In den Netflix-Charts befindet sich ein Film, der aufgrund seiner technischen Machart das Kino revolutionieren sollte. Allerdings floppte der Streifen mit Will Smith trotz gewissem Vorzug.
Der taiwanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Ang Lee ist bereits seit den 1980er-Jahren im Filmgeschäft tätig. Für seine Filme „Brokeback Mountain“ sowie „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ erhielt er jeweils den Oscar für die Beste Regie. Bei all seiner Erfahrung und seinen Verdiensten schien sein Vorhaben, das Kino mit „Gemini Man“ zu revolutionieren, demnach gar nicht so abwegig zu sein.
Die technische Besonderheit von „Gemini Man“ war, dass der Film mittels 3D in Kombination mit einer erhöhten Bildrate ein wesentlich immersiveres Erlebnis schaffen sollte, als wir es von den meisten Filmen gewohnt sind. Denn der Action-Thriller mit Science-Fiction-Elementen flackerte mit ganzen 120 Bildern pro Sekunde über die Leinwand. Im Vergleich dazu: Die meisten Filme haben eine Framerate von 24 Bildern pro Sekunde. Nur wenige Filme, wie etwa die Vertreter der „Hobbit“-Trilogie (48 Bilder pro Sekunde), trumpfen mit einer höheren Framerate auf.
Allerdings gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Films ein ausschlaggebendes Problem: Viele Kinos waren beziehungsweise sind auch heutzutage gar nicht in der Lage, einen Film mit derartigen technischen Voraussetzung auf die Leinwand zu werfen. In den Vereinigten Staaten von Amerika lief „Gemini Man“ beispielsweise nur in 14 Kinos mit 120 Bildern pro Sekunde und in 3D, wie Polygon berichtet. Allerdings musste bei diesen Vorführungen dann auch auf die 4K-Auflösung verzichtet werden. Am Ende spielte der Film gerade einmal 173 Millionen US-Dollar ein, womit er alleine bei Produktionskosten von 138 Millionen US-Dollar einen herben Verlust verzeichnete.
Wie das Spektakel mit geringerer Framerate auf den heimischen Bildschirmen wirkt, könnt ihr euch bei Netflix anschauen. Wenn ihr darüber hinaus Lust auf mehr cineastische Action-Kost habt, empfehlen wir euch folgende fünf Filmreihen:
Die Verjüngungstechnik bei „Gemini Man“
In „Gemini Man“ schlüpft Will Smith in die Rolle des 50-jährigen Henry Brogan, der sich als Auftragskiller für die Regierung die Hände schmutzig macht. Als dieser seinen Job an den Nagel hängt, beauftragt der Chef des Gemini-Forschungsprogramms, Clayton Verris (Clive Owen), die Ermordung von Brogan. Diesem Auftrag nimmt sich kein Geringerer als der 23 Jahre junge Junior an, eine geklonte Version von Henry Brogan.
Um diese Doppelrolle möglichst glaubhaft zu vermitteln, griffen die Filmschaffenden auf die sogenannte Performance-Capture-Technik zurück (via Goldene Kamera). Die Dreharbeiten liefen demnach so ab, dass Will Smith zunächst einmal die ältere Version von Henry Brogan spielte, während ein anderer Schauspieler in jenen Szenen sein jüngeres Ich mimte. Anschließend spielte Smith die Szenen des Klons, dessen Gesicht mittels eines 3D-Modellierungsverfahrens aufgenommen und anhand alter Aufnahmen von Will Smith nachträglich verjüngt wurden. Das Resultat könnt ihr Freitagabend auf ProSieben betrachten.
Die Reaktionen zu „Gemini Man“
Auf Rotten Tomatoes spaltet „Gemini Man“ Publikum und Fachpresse extrem. Denn während die Zuschauer*innen 83 % vergaben, zeigen sich Kritiker*innen von dem Film den 27 % zufolge überaus enttäuscht. Anbei findet ihr ein paar Auszüge aus den Meinungen beider Fraktionen:
Melvin C schreibt:
„‚Gemini Man‘ ist einer der besten Sci-Fi-Filme, er hat originelle Stunts und eine nette Handlung, die Schauspielerei ist wunderbar. Also empfehle ich ihn.“
Omar G schreibt:
„Technisches Wunderwerk! Trotz seiner Mängel sehenswert. Ich hatte so viel Spaß beim Ansehen dieses Films! Die Schießerei, die Kämpfe, alles ist so gut gemacht! Die Motorrad-Sequenz war großartig, die CGI-Technologie hat mich umgehauen, ich wusste nicht, dass sie das so machen können.“
Manuel São Bento von MSB Reviews schreibt:
„Ang Lees Versuch, einen bahnbrechenden Film abzuliefern, trifft nicht ganz ins Schwarze. Die 60 FPS HFR und die junge Version von Will Smith sind gelegentlich atemberaubend, aber beide technischen Aspekte müssen noch jahrelang verbessert werden, um nahtlos zu funktionieren.“
Tony Black von Cultural Conversation schreibt:
„Ein Sci-Fi-Actionthriller aus den 90ern, der durch einen Zeitstrudel fiel.“
Wenn ihr euch selbst ein Bild von „Gemini Man“ machen möchtet, könnt ihr euch den Film unter anderem mit dem Entertainment-Paket von Sky streamen.
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