Der erste Trailer zum Monumental-Epos „Gladiator 2“ ist just veröffentlicht worden. Doch offenbar ist die Reaktion der Netzgemeinde nicht so, wie erhofft.
Trailer zu kommenden Filmen sind eine feine Sache – wenn sie denn gut gemacht sind und nicht allzu viel verraten oder gar wichtige Handlungsdetails (ungewollt) spoilern. Denn im Grunde dient eine solche Vorschau dazu, die Essenz eines Filmes einzufangen, die Stars vorzustellen und höchstens einen kleinen Einblick in die Rahmenhandlung zu gewähren, um ein geneigtes Publikum anzulocken. Nur leider übertreiben es manche Studios und produzieren im Eifer quasi eine dreiminütige Fassung des zu bewerbenden Films. Der absolute Kardinalfehler ist allerdings der, wenn ein Trailer genau das Gegenteil dessen erwirkt, wozu er überhaupt da ist: nämlich Interesse zu schüren.
Ein Beispiel hierfür ist der Trailer zu Nicolas Winding Refns „Drive“ mit Ryan Gosling in der Hauptrolle. Wüsste man es nicht besser – und zuvor wusste man es tatsächlich nicht besser –, hätte man meinen können, bei dem Pulp-Thriller handele es sich um einen generischen „Fast & Furious“-Verschnitt statt um einen beinahe meditativen Genrebeitrag mit Herz und atemberaubenden Bildern.
Ein weiteres, aktuelles Beispiel, wie man das Publikum möglichst effektiv vergrault, ist ausgerechnet der erste Trailer zu „Gladiator 2“. Dabei hat die Fortsetzung des Monumentalfilm-Klassikers „Gladiator“ ohnehin einen schweren Stand, ihr Dasein zu rechtfertigen. Viele Fans des Kinohits von 2000 äußerten ihre Skepsis, ob ein weiterer Film 24 Jahre nach dem Original und dazu auch noch ohne Russell Crowe überhaupt Erfolg haben kann. Mit dem ersten Bewegtmaterial hätten der mittlerweile nicht unumstrittene Regisseur Ridley Scott und Paramount Pictures die kritischen Stimmen verstummen lassen können. Stattdessen wurden sie nur weiter befeuert.
Der Grund liegt in der musikalischen Untermalung des Trailers mit „No Church in the Wild“ von Jay-Z und Ye. Zugegeben, wenn es richtig angegangen wird, kann man auch die Vorschau zu einem Historienfilm oder zu einem historisch angehauchten Film mit kontemporärer Musik aufwerten, um etwa den Charakter des Films zu transportieren. So geschehen beim Trailer zu Zack Snyders Comicverfilmung „300“ mit „Just Like You Imagined“ von Nine Inch Nails.
Bei „Gladiator 2“, einer Fortsetzung eines Historien-Epos, wirkt der gewählte Song deplatziert und lässt dadurch keinerlei Gänsehaut oder Vorfreude aufkommen. Und das, obwohl die gezeigten Bilder in ihrem Ausmaß von berauschender Qualität sind. Dass sich die Verantwortlichen hinter diesem Trailer keinen Gefallen getan haben, zeigt sich direkt in der Zahl der Dislikes auf YouTube: Bei aktuell etwas über 12 Millionen Aufrufen auf der offiziellen Seite von Paramount Pictures stehen den rund 104.000 Likes knapp über 140.000 Dislikes gegenüber. Doch werft selbst einen Blick hinein:
„,Gladiator 2‘, Rap-Musik Edition.“
Was „Gladiator“ ebenfalls auszeichnete, war der hervorragende musikalische Soundtrack vom deutschen Star-Komponisten Hans Zimmer. Bei „Gladiator 2“ ist er zwar nicht mehr dabei, dafür aber sein ehemaliger Protégé Harry Gregson-Williams. Der Brite sorgte im Laufe seiner Karriere für so manch großartigen musikalischen Moment, etwa bei „Mann unter Feuer“, „The Equalizer“ und „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns“. Gregson-Williams arbeitete dabei regelmäßig mit Tony Scott und Ridley Scott zusammen. Vielleicht hätte man stattdessen seinen Soundtrack für den Trailer verwenden sollen?
Nein, allzu lange ließ sich die Internetgemeinde jedenfalls nicht bitten und legte sogleich los mit der Kritik und dem Spott:
„Wenn man den neuen Trailer mit dem des Originals vergleicht, geht so viel von der Wirkung verloren, wenn man generische Trailer-Scores und moderne Musik nutzt, mit denen der Film ‚cool‘ wirken soll. Es geht um Rom, nicht um die Bronx.“
„Gottverdammt, das ist verdammt nochmal zum Fremdschämen. ‚Gladiator 2‘, Rap-Musik Edition.“
„Ich wuchs mit dem Theater auf, habe die epische musikalische Untermalung geliebt. Später entwickelte ich ein tiefes Verständnis für Jay-Z/Kanye-Songs wie ‚No Church in the Wild‘. Aber Rap bei ‚Gladiator 2‘? Was habt ihr euch dabei nur gedacht?“
„‚Gladiator 2‘ sieht aus, als wäre er für das Streaming gedreht worden. Sieht schrecklich aus. Außerdem ist die unfassbar schmierige Rap-Musik der letzte Nagel im Sarg. Hyperdigitale Farbkorrektur, fürs Fernsehen geschaffen, oh, Ridley Scott, wie tief Sie nur gefallen sind. Reiner Schund.“
Auch direkt unter dem Trailer auf YouTube machen sich die Fans über die musikalische Untermalung des Trailers lustig:
„Die Produzent*innen: ‚Wir haben Denzel [Washington], lasst uns einen Rap-Song da reinschmeißen, um das römische Reich hervorzuheben.“
„‚In diesem Jay-Z-Song wird ein Kolosseum erwähnt.‘ – ‚Ja, steck ihn da rein.‘“
„Jemand bei Paramount wusste, dass die Musik eine schlechte Wahl war, sitzt nun im Stuhl und lacht gerade.“
„Wir sind von Hans Zimmer zum verdammten Spotify gewechselt.“
„Nichts entspricht dem antiken Rom mehr als ein Hip-Hop-Soundtrack.“
Da bleibt nur die Hoffnung, dass „Gladiator 2“ überzeugen kann, wenn er am 14. November 2024 in den deutschen Kinos startet. Hip-Hop-Musik wird es da mit Sicherheit nicht geben.
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