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Family Business: Der Familie der Polin Jowita fehlt das nötige Geld, um ihr seit Jahren im Bau befindliches Haus endlich fertigzustellen. Um sich die restlichen Arbeiten leisten zu können, geht Jowita daher für einige Monate als Haushälterin nach Deutschland. Der Abschied von Mann und Kind fällt ihr schwer, der Empfang in Deutschland bei Anne, die sie fortan betreuen soll, ist erst einmal wenig herzlich. Die 88-Jährige, die unter...

Handlung und Hintergrund

In der Dokumentation „Family Business“ wird ein Thema, das viele Familien betrifft, behandelt: Meist ausländische Haushaltshilfen, die die kranken oder altersschwachen Angehörigen pflegen. Die Polin Jowita träumt von einem Eigenheim. Die Gehälter von ihr und ihrem Mann reichen dafür bei weitem nicht aus. Jowita entscheidet sich für eine Weiterbildung zur Pflegekraft, um danach nach Deutschland auszureisen, in der Hoffnung gutes Geld zu verdienen. Zurück in Deutschland können zwei berufstätige Töchter aus Bochum die Betreuung ihrer pflegebedürftigen Mutter Anne nicht mehr stemmen. Im Internet stoßen sie auf eine Vermittlungsagentur, die ihnen eine passende Haushaltshilfe verspricht, die sich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche um die Großmutter kümmern kann. Kurze Zeit später zieht Jowita bei der Familie ein. Was zunächst viele Vorteile für alle Beteiligten verspricht – Jowita bekommt das Geld und die Familie die Hilfe – hat auch negative Seiten. Während die Regisseurin Christina Büchner den Alltag der Familie und ihrer neuen Pflegerin behutsam beobachtet, werden die guten und die schlechten Seiten der Vereinbarung dokumentiert. Das Verhältnis zwischen Jowita und der Gastfamilie ist nicht nur rein geschäftlich. Die private Ebene spielt immer mit, wobei Jowita sich nicht so einfach von ihrer Arbeit abgrenzen kann, wie Menschen mit anderen Berufen. Auf der anderen Seite muss Anne mit der permanenten Präsenz einer fremden Person klarkommen. Die störrische Frau möchte immer noch alles selbst bestimmen, was zu unvermeidlichen Konflikten im Haushalt führt. Gleichzeitig vermisst Joswita ihre Familie, die weit entfernt in Polen lebt.

Die deutsche Regisseurin Christina Büchner („Warschau-Frankenstein“, „pereSTROIKA - umBAU einer Wohnung“) greift in ihren Dokumentarfilmen Themen des alltäglichen Lebens auf.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Christiane Büchner,
  • Herbert Schwarze
Produzent
  • Tobias Büchner,
  • Ewa Borowski
Drehbuch
  • Christiane Büchner
Musik
  • Bernd Lauber
Kamera
  • Justyna Feicht,
  • Thomas Plenert
Schnitt
  • Henk Drees,
  • Stefan Oliveira Pita

Kritikerrezensionen

    1. Jowita und ihr Mann wollen ihr Haus in Polen renovieren, ausbauen, verschönern. Doch um diesen Traum verwirklichen zu können, braucht die Familie Geld. Und so lässt sich Jowita als Altenpflegerin ausbilden, um dann für zwei Monate zu einer Familie nach Deutschland zu gehen. Leicht fällt Jowita der Abschied von ihrem Mann und ihrer Tochter nicht. Das gleiche gilt für die Eingewöhnung in der neuen Umgebung. Denn Anne, die unter anfänglicher Demenz leidet, kann sich mit der fremden Frau in ihrem Haus nicht so einfach abfinden. Und sie möchte die Kontrolle über den eigenen Haushalt nicht so einfach abgeben. Eine schwierige Situation. Für beide Seiten. In Christiane Büchners Dokumentarfilm FAMILY BUSINESS erlebt der Zuschauer zunächst die Situation aus Jowitas Perspektive. Die Kamera begleitet die Ausbildung, dokumentiert die Reise nach Deutschland, betritt mit ihr Annes Welt und Zuhause. Doch es ist eine besondere Stärke des Films, ab diesem Zeitpunkt beide Seiten gleich stark zu beleuchten. So kann man empathisch mit allen Beteiligten mitfühlen und ihren oftmals sehr konfliktreichen gemeinsamen Weg mitgehen. Ob Sprachbarrieren, kulturelle Andersartigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten ob der Haushaltsführung - der Zuschauer ist direkt mit eingebunden und erlebt so direkt viele heitere, anstrengende, schwierige aber auch berührende Momente. Dies verdankt der Film einer großen und stets spürbaren Vertrautheit zwischen der Regisseurin und den Menschen, die sie begleitet. Trotz der großen Nähe beobachtet Büchner nur und mischt sich nicht ein. Das Thema hätte aktueller nicht gewählt sein können. Es gibt unzählige ältere Menschen in Deutschland, die auf Pflege angewiesen sind, sie sich aber nicht leisten können. Eine ausgebildete Haushaltshilfe aus Polen ist oft der einzige Ausweg für die Familien. Auch diesen Aspekt bringt der Film unaufdringlich näher, ohne direkt mit dem Finger auf das Problem zu zeigen. FAMILY BUSINESS ist ein großartiger Dokumentarfilm über ein wichtiges und aktuelles Thema unserer Zeit. Unaufdringlich, und doch zutiefst berührend.

      Jurybegründung:

      Christiane Büchners Dokumentarfilm FAMILY BUSINESS ist ohne Zweifel eines jener Werke, die den Nerv der Zeit auf den Kopf treffen. Ihre Auseinandersetzung mit dem privat organisierten Pflegesystem und den vielen Osteuropäerinnen, die darin tätig sind, wird in den nächsten Jahren an Relevanz noch deutlich gewinnen. Denn ohne die Pflegerinnen aus Polen, der Ukraine und anderen Staaten Osteuropas sähe es um die Versorgung unserer Senioren in nächster Zeit schlimm aus. Die Langzeitbeobachtung schildert das Verhältnis zwischen der Polin Jowita und ihrer betagten Klientin Anne, deren Demenzerkrankung sich im Laufe der Zeit immer mehr bemerkbar macht.

      Am Anfang steht Jowitas Ausbildung zur Pflegehelferin, die die Mutter einer pubertierenden Tochter unternommen hat, weil das Haus der Familie aufgrund des engen finanziellen Rahmens einfach nicht fertig werden will. Und so tritt sie irgendwann den schweren Weg nach Bochum an, wo sie mit Bangen und gemischten Gefühlen zwischen Nervosität und Heimweh ein Zimmer im Haus Annes bezieht, um dort zwei Monaten lang die alte Dame mit der „spitzen Zunge“ zu betreuen. Dann folgt die Ablösung durch eine ebenfalls polnische Kollegin, mit der sie sich fortan den Job teilt. Doch das Hin und Her zwischen Polen und Deutschland, die beiden vollkommen verschiedenen Leben, die sie nun gezwungenermaßen führt und das nicht ganz einfache Verhältnis zu Anne, machen den Job zu einer schwierigen Aufgabe.

      Voller Diskretion und mit bemerkenswerter Konsequenz folgt Christiane Büchners Film seiner Protagonistin und zeigt sie in ihren unterschiedlichen Welten. Und selbst das eine Mal, in dem der Film von seiner künstlerischen Strategie abweicht und eine Weile das Zusammenleben von Jowitas Kollegin Anya und Anne zeigt, erweist sich diese Entscheidung als goldrichtig, denn nur so werden die unterschiedlichen Herangehensweisen und auch Jowitas Unerfahrenheit sowie die Tatsache deutlich, dass sie als erste Pflegerin der Demenzkranken einen schweren Stand hat. Als gelungen erweist sich zudem auch, dass die Regisseurin die eigentliche Pflegearbeit niemals zeigt, sondern sich stattdessen völlig auf die rein psychologischen und auch wirtschaftlichen Aspekte sowie deren Auswirkungen auf das Beziehungsgeflecht Jowitas und Annes konzentriert. Auf diese Weise entsteht eine intime, aber niemals voyeuristische Betrachtung über eine Zwangsgemeinschaft, wie wir ihr in Zukunft noch häufiger begegnen werden. Ein sehenswerter Film.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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