Eu când vreau sã fluier, fluier: Beeindruckendes Regiedebüt des Rumänen Florin Serban, der von einem 17-Jährigen in einem Gefängnis erzählt, der zu einer Verzweiflungstat getrieben wird.
Florin Serban untermauert mit seinem mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten Langfilm-Debüt die Bedeutung des modernen rumänischen Kinos und überzeugt mit einer ebenso stimmigen wie bewegenden Charakterstudie eines Insassen eines Jugendgefängnisses.
Dass mit dem osteuropäischen Kino im Allgemeinen und dem rumänischen im Speziellen immer mehr zu rechnen ist, ist spätestens seit dem Cannes-Sieg von Cristian Mungius „4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage“ im Jahr 2007 kein Geheimtipp mehr. Und auch Florin Serban hat sich mit seinem Bären-Gewinner (Großer Preis der Jury 2010) „If I Want to Whistle, I Whistle“, dem neuen rumänischen Realismus verschrieben.
In seinem Langfilmdebüt erzählt er die Geschichte von Silviu, der in einem rumänischen Jugendgefängnis einsitzt und nur noch wenige Tage bis zu seiner Entlassung durchstehen muss. Obwohl Silvius Alltag erwartungsgemäß kein leichter ist und die internen Machtkämpfe nicht ausbleiben, reißt er sich zusammen - nur nicht negativ auffallen und dem Direktor einen Anlass geben, ihn doch noch länger da zu behalten. Seine eiserne Geduld wird erst auf die Probe gestellt, als ihn sein kleiner Bruder, den Silviu wie seinen eigenen Sohn aufzieht, besucht und ihm offenbart, dass ihre Mutter aus Italien zurückgekommen ist, um den kleinen Bruder eben dorthin mitzunehmen. Silviu fürchtet, dass seinem Bruder das Gleiche passieren könnte wie ihm: Zu oft hat ihn seine Mutter enttäuscht und im Stich gelassen. Nicht zuletzt gibt er seiner Mutter die Schuld daran, dass aus ihm ein Krimineller wurde.
Was sein Verbrechen war, bleibt ungenannt, ebenso wie die Hintergründe seiner Mithäftlinge. Serban geht es weniger darum, ein Soziogramm der rumänischen Jugend zu entwerfen, vielmehr nimmt er die Geschichte als Ausgangspunkt, von jemandem zu erzählen, der stur die ihm auferlegten Qualen erduldet, in der Hoffnung auf baldige Freiheit. Doch selbst die ist ihm, auch wenn sie zum Greifen nahe scheint, nicht gegönnt. Denn Silvius Mutter will mit seinem Bruder noch vor seiner Entassung aufbrechen. Silviu muss unter allen Umständen vorher raus und die Zukunft seines Bruders retten, auch wenn er damit seine eigene vollständig opfert.
Wie dem verschlossen freundlichen, doch ebenso entschlossenen Silviu langsam aber sicher der Boden unter den Füßen weggezogen, er von den Umständen zum Äußersten gezwungen wird und dabei auch eine angedeutete Liebesgeschichte brutal zerbricht, gehört zu den großen Stärken des Films. Nicht zuletzt wegen George Pistereanu, der mit der Hauptrolle sein Debüt gibt und sich als herausragender Darsteller empfiehlt. So wie auch der Rest des Cast fast ausnahmslos überzeugen kann, wobei Serban auch mit Laien und realen Häftlingen zusammen arbeitete.
Die ruhig eingefangene Story verzichtet ebenso auf Klischees wie auf effekthascherischen Sozialvoyeurismus. Die Insassen des Gefängnis sind sicher keine Engel, aber umso mehr Menschen, die alle ihre eigene, noch unerzählte Geschichte mit sich bringen. Wie sie dabei bemüht sind vor allem um ihre Würde zu kämpfen, ohne Almosen einzufordern, bewegt zutiefst und bietet dann doch einen Einblick nicht nur in die Seele einzelner Charaktere, sondern auch eines ganzen Landes, das sich immer noch an den Rand gedrängt fühlt. mahe.