Intimes Porträt einer faszinierenden Künstlerin, die als Social-Media-Phänomen „Uffie“ Bekanntheit erlangte und sich immer mehr in der Welt von Sex, Drugs und Rock’n Roll verliert.
In unserer digitalisierten, vernetzten, schnelllebigen Welt kann eine Karriere von heute auf morgen starten. So wie bei „Uffie“. Im Jahr 2005 stellt die junge Frau, die eigentlich Anna Hartley heißt, mit einem befreundeten Electro-DJ ein Demo-Tape bei MySpace online. Und über Nacht wird Uffie zum Star. Von da an geht es steil bergauf. Mehrere Tourneen und Alben später dann der Zusammenbruch. Zu viele Drogen. Zu viel Alkohol. Zu viel Party. Zu viel vom Leben. Uffie kann nicht mehr. Und entscheidet sich zu einer Therapie, um sich als Anna Hartley von Uffie zu lösen. Doch wie soll man sich von etwas lösen, das letzten Ende die Kontrolle über das ganze Leben ausübt? Die Filmemacher Robert Cibis und Lilian Franck haben die Performancekünstlerin Uffie über ein Jahrzehnt begleitet und dabei alle Höhen und Tiefen ihres kreativen Schaffens, welches unmittelbar mit ihrem Privatleben verknüpft ist, abgebildet. Verschiedene Konzerttouren oder Lebensphasen von Uffie bilden den dramaturgischen Rahmen. Immer wieder gehen Cibis und Franck dabei Schritte vor oder zurück, die Montage ist wild und die perfekte filmische Reflexion für die innere Zerrissenheit Uffies, die sich dem Filmteam in erstaunlicher Offenheit zeigt. Und somit auch ihre verletzliche Seite offenbart, inklusive einem manisch-depressiven und bipolaren Krankheitsbild, welchem sich Uffie nur schwer stellen kann. Schon von Beginn an untermalt die elektronische Musik mit peitschendem Rhythmus den Film und schafft so, zusammen mit einer fantastischen Kamera, die Uffie ganz nah kommt, ein fast körperliches Kinogefühl. Als Zuschauer ist man Teil von Uffies Welt und kann empathisch ihren Weg begleiten. Uffie selbst ist in ihrem überbordenden energetischen Lebensgefühl und der fragilen, fast kindlichen Verletzlichkeit, eine charismatisch-schillernde Figur, der man am Ende des Films wünscht, den für sie richtigen Lebensweg einzuschlagen. Nicht als Uffie. Sondern vor allem als Anna Hartley. FxCK FAME ist das lebendig dynamische und doch sehr feinfühlige Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit.
Lilian Franck und Robert Cibis haben sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen mit ihren innovativen Dokumentarfilmen gemacht, mit denen sie oft politisch Stellung bezogen. So ist TRUSTWHO von Lilian Franck gerade in den Kinos angelaufen.
In PIANOMANIA ? DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG rückten die beiden vor zehn Jahren die Klavierstimmer und Techniker hinter den großen Pianisten der Welt ins Rampenlicht. Dort stand jahrelang auch Uffie, mit bürgerlichem Namen Anna-Catherine Hartley. Der Stern der amerikanischen Sängerin und Rapperin, die sich mit einer Mischung aus Elektropop, Minimal Electro, Dance und Rap in die Herzen der Fans spielte, ging in Paris auf. Sie promotete ihre innovative Musik zunächst auf dem eigenen MySpace-Kanal. Bald war sie ein Star der Szene, rastlos jettete sie um die Welt. Alkohol- und Drogenmissbrauch gehörten zu ihrem Alltag.
Der erste Teil des Porträtfilms FxCK FAME zeichnet mit viel Material aus den Archiven clipartig Kindheit, Aufstieg und Erfolg der Sängerin nach, deren Leben sich lange um Klicks und Partys rankt. Der Druck von außen steigt ständig, sie fühlt sich fremdbestimmt. Mit ihrem Umzug nach Berlin ändert sich der Ton des Films. Er ist näher dran an der Künstlerin, gibt ihr den Raum für Reflexionen über den eigenen Selbstzerstörungsprozess, über Isolation, Einsamkeit, die Sehnsucht nach einer Familie und einem normalen Alltag. Der Ruhm und die äußere Anerkennung geben Anna-Catherine Hartley nie das Selbstwertgefühl, das sie für sich sucht. Sie lebt in einer Luftblase, die sie kaputt macht.
Der Film folgt ihrem Reifeprozess bis zum endgültigen Ausstieg aus dieser Tretmühle. Wobei für die Jury leider nicht durchgängig erkennbar ist, welche Szenen für die dokumentarische Arbeit inszeniert wurden und damit das Zeitdokument in ihren Augen wieder ein wenig „verfälschen“.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)