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„Friedhof der Kuscheltiere”-Kritik: So gruselig ist die Neuverfilmung wirklich

„Friedhof der Kuscheltiere”-Kritik: So gruselig ist die Neuverfilmung wirklich
© Paramount Pictures

Mit „Friedhof der Kuscheltiere“ erfährt das Horror-Mastermind Stephen King nun eine weitere Huldigung seines Schaffens auf der großen Leinwand. Wir verraten euch, ob sich der Kinobesuch lohnt und für wen die Neuadaption besonders geeignet ist.

Spätestens mit dem Kino-Release von „Es“ im Jahr 2017 brach nicht nur unter Horror-Fans eine wahre Stephen-King-Welle los. Die Erwartungen an das ambitionierte Projekt „Friedhof der Kuscheltier“, welchem sich das Regie-Duo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer annahmen, war dementsprechend hoch. Bereits während unseres Set-Besuchs in Kanada wurde deutlich, dass dieser Film keinesfalls die moderne Kopie des angestaubten Vorgängers werden sollte, sondern stattdessen eine vollkommen autonome Adaption des so populären Romans.

Hohe Erwartungen an die Filmemacher

Nicht nur Kings Leserschaft, sondern vor allem auch Genre-Fans blicken dem Kinostart mit großer Neugier, aber auch mit Skepsis entgegen. Düster, provokant und herausfordernd sind nur ein paar der Schlagworte, unter denen die Neuadaption gehandelt wird. Drehbuchautor Jeff Buhler sicherte zu, dass uns mit „Friedhof der Kuscheltiere“ „eine der gruseligsten Stephen-King-Adaptionen aller Zeiten“ erwarte. Doch kann der Film dieses Versprechen einlösen?

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So viel vorab: Selbst wer die Geschichte um den mysteriösen Tierfriedhof kennt oder Mary Lamberts erste Verfilmung aus dem Jahr 1989 gesehen hat, wird beim Kinobesuch der zweiten Leinwand-Adaption garantiert einige Überraschungen erleben. Aus guten Gründen haben die beiden jungen Filmemacher die Buchvorlage nämlich an einer Stelle grundlegend verändert, was sich vor allem auf die Intensität der Geschichte auswirkt. Achtung, es folgen SPOILER!

Unterschiede zur Buchvorlage & zum Vorgängerfilm

In der Romanversion wie auch im ersten Film ist es der kleine Sohn Gage, der nach einem tödlichen Unfall und seiner Beerdigung auf einem uralten Indianerfriedhof wieder lebend zurückkehrt – um dann sukzessive die eigene Familie auszulöschen.

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Die Macher der Neuverfilmung fokussierten sich stattdessen auf Gages ältere Schwester Ellie (Jeté Laurence), die ebenfalls durch einen Unfall tödlich verletzt wird und als diabolische Untote den Weg zurück ins Diesseits findet. Grund für diese dramaturgisch doch recht große Änderung war vor allem die kaum zumutbare darstellerische Leistung, die von den beiden Kinderdarstellern des Gage hätten abverlangt werden müssen. Die Zwillinge Hugo und Lucas Lavoie waren beim Dreh erst drei Jahre alt. Fans der Romanvorlage mögen auf eine solche Änderung skeptisch reagieren, doch an dieser Stelle sei gesagt, dass Jeté Laurences Spiel, die Gages Schwester Ellie verkörpert, an Intensität kaum zu übertreffen ist.

Komplexe Figuren

Sowieso prägen die darstellerischen Leistungen den Film sehr viel stärker, als dies bei Lamberts Verfilmung der Fall war. Kölsch und Widmyers Inszenierung ermöglicht dem Zuschauer eine weitaus stärkere emotionale Bindung an die Figuren, weshalb die Fallhöhe für den Zuschauer dementsprechend hoch ist. Jason Clarke hat als verzweifelter Familienvater die Empathie des Publikums auf seiner Seite, Jon Lithgow überzeugt als tragische Figur des Nachbarn, der die Familie mit dem entscheidenden Hinweis ins unumkehrbare Unheil stürzt, aber auch Amy Seimetz als Louis Creeds Frau Rachel sorgt für einige starke Schlüsselmomente.

An dieser Stelle wollen wir nicht zu viel verraten, doch Rachels Kindheitstrauma bildet ein wiederkehrendes Element des Films, dem neben den vorbeirauschenden Lastern am Grundstück der Creeds einige Jump Scares geschuldet sind. Ihre vom Schicksal gezeichnete Figur bildet ein weiteres tragisches Element des Films, das deutlich stärker herausgearbeitet wurde als in Lamberts Inszenierung.

Unbequeme Fragen an den Zuschauer

Nicht unerwähnt lassen möchten wir die Tatsache, dass es dem Film gelungen ist, den Zuschauer mit unbequemen Fragen über Tod und Trauerbewältigung zu konfrontieren und diesen als Leerstellen des menschlichen Alltags mit einer ungewohnten Sensibilität zu begegnen. So beschäftigt sich der Film nicht nur mit dem Tod der Familienkatze „Church“, sondern auch mit der Frage, ob Kindern das Trauern um ein Lebewesen überhaupt zumutbar ist. Primär geht es jedoch um den Verlust des eigenen Kindes und die Frage, wie weit man gehen würde, um den Tod eines geliebten Menschen rückgängig zu machen.

Der Horror im Kinosaal

Kölsch und Widmyer bannen mit „Friedhof der Kuscheltiere“ durchaus schwere Kost auf die Leinwand und schaffen einen atmosphärisch dichten Film, bei dem sich die unheilvolle Stimmung schon in den ersten Sekunden, wenn die Kamera über die düsteren, dicht bewachsenen Wälder Maines hinweggleitet, auf den Kinosaal überträgt.

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Einzig und alleine die Figur des Unfallopfers und späteren Geists Victor, der Dr. Creed zu Beginn des Films unter den Händen wegstirbt, wirkt etwas willkürlich platziert, sodass sich die Intention seines Handelns für jemanden, der die Buchvorlage nicht kennt, gar nicht recht erschließen will. Zumindest sein Auftreten sorgt für weitere intensive Schock- und Ekelmomente.

Vor allem im letzten Drittel nimmt der Film deutlich an Tempo zu; zeigt durchaus brutale und explizite Szenen, die vor wenigen Jahrzehnten der Schere zum Opfer gefallen wären. Wirklich schockieren werden diese Bilder Horrorfans aber nicht, weshalb sich die FSK auf eine entsprechende Altersfreigabe festgelegt hat.

Eine gelungene Verbeugung vor dem Genre-Großmeister

Widmyer und Kölsch sind mit der Neuverfilmung ein großes Erbe angetreten. King-Fans dürften sich freuen, dass die leicht abgeänderte Geschichte mit großem Respekt vor der Buchvorlage inszeniert wurde. Dem Regie-Duo ist es gelungen, existenzielle Fragen in schauderhaften Bildern zu konservieren und eine durchweg unheilvolle Stimmung zu erzeugen. Wer sich gerne gruselt, wird den Kinosaal zufrieden verlassen. Genre-Fans werden mitunter etwas enttäuscht sein, denn der Film schafft es letztendlich nicht, das volle Potenzial der Romanvorlage konsequent auszuschöpfen und die verschiedenen Spielarten miteinander zu verknüpfen. Zwischen psychologischem Horror, Schock-Effekten und einer komplexen Familiengeschichte kann man sich als Zuschauer stellenweise verloren fühlen. Nichtsdestotrotz lohnen sich die darstellerische Leistung, die eindringliche Atmosphäre und vor allem die Szenen auf dem Tier- und dem Indianerfriedhof, die, das versteht man als Zuschauer schnell, niemals etwas Gutes verheißen…

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Fazit: „Friedhof der Kuscheltiere“ ist eine gelungene Verfilmung des gleichnamigen Romans, die sich vor dem Genre-Großmeister verbeugt und ihre Wucht vor allem im großen Finale entfaltet. Themen wie Traumata, Tod und Trauer sind in der düsteren Geschichte um eine vom Schicksal gebeutelte Familie allgegenwärtig und werden auch nach dem Verlassen des Kinosaals noch in den Köpfen der Zuschauer nachhallen. Der handwerklich gut gemachten Neuadaption fehlt es zwar letztendlich an Konsequenz, um auch bei Genre-Fans durchgehend für Gänsehaut zu sorgen, nichtsdestotrotz kann die moderne Adaption des King-Klassikers in vielerlei Hinsicht überzeugen.

„Friedhof der Kuscheltiere“ startete am 04.04.2019 in den deutschen Kinos. Die Spielzeiten in eurer Stadt könnt ihr unter dem Link nachsehen.

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