Nachdem in „Godzilla“ die Monster einigen Fans zu rar gesät waren, wollte man in der Fortsetzung „Godzilla 2: King of the Monsters“ offensichtlich sicher gehen, dass sich diese Kritik nicht wiederholt. Aber das ist nur ein Grund, euch für den zweiten Teil ins Kino zu schicken.
Die berühmteste Echse der Welt war mal böse, mal gut. Musste kämpfen, sterben, wiederauferstehen und sich in diversen Universen neu erfinden lassen. „Godzilla“ (1954) war nicht nur die cineastische japanische Antwort auf die US-amerikanische Schöpfung des riesigen Primaten „King Kong“ (1933), sondern verarbeitete unter anderem auch das Trauma zweier Atombombenabwürfe der USA auf Hiroshima und Nagasaki. War die mutierte Echse aus den japanischen Toho-Studios als Symbol der Bombe zunächst böse, wandelte sich die Kreatur im Laufe dieser ersten Reihe (Showa) vom Zerstörer zum Retter.
Im jüngsten US-amerikanischen Neustart der kultigen Riesenechse, der 2014 unter der Regie von Gareth Edwards begann und nun von Michael Dougherty mit dem zweiten Film „Godzilla 2: King of Monsters“ konsequent fortgeführt wurde, ist Godzilla weder wirklich gut noch richtig böse. Er ist gleich einer Naturgewalt einfach da, ohne die explizite Intension, Menschen zu schädigen oder zu schützen, dennoch will er die Welt vor der Zerstörung bewahren. Einen Trailer seht ihr hier:
Müsst ihr den ersten Teil gesehen haben?
Der erste Teil „Godzilla“ wurde von Kritik und Publikum weitgehend wohlwollend aufgenommen und war nach der völligen Neuinterpretation Roland Emmerichs 1998 der nächste US-Versuch, sich dem bekannten japanischen Filmmonster anzunehmen. Fans mangelte es vor allem an Godzilla-Sichtungen, denn insgesamt ist das Monster keine 12 Minuten im gesamten Film zu sehen und oftmals im Nebel oder unter Wasser. Zu kämpfen hatte der Echsen-Titan mit zwei für den Film neu erschaffenen Monstern – Männchen und Weibchen, MUTO (Massive Unidentified Terrestrial Organism) genannt, da sie noch nicht näher spezifiziert sind.
Der zweite Teil bringt alte Bekannte aus der Kaiju-Familie wieder zusammen: King Ghidorah und Rodan ringen gegen Godzilla mit Unterstützung von Mothra um die Vorherrschaft.
Inhaltlich gibt es keinen zwingenden Grund, sich den ersten Teil anzusehen, bevor ihr die Fortsetzung im Kino genießt. Schaden kann es aber gewiss nicht und alle mit einem Netflix-Abo haben ab dem 01. Juni 2019 „Godzilla“ (2014) in der Flatrate.
Wer hat mit dem Film richtig Spaß?
Alle, die sich über Monster-Action richtig freuen und stundenlang diesen ikonischen Kreaturen beim Kämpfen, Leiden und Erholen zugucken könnten.
Wer sollte diesen Film besser meiden?
Alle, die sich sofort aufregen, wenn die CGI-Technik nicht dauernd völlig perfekt ist und denen Dialoge, eine profunde Handlung und herausragendes Schauspiel sehr viel bedeuten.
Was wir an „Godzilla 2: King of Monsters“ gut finden: 3 Gründe für einen Kinobesuch
Wer auf der Suche nach einem Verriss des Films ist, muss leider woanders weiterlesen. Wir haben uns entschieden, die guten Seiten des Werks hervorzuheben, weil wir 132 wunderbare Minuten verlebt haben. Hauptsächlich verantwortlich dafür ist die Tatsache, dass Godzilla, seine Gegner und Freunde Protagonisten in diesem Action-Film und nicht nur gruseliges Beiwerk in einem Reigen der menschlichen Dramen sind.
1. Weltbild des ersten Teils konsequent weitergeführt
Zwar haben sich die Macher den Wunsch nach mehr Monsterzeit im Film zu Herzen genommen, aber glücklicherweise die Kritik bezüglich der menschlichen Darsteller unbeachtet gelassen. Diese seien zu farblos, würden nicht interessieren, hätten keine Chance zu brillieren, so die negativen Stimmen. Wir behaupten, dass das Teil des Konzepts und ganz und gar keine Schwäche des Films ist. Es wird aber vermutlich auch beim zweiten Teil zum Thema werden.
Tatsächlich bleiben die Figuren austauschbar, oftmals nur sprachlose Beobachter und selbst wenn sie wirklich wichtige Dinge tun, erhalten sie kaum Bedeutung, ist der Zuschauer nicht wirklich gepackt von ihrem Schicksal. Dies ist kein Mangel, sondern Teil der Botschaft, wenn man die Titanen als Naturgewalten begreift, denen der Mensch angstvoll, staunend, ungläubig und hilflos gegenübersteht. Auch im zweiten Teil ist dies ein fester Bestandteil, die Monster machen den Kampf untereinander aus, der Mensch mit seinen Waffen und Maßnahmen wirkt klein und bedeutungslos. Dennoch kann er einen Unterschied machen und Entscheidungen treffen, die erhaltend und nicht zerstörerisch sind, kooperativ statt destruktiv – auch dies zeigt der Film auf gelungene Weise.
2. Eine echte Hommage an die Monster der Kindheit
Bereits am ersten Teil wurde gelobt, dass er mit Respekt die japanischen Wurzeln der ikonischen Echse bewahrt und neu präsentiert. Für den zweiten Teil wurden epische Kämpfe versprochen und die werdet ihr auch bekommen. Dem Film gelingt es, ohne nostalgisch zu werden, Monsterliebhabern das Herz zu öffnen. Sie kommunizieren, sie zeigen Gefühle, sie helfen und bekämpfen sich. Freizeit-CGI-Aktivisten werden – wie schon erwähnt – genug zu meckern finden, aber wer die Technik nur als Mittel zum Zweck sieht, wird es genießen können, dass alte Bekannte in neuem Glanz erstrahlen und zu vollem Einsatz kommen. Auch wenn einen die menschlichen Schicksale im Film kaum berühren, die Titanen tun es, wenn ihr dafür offen seid.
3. Schöne Vorbereitung auf den epischen Endkampf
Der Film macht unglaublich Lust auf den dritten Teil, in dem King Kong auf Godzilla treffen soll. Zwar ist „Kong: Skull Island“ kein Teil der Reihe, aber des neuen Monsterverse, das Legendary Pictures und Warner etablieren wollen. Dort wurde der Endkampf bereits in einer Post-Credit-Scene angekündigt. 2020 soll der dritte Godzilla-Teil, „Godzilla vs. Kong“, in die Kinos kommen. Den letzten Kampf haben die beiden bekanntesten Kreaturen in Übergröße 1962 ausgetragen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte King Kong keine Chance, aber wir hoffen auf Überraschungen, schließlich ist er ein gewitzter Primat mit Hang zu Werkzeugen. Die Post-Credit-Szene von „Godzilla 2“ lässt uns vermuten, dass nicht nur King Kong und Godzilla eine Rolle spielen werden. Der zweite Godzilla-Film ist eine hervorragende Gelegenheit für Neueinsteiger, sich mit der Welt bekannt zu machen und anschließend dem dritten Teil gespannt entgegenzusehen.
Fazit:
Es handelt sich um einen apokalyptischen Action-Unterhaltungsfilm, der das Potenzial hat, die Monsterikone Godzilla auch einer neuen Generation nahe zu bringen. Hier geht es nicht um unerwartete Twists oder komplexe Handlungsstränge, sondern um den Umgang des Menschen mit Bedrohungen, seine Rolle in der Natur und vor allem um die Frage, wer den Titel „König der Monster“ wirklich verdient hat, was in epischen Schlachten bis aufs Blut geklärt wird. Nach dem Film bleibt vielleicht ein Hauch von unbestimmtem Unwohlsein, einer Spezies anzugehören, die diesen Planeten auf mannigfaltige Weise peinigt und zerstört, was wiederum die Frage aufwerfen kann, wer die wirklichen Monster sind. Die FSK von 12 Jahren ist gerechtfertigt und wir empfehlen nicht, den Film mit Kindern untern zehn Jahren anzuschauen.
Der Film ist ab dem 30. Mai 2019 im Kino zu sehen, die Spielzeiten in eurer Stadt bekommt ihr bei uns, ebenso wie eine ausführlichere Einschätzung der FSK-Freigabe. Am Ende bitten sitzen bleiben, sonst verpasst ihr was!