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"Girls' Night Out"-Kritik: Nach dieser Party habt ihr einen Kater

"Girls' Night Out"-Kritik: Nach dieser Party habt ihr einen Kater

„Girls‘ Night Out“ soll die Party von „Hangover“ für ein weibliches Publikum übersetzen. Klappen kann das nur, wenn die Frauen sich vom Vorbild emanzipieren. Bietet „Girls Night Out“ einen eigenständigen Ansatz oder ist die Komödie ein „Hangover“ in pink?

Sie sind die Wonder Women des Alltags: Jess (Scarlett Johansson), Alice (Jillian Bell), Blair (Zoë Kravitz) und Frankie (Ilana Glazer) stehen mitten im Leben, als sie in Miami, Florida wieder aufeinandertreffen. Jess ist ein echter Workaholic, kandidiert für den Senat, verliert aber gegen einen Kontrahenten, der Penisfotos von sich im Internet verschickt. Alice arbeitet als Kindergärtnerin und betreut nebenbei ihre demente Mutter, während Blair mitten im Scheidungskrieg mit ihrem Ex-Mann steckt und Frankie sich als Bürgerrechtsaktivistin durchschlägt. Auf ihre Art hat jede der Frauen es zu etwas gebracht, auf ihre Art scheitert jede an der männlich dominierten Gesellschaft. Doch der Gegenschlag ist schon in Vorbereitung.

Zehn Jahre, nachdem die besten Freundinnen sich geschworen haben, wirklich immer beste Freundinnen zu bleiben, treffen sie bei dem Junggesellinnenabschied von Jess wieder aufeinander, weil sie ihren Schwur doch irgendwie gebrochen haben. Zwischendurch waren Blair und Frankie ein Paar, das sich inzwischen zerstritten hat. Die dauergestresste Jess wiederum kann keine Zeit mehr für Alice aufbringen, die permanent anruft. Darüber hinaus ist Jess inzwischen wesentlich besser mit der Australierin Pippa (Kate McKinnon) befreundet. Der Jungesellinnenabschied kommt also gerade recht, um die lädierten Beziehungen wieder aufzupolieren.

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„Shots, Shots, Shots“: Powerparty für Powerfrauen

Wirklich viel Zeit, um seine Charaktere vorzustellen, nimmt sich „Girls‘ Night Out“ nicht. Ob das überhaupt so wichtig ist, kann man als Frage getrost im Raum stehen lassen. Die Mädels verkörpern Klischees wie etwa „Die Powerfrau“, „Das Richgirl“ oder „Die barfüßige und ungewaschene Umweltaktivistin“. Dass mehr Hintergrund dem Film gut getan hätte, um die Konflikte zwischen den Figuren pointierter darzustellen, spielt keine Rolle mehr, als die ersten Korken knallen. Was folgt, ist eine (Sauf-)Tour de Force durch die Clubs von Miami, die irgendwann damit endet, dass die Frauen einen Stripper bestellen. Und als sich die etwas fülligere Alice mit Anlauf dem Boy entgegenschwingt, vollführt sie einen Salto Mortale, der tatsächlich tödlich endet - für den Stripper.

Eine Leiche dürfte so ziemlich jede Party versauen. Genauso wie das heimliche Vorbild, die zynische 1998er-Komödie „Very Bad Things„, fängt „Girls‘ Night Out“ jetzt aber erst so richtig an. Es ist nicht zu viel verraten, wenn man preisgibt, dass der tote Stripper 1. nicht so leicht aus der Welt zu schaffen ist, wie die zugedröhnten Partygirls denken, und 2. tatsächlich überhaupt kein Stripper war.

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Den Rest des Filmes bleibt die Leiche ein willkommener Anlass, um endlich den Mann als Objekt zu behandeln, das hin- und hergetragen wird, eine Penissonnenbrille tragen muss, von einem Jetski aus im Meer versenkt wird, im hohen Bogen aus einem Auto fliegt, in eine Liebesschaukel geschnallt wird. Dass sich die Leiche nur in manchen Körperregionen versteift, andere hingegen erstaunlich biegsam bleiben, sorgt immerhin für einige herrlich übertriebene Slapstick-Momente.

„Hangover“ vs. „Girls‘ Night Out“

Obwohl „Girls‘ Night Out“ an keiner Stelle wirklich überrascht, ist der Film trotzdem ein würdiger Eintrag in die Reihe von Junggesell(Innen)abschiedsparty-Filmen wie „Hangover„, „Die Hochzeit unserer dicksten Freundin“ oder „American Pie - Jetzt wird geheiratet„. Grund dafür ist aber nicht das blutarme Script oder die überschnelle Inszenierung von Lucia Aniello, sondern der Spaß, den man daran haben kann, Scarlett Johansson und vor allem Kate McKinnon dabei zuzuschauen, wie sie Grimassen schneiden. Überhaupt ist „Ghostbusters„-Schauspielerin Kate McKinnon der eigentliche Star von „Girls‘ Night Out“. McKinnon beweist locker, dass mit dem entsprechenden Einsatz selbst müde Sprüche noch zünden.

Unterstützung bekommt die Mädelstruppe darüber hinaus von einem überraschend illustren Cast aus Gaststars - allen voran Hollywood-Ikone Demi Moore und „Modern Family„-Star Ty Burrell als Swingerpärchen. Abgerundet wird die Liste durch Jesses Freund Peter (Paul W. Downs) und dessen eigene Bachelorentourage Hasan Minhaj, Bo Burnham und Eric Andrewomit, die für einige der abgedrehtesten Momente des Filmes sorgt. Dass bei den Mädels etwas schiefgeht, merkt man unter anderem auch daran, dass die kurzen Auftritte von Peter und seinen Kumpels viel stärker im Gedächtnis bleiben. Womit wir beim vielleicht größten Problem des Filmes wären: den Männern.

Boys will be boys - girls will be girls

Man kann durchaus hinterfragen, wie viel man in eine harmlose Buddykomödie wie „Girls‘ Night Out“ hineinlesen will. Da der Film aber selbst den Fehler macht, sich mit „Hangover“ zu vergleichen, muss der Vergleich auch gewagt werden. Und der vielleicht charmanteste Zug von „Hangover“ war, dass die Party am Anfang des Filmes bereits gelaufen ist. „Girls‘ Night Out“ hingegen macht den Fehler, uns endlos feiernde Menschen vorzusetzen, die achselzuckend selbst harte Drogen wie Crystal Meth oder Kokain konsumieren. Darüber hinaus fließen Unmengen an Alkohol, kreist eine Apfelbong, fantasiert Jess von einem 16-Stunden-Xanax-Dauerschlaf, während sich Bräutigam Peter mit russischen Amphetaminen und Redbull wachhält.

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Für den Zuschauer ist die Dauerparty irgendwann ziemlich ermüdend. Obwohl „Girls‘ Night Out“ einen hervorragenden Cast mit einem unheimlichen komischen Potenzial auf der Leinwand vereint, reißt der Film nie wirklich mit. Und der Grund dafür ist eben auch, dass es ausgerechnet der Genderswap ist, der in der Genderswap-Komödie nicht wirklich funktioniert. Warum auch sollte man sich mit komplexen Debatten auseinandersetzen, wenn der Geschlechterkampf beim Bierpong Frau vs. Mann geklärt werden kann?

Krasser, härter, schriller, pinker - leider lässt sich „Girls‘ Night Out“ auf einen permanenten Vergleich mit „Hangover“ ein, statt sich eigenständig neben dem Vorbild zu positionieren. Obwohl sich „Girls‘ Night Out“ um die Geschichte von fünf Frauen dreht - im Kern folgt der Film einer Logik des Penisvergleichs. Mehr inhaltliche Eigenständigkeit wäre dem Potenzial seines Casts eher gerecht geworden.

Fazit: Lasst den Schampus knallen und bereitet euch auf eine der wildesten Partynächte des Kinojahres vor: „Girls‘ Night Out“ ist der perfekte Film, um sich gemeinsam mit den besten Freunden auf eine Party einzustimmen oder um den Kater am nächsten Morgen zu überstehen.

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