Faster von Regisseur George Tillman, Jr. ist ein packender Actionfilm, der atmosphärisch an einen Western erinnert. Dwayne Johnson spielt den einsamen Rächer Driver, der durch die südkalifornische Wüste fährt, um die Mörder seines Bruders umzulegen. Bald hat er zwei weitere markante Typen im Schlepptau, einen jungen Auftragskiller mit Profilneurose, und den von Billy Bob Thornton gespielten Cop, der so kaputt ist, dass die Kollegen auf dem Revier einen großen Bogen um ihn machen. Die Schießereien, den Nahkampf mit Stichwaffen und die motorisierte Verfolgungsjagd, die Driver zu bestehen hat, inszeniert der Film äußerst spannend. Die harte Action und die düstere, von einem guten Soundtrack untermalte Stimmung werden mit gewitzten, ironischen Einfällen kontrastiert.
Dwayne Johnson spielt das tätowierte Muskelpaket Driver als einen emotionslosen, unbeirrbaren Rächer. Ohne sich um Videokameras und Zeugen zu scheren, marschiert Driver in ein Großraumbüro, knallt sein Opfer ab und geht wieder zur Tür hinaus. Von Anfang an ist klar, dass Driver keine Rücksicht auf sein eigenes Leben nimmt, dass ihn der Schmerz um den verlorenen Bruder mit tödlicher Präzision antreibt. Aber Driver ist dennoch ein Ehrenmann, eine Art später Westernheld, der die Mörder ihrer gerechten Strafe zuführt und sich dabei niemals wegduckt. Er ruft den Sohn eines seiner Opfer an, weil ihn der Mann vor seinem Tod darum bat, und übermittelt ihm dessen letzte Worte. Der Film erhielt wohl wegen dieser kompromisslosen Rächerfigur keine Jugendfreigabe.
Aber zum gewieften Plot aus der Feder der Brüder Tony und Joe Gayton gehört, dass jede der drei Hauptfiguren auf ihre Wandlungsfähigkeit geprüft wird. Driver lauscht im Autoradio den Worten eines Predigers, der die Zuhörer eindringlich ermahnt, dem Hass in ihrem Leben abzuschwören. Wird Driver danach erneut aus dem Auto steigen, um diese christliche Botschaft durch einen Mord zu verhöhnen?
Die Härte der Actionszenen erinnert an den Thriller 96 Hours mit Liam Neeson. Aber den Reiz von Faster macht ähnlich wie in No Country for Old Men der Coen-Brüder die Kombination der unterschiedlichen Hauptcharaktere aus. Der Regisseur schneidet jeweils von Driver in seinem Auto oder am gerade aktuellen Tatort zu dem überdrehten jungen Killer in seiner Luxusvilla oder am Steuer seines Ferrari und wieder zu dem unrasierten Cop, der seine Exfrau anfleht, ihn wieder bei sich aufzunehmen. Der britische Schauspieler Oliver Jackson-Cohen stellt den Killer dar, eine schrille, von jugendlichem Ehrgeiz angetriebene Figur. Wird er gegen Driver siegen können?
Billy Bob Thornton schließlich, den die taffe Polizistin Cicero, gespielt von Carla Gugino, begleitet, ist nicht nur drogenabhängig. Er kümmert sich auch um seinen kleinen Sohn und will die Zukunft seiner Familie finanziell sichern. Wird er seinen letzten Fall erfolgreich lösen und seine Rente einfahren? Auch dieser gebrochene Typ ist auf seine Art cool, er redet einmal davon, nach einer Schießerei einfach in den Sonnenuntergang davonzufahren, wie sich das in dieser geschichtsträchtigen weiten Landschaft mit den runden Grasbüscheln auf dem verdorrten Boden gehört. Fünf Tage dauert der Trip, das ergibt 98 Kinominuten mit schnörkelloser und dennoch origineller Action.
Fazit: Harte Rache-Action in düsterer Westernstimmung, mit einem gelungenen Mix markanter Hauptfiguren und originellen inhaltlichen Kontrasten.