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For Sama: Oscarnominierter Dokumentarfilm einer jungen Mutter, die über Jahre hinweg die Proteste und später den Krieg in Aleppo mit ihrer Kamera einfing.

Handlung und Hintergrund

Als Waad al-Khateab 2011 anfing, mit Handy und Kamera das alltägliche Leben in Aleppo einzufangen, verfolgte sie damit noch kein konkretes Ziel. Dennoch filmte sie konstant weiter, bis sich letztendlich ein roter Faden abzeichnete. Das bis 2016 gesammelte Material beläuft sich auf 300 Stunden Filmaufnahmen.

In ihrer Dokumentation fängt sie die Protestbewegung gegen das Assad-Regime ein, die Stimmung im Volk und letztendlich den verheerenden Krieg, der Syrien seither heimsucht und noch immer zahlreiche Todesopfer fordert. Inmitten dieses Chaos verliebt sich die junge Frau in einen Arzt, heiratet und bringt ein Kind zu Welt. Auch ihr Mann Hamza engagiert sich für sein Land und versucht gemeinsam mit Kollegen, den Betrieb im letzten funktionstüchtigen Krankenhaus der Stadt aufrecht zu erhalten.

Die kleine Familie lebt in ständiger Angst, hin- und hergerissen müssen Waad und Hamza letztendlich entscheiden, ob sie in ihrer Heimat weiter für Frieden und Freiheit kämpfen wollen, oder Aleppo den Rücken kehren und für sich und ihre kleine Tochter Sama eine sichere Zuflucht suchen sollen.

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„Für Sama“ ist als bester Dokumentarfilm für die Oscars 2020 nominiert. Wer in der Kategorie „Bester Film“ ins Rennen geht, seht ihr im Video:

„Für Sama“ – Hintergründe

Über einen Zeitraum von fünf Jahren zeichnete al-Khateab die Protestbewegung und den Bürgerkrieg in Syrien auf. Ihre Aufnahmen fangen die verheerende Zerstörung von Aleppo ein, ebenso wie den allgegenwärtigen Tod. Dennoch gelingt es ihr, Hoffnung zu transportieren, den Überlebenswillen und die kleinen Freuden inmitten des großen Leids.

Tatsächlich gelang al-Khateab und ihrer kleinen Familie 2016 die Ausreise, auch wenn es an ein Wunder grenzt, dass die Eheleute und Regime-Gegner nicht direkt von der Militärpolizei in Haft genommen wurden. Angekommen in London entstand der Kontakt zu Edward Watts vom britischen TV-Sender Channel 4, der al-Khateab bei der Sichtung und Montage ihres gesammelten Materials half.

Der sehr persönliche und emotionale Dokumentarfilm liefert seltene Einsichten in den syrischen Bürgerkrieg. Bei zahlreichen Preisverleihungen und Filmfestivals, wie den internationalen Filmfestspielen in Cannes und der BAFTA-Verleihung, wurde der Film bereits als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Auch bei der Oscarverleihung 2020 galt „Für Sama“ als vielversprechender Kandidat ins Rennen, ging jedoch überraschend leer aus.

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In Deutschland ist „Für Sama“ ab 5. März 2020 zu sehen, die FSK hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahren erteilt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Edward Watts
Produzent
  • Ben de Pear,
  • Nevine Mabro,
  • Siobhan Sinnerton,
  • George Waldrum,
  • Raney Aronson-Rath,
  • Dan Edge
Darsteller
  • Waad Al-Kateab,
  • Hamza Al-Khateab,
  • Sama Al-Khateab
Drehbuch
  • Edward Watts,
  • Waad Al-Kateab
Musik
  • Nainita Desai
Kamera
  • Waad Al-Kateab
Schnitt
  • Chloe Lambourne,
  • Simon McMahon
Ton
  • Waad Al-Kateab

Kritikerrezensionen

    1. FÜR SAMA ist ein intimer, persönlicher und zutiefst ergreifender Film während des syrischen Bürgerkriegs aus der Sicht einer jungen Frau und Mutter.

      Als Waad Al-Kateab und ihr Mann Hamza mit ihrer kleinen Tochter Sama die Stadt Aleppo in Syrien verlassen, liegen hinter ihnen fünf Jahre, in denen sie mitansehen mussten, wie ihre Heimat von syrischen Truppen besetzt wurde, wie Menschen verfolgt und getötet werden. Fünf Jahre, in denen Hamza unter den schwierigsten Umständen versucht, als Arzt fast im Alleingang ein Krankenhaus am Leben zu erhalten. Und Waad alles auf Video festhält, was in Aleppo geschieht. Zunächst tut sie es, weil sie es als angehende Journalistin für ihre Pflicht hält. Nachdem Sama aber geboren wurde, tut sie es für sie. Um ihr zu erklären, warum es für sie so wichtig war, ohne Unterlass für ihre Heimat zu kämpfen. Waad Al-Kateab hat schon während der Belagerung ihr Videomaterial dem britischen Fernsehsender Channel 4 zur Verfügung gestellt und es nun gemeinsam mit dem Co-Regisseur Edward Watts aufbereitet - entstanden ist ein beeindruckendes Videotagebuch, das fesselt und erschüttert. Denn Waad Al-Kateab hält mit radikalem Mut alles fest, was um sie herum geschieht. Dazu gehören Szenen des Leids, des Sterbens und der Verzweiflung aufgrund einer aussichtslosen Lage. Doch ebenso sieht man Momente der Hoffnung, des Lachens, des Zusammenhalts. Und wenn die beste Freundin von Waad von ihrem Mann eine Khaki geschenkt bekommt, was in Zeiten der Belagerung, wo frisches Obst und Gemüse fehlen, ein Ding der Unmöglichkeit ist, dann spürt man, dass die fast kindliche Freude sich wie ein Sonnenstrahl in der ganzen Umgebung verbreitet. Und wenn man als Zuschauer wieder und wieder den Bombenalarm zu hören bekommt, der für Waad und Hamza bereits Alltag ist, dann begreift man, wieviel Mut diese Frau aufbringen muss, um die Zeitdokumente für die Außenwelt festzuhalten. Klar und konsequent folgt der Film der Erzählung der jungen Frau und ihrer Familie. Auf diese Weise hebt sich FÜR SAMA als Erlebnisbericht und Videotagebuch klar von einem klassischen Dokumentarfilm ab und strebt auch genau diese Wirkung an. Denn auf diese Weise macht der Film, sofern das überhaupt möglich ist, auf erschütternde Weise das Leben im Krieg und in der Belagerung greifbar. Mit all dem Grauen, aber auch all der Menschlichkeit. Und so stehen am Ende die Hoffnung und das Versprechen, eines Tages in die Heimat zurückzukehren. FÜR SAMA ist ein ergreifendes filmisches Zeitdokument. Und ein wichtiger Film.

      Jurybegründung:

      Man kann diesen Film nur schlecht mit anderen Dokumentarfilmen vergleichen. Nicht nur seine Entstehungsgeschichte ist ungewöhnlich - Regisseurin Waad al-Kateab hat über mehrere Jahre hinweg in ihrer Heimat Syrien gedreht -, es sind vor allem die Aufnahmen selbst, die den Zuschauer absolut erschüttern: Szenen aus dem zuerst protestierenden, dann umlagerten und schließlich gnadenlos beschossenen und bombardierten Aleppo. Die einzelnen Aufnahmen sind von einer Unmittelbarkeit, der man sich als Zuschauer nicht entziehen kann; sie zeigen Schreckliches - in einer Szene bringen zwei Brüder, beide noch im Kindesalter, ihren dritten, von Trümmern getroffenen, leblosen Bruder ins Krankhaus -, aber auch überraschende Normalität - spielende Kinder, Mütter beim Kochen, rührend-feierliche Hochzeiten -, alles vor der Kulisse einer sich zusehends in Trümmer verwandelnden Stadt. Als die Proteste ausbrechen, ist Waad al-Kateab noch eine Studentin, die aus Spaß zur Kamera greift, aber als der Krieg beginnt und Aleppo zur umkämpften Stadt wird, dokumentiert sie tagebuchartig, als autodidakte Videobloggerin, was um sie herum geschieht. Dieser private, spontane Aspekt haftet dem Material noch an; er macht die nachhaltige Wirkung aus, die sich aus dem Gefühl ergibt, tatsächlich am Ort des Geschehens zu sein, mit all dem Schrecken, den das impliziert. Manche der Aufnahmen, so die Jury, gehen so sehr an die Nieren, dass man sich als Zuschauer fast auch wieder zum emotionalen Ausstieg gezwungen fühlt: Man kann nicht alles an sich heranlassen. So einschlägig ist die Wirkung des Dokumentierten, dass man fast übersieht, wie gestaltet der Film in seiner Gänze dann doch ist: Waad al-Kateab hat ihr Material in Form eines Briefs an ihre in Aleppo geboren Tochter Sama gebracht und durch Material eines Koregisseurs, des Filmemachers Edward Watts ergänzt. Diese Form, die ihre Parteilichkeit offen ausstellt, geht mit einer gewissen Manipulation einher, wie ein Teil der Jury kritisch anmerkte: Durch das Kind als Ansprechpartner wird dem Zuschauer wenig Freiheit gelassen, Dinge anders zu bewerten. Es gibt keine Orientierung über oder echte Einordnung der widersprüchlichen Kriegsereignisse. Aber auch wenn man sich an dieser radikalen Subjektivität des Films reiben kann, ist die Jury der Überzeugung, dass dieser Film ein ungeheuer wichtiges Zeitdokument ist, das man unbedingt gesehen haben sollte.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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