Schon fast ihr ganzes Leben sind Craig und Irene Morrison zusammen. Sie haben sieben Kinder bekommen, eine Farm bewirtschaftet und alle Höhe und Tiefen gemeinsam bewältigt. Doch nach und nach verliert Irene ihr Gedächtnis, kann sich nicht mehr so gut im Alltag zurechtfinden. Alzheimer lautet die schlichte und einfache Diagnose! Craig beschließt, Irene das letzte große Geschenk zu machen: Er will ihr ein kleines Häuschen bauen, mit Aussicht auf den Fluss. Jedoch hat Craig nicht mit der Bauaufsichtsbehörde gerechnet, die ihm verbieten will, auf seinem eigenen Grund und Boden zu bauen. Craig aber lässt sich nichts verbieten. Er kämpft - denn es geht um viel mehr als nur ein Haus. Es ist eine wahre Geschichte, die der Film von Michael McGowan hier erzählt. Es ist das Schicksal zweier Menschen, die auch im Alter das selbstverständliche Recht auf Selbstbestimmung einfordern. Stark verkörpert werden Craig und Irene dabei von James Cromwell und Genevieve Bujold. Cromwell ist in seinem Kampf gegen Windmühlen bärbeißig, stur und wild entschlossen, Bujold als Irene setzt ihm dabei Sanftmut und Verständnis gegenüber. In vielen Zwiegesprächen, die McGowan mit höchster Sensibilität und wunderschön fotografiert in Szene setzt, wird die große Liebe dieser beiden Menschen sicht- und spürbar. Auch die anderen Figuren werden mit liebevollem Blick betrachtet. Die Kinder, die besorgt sind und ihre Eltern doch unterstützen, die Behörden, die auch nicht anders können als ihre Vorschriften einzuhalten. Keiner in diesem Film ist wirklich negativ gezeichnet. Es sind Menschen, für die der Zuschauer dank eines exzellenten Drehbuchs Verständnis aufbringen kann. Craig und Irene Morrison leben noch heute in dem Häuschen am Fluss. Der Film zeigt, wie sie ihren Kampf gewonnen haben. Um ihre Liebe, ihre Würde und ihre Selbstbestimmung. In jedem Alter.
Jurybegründung:
Über 60 Jahre sind Craig und Irene Morrison verheiratet und so lange leben und bewirtschaften sie schon eine Farm in Ontario im Südosten Kanadas. Jetzt, wo die Landarbeit für den über 80jährigen Craig immer beschwerlicher wird und Irene zunehmend an Gedächtnisstörungen leidet, ist das Farmhaus auch nicht mehr der ideale Alterssitz. Und so will sich Craig für sich und seine Frau einen Traum erfüllen und auf einer anderen Stelle seines großen Grundbesitzes ein kleines Haus mit wunderbarem Ausblick errichten. Von seinen Vorfahren hat er das Zimmererhandwerk perfekt erlernt und auch ausgeübt. Neue Behördenverordnungen verlangen von ihm aber Dinge, welche er nicht akzeptieren kann und will. Sein Schwarzbau bringt ihn schließlich bis vor Gericht.
Ein kleiner großer Film über eine unspektakuläre Erzählung nach der wahren Geschichte der Familie Morrison. Ein behutsamer, dem langsamen Daseinsrhythmus der beiden Protagonisten angepasster Blick in ein Leben voller Zuneigung, gegenseitigem Respekt und Dankbarkeit. Der Verzicht auf große Konflikte dient verdienstvoll der Konzentration auf die Charaktere, welche mit hervorragenden Leistungen der Darsteller eine glaubhafte Zeichnung bekommen. Ein Lob gilt dem guten Drehbuch mit schlüssiger Dramaturgie und stimmigen Dialogen, vor allem im Zusammenspiel zwischen Craig und Irene. Craigs Schlusswort vor Gericht ist eine wundervolle Parabel auf die Gültigkeit alter menschlicher Werte und Traditionen.
FÜR IMMER DEIN ist kein Film über das Altwerden, sondern über eine würdevolle Haltung im Leben und dem Leben gegenüber. Kein Film über Demenz, sondern über den liebevollen Umgang mit den Schwächen des Altseins. Und es ist ein Film über die Liebe. Über die Liebe zu einem Menschen, den man nicht missen möchte, wie auch die Liebe zu dem, für das man ein Leben lang gearbeitet hat - sein Land und sein Haus. So ist der treffendere Originaltitel des Films auch zweifach zu interpretieren: STILL MINE.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)