Nach fast einem Jahrzehnt des Wartens geht es zurück ins Ödland, denn George Miller lädt mit „Furiosa“ einmal mehr dazu ein, seiner rasanten „Mad Max“-Reihe beizuwohnen.
Fans des gepflegten Adrenalinrauschs dürften keinen Film in diesem Jahr so herbeisehnen wie „Furiosa: A Mad Max Saga“. Die von Regisseur George Miller geschaffene Actionreihe erfreut sich seit Jahrzehnten enormer Beliebtheit, wozu auch der vorherige Titel beitrug: „Mad Max: Fury Road“ gilt für viele schließlich als einer der besten Actionfilme aller Zeiten. Entsprechend wird dem Kinostart von „Furiosa“ entgegengefiebert, der in Deutschland auf den 23. Mai 2024 fällt.
„Fury Road“ noch mal völlig neu erleben dank der „Black & Chrome Edition“ bei Prime Video
Erstmals in dem Franchise wagt sich Miller dabei an ein Prequel, denn sein neuestes Werk erzählt die Vorgeschichte von Imperator Furiosa, die in „Fury Road“ noch Charlize Theron zur allgemeinen Begeisterung gespielt hatte. Diesmal übernimmt Anya Taylor-Joy („Das Damengambit“) den Part der jüngeren Furiosa, denn der Film erzählt, wie sie vom friedlichen Grünen Land entführt wurde und sich in der Wüste behaupten musste. Eine zentrale Rolle nimmt dabei der neue Bösewicht Dementus (Chris Hemsworth) ein, mit dem Furiosa mehr als nur eine Rechnung zu begleichen hat.
Ob dies als Ausgangslage für einen erneut fulminanten Trip sorgt, durften wir schon vor dem Kinostart erfahren. Unsere Meinungen zu „Furiosa: A Mad Max Saga“ verraten wir euch sofort. Zunächst erfahrt ihr aber noch im Video, was uns Anya Taylor-Joy und Chris Hemsworth im Interview über die Entstehung des Films verraten haben:
Andi: George Miller… danke!
Da „Fury Road“ für mich der beste Actionfilm aller Zeiten ist, blickte ich gleichermaßen mit Vorfreude, aber auch ein wenig Anspannung „Furiosa“ entgegen. Nach dem Kinobesuch überwiegt bei mir vor allem die Dankbarkeit darüber, dass uns George Miller mit einem weiteren „Mad Max“-Film geehrt hat. Denn „Furiosa“ hat für mich ausgezeichnete Chancen, der beste Actionfilm des Jahres zu sein.
Einmal mehr zeigt Miller bei der Inszenierung der Action sein ganzes Genie, wobei unter anderem auch die Arbeit der Cutterin Margaret Sixel und von Stuntkoordinator Guy Norris an dieser Stelle entsprechend gewürdigt sein soll. Wo fast ausnahmslos alle anderen Actionfilme mit vielen Schnitten und einer wackeligen Kamera arbeiten, beweist „Furiosa“ einmal mehr, warum die „Mad Max“-Reihe solche einen hervorragenden Ruf genießt. Lange, ruhige Einstellungen mit einem klaren Fokus und dem nötigen Gefühl für den Raum, um uns als Publikum Orientierung zu erlauben – all das trägt dazu bei, dass „Furiosa“ in seinen Actionszenen ein packendes Spektakel sondergleichen zelebriert. Auch darüber hinaus ist die Inszenierung das Prunkstück des Films, denn er wirkt an etlichen Stellen wie eine gekonnte Synthese aus bombastischem Blockbusterspektakel und malerisch schönem Arthouse-Kino.
Wer ein zweites „Fury Road“ erwartet, wird sich hier hinsichtlich der Inszenierung, dem Produktionsdesign und etlicher Figuren wie zu Hause – und ausgerechnet aufgrund der Action doch fehl am Platz fühlen. Denn während der Vorgänger eine zweistündige Verfolgungsjagd mit wenigen Verschnaufpausen war, ist „Furiosa“ mehr ein klassischer Actionfilm. Das liegt vor allem daran, dass wir hier tatsächlich einer richtigen Handlung folgen. Die erstreckt sich über etliche Jahre, in der die Actionszenen sich mit vielen Sequenzen, in denen die Geschichte vorangebracht wird, abwechseln. Das sorgte dafür, dass ich nicht mit deutlich erhöhtem Puls in den Abspann entlassen wurde, wie es bei „Fury Road“ trotz wiederholter Sichtungen noch der Fall ist. Aber wenn die Action erst einmal loslegt, dann kann sie hinsichtlich der meisterhaften Umsetzung durchaus mithalten; vor allem eine längere Szene mit dem aufgerüsteten Lastwagen namens War Rig braucht sich vor „Fury Road“ nicht zu verstecken.
„Mad Max“-Fans blicken sicherlich mit Spannung auf die Leistung von Anya Taylor-Joy, immerhin steht sie vor der fast unmöglich scheinenden Aufgabe, die für ihre Darbietung als Furiosa gefeierte Charlize Theron ersetzen zu müssen. Das größte Kompliment, was ich Taylor-Joy wohl machen kann, ist, dass sie nie fehl am Platz wirkt, obwohl dies ihre erste richtig große Rolle in einem Actionfilm ist. Ihr gelingt es gekonnt, die wütende, zuweilen animalische und fast schon besessene Seite von Furiosa zu verkörpern, die auch Theron immer wieder hat durchblitzen lassen. Der Gegenpol, die Empathie und Fürsorge, die diese Figur überhaupt erst so spannend gemacht haben, kommt hingegen leider zu kurz. Das ist jedoch dem Film selbst geschuldet. „Furiosa“ erzählt im Kern schließlich, wie die Titelfigur überhaupt zu der Entscheidung gelangte, ihr Leben zu riskieren, um später nicht nur selbst zu fliehen, sondern auch die Sexsklavinnen vom Tyrannen Immortan Joe zu befreien. Gerade diese grundlegende Entwicklung kommt in dem Werk nur leider für meinen Geschmack zu kurz.
„Furiosa“ ist eben vorrangig eine Rachegeschichte, die in ihrer Intensität zwar beeindruckt, erzählerisch allerdings das Rad (Wortwitz beabsichtigt) nicht neu erfindet. Da war „Fury Road“ mit seiner Lehre von Vertrauen selbst in den widrigsten Bedingungen und der feministischen Befreiung doch einen Schritt weiter. Dass „Furiosa“ mich dennoch nie gelangweilt hat, lag neben der meisterhaften Inszenierung am Widersacher der Titelfigur. Denn Chris Hemsworth hatte mit der Darbietung des von sich selbst deutlich zu überzeugtem Bösewichts Dementus sichtlich Spaß. Ein weiteres Beispiel für die lange Liste von Darsteller*innen, die vorrangig durch ihre Marvel-Rolle bekannt werden, aber in anderen Projekten zeigen, was sie schauspielerisch wirklich können.
Allein schon wegen Chris Hemsworths Akzent und der von ihm gewählten Betonungen für seine Dialogzeilen kann ich euch nur empfehlen, „Furiosa: A Mad Max Saga“ im englischsprachigen Original zu sehen. Im Kino solltet ihr euch dieses Werk definitiv nicht entgehen lassen, wenn das durch mein Loblied auf die Action nicht schon klargeworden sein sollte. Ich jedenfalls kann es jetzt schon kaum erwarten, dieses Spektakel auf der größtmöglichen Leinwand erneut zu sehen.
Eileen: „Furiosa“ brachte mein Herz (erneut) zum Rasen
Vorweg kann ich nicht anders, als zu erwähnen, dass ich bis zum Vorabend meines „Furiosa“-Kinobesuches noch nie einen „Mad Max“-Film gesehen hatte. Nachdem ich mir also noch „Mad Max: Fury Road“ etwa 13 Stunden vor meiner Sichtung seines Prequels anschaute, finde ich es jetzt äußerst herausfordernd, meine Kritik zu verfassen, während ich noch beide Filme verdaue. Daher muss ich vor meiner „Furiosa“-Kritik kurz auf meine Reaktion zu „Fury Road“ eingehen.
Eigentlich bin ich nicht der größte Action-Fan, aber wow: Die Action in „Fury Road“ war einfach köstlich – und „wow“ ist dafür der beste Ausdruck, da mich mehrmals ein Wow-Gefühl während des Films überkam. Normalerweise bin ich absolut nicht angetan davon, wenn ein Plot wegen Action, Effekten oder sonstigem zweitrangig ist. „Fury Road“ schaffte es aber auf eine Art und Weise, die ich selbst noch nicht ganz nachvollziehen kann, dass mich das Verhältnis von Action über Plot hier zu 0,0 % gestört hat: Es war eindeutig wahrzunehmen, wie viel Herzblut, Finesse und Leidenschaft in die Inszenierung der Action einfloss.
Nachdem „Fury Road“ meinen Puls am Abend zuvor ordentlich zum Rasen brachte – ja, das Wortspiel ist beabsichtigt –, war ich gespannt darauf, wie „Furiosa“ mithalten und anknüpfen wird. Für mich war ganz klar festzustellen, dass die Action natürlich auch in „Furiosa“ eine enorme Rolle spielte – anderes wäre für einen „Mad Max“-Film wohl untypisch. Jedoch nahm eher der Plot den Vordergrund des Werks ein und überraschenderweise gefiel mir dieses Verhältnis weniger gut als jenes von „Fury Road“.
„Furiosa“ entführt uns in die Vergangenheit des gleichnamigen Charakters, den wir bereits großartig gespielt von Charlize Theron kennen. In „Furiosa“ schwingt sich Anya Taylor-Joy in die klobigen Fahrzeuge und auf die klapprigen Motorräder. Zwar spielt sie ebenfalls grandios, allerdings fehlte mir das gewisse Etwas, womit Theron mich als Furiosa innerlich berührte. Auch insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass Furiosa mittels der Darstellung ihrer Hintergrundgeschichte noch nahbarer inszeniert wird. Da sie aber bewusst als ein in sich gekehrter Charakter geschrieben ist, ist das natürlich kein leichtes Unterfangen. Chris Hemsworth auf der anderen Seite überzeugte mich vollkommen, jedoch kommt es ihm zugute, nicht in einem solch direkten Vergleich wie Taylor-Joy und Theron zu stehen. Als der böse Typ hat er mir wirklich gut gefallen und gerne würde ich ihn zukünftig in weiteren Schurken-Rollen sehen.
Um schließlich zum Plot an sich zu kommen: „Furiosa“ hat bei mir etwas gebraucht, um an Fahrt aufzunehmen – ja, das Wortspiel ist erneut beabsichtigt. Nach etwa 30 Minuten hatte der Film mich dann aber in seinem Bann und ich wurde herrlich unterhalten. Da ich dies aber so direkt in Kontrast zu meiner ersten Sichtung von „Fury Road“ setzen kann, fiel mir auf, dass mich während „Furiosa“ leider deutlich seltener ein Wow-Gefühl überkam. Allerdings sollte man sich hier vor Augen halten, dass „Furiosa“ auch unfassbar große Fußstapfen zu füllen hatte, da „Fury Road“ nicht nur im Action-Genre, sondern generell im Filmeschaffen einen besonderen Platz innehält. Angesichts dessen macht „Furiosa“ seine Sache wirklich großartig und filmtechnisch gesehen verdient George Miller erneut zahlreiche Lobgesänge. Abschließend würde ich der Aussage, dass „Furiosa“ der vermutlich beste Actionfilm 2024 sein wird, durchaus zustimmen. Daher kann ich euch nur empfehlen, euch von dem Blockbuster auf der großen Leinwand ebenfalls umhauen zu lassen.
Umhauen wird euch hoffentlich nicht unser „Mad Max“-Quiz – oder etwa doch?