Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.

Gordos: GORDOS ist Pizza, Eiscreme, Schokolade, Süßigkeiten, Kalorien – viele viele Kalorien. Es ist auch Schuld, Verlangen, Furcht, Hoffnung, Träume, Sex, Familie, Liebe … Es bedeutet glücklich zu sein, optimistisch, schrecklich, großartig, sauer, zärtlich, barsch, hell, tief. Es ist eine Komödie, ein Drama, eine Sammlung von Gegensätzen. Es ist das Leben!

Handlung und Hintergrund

Acht Dicke treffen sich, um ihre Essstörungen in den Griff zu bekommen. Doch als der Therapeut sie dazu auffordert, sämtliche Hüllen fallen zu lassen, nimmt die Hälfte Reißaus. Bei den verbliebenen vier stellt sich heraus, dass sie mit ganz anderen Problemen zu kämpfen haben: Die eine leidet unter ihrem Bräutigam, der Schlankheitswahn als Todsünde geißelt, die andere erkennt, dass sie mit einem Bisexuellen verheiratet ist, und der Therapeut entwickelt ausgerechnet bei seiner schwangeren Frau eine Dickenphobie.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Daniel Sánchez Arévalo
Produzent
  • José Antonio Félez,
  • José Antonio Félez,
  • Antón Reixa
Darsteller
  • Veronica Sanchez,
  • Raúl Arévalo,
  • Marta Martín,
  • Antonio de la Torre,
  • Roberto Enriquez,
  • Leticia Herrero,
  • Fernando Albizu,
  • María Morales,
  • Pilar Castro,
  • Adam Jeziersky,
  • Teté Delgado
Drehbuch
  • Daniel Sánchez Arévalo
Musik
  • Pascal Gaigne
Kamera
  • Juan Carlos Gómez
Schnitt
  • David Pinillos,
  • Nacho Ruiz Capillas
Casting
  • Eva Leira,
  • Yolanda Serrano

Kritikerrezensionen

    1. Besonders das spanische Kino setzte sich in der Vergangenheit wiederholt mit Schönheitswahn und Köperkult, mitunter in Form von Horrorstreifen, auseinander. Einen Film über korpulente Menschen mag nicht gerade das Sujet sein, das Kinogänger auf der Leinwand suchen. Regisseur Daniel Sánchez Arévalo schreckt nicht davor zurück, seine Protagonisten häufiger unbekleidet zu zeigen, manchmal sogar beim Geschlechtsakt. Doch das Nachfolgewerk seines hervorragenden Generationsdramas „DunkelblauFastSchwarz“ ist weit entfernt von einer Freakshow. Vielmehr kehrt die flott erzählte Tragikomödie Freud und Leid der Charaktere heraus und lässt sie sowohl auf schmerz- als auch lustvolle Weise ihre wahre Bestimmung erkennen. Mancher lernte über Jahre hinweg, mit einer Lüge zu leben, doch hinter dem Eigenbetrug kommen verdrängte Ängste über kurz oder lang doch zum Vorschein.

      Dies findet sich etwa bei dem von Arévalos Stammschauspieler Antonio de la Torre verkörperten Entertainer Enrique, der längst nicht mehr dem Bild des schlanken, smarten Typen entspricht, welcher in eingeschnittenen Spots eines Shopping Chanels Diätkapseln anpreist. Jeder der vier Abschnitte, die gleichzeitig vier Schritte zur Selbsterkenntnis und –akzeptanz zeigen sollen, wird mit einem solchen Clip eingeleitet, wobei die folgenden Passagen diese Botschaften als falsch entlarven. Rasch entpuppt sich Enriques Leben als arger Schwindel, angefangen von seiner versteckten Homosexualität über den von ihm verursachten Komazustand seines Partners, den der eloquente TV-Routinier einem Überfall anlastet. Hierbei reckt de la Torre stets demonstrativ seinen behaarten nackten Bauch in die Kamera, um den eigenen Ekel zu demonstrieren. Andere suchen ihr Heil in Sex oder der Fresssucht, womit sie ihre Probleme zu vergessen suchen.

      Somit legt Arévalo weniger ein Werk über Fettleibigkeit vor als über menschliche Schwächen wie steten Zweifel, Geltungssucht, Egoismus, Eifersucht, Fanatismus, Abhängigkeit oder Hass, die sich hinter den Pfunden verbergen. Dazu greift er zu vertrauten Ingredienzien des spanischen Kinos, wo sich menschliche Dramen mit bösem, mitunter geschmacklosem Humor, freizügigen Einlagen, Kirchenkritik und überhöhten Momenten verbinden, was nicht allein Pedro Almodóvars Handschrift ausmacht. Arévalo beweist, dass er die Versatzstücke filmischen Erzählens perfekt beherrscht, wenn er sein Ensemblestück mit Parallelmontagen, Überblendungen, Splitscreen-Einsatz und fließenden szenischen Übergängen voran treibt sowie oft die Scope-Einstellungen symmetrisch aufbaut. Teils unterstreicht, teils kontrastiert die Musik zwischen flottem Mambo und melancholischem Jazz das Geschehen.

      Den einzigen Vorwurf könnte man Arévalo bei der gut zweistündigen Laufzeit machen, denn obwohl der Tonfall vom anfänglich sarkastischem Witz in der zweiten Hälfte gelegentlich ins Sentimentale umkippt, hält er das Tempo aufrecht, was „Gordos“ mitunter etwas anstrengend wirken lässt. Doch an allzu einfacher Unterhaltung war der spanische Regisseur auch nicht interessiert.

      Fazit: Virtuose Tragikomödie nicht allein um ausufernde Essgewohnheiten zwischen Satire und Charakterstudie.
      Mehr anzeigen
    2. Gordos - Die Gewichtigen: GORDOS ist Pizza, Eiscreme, Schokolade, Süßigkeiten, Kalorien – viele viele Kalorien. Es ist auch Schuld, Verlangen, Furcht, Hoffnung, Träume, Sex, Familie, Liebe … Es bedeutet glücklich zu sein, optimistisch, schrecklich, großartig, sauer, zärtlich, barsch, hell, tief. Es ist eine Komödie, ein Drama, eine Sammlung von Gegensätzen. Es ist das Leben!

      Mehr anzeigen
      1. „Wir sind alle nur Menschen.“ Ausgangspunkt dieser opulenten spanischen Tragikomödie sind vier grundverschiedene Teilnehmer einer Therapiegruppe für Übergewichtige inklusive ihres exibitionistischen Ernährungstherapeuten. Schnell wird klar, dass die Kapitel der Abnehmlektionen (1. Wahrheit, 2. Aktion, 3. Ausdauer, 4. Triumph) sich gar nicht auf den Gewichtsverlust beziehen, sondern auf den beschwerlichen und rastlosen Weg zur Selbsterkenntnis. In feinster Erzähltechnik des melodramatischen Kinos à la Pedro Almodóvar fügt Jungregisseur Daniel Sánchez Arévalo die vielschichtigen Schicksale, Themen und Bedeutungsebenen zu einem vertrackten Beziehungsgeflecht aus Frust, Liebe, Untreue, Vergebung, verzerrtem Selbstverständnis und individuellen Wünschen zusammen. Optisch schöpft er dabei aus den Vollen, weiß mit seinen Darstellern zu überzeugen und hat alle Erzählstränge fest in der Hand. Dieses ironisch-leichte Kinoerlebnis ist ein herrliches Feuer der Gefühlslagen, begleitet von Lachen, Ernst, Tränen und kleinen Glücksmomenten.

        Jurybegründung:

        In der Gruppe geht Vieles leichter - auch das Abnehmen. So versammeln sich einige schwergewichtige Menschen in der Therapiegruppe des smarten (und gertenschlanken) Abel, um ihre Pfunde zu bekämpfen. Als Abel sie als Erstes auffordert, sich nackt auszuziehen, und dabei selbst mit gutem Beispiel vorangeht, verlassen die meisten von ihnen fluchtartig den Raum. Nur vier bleiben tatsächlich über und entblößen bald mehr als nur ihren Körper. Enrique war als telegener „Mister Kilo Away“ einst das Modell für erfolgreiches Abnehmen, bis er dicker und dicker wurde und seine Firma und seinen Partner verlor. Die fromme Sofia hätte gern Sex mit ihrem Verlobten Alex, was in ihrer streng katholischen Gemeinde aber vor der Ehe ein Ding der Unmöglichkeit ist. Die erfolgreiche Leonor hat 20 Kilo zugenommen, seitdem ihr Freund im Ausland ist und traut sich nun nicht mehr, ihm unter die Augen zu treten. Andres ist ein übergewichtiger Ehemann und Familienvater, der sich fürs Abnehmen entscheidet, weil er nicht wie seine Vorfahren mit 50 sterben will.

        Die einzelnen Schritte der Therapie (Wahrheit - Aktion - Ausdauer - Triumph) machen den Beteiligten bald klar, was sie im Laufe der Zeit im wahrsten Sinne des Wortes alles heruntergeschluckt haben. Dabei geht es nur vordergründig um den Gewichtsverlust - dahinter steht der beschwerliche, rastlose Weg zur Selbsterkenntnis, und davon bleibt auch ihr Umfeld nicht verschont. Selbst der alerte Therapeut bekommt zunehmend Probleme mit dem wachsenden Bauch seiner schwangeren Frau Paula. Alle Beziehungen gehen im Lauf der Therapie durch dick und dünn und werden gehörig durcheinandergewirbelt. Am Ende hat vielleicht nicht jeder Gewicht verloren, aber jeder hat Selbstbewusstsein gewonnen.

        Regisseur Daniel Sánchez Arévalo hat einen turbulenten Ensemblefilm gestaltet, der mit vielen Pfunden wuchert. Dabei steht nicht so sehr das Dicksein im Vordergrund, sondern es geht um Essstörungen und Selbsttäuschungen, um Exzesse und Mangelerscheinungen, die Wahrnehmung des eigenen und des anderen Körpers, um Liebe und Sex, Familie und Kirche und die damit verbunden Begierden und Illusionen, Phobien und Obsessionen, Ängste und Schuldgefühle. All diese Themen setzt er in einem wilden Stilmix in Szene: je nach Situation changiert der Film zwischen ernsthaft oder verspielt, komisch oder dramatisch, ironisch oder klamaukig. Dabei ist die Kamera ständig in Bewegung und nimmt mitunter (z. B. bei einer Fahrt durch die Decke) sehr ungewöhnliche Perspektiven ein.

        Obwohl die verschiedenen Parallelhandlungen etwas lang und ausschweifend geraten sind, schafft es der Film, sie zusammenzuhalten und die Balance der Tragikomödie zu wahren. Das ist auch ein Verdienst des großartigen Schauspielerensembles, das in der Entblößung der Körper und Seelen viel Mut und Spielfreude beweist und es schafft, die vielfachen Nöte der Protagonisten sehr menschlich und nachvollziehbar zu gestalten. Insgesamt positiv bewertet wurde, dass der Film zeigt, was normalerweise schamhaft verschwiegen und kaschiert wird. Dabei ist es sehr wohltuend, dass der Film nicht für alle Personen ein Happy End bereithält, sondern dass auch Brüche und Scheitern akzeptiert werden.

        Dennoch sind die einzelnen Geschichten von unterschiedlicher Intensität. Die Entwicklung der Frauenfiguren erscheint plausibler als die der männlichen Protagonisten. Sehr berührend ist die sich am Rande entwickelnde Beziehung zwischen der von ihrem Mann zunehmend vernachlässigten, schwangeren Paula und ihrer Schülerin Nuria, der Tochter von Andres. Andere Konstellationen und Verhaltensweisen erscheinen dagegen allzu spekulativ und klischeehaft gestaltet. Von Teilen des Ausschusses wurde auch bezweifelt, dass die Kritik am Katholizismus in dieser Form heutzutage noch gesellschaftliche Sprengkraft hat.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
        Mehr anzeigen
      Anzeige