In einem Interview erinnerte sich Regisseur Paul Feig an den Kassenflop von „Ghostbusters“. Die Schuld daran sehe er rückblickend bei der Trump-Gefolgschaft.
„Scream“ von 2022 ist das Paradebeispiel einer sogenannten Legacy-Fortsetzung: Genau 11 Jahre nach „Scream 4“ sorgte das Kollektiv Radio Silence der Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillet sowie Produzent Chad Villella für eine äußerst erfolgreiche Rückkehr der populären Slasher-Reihe. Das Erfolgsgeheimnis bestand in der nahtlosen Übergabe des filmischen Zepters von der alten Riege um Neve Campbell (Final-Girl Sidney Prescott), Courteney Cox (Gale Weathers) und David Arquette (Dewey Riley) an die neuen Final-Girls Melissa Barrera (Sam Carpenter) und „Wednesday“-Star Jenna Ortega (Tara Carpenter). Zusammen mit der Tatsache, dass es sich bei Sam Carpenter um die Tochter von Billy Loomis handelt, einem der beiden Ghostface-Killer aus „Scream – Schrei!“, ergab sich hieraus ein weiterer Brückenschlag. So holte das Soft-Reboot alte Fans genauso ab, wie es neue generierte.
Man könnte jetzt natürlich behaupten, Radio Silence hatte ein Negativbeispiel vor Augen, wie man es nicht angehen sollte – und zwar in Form des 2016er-Eventfilms „Ghostbusters“ mit komplett weiblicher Besetzung als Geisterjägerinnen. Regisseur Paul Feigs Reboot der Filmreihe geriet zum Kassenflop, brachte Sony Pictures letzten Endes einen Verlust von um die 70 Millionen US-Dollar ein. Rückblickend auf die gesellschaftspolitischen Geschehnisse um das Kino-Zeitfenster herum, glaubt der Filmemacher im Gespräch mit The Guardian, den wahren Grund für das Debakel ausgemacht zu haben.
Die Vereinigten Staaten standen 2016 im Zeichen der 58. Präsidentschaftswahl. Damals trat Donald Trump, Kandidat der republikanischen Partei, gegen Hillary Clinton, Kandidatin der demokratischen Partei an. Es herrschte eine feindselige Stimmung zwischen beiden Lagern, die sich auf die Gesellschaft ausweitete:
„Es gab eine Menge Typen, die auf einen Kampf aus waren. Wenn ich auf Twitter (heutiges X, Anm. d. Red.) angegriffen wurde, schaute ich mir an, wer sie waren. So viele Trump-Anhänger. Dann hat sich [Donald] Trump gegen uns positioniert. Er sagte in etwa: ‚Sie drehen ‚Indiana Jones‘ ohne Harrison Ford neu. Das kann man nicht machen. Und jetzt drehen sie ‚Ghostbusters‘ nur mit Frauen. Was ist da bloß los?‘, und regte sich auf. Alle verwandelten sich in verdammte Kannibalen. Es machte aus dem Film ein politisches Statement, als wollte es sagen: ‚Wenn du für Frauen bist, wirst du dir den Film ansehen. Wenn du es nicht bist, dann …‘“
Es gibt aber auch Fortsetzungen, die schlicht und ergreifend niemand sehen will, wie ihr unserem Video entnehmen könnt:
„Ghostbusters“ hat sein Ziel-Publikum missachtet
Den Kassenflop auf das politische Klima von 2016 zu schieben, ist natürlich eine Möglichkeit. Allerdings sollte sich Feig Gedanken darüber machen, ob er das Reboot nicht grundsätzlich falsch angegangen sein könnte. Denn das, was die Fans sehen wollten, waren die liebgewonnenen Figuren Peter Venkman, Raymond Stantz und Winston Zeddemore.
Bis auf Harold Ramis, der 2014 verstorben ist, brachte das Reboot mit Dan Aykroyd, Ernie Hudson und sogar Bill Murray zwar drei der vier ursprünglichen Geisterjäger des 1984er-Originals „Ghostbusters – Die Geisterjäger“ zurück. Allerdings nur in kurzen Cameo-Auftritten und nicht in ihren angestammten Rollen. Stattdessen spielten Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon und Leslie Jones die neuen Geisterjägerinnen. Die beiden vorangegangenen Kultfilme wurden also komplett ignoriert. Das war ein Kardinalfehler. So wurden alte und langjährige Fans verprellt, während die Thematik einfach nicht in der Lage war, ein neues Publikum anzusprechen.
Das lässt sich sogar anhand der richtig angegangenen Legacy-Fortsetzungen „Ghostbusters: Legacy“ und „Ghostbuster: Frozen Empire“ belegen: Die erhielten auf Rotten Tomatoes vom Publikum jeweils 94 % und 83 %, während das 2016er-Reboot mit 49 % abgestraft wurde. An den Kinokassen schenkten sich die Filme dagegen nichts: Das Reboot spielte 229 Millionen US-Dollar ein, „Legacy“ kam wohl auch aufgrund der Corona-Pandemie nur auf 204 Millionen US-Dollar, während „Frozen Empire“ mit 201 Millionen US-Dollar von allen am wenigsten einspielen konnte. Den Unterschied zwischen Flop und gewöhnlichem Einspielergebnis macht hier das Budget: Das lag beim Reboot bei 144 Millionen US-Dollar, „Legacy“ wurde für vergleichsweise günstige 75 Millionen US-Dollar produziert und „Frozen Empire“ kostete 100 Millionen US-Dollar.
So gesehen wurde Feigs „Ghostbusters“ das Stigma des Flops ein wenig zu sehr aufgedrückt. Aber den Filmemacher, der in seiner ganzen Karriere ansonsten keinen weiteren Kassenflop verbuchen musste, scheint das Thema selbst heute noch stark zu beschäftigen.
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Ihr seid Fans der Geisterjäger und habt sogar dem 2016er-Reboot eine Chance gegeben? Dann ist dieses Quiz wie für euch geschaffen. Testet euer Wissen: