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Freistatt: Beklemmendes Jugenddrama um grausame Praktiken in einer Erziehungsanstalt im Norddeutschland der 1960er Jahre.

Handlung und Hintergrund

Der 14-jährige Wolfgang wird Ende der 1960er Jahre in eine Anstalt für schwer Erziehbare gesteckt, weil sein brutaler und eifersüchtiger Stiefvater dessen Mutter für sich allein haben will. In Freistatt wird der junge Schüler mit der geballten Härte konfrontiert. Ob sexueller Missbrauch, körperliche Züchtigung oder die knochenharte Zwangsarbeit im Moor - der despotische Anstaltsleiter und seine diabolischen Helfer lassen nichts unversucht, um den Willen der ihnen anvertrauten Schützlinge zu brechen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Marc Brummund
Produzent
  • Stefan Sporbert,
  • Rüdiger Heinze
Darsteller
  • Louis Hofmann,
  • Alexander Held,
  • Stephan Grossmann,
  • Katharina Lorenz,
  • Max Riemelt,
  • Langston Uibel,
  • Uwe Bohm,
  • Enno Trebs,
  • Anna Bullard-Werner,
  • Justus Rosenkranz,
  • Ole Joensson,
  • Megan Ray,
  • Anouk Bödeker,
  • Leonard Boes,
  • Franz Kroß,
  • Katharina Schütz,
  • Hendrik von Bültzingslöwen,
  • Hans-Peter Korff
Drehbuch
  • Marc Brummund,
  • Nicole Armbruster
Musik
  • Anne Nikitin
Kamera
  • Judith Kaufmann
Schnitt
  • Hans Funck
Casting
  • Marion Haack

Kritikerrezensionen

    1. Wolfgang ist 14, als er von seiner Mutter und seinem herrschsüchtigen Stiefvater in das diakonische Erziehungsheim „Freistatt“ gesteckt wird. Dort sollen schwer erziehbare Jugendliche lernen, sich Regeln anzupassen und in der Gemeinschaft zu funktionieren. Doch die Methoden, die der Heimleiter Brockmann und die Betreuer anwenden, sind sadistisch und sollen lediglich dazu dienen, den Willen der jungen Menschen zu brechen. Ob körperlich oder seelisch - das Leben in Freistatt ist eine Qual. Wolfgang beschließt, sich zu wehren. Doch wie kann ein Ausbruch aus einem Gefängnis gelingen, das nach außen hin so tut, als ginge es nur um das Wohl der Kinder? Regisseur Marc Brummund setzt sein Drama, das auf wahren Geschichten beruht, im Deutschland Ende der 1960er Jahre an. Diese zeitliche Verortung führt zu einem besonderen Spannungsverhältnis. Auf der einen Seite die fröhliche und friedliche Stimmung der 68er-Bewegung, doch auf der anderen Seite, hinter den Mauern der Erziehungsanstalt, eine kalte graue Welt voller Sadismus und Härte. Ein Kontrast, der sich auch im perfekt abgestimmten Soundtrack wiederfindet. Louis Hofmann als Wolfgang ist eine wahre Entdeckung. Wie er es schafft, in seinem Gesicht all die Verzweiflung, Wut, Resignation und Auflehnung gleichzeitig zu spiegeln, ist phänomenal und lässt den Zuschauer mehr als einmal mit Gänsehaut zurück. Auf intensive und bedrückende Weise verkörpern Stephan Grossmann, Max Riemelt und Alexander Held die Seite der Aufseher und somit der Unterdrücker. Pure Boshaftigkeit trifft auf die Unbefangenheit der Heranwachsenen, die es auszulöschen gilt. Wer nicht funktioniert, wird ausgestoßen. Dieser Vermerk auf ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte verleiht dem Film eine zusätzliche Ebene, macht ihn noch vielschichtiger. Die großartigen Bilder der norddeutschen Moorlandschaften, die die Kamerafrau Judith Kaufmann einfängt, schaffen einen scharfen und exzellenten Kontrast zur bedrückenden Situation der Kinder und Jugendlichen, die unter dem System leiden. Erst im Jahr 2010 wurden die Opfer der Erziehungsstätten, die es in ganz Deutschland gab, für ihr Leid entschädigt. Am Ende des Films befreit sich Wolfgang von seinen Peinigern. Doch das Trauma begleitet ihn. Sein Leben lang. Wolfgangs Geschichte ist die Geschichte vieler. Und es ist unermesslich und wichtig, dass ein Film wie FREISTATT sie erzählt. Ein beklemmendes, aufwühlendes und beeindruckendes Drama.

      Jurybegründung:

      Dem Regisseur Marc Brummund gelingt es, die erst vor wenigen Jahren bekannt gewordenen Verbrechen gegen Jugendliche, die in der BRD bis in die 1970er Jahre in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen der Jugendfürsorgeerziehung verübt wurden, in einem packenden, im Jahr 1967 spielenden Film zu verarbeiten, der deutliche Anleihen beim Genre des Gefängnisdramas, speziell bei „Chain Gang“-Filmen, nimmt. Seine Hauptfigur, Wolfgang ist entsprechend auch ein Unbeugsamer (wie Paul Newman 1967 im gleichnamigen Film), der sich nicht brechen lassen will, der immer wieder aufbegehrt. Man könnte dem Film leicht vorwerfen, sich an einem derartigen Genrekino zu orientieren, das mit wirkungsvollen Konventionen arbeitet, um den Zuschauer zu emotionalisieren. Doch kommt es letztlich darauf an, ob dies einem Film gelingt. Das ist bei FREISTATT der Fall. Der Film ist brillant fotografiert und wirkt atmosphärisch sehr dicht,. Louis Hofmann verkörpert Wolfgang mit einer beängstigenden Intensität und auch alle anderen schauspielerischen Leistungen sind auf höchstem Niveau. Die Dynamiken zwischen den Jungs im Heim, die wir natürlich aus anderen Genrefilmen kennen, haben dadurch im Detail immer ein kleines Surplus, oft findet sich eine Nuance der Inszenierung, die über das Solide hinausgeht. Von diesen Qualitäten abgesehen, bemüht sich der Film aber auch um eine differenzierte Darstellung. So werden die Erzieher nicht nur als die Bösen charakterisiert. Vielmehr wird gezeigt, wie auch hier psychischer Druck von Oben stattfindet. Auch das Verhältnis Wolfgangs zu seiner Mutter ist interessant gestaltet, sehr eng, fast zu eng, und auch sie scheint sich nicht gegen ihren Mann wehren zu können, fügt sich in ihr Schicksal und besiegelt damit das ihres Sohnes.
      Was FREISTATT nicht zuletzt zeigt, ist ein System, das nicht funktioniert, das noch allzu sehr auf den Sockeln eines überwunden geglaubten deutschen Systems gebaut ist und dadurch Gewalt und Sadismus produziert. Auch diesen Bezug stellt der Film durchaus her und auch dabei geht er sehr zurückhaltend und in keiner Weise plakativ vor. FREISTATT ist ein wichtiger Film, der nicht zuletzt in schulischen Institutionen als Lehrmaterial verwendet werden sollte.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Freistatt: Beklemmendes Jugenddrama um grausame Praktiken in einer Erziehungsanstalt im Norddeutschland der 1960er Jahre.

      Nach einer wahren Begebenheit schildert Marc Brummund in seinem beklemmenden Jugenddrama die grausamen Geschehnisse in einer Erziehungsanstalt im Norddeutschland der 1960er Jahre.

      Die Diskussionen um Kindesmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen und die Forderungen der Opfer auf Entschädigung sind längst noch nicht beendet, da beschäftigt sich nun auch ein Film mit einem der dunkelsten Kapitel in der modernen Geschichte deutscher Erziehungsmethodik. „Freistatt“ ist von einem wahren Schicksal inspiriert und wurde an Originalschauplätzen gedreht. In eben jenes titelgebende Fürsorgeheim für Schwererziehbare wird der 14-jährige Wolfgang Ende der 1960er Jahre gesteckt, weil sein brutaler, strenger und eifersüchtiger Stiefvater (extrem furchteinflößend: Uwe Bohm) dessen bezaubernde Mutter für sich allein haben will. In Freistatt wird der selbstbewusste Schüler mit der geballten Härte schwarzer Pädagogik konfrontiert. Ob sexueller Missbrauch, körperliche Züchtigung oder die knochenharte Zwangsarbeit im Moor - der despotische Anstaltsleiter und seine diabolischen Helfer lassen nichts unversucht, um den Willen der ihnen anvertrauten Schützlinge zu brechen.

      Regisseur Marc Brummund, der die Meisterklasse Regie der Hamburg Media School besuchte, taucht gemeinsam mit seiner überragenden Kamerafrau Judith Kaufmann die imposante norddeutsche Moorlandschaft in strahlend gleißendes Licht und findet so großartige kinotaugliche Bilder. Zwar laufen diese Schauwerte manchmal Gefahr, die grausame Situation der Protagonisten zu verharmlosen. Aber die starken Hauptdarsteller, allen voran der bärenstarke Louis Hofmann als Wolfgang sowie dessen Gegenspieler Alexander Held als „Hausvater“, lassen keinen Zweifel daran, dass Freistatt für die dort eingekerkerten Jugendlichen nicht weniger als die Hölle auf Erden ist. Obwohl Brummund sich in puncto Dramaturgie und Gruppendynamik an Vorbilder wie „Krabat“ oder „Napola“ hält, findet er doch seinen eigenen Stil, seine eigene Ausdrucksweise. Auch der Kontrast zwischen der schönen heilen Flower-Power-Welt draußen und dem grausamen, an tiefstes Mittelalter erinnernden Dasein hinter den Mauern des Heims wird schlüssig herausgearbeitet. Auch was den Soundtrack betrifft, schafft der Regisseur den Spagat zwischen Seventies und dem Jetzt, in dem er Remixes von „Scarborough Fair“ und „The House of the Rising Sun“ in seinem Film integriert. Dass sein beklemmendes Drama bei der Zielgruppe gut ankommt, zeigte sich bereits bei seiner Uraufführung in Saarbrücken, wo „Freistatt“ neben dem Publikumspreis auch mit dem Preis der Jugendjury ausgezeichnet wurde. lasso.
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