Mit Schwermut und Ernsthaftigkeit haben wir im deutschen Film keine Probleme denkt man an Filmbeispiele wie Novemberkind (Christian Schwochow, 2008) und Im Winter ein Jahr (Caroline Link, 2008). Aber mit Komödien ist das so eine Sache im deutschen Film. Oft driftet die Komik in stupiden Klamauk ab und wird zwar vom Publikum mehr als angenommen, von der Kritik allerdings verteufelt Keinohrhasen (Til Schweiger, 2007) zum Beispiel. Qualitativ hochwertige Komödien wie Reine Geschmackssache oder mit ansteckender Leichtigkeit erzählte Filme, die trotzdem ernste Themen behandeln wie Ein Teil von mir (Christoph Röhl, 2009) sind leider viel zu rar.
Friendship ist ohne Zweifel zumindest ein Versuch, dieses rare Feld etwas dichter zu besetzen. Vollkommen geglückt ist es nicht unbedingt. Aber der Reihe nach:
Mit Friendship kehrt Regisseur Markus Goller nach achtjähriger Leinwandabstinenz ins Kino zurück. In der Zwischenzeit machte er sich in den USA einen Namen als renommierter Werbefilmer. Für seine Rückkehr suchte sich Goller eine Geschichte aus, die quasi in Grundzügen auf einer wahren Begebenheit beruht. Und zwar auf einem Erlebnis von Produzent Tom Zickler, der bereits mehrfach erfolgreich mit Til Schweiger zusammenarbeitete. Im Alter von 24 Jahren noch bevor 1989 die Mauer fiel machte sich dieser tatsächlich mit seinem besten Freund Veit auf ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Tom und Veit werden im Film verkörpert von Matthias Schweighöfer und dem noch relativ unbekannten Friedrich Mücke. Schweighöfer, der sich mit Rollen in Filmen wie Baal (Uwe Janson, 2004) Kammerflimmern (Hendrik Hölzemann, 2004) und zuletzt durch seine Darbietung als junger Marcel Reich Ranicki in die vorderen Reihen der deutschen Schauspielelite gespielt hat, wechselt momentan zunehmend ins komödiantische Genre. Leider sollte man besser sagen, denn auch wenn sehr deutlich wird, dass während des Drehs Spaß wohl groß geschrieben wurde das gilt für Mücke gleichermaßen , so ist es offensichtlich, dass Schweighöfer in den komischen Momenten oft ein bisschen zu viel des Guten tut. Sein Overacting wirkt dann gestellt und unecht etwa wenn Veit entdeckt, welche englichen Vokabeln sich Tom rausgeschrieben hat, um im entscheidenden Moment bei einem Mädchen punkten zu können. Die stillen und dramatischen Momente liegen Schweighöfer definitiv besser. Gefühle wie Wut, Verzweiflung und Trauer kann er authentischer vermitteln. Zum Beispiel in der Szene, als Tom die Wahrheit über Veits Vater erfährt und der Zuschauer mit ansehen kann/muss, wie sich die Erschütterung in Schweighöfers Gesicht ausbreitet und sich ganz langsam die Augen mit Tränen füllen.
Worum handelt es sich hierbei also um sinnlosen Klamauk oder um eine gute gemachte Komödie? Klamauk ist wohl ein zu hartes Wort, aber auch wenn der Film mehr bietet als Komödien von Til Schweiger, reicht Friendship keinesfalls an die die Qualität von Markus H. Rosenmüllers Wer früher stirbt, ist länger tot (2006) heran. Der Film bemüht ein Klischee nach dem anderen lässt so seine Helden einmal aus dem Haus der abgeschleppten Chicks fliehen, um dem früher zurückgekommenen, schwer bewaffneten Daddy zu entkommen. Ein andermal blamiert sich Tom, als er ein Mädchen anzüglich anquatscht natürlich in der festen Überzeugung, sie spreche kein Deutsch und natürlich...
Und genauso natürlich und vorhersehbar ist der Erfolg der selbst gemachten DDR-Doku, Aber trotz dieser zahlreichen 08/15-Elemente (08/15-Amerikabilder eingeschlossen) hat Friendship durchaus das ein oder andere zu bieten, was sich zumindest ansatzweise lohnt: Die Szene, in der Tom und Veit versuchen, nackt (ihre Klamotten hängen zum Trocknen draußen) in einem Auto vor der Polizei zu fliehen und Tom noch in letzter Sekunde die geschenkten Pot-Vorräte aufraucht. Der Moment, in dem er nur mit der amerikanischen Flagge bekleidet aus dem Auto steigt, ist schon Arbeit für die Lachmuskeln manchmal lacht man auch über weniger intelligente Witze. Außerdem erhält Schweighöfer so wieder einmal die Möglichkeit, seinen blanken Po in die Kamera zu halten und nicht zu vergessen der Strip der beiden Freunde in einem Schwulenclub als Russen verkleidet...
Ja, irgendwie wird schon deutlich, dass Friendship ein Film über Freundschaft und Freiheit ist und irgendwie steckt das Feeling schon an, gerade bei der Motorradfahrt durch die Pampa Amerikas. Aber ein, zwei oder noch besser drei Klischees weniger wären definitiv besser gewesen und der Twist über den Verbleib von Veits Vater ist definitiv zu gewollt, und dient ausschließlich dazu, um in letzter Minute noch die absolut unspaßigen Konsequenzen die die Mauer mit sich brachte vor das Zuschauerauge zu führen.
Fazit: Eine irgendwie ganz nette Komödie, der trotz einiger Standard-Lacher ein bisschen mehr Einfallsreichtum sehr gut getan hätte.