Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral: Konstantin Faigles essayistisch-satirische Doku-Fiktion zeigt: Der moderne aufgeklärte Mensch ist nicht frei von Irrglauben und geistigem Zwang. Er hat längst einen anderen Gott erwählt: die Arbeit!
Arbeit Sie ist eine Sucht, ein Fetisch, ein Mantra, das uns tagtäglich umgibt. Sie ist Sicherheit, Selbstbestätigung, Existenzberechtigung weit über das Materielle hinaus. In Zeiten von Wirtschaftskrise und rasantem...
Handlung und Hintergrund
Arbeit nennt sich die Religion des 20. Jahrhunderts. Sie ist in der modernen Wohlstandsgesellschaft das tägliche Mantra, der Grund, morgens aufzustehen. Über ihr Schaffen definieren sich die Menschen, beziehen sie ihr Selbstbewusstsein, Bestätigung und ein Sicherheitsgefühl. Regisseur Konstantin Faigle reist quer durch die Welt, um den Mythos Arbeit zu ergründen und seine Wurzeln zu suchen. Er sucht die Zentren des modernen Arbeitsbegriffs auf und befragt Experten.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Andreas Brauer,
- Martin Roelly,
- Erik Winker
Co-Produzent
Darsteller
- Nina Proll,
- Helene Grass,
- Heinz W. Krückeberg,
- Roland Jankowsky,
- Stefan Lampadius,
- Piet Fuchs,
- Hubertus Hartmann,
- Jochen Picht,
- Konstantin Faigle,
- Susan Blackmore
Drehbuch
Musik
Kamera
Schnitt
Idee
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Schon im Untertitel "Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral" kündigt die Dokumentation "Frohes Schaffen" ihre provokanten Absichten an. Sie spart nicht mit Spott und den Statements kluger Köpfe, um der Nationaltugend Arbeit von allen Seiten zu Leibe zu rücken. Der Dokumentarfilmer Konstantin Faigle ("Out of Edeka", "Die große Depression") macht sich lustig über den inneren Arbeitsfanatiker in uns allen, den die westliche Kultur maßlos verhätschelt hat. Der vergnügliche Rundumschlag liefert interessante Argumente für die aktuelle gesellschaftliche Debatte in Zeiten der Finanzkrise.
Weder Faigle, noch die Experten, die er auffährt, halten sich verbal zurück. Ausschnitte aus Talkshows und der Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin kreisen um das Gut der Arbeit, ein österreichischer Journalist spricht hingegen vom Irrenhaus" der Leistungsgesellschaft. Und der amerikanische Ökonom Jeremy Rifkin gibt zu bedenken, dass die Menschen, als sie noch Jäger und Sammler waren, nur etwa drei Stunden am Tag arbeiteten. Kuriose Erkenntnisse und Ideen sind in diesem Film keine Seltenheit. Ein britischer Autor bietet Übungen im Müßiggang an, etwa im Betrachten des Himmels.
Das filmische Plädoyer gegen den Arbeitskult ist logisch sorgfältig konstruiert. Vom Befund der Überarbeitung vieler moderner Menschen geht es zu den historischen Ursachen, der Demaskierung der Arbeit als Pseudoreligion und von dort zum Blick in die Zukunft. Ausgerechnet ein Börsenspezialist hält es für möglich, dass der Kapitalismus irgendwann doch vom Kommunismus abgelöst wird. Ein amerikanischer Historiker warnt vor dem Glauben an unbegrenztes wirtschaftliches Wachstum. Solche Aussagen vertiefen den ernsthaften und brisanten Charakter des Themas.
Faigles ansonsten recht oberflächlicher Streifzug beschränkt sich nicht nur auf die Analyse des Istzustands, sondern skizziert auch ein alternatives Denkmodell. Es handelt vereinfacht gesagt von selbst erzeugten Produkten und von Nachbarschaftshilfe. Zum insgesamt frechen Witz des Films aber passen die albernen und biederen Spielszenen nicht so recht, die individuelle Krisen und Problemlösungen durchexerzieren.
Fazit: Der provokante Dokumentarfilm "Frohes Schaffen" liefert mit seinem Plädoyer für weniger Arbeit vergnügliche Denkanstöße zu einem aktuellen Thema.
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