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Freaks Out: Der zweite Film des ehemaligen Schauspielers Gabriele Mainetti spielt im Jahr 1943 im von Nazis besetzten Rom, aber wie schon sein Regiedebüt, der fiebrig erzählte Superheldenfilm „Sie nannten ihn Jeeg Robot“, ist die Realität verhandelbar in der Vision des 45-jährigen Filmemachers. Das Rom von „Freaks Out“, der im Wettbewerb der Mostra Premiere feierte und von Festivalchef Alberto Barbera besonders gelobt wurde,...

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Handlung und Hintergrund

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Gabriele Mainetti
Darsteller
  • Aurora Giovinazzo,
  • Pietro Castellitto,
  • Claudio Santamaria,
  • Franz Rogowski

Kritikerrezensionen

  • Der zweite Film des ehemaligen Schauspielers Gabriele Mainetti spielt im Jahr 1943 im von Nazis besetzten Rom, aber wie schon sein Regiedebüt, der fiebrig erzählte Superheldenfilm „Sie nannten ihn Jeeg Robot“, ist die Realität verhandelbar in der Vision des 45-jährigen Filmemachers. Das Rom von „Freaks Out“, der im Wettbewerb der Mostra Premiere feierte und von Festivalchef Alberto Barbera besonders gelobt wurde, als zwar nicht perfekten, aber besonders außergewöhnlichen Film, sieht nicht aus wie von Rossellini oder De Sica festgehalten, sondern wie es sich ein Tim Burton oder Guillermo Del Toro vielleicht ausmalen könnte, ein Mix aus magischem Realismus und modernem Fantasykino, der einen auf eine Reise mitnimmt, die durch und durch für ein großes Publikum gemacht ist, aber immer eine ganz eigenwillige Handschrift trägt. Um fünf fahrende Schausteller mit ungewöhnlichen Fähigkeiten geht es, die durch die Lande ziehen, um den Menschen in schweren Zeiten unter dem Dach ihres Zirkuszelts kurz eine Ablenkung von den Härten des Zweiten Weltkriegs zu gönnen. Es ist weniger „La Strada„, sondern mehr „The Greatest Showman„, weniger „Freaks“ von Todd Browning als Burtons „Dumbo“. Und doch ganz anders, ganz eigen, ein Superheldenfilm, wie noch keiner war.

    Israel ist der genialische Direktor und künstlerische Leiter, dazu kommen ein behaarter Hüne von Mann, ein kleinwüchsiger Narr mit magnetischen Fähigkeiten, ein spindeldürrer Albino, der Insekten kontrollieren kann, und schließlich ein Waisenmädchen, das elektrisch ist: Wer sie berührt, bekommt einen Schlag. Der Film beginnt mit einer Vorstellung ihres Zirkus, die ein jähes Ende findet, als ein deutscher Fliegerangriff Bomben mitten in der Manege platzen lässt und für Leid und Chaos sorgt. Bei den Versuchen, eine sichere Überfahrt nach New York für alle zu sichern, verschwindet Israel spurlos. Die vier Freaks müssen sich allein durchschlagen und kommen dabei dem deutschen Zirkus Berlin in Rom immer näher - das Reich des genialischen Franz, gespielt von Franz Rogowski, den Fieberträume im Ätherrausch in die Zukunft sehen lassen: Er weiß von iPhones, Joypads und Fidget-Spinnern. Er weiß, dass Hitler dem Untergang geweiht ist, will aber die Zukunft verändern und ein strahlender Held werden, indem er Freaks mit übernatürlichen Kräften findet, die für den Endsieg sorgen sollen. Das gequälte Genie Franz lernen wir kennen, wie er vor ausverkauftem Haus eine neue Komposition auf dem Klavier zum Besten gibt, die alles über ihn aussagt. Er spielt „Creep“ von Radiohead, und der Refrain „I’m a creep, I’m a weirdo“ ist Programm: Kandidaten, die seinen Ansprüchen nicht entsprechen, werden nach schmerzhaften Experimenten getötet.

    Mainetti begibt sich auf recht dünnes Eis mit seiner Darstellung der Naziherrschaft als grotesken Zirkus der Abnormitäten, und doch ist es stimmig, was er erzählt und wie er es erzählt, wie sich die vier Hauptfiguren immer mehr ihrem Schicksal im Zirkus Berlin annähern. Zuvor werden sie getrennt, erleben Abenteuer und Wundersames, treffen auf eine Armee der Versehrten in den Wäldern vor Rom, und schließlich kommt es zu einem Showdown, als sie einen Zug nach Auschwitz stoppen und seine Insassen retten wollen. Das ist dann weniger „Viva Maria“ und mehr „Avengers“, aber auch hier fällt die Fiebrigkeit auf, mit der Mainettis viele Einfälle und Lust am Fabulieren auf den Zuschauer niederprasseln. Das Ganze endet dann in einem Spektakel, das die Grenzen der Leinwand buchstäblich sprengt. Da ist „Freaks Out“ dann einen Moment wirklich nicht mehr Kino, sondern Zirkus. Ein atemberaubender Augenblick. Ohnehin ist der Film angefüllt mit besonderen und ungewöhnlichen Momenten, ein großer emotionaler Ritt mit dem Herz auf dem rechten Fleck, der sich vielleicht ein bisschen zu sehr für den großen Zampano Franz interessiert, wo man doch gerne mehr Zeit mit den eigentlichen Helden verbringen würde.

    Thomas Schultze.
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