kann. Teils nutze er dies aber auch, um sich vor Menschen als Dämon zu inszenieren, weswegen ihn einige für den Teufel selbst hielten.
Interessant ist Kro ebenfalls aufgrund seiner Beziehung zu Thena, die im MCU von Angelina Jolie verkörpert wird, denn die beiden waren in den Comics tatsächlich ein Liebespaar. Diesen und weitere interessante Aspekte konnte „Eternals“ uns allerdings nicht präsentieren, weil die MCU-Deviants mit ihrer Vorlage eben so wenig verbindet. Sie spielen hier gefühlt die zweite Geige und dienen eigentlich nur dazu, die Eternals dabei auszubremsen, die Zerstörung der Erde zu verhindern. Eine Funktion, die am Ende dann letztlich Ikaris doch selbst übernimmt. Darunter leidet eben auch Kro.
Aber eigentlich bringt der Bösewicht auch in seiner Filmadaption mehr Potenzial mit sich. Weil er die Kräfte von Ajak und Gilgamesh (Don Lee) absorbierte, wuchs unter anderem das Bewusstsein des Anführers der Deviants. Er erhielt Zugriff auf Ajaks Erinnerungen und erkannte, dass sie und die Eternals nur Schachfiguren im Plan der Celestials sind. Anstatt sich mit den Eternals zu verbünden oder ein brüchiges Zweckbündnis einzugehen, sann er jedoch weiterhin auf Rache und verwarf so die letzte Chance, für mich mehr als ein wenig erinnerungswürdiger Bösewicht im MCU zu sein. Eventuell könnte er mit „Marvel’s What If…?“ ähnlich wie Ultron eine zweite Chance erhalten. Es wäre aber natürlich schön gewesen, wenn Kro das gar nicht nötig gehabt hätte.
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