Das Finale der 6. Staffel von „Game of Thrones“ stand ganz im Zeichen von Rache, großen Enthüllungen und tragischen Triumphen. Dabei sind einige große Ereignisse eingetroffen, auf die die Fans schon sehnsüchtig gewartet haben. Die großen Cliffhanger sind diesmal zum Glück ausgeblieben, stattdessen hat uns die Folge staunend, jubelnd und überrascht zurückgelassen. Trotzdem bleiben noch einige Fragen offen.
Königsmund: Burn them all!
Die Folge beginnt ungewöhnlich, begleitet von melancholischen Klavierklängen. Margaery (Natalie Dormer), Cersei (Lena Headey) und Co. bereiten sich stumm auf den kommenden Prozess vor. Doch spätestens als Tommen (Dean-Charles Chapman) von Ser Clegane festgehalten wird, ist klar, dass der Prozess nicht glatt laufen wird. Währendessen versammeln sich Adel, Spatzen und Volk in der zentralen Septe, wo der Hohe Spatz (Jonathan Pryce) seinen bisher größten Triumph feiert. Loras (Finn Jones), der Prinz und Thronfolger der Tyrells, gesteht seine Sünden und schließt sich den Spatzen an (inklusive eingeritztem Zeichen auf der Stirn). Nun muss nur noch Cersei dem Glauben unterwerfen werden, doch von der fehlt jede Spur.
Unterdessen geht viel Wichtigeres in den Katakomben unter der Kirche vor. Während die getragene Musik in einem bedrohlichen Orgelspiel mündet, hetzt Qyburn (Anton Lesser) seine kleinen Vögelchen auf Maester Pycelle (Julian Glover) los, die den alten Mann gnadenlos abstechen. Und auch der nichtsahnende Lancel Lennister (Eugene Simon) wird tief in die Gänge unter dem Dom gelockt. Wie richtig vermutet wurde, befindet sich dort ein gigantischer Vorrat an Seefeuer, der durch abrennende Kerzen zur Zeitbombe gemacht wurde.
Während der abgestochene Lancel mit letzter Kraft hinkriecht, ahnt Margaery, dass etwas nicht stimmt. In Panik warnt sie alle vor der drohenden Gefahr und versucht verzweifelt die Septe zu verlassen. Doch der Hohe Spatz hindert sie daran. Er ist zu selbstgerecht und fanatisch, um die wahre Gefahr zu erkennen. “When you play the game of thrones, you win or you die“, sagt Cersei ganz zu Beginn der Serie. Und die skrupellose Cersei beherrscht das Spiel perfekt. Als dann doch so etwas wie Erkenntnis in den Augen des Spatzen aufflackert, ist es zu spät. Schuldige und Unschuldige, Frau und Mann, Lennisters und Tyrell - sie alle lösen sich in einer gigantischen grünen Explosion in Staub auf.
Bei einem Glas Wein beobachtet Cersei zufrieden den Untergang all ihrer Feinde. Nun kann sie endlich die strenge Nonne bestrafen, die sie einst im „Walk of Shame“ gedemütigt hat. In einer Folterkammer setzt sie Ser Clegane auf die gefesselte Frau an, die ein sehr schmerzhaftes Schicksal erwartet. Doch ihr Sieg ist teuer erkauft. Tommen schaut lange fassungslos in Richtung der Katastrophe. Dann stellt er sich auf die Fensterbank und stürzt sich hinab. Die Königsmutter nimmt seinen Tod im Vergleich zu Joffreys Vergiftung fast gelassen auf. Erstens wurde ihr der Ausgang schon als Kind prophezeit. Zweitens hat ihr Rache und Macht immer mehr bedeutet, als alles andere inklusive dem Wohl ihrer Kinder.
In der letzten Szene sehen wir, wie Cersei mit pechschwarzem Kleid und steinernen Mine zur neuen Königin von Westeros gekrönt wird. Fürs erste hat sie das Spiel um den Thron gewonnen, doch wie die Prophezeiung vorhersagt, wird sie eines Tages von einer Jüngeren und Schöneren vom Thron gestoßen. Wer das sein wird, dürfte inzwischen allen klar sein. Aber davon später. Zuerst werfen wir einen Blick auf den Norden.
Der Norden: White Wolf, King of the North!
Erstmal die wichtigste Nachricht: Das Finale heißt nicht umsonst „Die Winde des Winters“. Winter is officially coming! Bald wird kein Sterblicher mehr sicher sein. Währenddessen werden in Winterfell die Auswirkungen nach der Schlacht gegen die Boltons gezeigt. Jon Schnee (Kit Harington) und Sansa (Sophie Turner) vertragen sich. Jon schickt Melisandre (Carice van Houten) in die Verbannung, nachdem Davos (Liam Cunningham) sie wegen dem Mord an Shireen konfrontiert. Lord Baelish (Aidan Gillen) lauert Sansa auf, die er seit dem Tod seiner Jugendliebe Cathelyn begehrt. Dabei verrät er ihr sein großes Endziel, über das wir schon seit Staffel 1 rätseln. Nichts anderes als den Eisernen Thron will der Strippenzieher und Meistermanipulator erobern und Sansa gleich mit. Doch die hat zu Recht genug von den Spielchen der Männer und weist seine schmierigen Avancen kalt ab. Sie hat Kleinfinger lieber als Feind, als sich nochmal demütigen zu lassen.
Währenddessen wird hinter der Mauer das große Geheimnis der 6. Staffel, wenn nicht sogar das größte der gesamten Serie enthüllt. Benjen (Joseph Mawle) setzt Meera (Ellie Kendrick) und Bran (Isaac Hempstead-Wright) an einem der letzten magischen Bäume ab, bevor er zum Kampf gegen die Weißen Wanderer gen Norden düst. Bran reist daraufhin in einer Vision zu den Ereignissen im „Tower of Joy“ zurück. Diesmal folgt er dem jungen Ned die Treppe hinauf. Wie richtig vermutet wurde, liegt dort seine Tante Lyanna nach einer schweren Geburt im Sterben. Ihre letzte Bitte: Ned soll ihr gemeinsames Kind mit Rhaegar Targaryen vor dem sicheren Tod bewahren. Das Baby entpuppt sich als niemand Geringeres als der kleine Jon Schnee, der damit Daenerys Neffe und der rechtmäßige Thronfolger von Westeros ist.
Zurück in der Gegenwart haben sich alle Lords des Nordens in Winterfell versammelt. Noch einmal äußeren sie Zweifel an Jons Führungsqualitäten, immerhin hat er die verhassten Wildlinge aufgenommen. Dabei zeigt der stammelnde Jon einmal mehr, dass überzeugende Reden nicht zu seinen Stärken gehören. Nun liegt es an der schlauen Lady Mormont (Bella Ramsey), die Situation zu retten. In einer flammenden Rede schwört sie auf die Starks und appelliert an die Ehre der restlichen Häuser, die daraufhin vor Jon knien - vom vernachlässigten Bastard zum König von Winterfell. Während sich auf Jons Gesicht Rührung mit Panik vermischen und Sansa triumphierend lächelt, steht Lord Baelish schmollend in der Ecke. Sein hasserfüllter Blick verheißt nichts Gutes. Man darf nur hoffen, dass die Starks einen Weg finden, um Kleinfinger in die Schranken zu weisen.
Flusslande: Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird
Nach dem Sieg gegen den Schwarzfisch stattet Jamie Lennister (Nikolaj Coster-Waldau) den Freys einen Besuch ab. Auch diesmal wird, wie zuletzt bei der Roten Hochzeit, ein großes Fest veranstaltet. Ein schlechtes Omen, wie sich zeigt! Walder Frey (David Bradley) versucht sich an Jamie anzubiedern, indem er ihre Taten als Königsmörder vergleicht, doch dieser hat nur Verachtung für die Freys übrig. Er erinnert ihn daran, dass sein Sieg gegen die Tullys unverdient ist und sie nur durch das Wohlwollen der Lennisters über die Flusslande regieren können. Doch Lord Frey hat nur wenig Zeit über die Drohung nachzudenken.
Nachdem die Lennisters abgereist sind, sitzt er in einem unheimlich verlassenen Thronsaal. Eine hübsche Dienerin, die beim Fest scheinbar mit Jamie geflirtet hat, serviert dem Widerling eine frische Pastete. Dabei wird ihr Ton immer bedrohlicher. In einem befriedigenden Twist entdeckt Lord Frey ein menschliches Auge im Fleisch. Die Dienerin entpuppt sich als Arya (Maisie Williams), die nach und nach seine Söhne getötet und an ihn verfüttert hat. Danach schneidet sie Frey, der ihre Mutter Catelyn auf dieselbe Weise töten ließ, die Kehle durch. Damit kann Arya quasi im Alleingang Vergeltung für den Tod ihrer halben Familie üben. Nach so langer Zeit haben die selbstgerechten Frey endlich ihre verdiente Strafe bekommen. Ob Arya nun in den Süden reist, um die nächsten Namen auf ihrer Todesliste durchzustreichen?
Mereen und Dorne: Frauen an die Macht!
Währenddessen wird in Dorne ein neues politisches Bündnis geschlossen. Elleria Sand (Indira Varma) bietet Olenna Tyrell (Diana Rigg) eine Allianz an, die nach der Auslöschung ihrer gesamten Familien nur noch Rache will. Zur Bekräftigung taucht überraschenderweise Varys (Conleth Hill) auf, der vor zwei Folgen zu einer geheimnisvollen Reise aufgebrochen ist. Damit haben sich gleich zwei große Häuser an Daenerys Seite gestellt, bevor diese überhaupt in Westeros angekommen ist.
Auf der anderen Seite des Meeres wartet Daenerys (Emilia Clarke) auf ihre baldige Abreise. Vorher muss sie aber ein kleines Problem lösen. Ihr Liebhaber Daario Naharis (Michiel Huisman) ereilt dasselbe Schicksal wie Lord „Friendzone“ Jorah Mormont. Er muss in Mereen bleiben, damit Daenerys Weg zu einer vorteilhaften Heirat frei wird. Obwohl ihr Daario seine Liebe gesteht, wird er eiskalt von der Drachenkönigin abserviert, die anscheinend noch immer nur ihren Kahl Drogo liebt.
Nun trifft sie sich mit dem neuen wichtigsten Mann an ihrer Seite: Tyrion Lennister (Peter Dinklage). Dabei kommt es zu einem berührenden Dialog. Tyrion, der große Skeptiker und Zyniker, glaubt das erste Mal an jemanden: Und zwar Daenerys. Bei ihr wird er nicht als Zwerg und Monster verlacht, sondern respektiert und geschätzt. Und auch Daenerys ist von Tyrions Weisheit angetan und ernennt ihn zu ihrer neuen Hand. Damit wird die finale Folge der 6. Staffel von “Game of Thrones“ abgeschlossen. In einem spektakulären Ende segelt ihre Armee von Dothraki, Unsullied und Drachen Richtung Westeros.
Game of Thrones Staffel 6 Folge 10 Finale Review
Im Vergleich zu dem Finale von Staffel 5 bleiben die großen Cliffhanger zum Glück aus. Stattdessen werden viele zentrale Geschichten zu einem befriedigenden Abschluss gebracht. R+L=J ist Realität. Cersei hat die Spatzen besiegt. Arya kann Rache für die Rote Hochzeit nehmen. Daenerys segelt nach Westeros.
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Doch ein paar Fragen bleiben trotzdem offen. Bleibt Jamie Cersei weiterhin treu, nach allem was sie getan hat? Die Allianz zwischen Daenerys, Oleanna und Ellaria Sand deutet jedenfalls darauf hin, dass die Lennisters nicht lange an der Macht bleiben werden. Im Norden wird sich wiederum Jons Schicksal erfüllen. Kann er dem Angriff der Weißen Wanderer trotzen? Wird der unglückliche Bran den Nachtkönig durch die große Mauer lassen? Kann Sansa Lord Baelish loswerden? Gibt es eine Familienzusammenkunft mit Arya? Und was wird überhaupt passieren, wenn Daenerys ankommt?
Fragen über Fragen: Fest steht jedoch, dass die 6. Staffel von „Game of Thrones“ ein Wendepunkt der gesamten Serie ist. Die Zeiten sind vobei, in denen Konflikte über mehrere Staffeln liefen, politische Machtspielen im Vordergrund standen und die Figuren auf langwierige Reisen gingen. Das Finale der 6. Staffel von „Game of Thrones“ führt die zahlreichen Handlungsstränge der letzten Seasons zusammen.
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Und auch wenn die Logik dabei manchmal auf der Strecke bleibt (die Figuren scheinen die Kraft der Teleportation zu beherrschen), bereitet das Finale der 6. Staffel von „Game of Thrones“ ein neues interessantes Kapitel der Saga vor. Die 7. und letzte 8. Staffeln sollen jeweils nur 7 beziehungsweise 6 Episoden fassen. Das heißt: Es gibt mehr Budget für Effekte, die Handlung wird mit Sicherheit actionreicher und die Geschichte insgesamt straffer und zügiger erzählt. Einige werden den guten alten Zeiten nachtrauern, doch irgendwann muss sich die jahrelange Geduld auszahlen. Der Winter kann endlich kommen.
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