Kann „Everything Everywhere All at Once“ seinen Siegeszug fortsetzen, gewinnt Deutschland endlich wieder einen Oscar und wird dieses Jahr vielleicht auch ein Marvel-Film ausgezeichnet? Wir verraten es euch in unserer Oscar-Prognose.
Am 13. März ist es wieder soweit: In Hollywood werden zum 95. Mal die Oscars für die besten Filme des Jahres verliehen. Großer Favorit ist die Science-Fiction-Komödie „Everything Everywhere All at Once“, die insgesamt 11 Nominierungen absahnen konnte. Die schwarze Komödie „The Banshees of Inisherin“ von Martin McDonagh („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) und das Antikriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ gehen mit jeweils 9 Nominierungen ins Rennen, während das Elvis-Presley-Biopic „Elvis“ auf 8 Oscar-Trophäen hoffen kann.
Wir wagen vorab schon mal eine Prognose, wer von den Nominierten die besten Chancen hat, in diesem Jahr den begehrtesten Filmpreis der Welt abzuräumen und verschaffen euch einen Überblick darüber, wer sich sehr wahrscheinlich bald einen Oscar ins heimische Regal stellen darf.
Bester Film
Die abgedrehte Science-Fiction-Komödie „Everything Everywhere All at Once“, in der es um eine asiatische Einwandererfamilie geht, die einen Waschsalon betreibt und sich nach einem unangenehmen Termin bei der Steuerbehörde im Multiversum wiederfindet, hat hier ganz klar die Nase vorn. Der Film gewann unter anderem bereits große Preise wie den Golden Globe, den BAFTA (British Academy of Film and Television Award) und den Producers Guild Award. Es müsste also schon mit dem Teufel zugehen, wenn der Film am Ende nicht auch bei den Oscars triumphieren sollte.
Ihr wollt mit Insiderwissen glänzen und erfahren, wie sich die Wahl zum Besten Film des Jahres gestaltet? Denn bei den Oscars setzt man nicht einfach nur ein Kreuzchen bei seinem Lieblingsfilm. Wie’s funktioniert, verraten wir euch im folgenden Video:
Beste Regie
Martin McDonagh für „The Banshees of Inisherin“ |
*Daniel Kwan und Daniel Scheinert für „Everything Everywhere All at Once“ |
Steven Spielberg für „The Fabelmans“ |
Todd Field für „TÁR“ |
Ruben Östlund für „Triangle of Sadness“ |
Auch in dieser Kategorie dürfte „Everything Everywhere All at Once“ als Gewinner hervorgehen. Das Regie-Duo Daniel Kwan und Daniel Scheinert konnte zuvor ebenfalls alle wichtigen Filmpreise abräumen, unter anderem auch den prestigeträchtigen Directors Guild of America Award. Der Regiepreis gilt oftmals als sicherer Indikator dafür, wer am Ende wahrscheinlich auch den Oscar gewinnen wird. Nur beim BAFTA hatte das Duo gegen den deutschen Regisseur Edward Berger („Im Westen nichts Neues“) das Nachsehen, der bei den Oscars jedoch nicht mal nominiert wurde und somit keine Gefahr für die beiden darstellt.
Bester Hauptdarsteller
Austin Butler in „Elvis“ |
Colin Farrell in „The Banshees of Inisherin“ |
*Brendan Fraser in „The Whale“ |
Paul Mescal in „Aftersun“ |
Bill Nighy in „Living“ |
Tatsächlich wurden Colin Farrell vorab sehr gute Chancen eingeräumt, dass er für „The Banshees of Inisherin“ seinen ersten Oscar gewinnen könnte. Nachdem er beim britischen Filmpreis BAFTA allerdings leer ausging, hat sich diese Kategorie jedoch zu einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Austin Butler und Brendan Fraser entwickelt. Butler, der in „Elvis“ die gleichnamige Musiklegende verkörpert, konnte bereits zahlreiche Auszeichnungen wie den Golden Globe und den BAFTA für sich gewinnen, hatte bei den Screen Actors Guild Awards (SAG) allerdings das Nachsehen. Denn dort triumphierte sein Konkurrent Brendan Fraser für seine bewegende Performance in „The Whale“. In dem Drama von Regisseur Darren Aronofsky („Black Swan“) spielt Fraser einen fettleibigen Lehrer, der isoliert in seiner Wohnung lebt und am Ende seines Lebens wieder den Kontakt zu seiner entfremdeten Tochter sucht. Auch wenn die Wähler*innen der Academy Biopics über Musiker*innen lieben und die Statistiken ein bisschen mehr für Austin Butler sprechen, glaube ich trotzdem, dass Brendan Fraser am Ende für seine Darstellung den Oscar in den Händen halten wird.
Beste Hauptdarstellerin
Cate Blanchett in „TÁR“ |
Ana de Armas in „Blond“ |
Andrea Riseborough in „To Leslie“ |
Michelle Williams in „The Fabelmans“ |
*Michelle Yeoh in „Everything Everywhere All at Once“ |
Auch hier hat sich inzwischen ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen herauskristallisiert: Cate Blanchett könnte für das kunstvolle Drama „TÁR“, in dem sie eine Chefdirigentin verkörpert, die ihre Macht missbraucht, mit ihrem dritten Oscar ausgezeichnet werden. Zuvor erhielt sie die Trophäe bereits für ihre Rollen in Martin Scorseses „Aviator“ und in Woody Allens „Blue Jasmine“. Für die längste Zeit der aktuellen Filmpreis-Saison konnte auch sie, wie Butler, die meisten Auszeichnungen verbuchen, musste sich allerdings bei den SAGs gegen Michelle Yeoh geschlagen geben. Was für einen Triumph von Yeoh bei den Oscars sprechen könnte, ist die Tatsache, dass sie mit „Everything Everywhere All at Once“ auch den potenziellen Gewinner für den Besten Film im Rücken hat. Im Gegensatz zu Blanchett wäre es für sie zudem nicht nur der erste Oscar, sondern mit ihrem Sieg würde sie auch Geschichte schreiben: Denn Michelle Yeoh wäre die erste asiatische Darstellerin, die die Academy als Beste Hauptdarstellerin auszeichnen würde. Das Rennen gestaltet sich hier somit tatsächlich sehr eng, aber da Cate Blanchett bereits zwei Oscars ihr Eigen nennen darf, tippe ich hier auf einen Sieg von Michelle Yeoh.
Bester Nebendarsteller
Brendan Gleeson in „The Banshees of Inisherin“ |
Bryan Tyree Henry in „Causeway“ |
Judd Hirsch in „The Fabelmans“ |
Barry Keoghan in „The Banshees of Inisherin“ |
*Ke Huy Quan in „Everything Everywhere All at Once“ |
Hier stehen alle Zeichen für einen ganz klaren Sieg von Ke Huy Quan in „Everything Everywhere All at Once“. Der ehemalige Kinderdarsteller, der in den 80ern durch Filme wie „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ und „Die Goonies“ bekannt wurde, hatte die Schauspielerei aufgrund ausbleibender Rollen inzwischen eigentlich schon an den Nagel gehängt. Als er sich mit Ende 40 doch nochmal dazu entschied, seinem Lebenstraum als Schauspieler zu folgen, kam plötzlich mit „Everything Everywhere All at Once“ die Rolle seines Lebens um die Ecke. Der Film bescherte ihm nicht nur ein grandioses Hollywood-Comeback, sondern seine facettenreiche Darstellung generierte auch jede Menge Aufmerksamkeit und wurde gleich mehrfach ausgezeichnet. Mit seiner fröhlichen und energiegeladenen Art, die er bei seinen herzlichen Dankesreden auf den bisherigen Preisverleihungen zum Besten gab, dürfte halb Hollywood ihn inzwischen ins Herz geschlossen haben und ihm diesen Oscar sehr gönnen.
Beste Nebendarstellerin
*Angela Bassett in „Black Panther: Wakanda Forever“ |
Hong Chau in „The Whale“ |
Kerry Condon in „The Banshees of Inisherin“ |
Jamie Lee Curtis in „Everything Everywhere All at Once“ |
Stephanie Hsu in „Everything Everywhere All at Once“ |
Diese Kategorie ist tatsächlich etwas schwerer zu prognostizieren. Denn die drei Filmpreise, die als wichtige Indikatoren für einen Oscar gelten, gingen alle an unterschiedliche Darsteller*innen: Angela Bassett konnte den Golden Globe holen, Jamie Lee Curtis den SAG und Kerry Condon den BAFTA. Am Ende glaube ich jedoch, dass sich die Academy hier für eine der beiden Schauspiel-Veteraninnen entscheiden dürfte, wodurch sich die Kategorie zwischen Angela Bassett und Jamie Lee Curtis entscheiden könnte. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Angela Bassett als trauernde Königin von Wakanda in „Black Panther: Wakanda Forever“ am Ende als Gewinnerin hervorgehen wird. Die Academy hätte damit auch erstmals die Gelegenheit, eine Darbietung in einem MCU-Film auszuzeichnen.
Bestes Original-Drehbuch
Auch wenn in dieser Kategorie vieles für das kreative und abgedrehte Skript zu „Everything Everywhere All at Once“ spricht und der Film jüngst auch mit dem wichtigen Writers Guild of America Award (WGA) ausgezeichnet wurde, tippe ich hier auf einen Sieg der Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“. Denn beim WGA-Award war der Film nicht wählbar und somit gar nicht erst im Rennen. Zuvor konnte „The Banshees of Inisherin“ allerdings bereits den Drehbuchpreis bei den Golden Globes und beim BAFTA für sich verbuchen, weshalb ich glaube, dass der Film auch bei den Oscars für eine Überraschung sorgen wird.
Bestes adaptiertes Drehbuch
In dieser Kategorie sind mit „Im Westen nichts Neues“, „Top Gun: Maverick“ und „Die Aussprache“ drei Filme vertreten, die auch auf den Oscar für den Besten Film hoffen dürfen. Und auch wenn „Top Gun: Maverick“ ein großartiges Kino-Erlebnis darstellt, war allein schon die Nominierung in dieser Kategorie für viele eine Überraschung, wodurch sich für mich hier ein Duell zwischen „Im Westen nichts Neues“ und „Die Aussprache“ ergibt. Da letzterer in der vergangenen Woche mit dem WGA-Award ausgezeichnet wurde, glaube ich, dass Filmemacherin Sarah Polley mit ihrem Drehbuch auch bei den Oscars triumphieren kann.
Bester Internationaler Film
*„Im Westen nichts Neues“ (Deutschland) |
„Argentinien, 1985“ (Argentinien) |
„Close“ (Belgien) |
„EO“ (Polen) |
„Das stille Mädchen“ (Irland) |
In dieser Kategorie scheint der deutsche Beitrag „Im Westen nichts Neues“ felsenfest als Sieger im Sattel zu sitzen. Schließlich ist die Netflix-Produktion von Regisseur Edward Berger über diese Nominierung hinaus noch in 8 weiteren Kategorien vertreten und unter anderem auch als Bester Film des Jahres nominiert. Die Verwirrung wäre also sehr groß, sollte Deutschland hier nicht den Oscar holen. Trotzdem kam es in der Vergangenheit auch in dieser Sparte immer wieder zu Überraschungen: Internationale Filme wie „Die fabelhafte Welt der Amélie“ oder „Pans Labyrinth“ wurden über diese Kategorie hinaus ebenfalls für mehrere Oscars nominiert und mussten sich am Ende dennoch geschlagen geben. Ich bleibe aber dabei: „Im Westen nichts Neues“ wird sich den Oscar als Bester Internationaler Film holen.
Die Gewinner-Tipps in den restlichen Kategorien:
Beste Kamera
- „Im Westen nichts Neues“
- „Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten“
- *„Elvis“
- „Empire of Light“
- „TÁR“
Bester Schnitt
- „The Banshees of Inisherin“
- „Elvis“
- *„Everything Everywhere All at Once“
- „TÁR“
- „Top Gun: Maverick“
Bestes Szenenbild
- *„Im Westen nichts Neues“
- „Avatar: The Way of Water“
- „Babylon“
- „Elvis“
- „Die Fabelmans“
Bestes Kostümdesign
- „Babylon“
- „Black Panther: Wakanda Forever“
- *„Elvis“
- „Everything Everywhere All at Once“
- „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“
Bestes Filmmusik
- „Im Westen nichts Neues“
- *„Babylon“
- „The Banshees of Inisherin“
- „Everything Everywhere All at Once“
- „Die Fabelmans“
Bester Film-Song
- „Applause“ aus „Tell It Like a Woman“
- „Hold My Hand“ aus „Top Gun: Maverick“
- „Lift Me Up“ aus „Black Panther: Wakanda Forever“
- *„Naatu Naatu“ aus „RRR“
- „This is a Life“ aus „Everything Everywhere All at Once“
Bestes Make-Up und Hairstyling
- „Im Westen nichts Neues“
- „Black Panther: Wakanda Forever“
- „Elvis“
- „The Batman“
- *„The Whale“
Bester Ton
- „Im Westen nichts Neues“
- “Avatar: The Way of Water“
- “The Batman“
- “Elvis“
- *“Top Gun: Maverick“
Beste visuelle Effekte
- „Im Westen nichts Neues“
- *„Avatar: The Way of Water“
- „The Batman“
- „Black Panther: Wakanda Forever“
- „Top Gun: Maverick“
Bester Animationsfilm
- *„Guillermo Del Toro’s Pinocchio“
- „Marcel the Shell with Shoes On“
- „Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“
- „Das Seeungeheuer“
- „Rot“
Bester Dokumentarfilm
- „All That Breathes“
- „All the Beauty and the Bloodshed“
- „Fire of Love“
- „A House Made of Splinters“
- *„Nawalny - Gift hinterlässt immer eine Spur“
Bester Kurzfilm
- *„An Irish Goodbye“
- „Ivalu“
- „Le Pupille“
- „Nightride“
- „The Red Suitcase“
Bester dokumentarischer Kurzfilm
- *„Die Elefantenflüsterer“
- „Haulout“
- „How Do You Measure a Year?“
- „The Martha Mitchell Effect“
- „Stranger at the Gate“
Bester animierter Kurzfilm
- *„Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“
- „The Flying Sailor“
- „Ice Merchants“
- „My Year of Dicks“
- „An Ostrich Told Me the World Is Fake and I Think I Believe It“
Die Oscars 2023 werden am Sonntag, den 12. März in Los Angeles verliehen. In Deutschland kann man die Show, die von US-Entertainer Jimmy Kimmel moderiert wird, live auf ProSieben verfolgen. Um 23.30 Uhr startet der Sender mit „red. - Live vom red Carpet“ seinen eigenen Oscar-Countdown und im Anschluss ab 1:00 Uhr nachts wird die Verleihung live aus Hollywood übertragen.