Will Smith ist endlich wieder zurück! Der US-Schauspieler ist ab dem 3. Oktober 2019 in „Gemini Man“ zu sehen. Jedoch spielte Smith nicht nur eine, sondern gleich zwei Rollen. Er mimte den Auftragskiller Henry Brogan, der von einem jungen Geheimagenten verfolgt wird. Dieser Agent wurde ebenfalls von Will Smith gespielt, der für die Rolle digital verjüngt wurde. Wie dieser Prozess funktionierte, hat uns der Head of Digital Motion Department bei Weta Digital, Stuart Adcock, erklärt.
Wie wird ein Film mit zwei Will Smiths gedreht?
Stuart Adcock hat bereits an Filmen wie „Avengers 4: Endgame“, „Star Wars: Die letzten Jedi“ und „Alita: Battle Angel“ mitgearbeitet und ist bereits erprobt mit der Erstellung digitaler Charaktere. Er erklärte uns auch den Unterschied zwischen „Facial Motion“ und „Motion Capture“. Letzteres bedeutet, so der Visual-Effect-Spezialist, dafür Sorge zu tragen, dass Smith für die Aufnahmen seines digitalen Kontrahenten richtig ausgestattet wurde. Auf seinem Gesicht mussten hierfür Marker aufgemalt werden, die später dem Effekt-Team helfen sollten, das digitale Gesicht auf das Gesicht des Schauspielers zu setzen.
Will Smith stand Modell für Junior
Der Schauspieler trug am Set außerdem eine besondere Kappe, an der eine kleine Kamera befestigt wurde. Die Kappe war mit weiteren sogenannten „Tracking Markers“ versehen, also spezielle orange-rote Markierungen, mit deren Hilfe das digitale Gesicht auf Smiths eigenes Gesicht „getrackt“ also digital verankert, wurde. Die kleine Kamera diente dann der Aufzeichnung seiner Mimik. Diese Daten wurden über das digitale Model gelegt, um so die exakt gleichen Gesichtsausdrücke digital zu reproduzieren.
Will Smith bekam ein neues Gesicht
Der Schauspieler ist mittlerweile 51 Jahre alt. Sein Jäger, Junior, hingegen, ist erst 23 Jahre alt. Somit musste Will Smith nicht nur digital verjüngt werden, sondern das Team rund um Stuart Adcock musste das Gesicht der jüngeren Version am Computer exakt nachbauen. Die Daten, die der Kamera entnommen wurden, bildeten dann ein erstes, rudimentäres Gerüst. Adcock bezeichnete dieses Gerüst auch als „3D-Point-Cloud“, also ein Gebilde mit Informationen, anhand derer Smiths junges Ich rekonstruiert werden konnte.
Wie wird ein Gesicht rekonstruiert?
Adcock meinte, ein Gesicht am Computer zu rekonstruieren wäre selbst für die erfahrensten und besten Visual-Effect-Künstler eine Gratwanderung. Wir Menschen sind evolutionär darauf trainiert, die Gesichtszüge und Emotionen anderer Menschen deuten zu können. Eine winzige Abweichung der uns bekannten Norm sorgt für den „Uncanny Valley“-Effekt. Ein Gesicht, das zu perfekt ist, als dass es echt sein könnte und uns deshalb abstößt. Diesen Effekt musste das Team überwinden und dafür haben sie alte Filme und Serien des Schauspielers geschaut, so zum Beispiel auch „Der Prinz von Bel-Air“.
Will Smiths Gesicht wurde gescannt
Nachdem das Team alte Serien und Filme gesichtet hatten, begannen sie damit das Gesicht des jungen Will Smiths am Computer zu rekonstruieren. So konnte Adcocks Team lernen, wie das Gesicht des jungen Smiths aufgebaut ist und wie es sich seitdem verändert hat. Das jedoch war erst der Beginn einer langen und arbeitsreichen Reise hin zu dem nahezu perfekten Replikat eines menschlichen Gesichts. Zunächst musste Smiths gesamtes Gesicht gescannt werden, um es am Computer in einer ersten, noch rohen Fassung darstellen zu können.
Das Gesicht ist der komplexeste Teil
Unser Gesicht dient nicht nur der Identifikation. Über feinste Muskelbewegungen können wir auch mithilfe unserer Mimik kommunizieren. Die richtigen Bewegungsabläufe stellen also einen fundamentalen Teil bei der digitalen Rekonstruktion dar. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beschaffenheit der Haut. Wenn Licht auf die Haut fällt wird dieses gebrochen oder schimmert leicht durch diese hindurch. Habt ihr schon einmal mit einer Taschenlampe in euren Mund geleuchtet? Je nach Form und Beschaffenheit der Haut reagieren also Licht oder Flüssigkeiten wie Tränen anders.
Kämpfen mit dem künstlichen Gesicht
Filme wie zuletzt auch „Avengers 4: Endgame“ bestehen nur zu einem Teil aus Dialogen. Diese sind für das Effekte-Team verhältnismäßig einfach, da diese Szenen meist aus zwei Einstellungen bestehen: Schauspieler A spricht mit Schauspieler B und die Kamera deckt beide in jeweils eigenen Einstellungen ab. Ein weitaus komplexeres Unterfangen sind Action-Sequenzen. Hier müssen nicht nur die Effekte realistisch genug aussehen, damit sie vom Publikum nicht als störend empfunden werden, sondern durch die schnellen Bewegungen müssen vor allem bei sogenannten „Head Replacements“, also dem Ersetzen des Kopfes durch ein digitales Model, die Bewegungen richtig ablaufen.
So entstehen die Effekte für „Gemini Man“, „Avengers: Endgame“ und Co.
Das fertige Gesicht
Nachdem das 3D-Model erstellt wurde und auch die ersten Texturen, also die Beschaffenheit der Haut, hinzugefügt wurden, war die erste Version des verjüngten Gesichts fertig. Danach kamen die Feinheiten, also das Licht. Die Grafiker und Animatoren von Weta Digital waren meistens jedoch nicht selbst am Set. Sie benötigten also die Informationen eines sogenannten „Stand-Ins“. So nennt man eine Person, die zwar vor der Kamera steht und mit Will Smith spielt, später jedoch durch Junior ersetzt wird. Anhand dieser Stand-Ins konnten die Effekt-Künstler sehen, wie das Licht auf die Haut fällt und wo sich die Lichtquellen befinden. So entstanden dann die korrekten hellen Stellen durch einfallendes Licht und Schatten im Gesicht.
Will Smith wird 28 Jahre jünger
Danach folgte der finale Schritt: Die digitale Maske des jungen Will Smiths „Junior“ wurde auf den Kopf des „aktuellen“ Will Smiths gesetzt. Dieser Schritt entschied, ob die Effekte gut genug waren, um in den Film zu kommen oder ob das Team von Stuart Adcock noch einige Änderungen vor sich hat. Der Kopf sollte jetzt im besten Fall nicht mehr als digitales Element zu erkennen sein und sich perfekt in den Fluss der Szene einfügen.
Der fertige Film
Nachdem all diese Schritte für jede der Szenen abgeschlossen waren, also die Effekte fertig waren, das Licht und die Schatten denen der Szene entsprachen und die Bewegungen des Stand-Ins korrekt waren, konnte sich Junior endlich auf die Jagd nach Henry Brogan machen. Den Film „Gemini Man“ könnt ihr ab dem 3. Oktober 2019 im Kino sehen und wenn ihr jetzt schon wissen wollt, wie die fertigen Effekte im Film aussehen werden, könnt ihr euch hier den Trailer anschauen.