Filme zu bekannten Spielzeug-Franchises zu machen, scheint momentan sehr angesagt zu sein. Nach den "Transformers" wird jetzt mit "G.I. Joe" der nächsten Serie von Hasbro-Actionfiguren auf der großen Leinwand Leben eingehaucht. Seit fast 50 Jahren gibt es das Spielzeug, richtig bekannt wurde "G.I. Joe" aber erst Anfang der 1980er Jahre, als nach einem Redesign deutlich kleinere, nur noch etwa 10 cm große Figuren in den Handel kamen und erste Comics und Zeichentrickserien zu den "Real American Heroes" produziert wurden. Aus dieser Phase stammen auch alle wichtigen Charaktere des Films: die Joes Duke, Ripcord, Hawk, Snake Eyes, Scarlett, Breaker oder Heavy Duty (Adewale Akinnuoye-Agbaje) ebenso wie ihre Cobra-Widersacher Zartan, Storm Shadow, die Baroness oder auch James McCullen, besser bekannt als Destro. Offensichtlich spielt der Film zu einer Zeit am Anfang des ewigen Konflikts zwischen G.I. Joe und Cobra, wie der Originaltitel "Rise of Cobra" auch deutlich macht. Die Verbrecherorganisation Cobra ist gerade im Begriff, zu entstehen zumindest dramaturgisch also beste Voraussetzungen, um wie beim großen Vorbild "Transformers" eine mehrteilige Filmreihe in Angriff zu nehmen.
Dafür müssten aber zu allererst die Fans der Vorlage vom Film überzeugt werden. In Europa waren und sind die G.I. Joes nicht so bekannt, in den USA können sie dagegen als regelrechte Berühmtheiten angesehen werden. Vermutlich gab es in den 1980er Jahren kaum ein Kinderzimmer, in dem sich nicht ein paar der Elitesoldaten aus Plastik finden ließen "Real American Heroes" eben.
Wer hierzulande unter den Zuschauern, die ja immerhin 16 Jahre alt sein müssen, gern mit den militanten Actionfiguren gespielt hat und sich noch lebhaft an die bunte, bunt zusammengewürfelte Truppe von ausgewiesenen Spezialisten erinnert, wird im Kino erstmal schwarz sehen. Ganz buchstäblich. Denn auf den ersten Blick erkennt man die Figuren mit wenigen Ausnahmen nicht wieder. Militärische Gleichförmigkeit bestimmt die Kostüme, schwarze und tarnfarbene Anzüge statt individueller Outfits sind angesagt. Erst langsam stellt man beruhigt fest, dass die Charaktere tatsächlich ihren Vorlagen entsprechen.
Wobei man jetzt natürlich keinesfalls tiefgehende innere Konflikte oder halbwegs komplexe womöglich gar ambivalente Charaktere erwarten darf: Storm Shadow ist tödlich, Zartan skrupellos, ihr Boss McCullen ist von ungesunden Allmachtsphantasien getrieben, Cobras Chefwissenschaftler von seiner Forschung besessen, und das eine Geheimnis, das er hat und das ihn mit der Baroness verbindet, bleibt dem aufgeweckten Zuschauer auch nicht lange verborgen. Ähnlich eindimensional und leider auch ein wenig austauschbar fallen die Joes aus, quer durch die Bank was allerdings auch Vorteile hat: der Cameo-Auftritt von Brendan Fraser als Gung Ho, eine der bekanntesten G.I. Joe-Actionfiguren, fällt dadurch nicht so sehr aus dem Rahmen, und außerdem kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Genau, die Action.
Die kommt nämlich alles andere als zu kurz. "G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra" bietet jede Menge schnell geschnittener Action und aufwendige Kampfsequenzen zu Lande, zu Wasser und in der Luft, Kämpfe Mann gegen Mann, Frau gegen Frau oder zwischen Armeen.
Ganz besonders spektakulär ist eine Verfolgungsjagd durch die Straßen von Paris, in der Duke und Ripcord zu Fuß hinter einem Auto herjagen. Allerdings tragen sie dabei High-End-Technologie Marke G.I. Joe: Exoskelette, in denen sie ein bisschen wie von "Iron Man" Tony Stark eingekleidet aussehen und die sie schneller, stärker und widerstandsfähiger machen.
Nicht nur Paris bietet dabei eine spektakuläre Kulisse für die Action. Auch später, wenn es ins ewige Eis geht, kann "G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra" mit gelungenen Szenenbildern überzeugen. Der Film ist ebenso wie seine Figuren etwas für das Auge.
Das Gehirn kann man dagegen getrost zu Hause lassen, wenn man ins Kino geht. Der sehr einfach gestrickte Plot stört dabei jedoch gar nicht mal so sehr wer anspruchsvolles Kino erwartet, sollte sich eben nicht "G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra" ansehen. Der arg bemühte Twist am Ende ist allzu vorhersehbar, die obligatorische Romanze entwickelt sich ganz wie erwartet, die andere auch. Und der ausgefeilteste dramaturgische Kniff sind die Rückblenden, in denen man immer wieder die Vorgeschichte einiger Charaktere kennen lernt. Dennoch kann man über weite Strecken darüber hinwegsehen, dass man es hier mit einer unbeholfenen Erzählung zu tun hat, steckt sie doch in einem aufwendigen cineastischen Gewand. Und viel besser waren die Geschichten, die man sich damals mit seinen Actionfiguren ausgedacht hatte, ja auch nicht.
Unfreiwillig komisch wird der Film allerdings gegen Ende zumindest in der deutschen Synchro. Denn wenn es ganz besonders dramatisch wird, muss das selbstverständlich angesprochen werden, damit es auch der Letzte merkt. Das hat eine viel zu hohe Dichte an voller Inbrunst von markigen Stimmen vorgetragenen One-Linern zur Folge, Sätze wie "Jetzt kommt es auf die Joes an", mit denen dem Zuschauer unmissverständlich und wiederholt klargemacht wird, dass gerade eine Menge auf dem Spiel steht. Sicher ist sicher
Fazit: Spektakuläre Effekte, dünne Story. Die G.I. Joe-Actionfiguren von Hasbro kommen mit Hochglanz, aber ohne Charakter auf die Leinwand und ballern sich durch einen Film, den man anschauen kann, aber nicht sehen muss.