Craig Gillespie drehte sein Remake eines 80er-Jahre-Teeniehorrorfilms echt stereoskopisch, seine 3D-Bilder sind gestochen scharf anders als bei einer digital hinzugemogelten Zusatzdimension. Und er inszeniert ganz auf die räumliche Wirkung hin so muss 3D sein: in your face mit voller Wucht genau das, was Sinn und Zweck des B-Films ist. Und ein B-Film ist dies, im besten Sinn: Einer nämlich, der das genau weiß, und der diese Qualität als Trumpf ausspielt.
Ein B-Film, der ganz klassisch erzählt ist sprich: Der sich schön langsam, aber stetig steigert; und der direkt von seiner Zielgruppe ausgeht. Denn es geht zunächst um das typische Highschool-Leben: Charley hat die Dinge im Griff: zwar kein Auto, und das Mofa ist kaputt aber die richtigen Freunde, die richtigen Schuhe und das richtige Mädchen, die schöne Amy
Dass täglich ein paar Mitschüler mehr aus der Klasse fehlen, interessiert ihn nicht. Dass Ed mit ihm spricht, stört ihn doch Ed hat einen dringenden Verdacht; und Charley war einmal sein Freund, damals, als Charley noch ein Nerd wie Ed war, zu Zeiten, an die er nicht mehr zurückdenken möchte.
Ed jedenfalls hängt noch immer an den Hobbies aus präpubertärer Zeit nur dass er seine Vampirleidenschaft verfeinert hat; und dass es jetzt Ernst wird. Denn Jerry, Charleys Nachbar, der hat so etwas an sich
Jerry: Der ist stark, männlich, mit kontrollierten, geschmeidigen Bewegungen, von charmantem Charisma und unterschwelliger Bedrohlichkeit er ist der Vampir, und Ed, der ihm auf die Spur gekommen ist, wird natürlich sein nächstes Opfer. Und dann wird Charley dran sein
Damit geht die Highschoolstory über in die Konfrontation mit dem Bösen und in die Konfrontation mit bösem Witz, denn Gillespie inszeniert in einem ironischen Blickwinkel, der sich einerseits auf die Gruselmär konzentriert, andererseits aber auch tongue in cheek immer wieder kleine Momente der Komik einfließen lässt, die nicht distanzierend wirkt, sondern den Spaßfaktor noch erhöht. Die Verknüpfung der Schülerwelt mit dem Unheimlichen erscheint hier irgendwie zwingend, das Coming of Age von Charley, der seine Mama gegen den verführerischen Nachbarn beschützen will. Und der Las Vegas-Magier, der in seiner Show die Mächte des Bösen bannt, wird privat, wenn er seine Perücke mit den mystischen Locken abnimmt, zum prolligen Arsch, der in erbärmlichem Selbstmitleid zynische Sprüche absondert und in seiner Sammlung mittelalterlicher okkulter Waffen schwelgt nein: er ist kein Van Helsing-Typ. Und Jerry ist kein Dracula, der bestimmten Gesetzen unterworfen ist, eher eine Art des Bösen wie der weiße Hai, gegen den auch kein Kreuz und kein Knoblauch hilft.
Dass dieser Film in 3D gedreht wurde, verstärkt seine Wirkung in allem: nicht nur, weil die Effekte auf den Zuschauer zugeschnitten sind weil schöne Blutfontänen spritzen, weil Feuer auf uns zuwalzt, weil Funken sprühen, wenn Vampire im Licht explodieren ; sondern auch, weil er die dritte Dimension durchaus subtil zu nutzen weiß: so bewegt sich die Kamera frei und entfesselt durch ein Auto, da vor dem vampirischen Verfolger flieht, jeder Stoß, jeder Ruck schleudert in diesem engen Käfig die Insassen der Kamera, dem Zuschauer entgegen.
Dass der Film dabei nie soweit geht wie etwa Rodriguez in From Dusk Till Dawn liegt an der Zielgruppe: Die Teenies, auf die der Film zugeschnitten ist. Und trotzdem effektvoll und vollblütig daherkommt: Ein spaßiges Gegengewicht zur Twilight-Romantik.
Fazit: Die Highschoolwelt als Sprungbrett zum Kampf mit dem Bösen: Grusel und Spaß halten sich in perfekter Balance, wenn Colin Farrell in 3D seine Beißerchen ausfährt.