In einem Interview spricht Regisseur Paul W. S. Anderson über seinen Kulthorror „Event Horizon“ und wie die Paramount-Verantwortlichen geschockt reagiert haben.
Als „Event Horizon – Am Rande des Universums“ in den USA im August 1997 in die Kinos kam, war dem Sci-Fi-Horrorfilm kein Erfolg beschieden. Der Kinosommer war damals in den festen Händen der beiden Blockbuster „Air Force One“ mit Harrison Ford als schießwütigem US-Präsidenten und „Men in Black“, der Will Smith endgültig zum Superstar avancieren ließ. Es half auch nicht, dass Regisseur Paul W.S. Andersons Film von Kritiker*innen regelrecht verrissen wurde. Die Folge waren gerade mal 42 Millionen US-Dollar an Einspiel.
Doch 25 Jahre später ist aus dem unscheinbaren Flop eine wahre Kultperle geworden, die nicht selten in Listen unterbewerteter Geheimtipps auftaucht. Für Anderson, der nach seinem Erfolg mit der Videospielverfilmung „Mortal Kombat“ zahlreiche Projekte angeboten bekam und für „Event Horizon“ sogar „X-Men – Der Film“ ausschlug, dürfte das eine späte Genugtuung darstellen.
Denn sein Film bietet durchaus kurzweiliges Horror-Vergnügen mit Starbesetzung (Laurence Fishburne, Sam Neill, Kathleen Quinlan, Jason Isaacs), jede Menge Schockmomente und ist für einen Film mit der Altersfreigabe ab 16 Jahren überraschend blutig und brutal geraten. Fast hätte „Event Horizon“ in den USA sogar eine NC-17-Freigabe erhalten, also die höchstmögliche. Vermieden wurde es nur durch extensive Schnittarbeit, der zahllose Gewaltspitzen zum Opfer fielen.
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Da verwundert es doch ein wenig, dass die Verantwortlichen bei Paramount Pictures damals den Film direkt abgenickt haben. Wobei, das haben sie eigentlich nicht, wie Anderson im Gespräch mit Variety verrät. Sie hatten schlicht die wirklich harten Szenen nicht im Vorfeld gesehen. Und das führte bei einer Testvorführung zu entgleisten Gesichtszügen:
„Ich glaube, Paramount war etwas geschockt. Der Film enthielt all diesen ekelhaften Horror und all diese verstörenden Bilder. Ich glaube nicht, dass irgendjemand im Studio so etwas im Vorfeld gesehen hatte, weil ich in England drehte. Normalerweise sehen sich die Leute vom Studio an, was die Hauptgruppe dreht. Aber die ganzen Horrorsachen wurden von der zweiten Gruppe unter meiner Regie an den Wochenenden gedreht. Ich glaube nicht, dass irgendjemand im Studio das Material der zweiten Gruppe angesehen hat. Also hatten sie all diese Aufspießungen und all die anderen Leute, denen die Augen ausgestochen wurden, und die Gedärme nicht gesehen. Ich bekam eine Menge heftiger Anmerkungen. […] Jemand sagte tatsächlich zu mir: ‚Wir sind das Studio, das ‚Star Trek‘ macht!‘“
„Event Horizon“, befürchtete man bei Paramount offensichtlich, würde die hauseigene Sci-Fi-Filmmarke „Star Trek“ „besudeln“, so Anderson. Und falls ihr euch nicht mehr oder gar nicht an den Horrorfilm erinnern solltet, dann werft einen Blick in den Trailer:
Dieser Star prophezeite den Kultstatus von „Event Horizon“
Anderson war also nicht ganz zufrieden mit der gesamten Situation um „Event Horizon“, zumal der Film von Paramount überhastet für eine Sommer-Veröffentlichung eingeplant wurde. So blieb dem 57-jährigen Filmemacher wenig Zeit für den nötigen Feinschliff. Nichtsdestotrotz erkannte ein gewisser Star sofort das Kult-Potenzial des Horrorfilms, wie sich Anderson erinnert:
„Ich war dabei, einen Film mit Kurt Russell zu drehen (‚Star Force Soldier‘, Anm. d. Red.); und ich zeigte ihm ‚Event Horizon‘. Er sagte: ‚Paul, in 20 Jahren wirst du froh sein, dass du diesen Film gemacht hast.‘ Er hatte Recht! […] Der Film ist beeindruckend. Er hat sich nicht lumpen lassen und ist dem treu geblieben, was er übermitteln wollte. […] Es ist eine wunderbare Erfahrung, zu sehen, wie das Publikum für den Film wächst.“
Apropos Sci-Fi-Horror, wie gut kennt ihr euch in diesem Subgenre aus? Erkennt ihr ausnahmslos alle Werke? Testet euer Wissen: