Das ist eine alte Geschichte, sie wurde schon oft erzählt, und deshalb wird sie nun nochmal erzählt, aber anders. Sagt der kleine Zwerg auf der großen Theaterbühne zu Anfang des Films, bevor er den langen Monolog von Willi Shakeys originalem Stück verliest. Naja, nein, das dann doch nicht: es geht dann doch mitten hinein in die Fehde zwischen den roten und den blauen Zwergen, weil hier natürlich eine flotte und ungewöhnliche Variante von Romeo und Julia erzählt wird, die große Tragödie als unbeschwerte Komödie unter Gartenzwergen.
Ein raffinierter Kniff, die unsterbliche, allgemein bekannte Geschichte auf anderer Ebene auf andere Weise zu erzählen. Gartenzwerge sind ja nicht die schlechtesten Protagonisten für einen Film, diese knuffigen Repräsentanten kleinbürgerlicher Gartengestaltung, die so lieb wirken, es aber faustdick unter der Zipfelmütze haben. Es gibt sie in allerlei Gestalt, mit verschiedenen Wesensmerkmalen, und diese kleinen Gesellen zu vermenschlichen bringt von vornherein einen lustigen Effekt zumal, wenn man ihnen dabei trotzdem noch das Gartenzwergtypische belässt, das Angeln, sich Sonnen, Blumenschneiden etc., vor allem: das Repräsentieren im gepflegten Garten. Wenn die Menschen hinsehen. Wenn die weg sind, gehen die Zwerg in Aktion über, das ist ein bisschen Toy Story-mäßig
Gleich zu Anfang, Herrchen und Frauchen sind aus dem Haus, geht rasant alles drunter und drüber, und dazu läuft die Musik von Elton John, Crocodile Rock, im weiteren Verlauf werden eine Menge seiner Songs in verzwergten Versionen verwendet, John ist auch Ausführender Produzent des Films. Und darf in ein paar kleinen Momenten selbst auftreten in witzigen Parodien mit Brille und schriller Kleidung, natürlich in computeranimierter Zwergenform.
Das ist die Hauptrichtung, die Hauptstrategie der Komik des Films: eine Menge Gags hineinzupressen, gerne mit augenzwinkernder Selbstironie, gerne mit popkulturellen Verweisen und hingetupften Filmparodien. Und so gibt es eine Ratespiel mit der Lösung Spiderman, gleich darauf eine Matrix-Kamerakreisfahrt um zwei Streithähne, dann fliegt Gnomeo an einem Unterhosen-Fallschirm mit aufgedruckter Großbritannienflagge in 007-Manier durch die Luft. Es geht also nicht anders als bei Pixar-Produktionen in der Hauptsache um Story und Charaktere, sondern der Regisseur hat zuvor Shrek 2 inszeniert um Gags in größtmöglicher Dichte; und wahrscheinlich geht von den vielen Wortspielen des Originals manches in der deutschen Synchro unter
Es ist eine Kunst, so viele gute Witze nacheinander zu erzählen, sie gut zu erzählen, ohne dabei zur bloßen Sketchparade zu verkommen; tiefere dramaturgische Raffinesse darf man freilich nicht erwarten. Der Film ist originell, aber die Originalität verbleibt an der Oberfläche.
Und mitunter wirken die Gags etwas zu erzwungen: So ist es zwar sehr witzig, wie die Gartenzwerge im Kampf miteinander auf verschiedene gartentypische Gerätschaften zurückgreifen. Und die Rivalität zwischen Gnomeo und Tybalt über Rasenmäher-Wettrennen zu erzählen, ist auch sehr schön. Am Ende aber, wenn der gewaltige Terrafirminator (als weapon of grass destruction bezeichnet) als Großkampfmaschine auftritt mitsamt lasergestützter und computergesteuerter Zielerfassung ist es eben doch zuviel: solche Gadgets hat kein noch so teuerer Rasenmäher, das hat nur ein Gagschreiber sich für den Film ausgedacht.
Etwas forciert wirkt auch der Einsatz von gleich vier Sidekicks, einem dämlichen Wasserspeierfrosch für Julia, einem schnüffelnden Pilzchen für Gnomeo, einem treuen Kampfreh für Tybalt und einem liebessehnsüchtigen rosa Plastikflamingo für das blau-rote verbotene Liebespaar. Wahrscheinlich ist das so, wenn sieben Drehbuchautoren nach einem Original-Drehbuch von zwei weiteren Autoren an einem Film schreiben: eine Menge Spaß, eine Menge Gags, eine Menge kleiner, versteckter witziger Anspielungen, tolle Szenen in einer der besten gibt Shakespeare persönlich seinen Segen für ein Happy End ; aber alles etwas uneinheitlich, zusammenhanglos.
Die 3D-Version des Films kann dem Entertainment nichts Zusätzliches hinzufügen; es reicht also drei Euro gespart die 2D-Version zu sehen. Aber, wenn möglich, im englischen Original.
Fazit: Shakespeares Drama in der witzigen Gartenzwerg-Version: turbulent, rasant, gagreich wird die verbotene Liebe zwischen Gnomeo und Julia zur lustigen Variante der klassischen Tragödie; verbleibt mit ihren vielen Gags aber doch eher an der Oberfläche.