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Gnade: Polarnacht am Rande des Eismeers - zwei Monate lang übersteigt die Sonne nicht den Horizont. Inmitten von Schnee, Eis und Dämmerung startet eine deutsche Auswandererfamilie hoffnungsvoll den Neuanfang: Niels, Maria und Sohn Markus. Schon nach kurzer Zeit spüren Niels und Maria, dass auch das neue Umfeld die erkaltete Beziehung nicht retten kann: Niels stürzt sich in seine Arbeit als Ingenieur und beginnt eine Affäre...

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Handlung und Hintergrund

Hammerfest im äußersten Norden Norwegens. Das halbe Jahr herrscht Winter, von Ende November bis Ende Januar schafft es die Sonne nicht einmal über den Horizont. Niels, Maria und ihr gemeinsamer Sohn Markus sind von Deutschland hierher ausgewandert, um ihrem Leben einen neuen Impuls zu geben. Der Mann arbeitet als Ingenieur, seine Frau in einem Hospiz, und nebenbei züchten die beiden Schafe. Die Familie hat sich eingelebt, mit den Gegebenheiten arrangiert. Da wird Maria auf der Heimfahrt in einen Unfall verwickelt, überfährt etwas oder jemanden. Ohne zu überlegen gibt sie Gas.

Hammerfest im äußersten Norden Norwegens. Das halbe Jahr herrscht Winter, fast immer ist es dunkel. Niels, Maria und ihr Sohn Markus sind von Deutschland hierher ausgewandert, um ihrem Leben einen neuen Impuls zu geben. Der Mann arbeitet als Ingenieur, seine Frau in einem Hospiz, und nebenbei züchten die beiden Schafe. Die Familie hat sich eingelebt, mit den Gegebenheiten arrangiert. Da wird Maria auf der Heimfahrt in einen Unfall verwickelt, überfährt etwas oder jemanden. Ohne zu überlegen gibt sie Gas.

Der von einer deutschen Familie in Norwegen gesuchte Neuanfang wird von einem folgenschweren Unfall überschattet. Existenzielles Drama, in dem Birgit Minichmayr und Jürgen Vogel die Konflikte ihrer Figuren perfekt widerspiegeln.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Matthias Glasner
Produzent
  • Andreas Born,
  • Andreas Born,
  • Kristine Knudsen
Darsteller
  • Jürgen Vogel,
  • Birgit Minichmayr,
  • Henry Stange,
  • Ane Dahl Torp,
  • Maria Bock,
  • Stig Henrik Hoff,
  • Iren Reppen,
  • Richard Andre Knutsen,
  • Christopher Mortensen,
  • Katharina Strauch,
  • Bjørn Sundquist,
  • Hallvard Holmen,
  • Kristine Holmen,
  • John Ronald Holm,
  • David Hjelle Pettersen,
  • Rolf Erling Heggem,
  • Ken Are Johansen
Drehbuch
  • Kim Fupz Aakeson
Musik
  • Home Sweet Home
Kamera
  • Jakub Bejnarowicz
Schnitt
  • Heike Gnida
Produktionsleitung
  • Andreas Born

Kritikerrezensionen

    1. Regisseur Matthias Glasner ist schon ein Fuchs! In "Der freie Wille" (2006) brachte er sein Publikum dazu, Sympathie mit einem brutalen Vergewaltiger zu haben und auch in seinem jüngsten Film "Gnade" - wieder mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle - führt er seine Zuschauer mehr als einmal an der Nase herum. Mehrfach gibt er vor, das Genre wechseln zu wollen, tut es dann aber doch nicht.

      Wie so oft in Glasners Filmen geht es auch in diesmal um Schuld. Ein Thema, mit dem das deutsche Publikum bestens vertraut ist. Maria ist ein guter Mensch, immer um das Wohl anderer besorgt und obwohl ihr Mann ein notorischer Fremdgeher ist, bleibt sie bei ihm, geht sogar mit ihm ans Ende der Welt. Praktisch ist sie eine Heilige - Nomen ist Omen - und trotzdem macht sie sich schuldig. Sie verursacht einen schweren Unfall und begeht Fahrerflucht. Glasner rechtfertigt das, indem er Maria sagen lässt: „Ich bin nicht SO ein Mensch. Wenn ich zur Polizei gehe, werde ich immer DIE Frau sein, die...“ Und wie für sie typisch ist es eigentlich nicht sie selbst, um die sich Sorgen macht, sondern ihre Lieben: „Und du wirst immer der Mann von DER Frau sein, die... und Markus wird immer der Sohn von DER Frau sein, die...“ Das will sie ihnen nicht antun. Also machen Maria und Niels weiter, als wäre nichts passiert. Nein, das stimmt nicht ganz: Sie finden wieder zu einander und für eine gewisse Zeit läuft es zwischen den beiden so gut wie schon lange nicht mehr. Doch jeder, der auf diese Weise Schuld auf sich geladen hat und nicht durch und durch skrupellos ist, wird die Gewissensbisse nicht auf ewig verdrängen können. Auch Maria und Niels werden von ihrem schlechten Gewissen eingeholt. Wie sie damit umgehen und vor allem, ob es Glasner auch diesmal gelingt, das Publikum auf die Seite seiner fehlbaren Protagonisten zu ziehen, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

      Um das Ganze noch weiter zu radikalisieren, siedelt Glasner die Geschichte in Norwegen, genauer gesagt in Hammerfest, an. Durch das ewige Eis wirkt dieses kleine Städtchen nicht unbedingt wie das einladenste Fleckchen Erde, sondern eher so, als wolle es gar keine Bewohner haben. Und zuerst instrumentalisiert Glasner diese raue, kalte Landschaft auch als Spiegelbild des Innenlebens seiner Hauptfiguren und entfaltet erst nach und nach die schroffe Schönheit der neuen Umgebung von Maria und Niels.

      Ja, man muss schon einen Faible für Glasners Erzählweise in dem Film "Gnade" haben, denn sein neues Drama wird weitestgehend undramatisch und vor allem langatmig erzählt. Scharfe Kritiker könnten ihm vorwerfen, dass die Geschichte - so widersprüchlich es auch klingen mag - auf der einen Seite zwar wahnsinnig aufgebauscht wird, trotzdem aber auf der anderen eigentlich ohne ordentliche Höhepunkte nur so dahin plätschert. Das ist wohl das, was man Leben nennt: Tagtäglich passieren kleinere und größere Dramen, aber eben nicht immer wird ein riesen Tamtam drum gemacht.

      Fazit: Matthias Glasners "Gnade" ist ein leises Drama über die universalen Themen Schuld und Vergebung mit atemberaubend eisiger Kulisse.
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      1. In Hammerfest im äußersten Norden Norwegens herrscht das halbe Jahr Winter, in der Zeit der Polarnacht bleibt der Himmel von Ende November bis Ende Januar dunkel. Hierher sind Niels, der als Ingenieur arbeitet, und Maria, die in einem Sterbehospiz tätig ist, mit ihrem Sohn Markus ausgewandert. Sie haben sich eingelebt und mit den Bedingungen angefreundet - doch dann wird Maria in einen tragischen Unfall verwickelt. Von Angst und Panik getrieben, fährt sie davon. In jeder Einstellung dieses beeindruckenden Films spürt man die sorgfältige Recherche des Regisseurs Matthias Glasner. Die Schauspieler brillieren in ihren Rollen, allen voran Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr als Paar im Konflikt zwischen liebevoller Nähe und abgekühlter Distanz. Eine ebenso wichtige und stimmungstragende Komponente spielen die faszinierenden Landschaften, deren Bilder die Geschichte umso intensiver wirken lassen. Die ruhige Kamera, der Blick fürs Detail und die zurückhaltende, der Umgebung angepasste Musik tragen ebenfalls ihren Teil zur Größe des Films bei. Ein ergreifendes Drama um Schuld und Sühne.

        Jurybegründung:

        Norwegen, Hammerfest am Eismeer. Dies soll die neue Heimat der Kleinfamilie Niels, Maria und Marcus werden. Die Arbeit hat sie hierher gebracht. Der Versuch, sich wieder einander anzunähern, gelingt nicht auf Anhieb. Der Norden präsentiert sich zwischen November und Januar in Dunkelheit, Kälte und Schnee. Maria arbeitet in einem Hospiz mit Sterbenden, Marcus findet keinen Anschluss bei seinen Klassenkameraden und Niels, als Ingenieur tätig, sucht sexuelle Abwechslung bei seiner Kollegin Linda.

        So wie der Film seine Hauptfiguren einführt, begleitet er sie auch eine lange, quälende Zeit durch die Dunkelheit der Polarnacht. Als Maria eines Abends von ihren Überstunden im Hospiz nach Hause fährt, passiert ein schreckliches Unglück. Sie berichtet Niels davon, der an die Unglücksstelle fährt, aber nichts findet. Am nächsten Tag geben der Polizeibericht und die Radionachrichten schreckliche Gewissheit. Die 16jährige Schülerin ist tot, Maria hat sie getötet. Die quälende Tatsache schafft für das Paar Niels und Maria eine neue Situation und es bleibt dem Zuschauer überlassen, seine Schlüsse zu ziehen, wenn beide beschließen, die Polizei nicht einzuschalten. Diese Schuld lässt beide eher zusammenwachsen als auseinanderdriften, denn nun haben sie ein gemeinsames, schreckliches Geheimnis.

        Das alles erzählt der Regisseur Matthias Glasner mit großer, manchmal quälender Langsamkeit. Er lässt den Zuschauer miterleben, wie die Zeit nicht vergeht, wie das Licht und die Sonne herbeigesehnt werden und das Leben im Standby-Modus verharrt. Doch das nahende Frühjahr und der bevorstehende Sommer lösen in den gepeinigten Seelen von Maria und Niels ein Umdenken aus. Sie offenbaren ihre Schuld den Eltern des Mädchens und bitten um Vergebung.

        Diese Geste, die dem Film in seinem an Metaphern reichen Verlauf Sinn und Gehalt gibt, kommt so unerwartet und dennoch dramaturgisch notwendig ins Spiel wie die Landschaft, die neben den Schauspielern eine Hauptrolle einnimmt. Großartige, beeindruckende Landschaftspanoramen zeigen, wie beherrschend die Natur hier für die Menschen ist. Bilder von einmaliger Schönheit werden dem menschlichen Versagen gegenüber gestellt. Sie sind gleichsam das religiöse Versprechen des Films: Gnade und Erlösung.

        In seiner Dramaturgie entscheidet sich der Film für das lange Verharren in Dunkelheit und Verzweiflung. Umso überraschender die Lösung des Konflikts, die im Gemeinschaftserlebnis der Menschen zur Mittsommer-Nacht gefeiert wird.

        Die menschliche Kommunikation als beherrschendes Thema des Films, die in der Dunkelheit der Polarnacht fast erstirbt, lebt auf, wenn die Sonne und das Licht zurückkehren. Die Rolle des Sohnes Marcus erscheint im Film meist als Spiegel der Erwachsenenwelt, seine Neigung zu I-Phone-Videos wird nicht ganz schlüssig aufgelöst. So bleibt auch das Ende des Films mit seiner letzten Einstellung offen.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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