Exit Marrakech: Als der 17-jährige Ben (Samuel Schneider) seinen Vater Heinrich (Ulrich Tukur), den gefeierten Regisseur, der in Marrakesch an einem internationalen Theaterfestival teilnimmt, besucht, beginnt für ihn kein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Seine Umgebung ist ihm genauso fremd wie sein geschiedener Vater, mit dem er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder seine Sommerferien verbringen soll. Während die beiden immer...
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Handlung und Hintergrund
Der 17jährige Ben soll die Sommerferien bei seinem geschiedenen Vater verbringen, der als Regisseur in Marrakech an einem internationalen Theaterfestival teilnimmt. Beide sind sich im Grund fremd und gehen schnell auf Konfrontationskurs. Der Junge erkundet das Land auf eigene Faust, verliebt sich in eine Prostituierte und folgt ihr ins Atlasgebirge, wo ihn der besorgte Vater nach einer Irrfahrt findet. Auf der komplizierten Rückreise kommen sie sich näher, reden miteinander und begegnen sich auf Augenhöhe. Am Ende der Reise ist Ben ein junger Erwachsener geworden.
Der 17-jährige Ben soll die Sommerferien bei seinem geschiedenen Vater verbringen, der als Regisseur in Marrakech arbeitet. Beide sind sich im Grund fremd und gehen schnell auf Konfrontationskurs. Der Junge erkundet das Land auf eigene Faust, verliebt sich in eine Prostituierte und folgt ihr ins Atlasgebirge, wo ihn der besorgte Vater nach einer Irrfahrt findet. Auf der Rückreise kommen sie sich näher, reden miteinander und begegnen sich auf Augenhöhe. Am Ende der Reise ist Ben ein junger Erwachsener geworden.
Ein Vater will seinem 17-jährigen Sohn mit einem gemeinsamen Trip nach Marokko wieder näher kommen. Berührendes Drama, in dem Oscar-Gewinnerin Caroline Link eine Geschichte vom Sich-finden erzählt.
Besetzung und Crew
Regisseur
Caroline Link
Produzent
Peter Herrmann
Darsteller
Ulrich Tukur,
Samuel Schneider,
Hafsia Herzi,
Marie-Lou Sellem,
Josef Bierbichler,
Clara-Marie Pazzini,
Götz Schulte,
Abdesslam Bouhasni,
Mourad Zaoui
Drehbuch
Caroline Link
Musik
Niki Reiser
Kamera
Bella Halben
Schnitt
Patricia Rommel
Casting
An Dorthe Braker
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
In "Exit Marrakech" führt Oscar-Preisträgerin Caroline Link ("Nirgendwo in Afrika", "Im Winter ein Jahr") den Zuschauer nach Marokko und verknüpft dabei ihre filmische Exkursion mit einem Vater-Sohn-Konflikt und der Gegenüberstellung von deutsch-arabischer Kultur. Bens Vater arbeitet als Theaterregisseur, der Bühnenklassiker nach Marrakesch bringt und für Paul Bowles schwärmt, während sein Sohn im Basar überraschend ein Exemplar von "Emilia Galotti" entdeckt. Von der Arbeit seines Vaters hält der Filius wenig und bezeichnet sie als "Kulturimperialismus".
Zu ihren Motiven sagt Caroline Link im Interview: "Mich interessieren immer Geschichten, in denen man sich in eine fremde Welt bewegt. Ich glaube, es gelang uns, tief in eine unbekannte Kultur einzudringen". Zahlreiche weitere Elemente aus früheren Werken findet man in "Exit Marrakech" wieder: das allmähliche Erkunden eines exotischen Kosmos die Abnabelung von der vertrauten Umgebung, das Erkennen der eigenen Stärke oder das Einsehen in begangene Fehler. Wo die ersten Arbeiten junge Mädchen in den Mittelpunkt stellten, sind ihre Protagonisten in "Im Winter ein Jahr" und "Exit Marrakech" im Pubertätsalter angelangt.
Es lässt sich nachvollziehen, dass Caroline Link der Oscar-Verleihung 2001 aufgrund der schweren Erkrankung ihrer Tochter fern bleib, denn Kinder und Familie stehen in ihrem filmischen Schaffen an erster Stelle. So erinnert auch der Name von Bens kleiner Halbschwester Paula in "Exit Marrakech" an Links eigene Tochter Paulina.
Wo der Vorgänger, dessen Hauptdarsteller Josef Bierbichler hier einen Gastauftritt als Internatsleiter absolviert, ein vergleichsweise intimes Kammerspiel darstellte, löst sich der Ausflug in das unbekannte arabische Land in ein plötzliches Staunen und Tasten auf. Ganz dem Blick des jungen Protagonisten folgend, setzen Link und ihre Kamerafrau Bella Halben bei seinen Erkundigungsstreifzügen auf Handkamera und abrupte Schnitte. Mit einer jungen Prostituierten glaubt Ben eine wesensverwandte Seele gefunden zu haben, auf die er fortan seine ganze Aufmerksamkeit lenkt, während er seinen Vater mit Desinteresse straft. Dass die nur vorerst zutrauliche Karima irgendwann auf Distanz zum Klammergriff des Ausländers geht, wirkt nachvollziehbar weniger die Drehbuchentscheidung, ihre Figur in der zweiten Hälfte ganz aus dem Plot verschwinden zu lassen.
Allerdings wird sie dann nicht mehr benötigt, da sich die Dramaturgie in erster Linie auf den erwartbaren Vater-Sohn-Konflikt konzentriert. Ebenso lässt sich absehen, dass Bens Diabetes-Erkrankung noch ein Spannungsmoment liefern wird. Zunächst sieht sich der trotzig-naive Jugendliche jedoch direkt mit den Gepflogenheiten des arabischen Kulturkreises konfrontiert. Obwohl er auf das Desinteresse seines Vaters schimpft, verhält sich Ben selbst wie ein Tourist, der gönnerhaft seine ganze Kleidung verschenkt und in der Öffentlichkeit kifft. Später stehen das Weggeben seines Skateboards sowie das Entfernen der Zahlspange für den Abgesang auf die Kindheit und das Ende eines Lebensabschnitts.
Erst als Vater und Sohn gemeinsam in der Wüste stranden, kommen sich die beiden konträren Charaktere langsam näher. Zwar ist Caroline Link stolz darauf, Bilder jenseits der üblichen Reiseprospekte gefunden zu haben, die Bella Halben stimmungsvoll in Szene setzt. Doch gegen Ende liefert der zweistündige Film doch etwas zu viele romantisch-bedrohliche Postkartenansichten, so dass der Spannungsbogen mitunter ins Schlingern gerät. Ganz so geschlossen und dicht inszeniert wie "Im Winter ein Jahr" erweist sich "Exit Marrakech" insgesamt nicht, aber Caroline Link profiliert sich weiterhin als Regisseurin von internationalem Format.
Fazit: Zwischen Culture-Clash und Coming-of-Age-Drama entwickelt "Exit Marrakech" eine atmosphärische Reiseerzählung in innere und äußere Dimensionen mit gelegentlichen Längen.