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Fakten und Hintergründe zum Film "Gran Torino"

Fakten und Hintergründe zum Film "Gran Torino"

Mehr zum Film? Wir haben die wichtigsten Hintergründe und Fakten für Dich gesammelt: detaillierte Inhaltsangaben, Wissenswertes über die Entstehung des Films, ausführliche Produktionsnotizen. Klick rein!

Über die Produktion

Clint Eastwood hat sich als Darsteller und Regisseur mit einigen der zeitlosesten und berühmtesten Filme aller Zeiten profiliert. Seit seinem Auftritt in dem Oscar-preisgekrönten Film „Million Dollar Baby“ (Million Dollar Baby) hat er nicht mehr vor der Kamera gestanden. „Eigentlich hatte ich nicht mehr vor, noch viel als Schauspieler zu arbeiten“, sagt er. „Aber dieser Film bot eine Rolle in meinem Alter, und die Figur schien mir wie auf den Leib geschrieben, obwohl das gar nicht der Fall ist. Außerdem gefiel mir das Drehbuch. Es ist voll überraschender Wendungen und bietet auch viel Humor.“

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Eastwoods Produktionsfirma Malpaso wurde durch Drehbuchdebütant Nick Schenk auf „Gran Torino“ (Gran Torino) aufmerksam – Schenk verfasste das Skript nach einer Story, die er mit Dave Johannson konzipierte. „Die beiden schreiben über ihre Erlebnisse in Minnesota, über Menschen, die sie kennen“, kommentiert Eastwoods langjähriger Produzent und enger Vertrauter Robert Lorenz. „Wir erhielten das Drehbuch von Bill Gerber, der es von Jenette Kahn bekommen hatte. Ich las es schnell durch und dachte nicht gleich daran, dass dies eine geeignete Rolle für Clint wäre, aber etwa in der Mitte hielt ich inne und ließ es auf mich wirken. Denn es war sehr gut – ich las es also zum zweiten Mal, und es gefiel mir wirklich außerordentlich. Ich habe gelernt, Clint gegenüber allzu großen Enthusiasmus zu vermeiden. Also gab ich ihm das Skript und sagte: ,Keine Ahnung, ob du das machen oder darin auftreten willst – aber du wirst beim Lesen deinen Spaß haben.‘ Er rief mich an und sagte: ,Mir gefällt das Buch sehr gut.‘ So ging es los.“

Laut Schenk entstand die Figur des Walt Kowalski ohne konkretes Vorbild: „Walt ähnelt in gewisser Weise allen Werkstattausbildern oder auch jenen Vätern, die uns zuschauen, während wir den Zusammenbau eines Fahrrads vermurksen. Sicher kennen wir alle solche Typen.“

Schenk stammt aus Minnesota und war als Arbeiter in einer Fabrik tätig, wo er mit etlichen Hmong-Familien zusammenarbeitete. Dieses wenig bekannte Volk lebt in Laos und anderen asiatischen Ländern – während des Vietnamkriegs stand es auf Seiten der USA. Heute leben viele Hmongs in Amerika. „Die Hmong-Kultur ist eher unsichtbar“, sagt Schenk.

Walt, der Rassenvorurteile absondert wie andere Menschen Substantive und Verben, wirkt wie ein kompromissloser Rassist, doch als er die Hmong-Leute kennen lernt, die nebenan eingezogen sind, wird sein feindseliger Panzer Schicht für Schicht abgetragen. „Was Walt in Korea getan hat, verfolgt ihn bis heute – und die Gesichter seiner Nachbarn erinnern ihn daran“, berichtet Schenk. „Für Walt sind alle Asiaten gleich – er wirft sie allesamt in einen Topf. Aber zufällig gibt es eine andere Kultur ohne Gesicht, und als er mehr über sie erfährt, beginnt er über seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen in Korea nachzudenken.“

Produzent Bill Gerber merkte, dass „Gran Torino“ (Gran Torino) in mancher Hinsicht an Beziehungen erinnert, wie sie in Eastwoods Werken öfter vorkommen. „Clint hat immer wieder aufrichtig sehr komplizierte Probleme angepackt – in Bezug auf rassische oder religiöse Vorurteile. Das mag manchmal politisch nicht korrekt wirken, ist aber immer authentisch“, sagt er. „Doch weil wir Clint kennen, ist uns natürlich klar, dass Walt nur nach außen so erscheint. Anfangs wirkt er fürchterlich abweisend, aber als er sich mit seinen Nachbarn anfreundet, bekommen wir allmählich mit, was in ihm steckt.“

„Im Nachhinein kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, dass jemand anderer als Clint Eastwood diesen Film machen oder diese Figur spielen könnte“, fügt Dave Johannson hinzu. „Als Filmemacher arbeitet Clint sehr ökonomisch, und er schreckt vor keinem unbequemen Thema zurück.

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Als Schauspieler muss man schon recht unerschrocken an den Walt herangehen, der anfangs wirklich nicht sehr sympathisch ist, um es vorsichtig auszudrücken. Walt pflegt seine Vorurteile seit 60 Jahren, und den Mut aufzubringen, seine so eingefahrenen Gewohnheiten im Alter noch zu ändern, das ist sehr selten und sehr schwierig. Körperlich ist Walt ein mutiger Mann, aber die Geschichte zwingt ihn, auch emotional Mut zu zeigen.“

Die Story setzt nach dem Tod von Walts Frau Dorothy ein – damit beginnt das letzte Kapitel seines Lebens, das in vielerlei Hinsicht von den grausigen Erlebnissen in Korea und von seinen 50 Jahren am Fließband bei Ford geprägt wurde. Doch der Krieg ist lange vorbei, die Autofabrik ist geschlossen, seine Frau ist gestorben und seine erwachsenen Kinder haben kaum noch Zeit für ihn. „Walt hat immer schwer gearbeitet, und seine Söhne sind recht erfolgreich“, sagt Eastwood. „Er hat seine Frau verloren und hat sich mit seinen erwachsenen Kindern nichts mehr zu sagen. Sie sind fortgezogen, haben ihn verlassen – er steht irgendwie nur im Weg. Aber zu ihrer Verteidigung muss man sagen, dass der Umgang mit ihm schwierig ist – ständig sucht er Streit, und natürlich haben seine Enkel Piercings und so weiter – all das lehnt er ab.“

„Walt macht uns als Vater das Leben schwer“, sagt Brian Haley, der den Mitch Kowalski spielt. „Mitch ist das genaue Gegenteil seines Vaters. Walt ist ein hart arbeitender Proletarier, sein Sohn ein oberflächlicher Yuppie mit Eigenheim in den Vororten. Die Beziehung ist schwierig. Walt kann nicht mit seinem Sohn reden, und Mitch kann nicht zu seinem Dad durchdringen.“

Walt möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden – was aber nicht geht, weil der Pfarrer seiner verstorbenen Frau, Pater Janovich, unbedingt ihren letzten Wunsch erfüllen und Walt die Beichte abnehmen möchte. „Im Scherz sage ich immer, dass der Pater nur dazu da ist, um an der Tür zu klingeln, damit Clint Eastwood ihm dann die Tür vor der Nase zuknallt“, sagt Christopher Carley, der die Rolle des Pfarrers übernimmt.

„Pater Janovich versucht Walts harte Schale aufzuknacken, hat aber keine Ahnung, wie er das anstellen oder Walt auch nur in ein Gespräch verwickeln soll. Walt lässt sich vom seelsorgerischen Auftrag des Pfarrers nicht beeindrucken. Er hält ihn für ,eine 27-jährige Jungfrau, die zu lange auf der Uni war‘. Walt macht ihm unmissverständlich klar, dass die üblichen Umgangsformen bei ihm nicht ankommen.“

„Walt hat sicher jede Menge Vorurteile gegen den Pfarrer – vor allem wirkt der auf ihn zu jung“, sagt Eastwood. „Er bemüht sich sehr, Walt zur Beichte zu überreden, doch Walt sieht in ihm den Seminaristen mit dem Brevier unter dem Arm – die Beziehung der beiden ist also sehr einseitig. Der ,Padre‘, wie er ihn nennt, ist ein engagierter junger Mann – aber Walt lässt ihn letztlich abblitzen.“

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Zu den wenigen echten Freuden in Walts Leben zählt das Putzen seines Ford Gran Torino, der 1972 vom Band lief und den er seitdem unter einer seidenen Plane wie seinen Augapfel gehütet hat. Walt persönlich hat dem Wagen damals in der Fordfabrik die Lenkradsäule eingebaut. „Der Gran Torino ist sein ganzer Stolz“, bestätigt Eastwood. „Irgendwie ist Walt mit dem Wagen verschmolzen. Er macht nichts damit – der Wagen steht nur in der Garage. Doch manchmal holt er ihn hervor und putzt ihn. Walt, der mit einem Glas Bier in der Hand seinen Wagen betrachtet: Etwas Besseres gibt es nicht für ihn in dieser Phase seines Lebens.“

In der heruntergekommenen Straße mit ihren bescheidenen zweigeschossigen Häusern fällt Walts Haus besonders auf – es ist frisch gestrichen, die Büsche sind gestutzt, und über allem weht die amerikanische Flagge. Er findet es überhaupt nicht lustig, wie sich das Viertel um ihn herum entwickelt hat. „Walt ist über den Abwärtstrend seiner Welt tief verstört“, sagt Eastwood. „Er wuchs in Michigan in einer Umgebung auf, in der jede Menge Autoarbeiter wie er wohnten – die meisten davon mit polnischen Vorfahren wie er selbst. Als das Viertel sich verändert, verliert er den Mut.“

Während die Häuser in der Nachbarschaft verwahrlosen, achtet Walt umso mehr auf sein eigenes, denn er hat sein Leben lang Handarbeit geleistet. „Er ist als Letzter seiner Gemeinde übriggeblieben“, sagt Lorenz. „In mancher Hinsicht lebt er in der Vergangenheit. Und wir erfahren, dass er sich auch emotional so festgefahren hat, dass er sich als Mensch nicht weiterentwickeln konnte. Dieses Dilemma ist in jedem Aspekt seines Lebens spürbar.“

Ähnlich isoliert ist auch Walts 16-jähriger Nachbar Thao, der mit seiner Mutter, Großmutter und älteren Schwester zusammenlebt. „Er ist der einzige Mann im Haus, hat aber kein männliches Vorbild“, berichtet Bee Vang über seine erste Rolle. „Er ist linkisch, ihm fehlt es an Selbstbewusstsein, weil er von den Frauen um ihn herum dominiert wird. Er braucht ein männliches Vorbild und findet es in Walt.“

Thao ist schüchtern, hat die Highschool abschlossen, findet aber keine Arbeit. Gegen seinen Willen wird er in eine Hmong-Gang aufgenommen, die von einem Teenager namens Smokie und Thaos Cousin Spider geführt wird. „Egal was Thao tut – immer hat jemand etwas zu meckern“, sagt Sonny Vue, der den Smokie spielt. „Er kann sich nicht wehren – also bildet die Gang seine Schutzgemeinschaft. Doch als sich die Jungs von Walt bedroht fühlen, läuft alles aus dem Ruder: Sie glauben, dass sie ruppiger auftreten müssen, dass sie dadurch zum Mann werden.“

Als Hmong-Amerikaner der ersten Generation kennen Smokie und Spider keine Ältesten, die ihnen wie den früheren Hmong-Generationen als Vorbild dienen könnten, denn die Ältesten haben selbst erhebliche Probleme, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. „Man versucht in zwei Kulturen gleichzeitig zu leben“, sagt Doua Moua, der den Spider darstellt. „Also gibt es jede Menge Aufsässigkeit – deswegen rotten sich die männlichen Teens zusammen und bilden eine Gruppe, die sich ihrer Umgebung anzupassen versucht. Viele Mädchen halten sich eher an die Familie, wo sie das mütterliche Vorbild haben – sie müssen nicht so heftig gegen ihre Kultur oder ihre Eltern rebellieren.“

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Damit Thao in die Gang aufgenommen wird, verlangen Smokie und Spider als Mutprobe, dass Thao Walts unschätzbaren Gran Torino klaut. „Thao will beweisen, dass er Mumm hat – er versucht seinen Platz zu finden“, sagt Vang. Doch der Coup geht schief, denn Walt überrascht Thao und verscheucht ihn, ohne sein Gesicht gesehen zu haben. „Thao versagt kläglich“, fügt Vang hinzu. „Danach hat er noch mehr Angst und möchte am liebsten im Boden versinken.“

Bald darauf erscheint die Gang wieder bei Thao – es kommt zu einer Prügelei, die sich bis in Walts Vorgarten erstreckt. Walt bringt sein M-1-Gewehr aus dem Koreakrieg in Anschlag und warnt alle Beteiligten: „Verschwindet von meinem Rasen.“ „Er fühlt sich in die Kriegssituation zurückversetzt“, meint Eastwood. „Erstmals nimmt er die Probleme der Hmong-Gemeinde wahr, vor allem die der Kids, die sich in Gangs organisieren.“

Walts unbeabsichtigte Tapferkeit macht ihn zum Helden des Viertels – bald überhäufen ihn seine Hmong-Nachbarn mit ungewollten Geschenken: Lebensmittel, Blumen und Pflanzen. „Er will nichts mit diesen Leuten zu tun haben“, sagt Eastwood. „Doch das ändert sich, als er merkt, dass sie intelligent sind und andere respektieren – das beeindruckt ihn offensichtlich. Einmal sagt er: ,Mit diesen Leuten habe ich mehr gemein als mit meinen verwöhnten, miesen Kindern.‘ Damit ist alles gesagt. Es ist interessant und oft auch komisch, wie er seine vielen Vorurteile durch diese neuen Beziehungen langsam abarbeitet.“

Nur einer Person gelingt es, Walts stacheligen Panzer zu durchdringen: Thaos engagierter älterer Schwester Sue, die sich deutlicher als ihre Familie der amerikanischen Lebensart angepasst hat. „Walt lässt sich seine Schimpfwortkanonaden von niemandem verbieten“, sagt Ahney Her, die die Rolle der Sue übernimmt. „Ihn interessiert dabei auch die Hautfarbe nicht. Er sagt einfach das, was er will.“ Her beschreibt Sue als „eine sehr tapfere Frau. Sie behandelt ihn immer höflich, auch wenn sie ihn mit Spitznamen wie ,Wally‘ aufzieht, aber letztlich wird der Kontakt zwischen Walt und Thao erst über sie möglich. Wahrscheinlich möchte Sue, dass ihr kleiner Bruder sich mit Walt anfreundet, weil er sich sein Leben verkorkst, wenn er sich weiterhin mit der Gang einlässt. Sie erkennt die Vaterfigur in Walt, und wenn Thao auf Walt hört, eröffnet das ihrem Bruder möglicherweise ein besseres Leben.“

Walt und Sue entwickeln bald ein lockeres Verhältnis zueinander: „Offenbar kümmert sie sich ernsthaft um ihn – das ist nicht nur vorgeschoben wie bei manchen seiner Verwandten, die sich nur der Form halber um ihn kümmern“, sagt Lorenz. „Ihre Ernsthaftigkeit gefällt ihm, und deswegen öffnet er ihr ein klein wenig die Tür zu seinem Leben.“

Mit der Zeit gelingt es Sue, Walt zu einem Familienfest in ihr Haus zu locken. Dort kommt es durch die Begegnung mit einem Hmong-Schamanen zu einer Formulierung all der unausgesprochenen Probleme, die Walt seit Jahrzehnten mit sich herumschleppt. „Im Gespräch mit dem Schamanen wird deutlich, dass die Hmong-Familie das auszusprechen bereit ist, was in Walts Familie immer verschwiegen wurde“, stellt Lorenz fest.

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„Sie sind bereit, bestimmte Themen zu diskutieren, und sie stellen unbequeme Fragen, die ihn zum Nachdenken zwingen – auf diese Weise hat ihn noch niemand gefordert. Darin liegt der Kern seines Rassismus – eine egozentrische Unfähigkeit, sich selbst zu analysieren. Stattdessen projiziert er seine Probleme stets auf seine Umgebung, hält die anderen für die Verursacher, statt in sich selbst zu schauen und zu überlegen, wie er etwas ändern und sich anpassen könnte. In gewisser Weise wird er durch diese Leute dazu gezwungen.“

Thaos Mutter und Schwester zwingen den Jungen, Walt als Ausgleich für den versuchten Autodiebstahl ein paar Wochen lang auszuhelfen. „Sie erwarten, dass er das in Ordnung bringt“, sagt Eastwood. „Sonst wäre die Familienehre kompromittiert.“

Zunächst reagiert Walt, indem er den Jungen mit rassistischen Schimpfworten überschüttet und seinen Vornamen bewusst falsch als „Toad“ (Kröte) ausspricht. Doch der Junge engagiert sich sehr ernsthaft für Walts Mission, die verrottenden Häuser in der Straße zu reparieren, und langsam kapiert Walt, dass der junge Mann mehr als nur seine Verachtung verdient. „Wir spüren, dass sich die Beziehung zwischen ihnen entwickelt“, sagt Vang. „Walt versteht ihn allmählich besser, denn der Junge verändert sich natürlich und wird erwachsen. Und Thao selbst ist stolz auf die Schwielen an den Händen – er hat endlich etwas Nützliches zustande gebracht – er hat etwas Sinnvolles getan.“

Laut Vang will Walt durch die gemeinsame Arbeit aus Thao „einen Mann machen. Walt will ihm nicht das Arbeiten beibringen, sondern er möchte, dass der Junge Selbstbewusstsein entwickelt, damit er nicht Mitglied einer Gang werden muss, um sich als Mann zu fühlen. Walt stärkt Thao das Rückgrat.“

Letztlich wünscht sich Walt, dem perspektivlos dahinlebenden Jungen bei der Arbeitssuche zu helfen, damit der Schwierigkeiten aus dem Weg geht und seine Zukunft selbst in die Hand nimmt – aber die merkwürdige Beziehung verändert auch Walts eigenes Leben. „Thao hat keinen Vater, an dem er sich orientieren kann, und Walt hat sich mit seinen Söhnen nie verstanden, sich also als Vater nie zufrieden gefühlt“, sagt Lorenz. „Die beiden passen in diesem Sinne also sehr gut zusammen. Walt ist auf der Suche. Natürlich weiß er, dass sein Leben zu Ende geht, und er sucht nach jemandem, der seiner Existenz einen Sinn geben kann.“

Unterdessen werden Thao und seine Familie weiterhin von Smokie und seiner Gang belästigt, sie drohen mit Gewalt und bringen den alten Soldaten dazu, eine völlig neue und unerwartete Mission zu übernehmen. „Wenn man so etwas nur halbherzig macht, dann wird das ein Sanierungsprogramm à la Hollywood“, sagt Eastwood. „Doch wenn man eine solche Rolle spielt, darf man sie nicht weichspülen. Man muss das konsequent durchziehen.“

Produktion: Die Fremden nebenan

„Gran Torino“ (Gran Torino) ist der erste große Spielfilm, in dem die Hmong-Gemeinde eine Rolle spielt. Die 18 Clans dieses Stammes leben verstreut in den Bergen von Laos, Vietnam, Thailand und anderen Ländern. Nach ihrem Engagement im Vietnamkrieg hatten sie Schwierigkeiten, in den Vereinigten Staaten heimisch zu werden. „Ich wusste wenig über sie“, gibt Eastwood zu. „Weil sie im Krieg auf der Seite der Amerikaner standen, kamen sie nach Kriegsende als Flüchtlinge hierher.“

„Die Tragödie besteht vor allem darin, dass die Rolle des Hmong-Volks im Vietnamkrieg fast unbekannt ist“, sagt Paula Yang, die den Filmemachern als Hmong-Beraterin von Anfang an zur Verfügung stand. „Es ist immer noch ein Geheimnis, wie wir in die Vereinigten Staaten kamen und wie viele unserer Soldaten und Zivilisten im Krieg umkamen. Die Älteren reden nicht darüber. Sie sind so bescheiden, und die Geschichten sind sehr traurig.“

Eastwood betont, dass sich die Hmong als Kultur mit spezifischer Herkunft begreifen, aber nicht als Nation. „Sie haben ihre eigenen Religionen, ihre eigene Sprache und verstehen sich als eigenes Volk“, erklärt er. „Vielen ist es nach dem Vietnamkrieg sehr schlecht ergangen. Vor Ort ging es ihnen wirklich dreckig, sodass die Lutheraner und viele einzelne Organisationen sich bemühten, sie in die USA zu holen. Aber sie haben die traurigen Verhältnisse ertragen, sie sind ein zähes und sehr entschlossenes Volk.“

Eastwood will die Hmong in „Gran Torino“ (Gran Torino) so authentisch wie nur möglich darstellen – deshalb besetzte er die entsprechenden Rollen ausschließlich mit Hmong. Besetzungschefin Ellen Chenoweth merkte aber schnell, dass es in der Schauspielergewerkschaft kaum professionelle Hmong-Mitglieder gibt.

Chenoweth und ihre Casting-Partner Geoffrey Miclat und Amelia Rasche suchten also flächendeckend und recherchierten im Internet, um die Hochburgen der Hmong-Gemeinde aufzuspüren. Sie nahmen Kontakt auf und verteilten Flugblätter in Fresno/California; St. Paul/Minnesota; Warren/Michigan; und in anderen Gegenden der USA. „Da war eine Menge Vorarbeit nötig“, berichtet Chenoweth. „Wir mussten die Hmong-Gemeinden zunächst kennen lernen, ihr Vertrauen gewinnen und herausfinden, wer an einer Mitwirkung im Film interessiert war. Das lief nicht über die üblichen Kanäle. Wir mussten auf sie zugehen und uns vorstellen.“

Cedric Lee, kultureller Berater in Sachen Hmong, unterstützte das Besetzungsteam bei der Kontaktaufnahme in der Gemeinde. „Wir fanden sie dort, wo sie sich gern aufhalten“, erinnert er sich. „Wir besuchten Vatertagsfeiern. Wir besuchten Kirchenveranstaltungen. Vor allem die Älteren können kaum Englisch, sodass wir uns auf Hmong unterhielten und das dann den Casting-Leuten übersetzten. Mit der Jugend war das einfacher – die meisten von ihnen sprechen Englisch.“

Chenoweth sprach zunächst mit den Gemeinde-Ältesten in St. Paul und Fresno, um dann offene Vorsprechtermine in den Hochburgen der Hmong zu organisieren – Höhepunkt war ein großer, einen ganzen Tag dauernder Casting-Termin in St. Paul.

Auch online verbreitete sich in den Hmong-Gemeinden die Nachricht, dass Eastwood einen Film plante – hinzu kamen Zeitungen, Jugendgruppen… es sprach sich herum. „Die Leute waren begeistert“, sagt Paula Yang. „Weil es um Clint Eastwood ging, taten sie alles, was in ihrer Macht stand. Kleine Kinder kamen ebenso wie ältere Jugendliche, Großmütter und Großväter. Die Leute waren ganz aufgeregt, weil Clint dem Hmong-Volk diese Chance gibt.“

Bald lagen Hunderte von Probeaufnahmen auf Band vor. „Nachdem alle Termine durchgeführt waren, sind wir die Bänder in Los Angeles mit Clint durchgegangen“, erklärt Chenoweth. „Wir haben sie in seinem Schneideraum projiziert und schränkten die Auswahl immer mehr ein, bis wir für jede Rolle mehrere Kandidaten ausgesucht hatten, und dann traf er seine Wahl.“

Aus Hunderten von Bewerbern suchte Eastwood den 16-jährigen Bee Vang aus St. Paul für die Hauptrolle des Thao aus. Dazu Chenoweth: „Amelia fand ihn über seine Schule, und auf sein Bild schrieb ich ,I heart Bee Vang‘. Mir gefiel sein Gesicht. Er hatte praktisch keine Schauspielerfahrung, wirkte aber sehr sympathisch und offen. Man wünscht sich einfach, dass es ihm gut geht. Als ich Bee Vang anrief und sagte, dass er Thao spielen soll, brachte er eine ganze Weile kein Wort heraus. Davon hatte er wohl nicht mal zu träumen gewagt.“

Der 1,65 m große Bee Vang bildet einen deutlichen Kontrast zu Eastwoods Walt mit seinen 1,88 m. „Thao blickt buchstäblich immer zu Walt auf“, sagt Vang. Der aus Fresno stammende Teenager nahm an einem privaten Casting-Termin in St. Paul teil. Als er hörte, dass er die Hauptrolle des Thao spielen sollte, „fiel ich auf die Knie und weinte“, berichtet er. „Das hat mein Leben total auf den Kopf gestellt. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich das erleben darf.“

Obwohl Vang zunächst große Ehrfurcht hatte, gewöhnte er sich schnell an Eastwoods unaufdringlichen Stil. „Ich bin mit seinen Western und anderen Filmen wie ,Dirty Harry‘ aufgewachsen, hätte mir aber nicht vorstellen können, ihn einmal persönlich zu treffen – und dann stand er vor mir“, sagt er. „Mr. Eastwood möchte, dass alles so natürlich wie möglich abläuft. Es muss echt sein. Dieser Ansatz gefällt mir. Er ist ein sehr sympathischer Typ und wirklich bescheiden. Mich hat die Arbeit mit ihm und dem Team von Anfang bis Ende begeistert. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“

Die 16-jährige Ahney Her stach Hunderte von Mitkandidatinnen aus, die sich wie sie um für die Rolle der Sue bewarben. Amelia Rasche hatte auf einem Hmong-Markt im Großraum Detroit einen Stand eingerichtet – auf dem großen Schild stand: „Hmong-Film-Casting“. Ahney ging mit ihrer Familie vorbei, und Amelia lief buchstäblich zu ihr hinüber, packte sie und fragte: ,Willst du Probeaufnahmen für einen Film machen?“, erinnert sich Chenoweth.

Ihr Selbstbewusstsein und ihr Humor machten sie zur perfekten Besetzung für Thaos ältere Schwester. „Wir stellten uns die Schwester etwas hartgesottener vor: Sie nimmt Thao in Schutz, weil er so empfindlich ist“, sagt Chenoweth. „Ahney ist dazu eindeutig in der Lage, und sie wirkt so wunderbar jugendlich, dass sie uns alle sofort begeisterte.“

Ihre Beziehung zu Eastwood ähnelte sehr dem Verhältnis Sue–Walt und gab dadurch der Schauspieldebütantin zusätzliche Sicherheit für ihre erste große Rolle. „Er ist sehr bescheiden und locker“, sagt sie. „Er achtet darauf, dass wir uns wohl fühlen, und er sagt uns auch nie genau, wie wir spielen sollen. Vielmehr fordert er uns auf, so zu agieren, wie wir es für richtig halten, und wenn dann in seinen Augen etwas nicht stimmt, dann sagt er uns das. Er ist ein großartiger Mann – es war wunderbar, mit ihm zu arbeiten.“

„Bee und Ahney haben sich offenbar sehr natürlich mit dem Schauspielen angefreundet, weil sie schon von Natur aus diese Qualitäten mitbringen“, sagt Eastwood. „Sehr gern würde ich sagen, dass das mein Verdienst ist – aber das wäre einfach nicht richtig.“

Vu, Thaos und Sues alleinerziehende Mutter, wird von Brooke Chia Thao gespielt, die aus Laos stammt und heute in Visalia/California wohnt. Chia Thao hatte keine Schauspielerfahrung und begleitete nur ihre Kinder zum Vorsprechen, als sie selbst die Rolle bekam. „Sie war zufällig da. Deshalb baten wir sie vorzusprechen – und sie ergatterte die Rolle“, erinnert sich Cedric Lee. „Komisch daran ist, dass sie ziemlich amerikanisiert ist. Aber wenn wir sie in der Rolle der Mutter erleben, wirkt sie wie eine völlig andere Person.“

Chia Thao erlebt den Film als eine Chance, ihr Volk bekannt zu machen. „Der Film präsentiert natürlich nicht die gesamte Hmong-Kultur, aber man bekommt doch einen kleinen Eindruck“, sagt sie. „Hoffentlich erfahren die Leute dadurch, was es mit uns auf sich hat und wie wir den Krieg unterstützt haben. Mein eigener Vater wurde als 14-Jähriger von den Amerikanern rekrutiert.“

Die 61-jährige Chee Thao, die die Großmutter der Familie spielt, stammt aus Laos und lebt heute in St. Paul. „Die Besetzung der Großmutter war interessant, weil sie ausschließlich Hmong spricht“, sagt der am Casting beteiligte Geoffrey Miclat. „Es kommt dabei wesentlich auf die Persönlichkeit an. Die Oma ist sehr komisch, und Chee bringt Voraussetzungen mit, wie sie für diese Rolle nicht besser sein könnten.“

Thao fühlte sich besonders Eastwood verbunden und unterhielt sich länger mit dem Star und Regisseur, wobei ihre Enkelin übersetzte.

Aufgrund ihrer eigenen tragischen Erlebnisse investierte sie ihr ganzes Herzblut in die Rolle. „Chee Thao sagte, dass sie sich sehr leicht in die Oma versetzen kann, weil sie sich selbst spielt“, sagt Lorenz. „All ihr Mühsal im Film hat sie persönlich bereits erlebt. Ganz problemlos spielte und improvisierte sie sich durch die Szenen, denn die meisten Hmong-Dialoge waren nicht festgelegt. Sie sagte einfach das, was angebracht war – sie hat ihre eigene Geschichte mit eingebracht.“

Fünf Hmong-Schauspieler aus verschiedenen Staaten und Hmong-Clans übernahmen die Rollen der Gang-Mitglieder, die Thao und seine Familie im Film bedrohen. „Die Jungs haben tolle Gesichter – sie wirken absolut echt“, sagt Miclat. „Sobald wir Doua Moua in New York und Sonny Vue in St. Paul kennen gelernt hatten, war bereits ziemlich klar, dass sie unser Spider und unser Smokie sein würden. Doua Moua gehört zu den sehr wenigen Hmong in unserer Besetzung, die Schauspielerfahrung haben – klar, dass er geeignet war.“

Moua kam als 18-Jähriger nach New York City, um Schauspieler zu werden. Er spielt im Film Thaos und Sues Cousin Fong, der sich Spider nennt. Moua stammt aus Thailand und wuchs in Minnesota auf – nur wenige der mitwirkenden Hmong hatten wie er bereits Schauspielerfahrung. „Mit ,Gran Torino‘ (Gran Torino) geht für mich ein Traum in Erfüllung“, sagt er. „Ich habe jeden Moment am Set genossen. Die Arbeit mit Clint war ein ganz erstaunliches Erlebnis. Er ist echt locker.“

Sonny Vue stammt aus Fresno und lebt heute in St. Paul. Er spielt Smokie, den Anführer der Gang. Der 19-Jährige hatte noch nie vor einer Kamera gestanden, erwies sich beim Vorsprechen aber als Naturtalent, das die Besetzungschefs schon am Eingang erkannten. „Ich sprach mit der Dame am Empfang, und plötzlich tauchte Amelia aus dem Nichts auf“, erinnert er sich. „Sie fragte: ,Willst du für die Rolle vorsprechen?‘ Also versuchte ich es und bekam den Part.“

Die übrigen Mitglieder der Hmong-Gang werden von Lee Mong Vang aus Toledo/Ohio, Jerry Lee aus St. Paul und Elvis Thao gespielt, der in Milwaukee wohnt und Mitglied der Hip-Hop-Gruppe RARE ist. Elvis Thao war natürlich begeistert, als Eastwood einen RARE-Song für den Soundtrack von „Gran Torino“ (Gran Torino) aussuchte.

Eine weitere Schlüsselrolle ist die des aufrichtigen katholischen Paters Janovich, der zu Walt durchdringen will, um den letzten Wunsch von Walts Frau zu erfüllen.

Diese Rolle übernimmt Christopher Carley, weil er offensichtlich genau dem entspricht, was Eastwood sich unter diesem Pfarrer vorstellt. „Wir lernten Christopher Carley kennen und fanden, dass er wie ein Priester aussieht“, erklärt Chenoweth. „Er hat ein offenes, irisches Gesicht und rote Haare. Ich hielt ihn für sehr geeignet, und als ich Clint seine Probeaufnahmen vorführte, sagte er: ,Er sieht aus wie der junge Spencer Tracy.‘ In dem Moment war mir klar, dass er seine Wahl bereits getroffen hatte. Clint legte keinen Wert auf einen etablierten Star in dieser Rolle. Er gibt gern Leuten eine Chance, die in der Branche vielleicht noch nicht so bekannt sind.“

„Ja, mir gefällt es, Leuten eine Chance zu geben“, sagt Eastwood. „Ich beobachte gern, wie Nachwuchsdarsteller Gelegenheit bekommen, sich zu beweisen. Gleichzeitig geht es natürlich immer darum, im Sinne des Films die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn ein bekannter Star auf die Rolle passt, dann gebe ich sie ihm. Wenn ich einen weniger bekannten Darsteller besetzen kann, weil er der Rolle entspricht, ist mir das auch recht. Da gibt es keine Regel. Jeder Film hat seine eigene Struktur und seine eigene Persönlichkeit.“

Carleys Eindruck von Eastwoods Arbeitsstil ähnelt dem seiner Schauspielerkollegen: „Er ist sehr ruhig und konzentriert – das Verhältnis von Clint zu den Darstellern am Set wird von großem Vertrauen geprägt. Man fühlt sich in dieser Umgebung sicher. Wer vorbereitet ist, wird mit seiner Sicht der Dinge akzeptiert, ohne in ein vorgefertigtes Raster gepresst zu werden.“

Zur Besetzung gehören außerdem John Carroll Lynch als Walts Frisör Martin, der harmlose Rassenvorurteile mit Walt austauscht und Thao dabei hilft, „ein Mann zu werden“; Brian Haley als Walts älterer Sohn Mitch; Geraldine Hughes als Mitchs Frau Karen; Brian Howe als Walts jüngerer Sohn Steve; und William Hill als Bauleiter und Walts alter Freund Tim Kennedy, der Thao Zukunftsperspektiven bieten kann.

Der kostbare Gran Torino wurde von einem echten Modell aus Vernal/Utah dargestellt. „Wir hatten von Anfang an Glück, denn er fuhr noch“; sagt der für die Filmautos zuständige Larry Stelling. „Er ist äußerst gut gepflegt und gefiel Clint sofort. Wir haben einiges ausgetauscht, zum Beispiel die Stoßstangen, ihn aber sonst eigentlich nur gewienert. Die Farbe stimmte, innen sieht er sehr gut aus, und er fährt wunderbar.“

Das Team erwarb den Wagen und verfrachtete ihn für die Dreharbeiten nach Michigan – aber damit ist seine Aufgabe noch nicht erfüllt. „Wir planten, ihn nach Ende des Drehs vor Ort zu verkaufen, aber im Laufe der Zeit haben wir uns sehr an ihn gewöhnt“, erinnert sich Lorenz. „Ich fragte Clint, und er sagte: ,Na, dann behalten wir ihn. Er hat uns gute Dienste geleistet – mal sehen, was passiert.“

Produktion: Kameras in „Motor City“

Das Drehbuch war ursprünglich in Minneapolis angesiedelt, aber Eastwood meinte, dass Walts 50 Jahre in der Autofabrik besser zur „Motor City“ Detroit/Michigan passen würden. Dort wurde in den Vierteln Royal Oak, Warren und Grosse Point gedreht, und der einst wohlhabende Bezirk Highland Park wurde zu Walts Viertel erklärt.

„Highland Park hat sich verändert“, kommentiert Eastwood. „Früher wohnten dort die Auto-Leute, Familien, die alle irgendwie miteinander zu tun hatten, als die Autoindustrie noch brummte. Heute sind die Fabriken nicht mehr so produktiv wie früher, aber die neuen Bewohner des Viertels fühlen sich dort sehr wohl. Highland Park hat harte Zeiten hinter sich, wird jetzt aber von vielen netten Leuten bewohnt.“

Dazu Rob Lorenz: „Wir haben dort etliche Wochen gearbeitet – zunächst mit dem Bauteam, später dann während der Dreharbeiten, und wir versuchten, so unauffällig wie möglich vorzugehen. Alle Leute, mit denen wir zu tun hatten, hießen uns herzlich willkommen.“

Die Wirtschaftlichkeit und der hohe künstlerische Anspruch von Eastwoods Filmen hat teils auch mit dem Respekt und der Loyalität zu tun, die der Filmemacher seinem Team entgegenbringt und entsprechend zurückbekommt. Obwohl er nie ein lautes Wort äußert, nie „Action“ ruft und selbstständiges Handeln ermutigt, hat Eastwood stets alles im Griff. „Clint fühlt sich sehr wohl in seiner Haut“, bestätigt Tom Stern, der als Kameramann bereits seinen elften Film mit Eastwood dreht, nachdem er an vielen früheren Filmen als Oberbeleuchter mitgewirkt hatte. „Vor dem Drehstart sagte er mir: ,Ich bin so alt, wie ich bin.‘“

Sein Team hält Eastwoods Alter und seine Erfahrung für einen wesentlichen Teil seiner Persönlichkeit als Ausnahme-Filmemacher. Sein ungewöhnlicher Ansatz und die gut geölte Mechanik seiner Crew erlauben ihm sehr schnelle Dreharbeiten.

Im „Gran Torino“-Team mit dabei sind seine altgedienten Mitarbeiter: Kostümdesignerin Deborah Hopper, Cutter Joel Cox und Produktionsdesigner James J. Murakami, der mit dem legendären Henry Bumstead an Eastwoods früheren Filmen gearbeitet hat, bevor er bei „Changeling“ (Der fremde Sohn) selbst die Verantwortung übernahm.

„Ich kenne sie und sie kennen mich – wir müssen uns also nicht viel erklären“, stellt Eastwood fest. „Mir geht es darum, intellektuelle Diskussionen von vornherein zu vermeiden. Es gibt auch so schon genug bei einem Film zu besprechen – das sollte man möglichst reduzieren und jede Komplikation vermeiden. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die beweisen möchten, dass Filmarbeit mit Magie zu tun hat. Falls Magie hineinspielt, dann sollte sie nur sehr subtil eingesetzt werden. Doch vor allem besteht die Arbeit darin, dass jeder seinen Job ausfüllt und sich ins Team einbringt. Das bringt Spaß. Und wenn es keinen Spaß mehr bringt, werde ich sofort damit aufhören.“

„Gran Torino“ (Gran Torino) ist der siebte Eastwood-Film, den Rob Lorenz produziert hat, und sein Produzentenkollege Bill Gerber bestätigt: „Clint könnte keinen besseren Produzentenpartner als Rob finden. Bei der Motivsuche mit den Beiden schauen wir uns an, was Rob zuvor ausgewählt hat – da gibt es zwischen uns kaum noch etwas zu besprechen. Rob weiß einfach, was Clint will. Sie arbeiten wunderbar zusammen, die Malpaso-Maschine funktioniert außergewöhnlich gut – sie schnurrt einfach vor sich hin.“

„Clint ist noch von der alten Schule und erkennt den Wert, die Dinge auf herkömmliche Art zu machen, weil er genug Erfahrung hat und weiß, was am besten funktioniert“, sagt Lorenz. „Gleichzeitig weiß er technische Entwicklungen zu schätzen und will neue Erfahrungen machen, sich weiterentwickeln. Das ist sein Motiv, und genau deshalb ist es wohl auch so angenehm, mit ihm zu arbeiten.“

Ein Beispiel für Eastwoods Neuerungen ist ein schnurloser tragbarer Video-Monitor, der speziell für ihn entwickelt wurde, damit er möglichst effektiv auch Szenen inszenieren kann, in denen er selbst mitwirkt. „Dadurch kann ich die Szene beobachten, während sie abläuft, ohne dass ich durch den Kamerasucher schauen muss“, erklärt er. „Ich kann mich auch einen halben Häuserblock weiter befinden und trotzdem sehen, was sich abspielt.“

Die beiden wichtigsten Häuser in der Story – Walts Haus und Thaos und Sues Haus nebenan – fanden die Motivsucher und der

Produktionsdesigner in zwei nebeneinander liegenden Häusern, die ihren Vorstellungen entsprachen. „Für Walt stellten wir uns ein Haus vor, dem man ansieht, dass sich sein Besitzer sein Leben lang darum gekümmert hat“, berichtet Lorenz. „Die anderen Häuser in der Straße haben wir künstlich ,altern‘ lassen, um zu zeigen, wie verzweifelt die Situation der Bewohner in Walts Umgebung ist. Jim hatte bereits derart konkrete Vorstellungen von beiden Häusern, dass er und sein Innenrequisiteur Gary Fettis sofort mit der Arbeit begannen. Als Clint sich das dann persönlich ansah, ging er durch beide Häuser und sagte: ,Wunderbar – hier wird nichts mehr verändert.‘ Es war perfekt.“

Beim Entwurf von Thaos und Sues Haus orientierte sich Murakami an Fotos, aber er besuchte auch zahlreiche Hmong-Haushalte. „Wir zeigten das Ergebnis unserer technischen Beraterin, und sie staunte, weil alles so wunderbar zusammenpasste“, sagt Lorenz. „Sie schlug ein paar geringfügige Änderungen vor, aber insgesamt urteilte sie: ,Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen.‘“

Auch Kostümdesignerin Deborah Hopper recherchierte im Internet und besuchte ein Hmong-Festival, wo sie sich von vielen Verkäufern beraten ließ, um die Hmong-Kostüme authentisch gestalten zu können. „Wir schauten uns um, wo die Hmong-Frauen ihre modernen und traditionellen Kleider kaufen“, berichtet Hopper. „Ich erfuhr, dass die Mütter ihren Töchtern das Nähen der traditionellen Kleider beibringen. Für unseren Film brachte Ahney Her sogar ihr eigenes handgenähtes Kostüm mit.“

Nicht nur bei den Zeremonien der „Seelenanrufung“ im Haus tragen Sue und Thao ihre traditionellen Kostüme, sondern auch Walt zu Ehren. „Sie sind reich verziert“, beschreibt sie Hopper. „Überall sind Münzen angenäht – sie symbolisieren den Wohlstand der Familie. Und sie sind sehr farbenprächtig: Die Frauen tragen Turbane, die Männer eine Weste oder überkreuzte Gürtel. Ich finde sie einzigartig und wunderschön. So etwas habe ich wirklich noch nie gesehen.“

Auch in der Musik zu „Gran Torino“ (Gran Torino) wird das Nebeneinander der Kulturen deutlich. Weil Eastwood ein ausgesprochener Musikfreund ist, legt er auch auf seine Filmmusiken sehr großen Wert – während des Drehs entwickelt er Sounds und Melodien für seinen Filme. „Bei jedem Film höre ich andere Töne“, erklärt er. „Manchmal lasse ich die Musik von jemand anderem schreiben, manchmal schreibe ich sie selbst. Auch dabei gibt es keine Regel. Immer geht es darum, dass ich etwas höre, was mir angemessen erscheint. Die Arbeit an der Musik ist sehr angenehm, weil die Dreharbeiten zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen sind – der Film liegt schon vor.

Jetzt geht es darum, ihm weitere Elemente hinzuzufügen, Musik, Geräusche und so weiter. Das ist spannend, denn nachdem man mit 50, 60, 70 Leuten gearbeitet hat, sind es jetzt nur noch einer oder zwei, die am Avid-Computer sitzen.“

Der Titelsong zu „Gran Torino“ (Gran Torino) wird von dem britischen Jazzsänger und Pianisten Jamie Cullum und Don Runner gesungen. Den Song schrieben Clint Eastwood, Cullum, Eastwoods Sohn Kyle und Kyles Schreibpartner Michael Stevens gemeinsam. „Sie haben den Song zusammen entwickelt“, berichtet Lorenz. „Und dann orientierten sich Kyle und Mike an diesem Vorbild, um den Rest der Filmmusik zu komponieren.“

Kyle Eastwood und Michael Stevens schrieben den Score, den Lennie Niehaus orchestrierte und dirigierte – er arbeitet mit dem Regisseur bereits seit „Tightrope“ (Der Wolf hetzt die Meute) zusammen.

Zur Filmmusik gehören außerdem Hmong- und Latino-Rap: Musik, die die Filmfiguren gern hören. Darunter ist auch ein Track der Rap-Gruppe RARE, in der Schauspieler Elvis Thao Mitglied ist. „Auch einige Rapper stellten sich beim Casting vor“, sagt Lorenz. „Manche haben wir besetzt, andere nicht, aber alle reichten zudem ihre Musik ein. Die passte so gut, dass wir so viel wie möglich im Film verwenden.“

Zu jedem Aspekt der Produktion trug die Hmong-Gemeinde bei – mit ihrer großzügigen Unterstützung verlieh sie dem Projekt seine unverwechselbare, authentische Farbe. Die Hmong-Berater halfen nicht nur beim Casting, sondern auch bei den Dialogen, den Sitten und Einrichtungsgegenständen. Eastwood engagierte zahlreiche Hmong-Kunsthandwerker und Assistenten für die Arbeit im Filmteam.

„Sie wollten an diesem Film mitwirken und haben uns sehr großzügig aufgenommen“, berichtet Eastwood. „Es war ein ausgesprochenes Vergnügen, mit ihnen zu arbeiten. Ich hoffe, dass dem Hmong-Volk der Film gefällt, der einen Teil ihrer Geschichte durch Walts Augen sichtbar macht.“

Mit „Gran Torino“ (Gran Torino) nimmt Eastwood den Walt Kowalski in den Kreis seiner unvergesslichen Rollen auf. „Clint interessiert sich immer für neue Entwicklungen – er macht ungern etwas, was er schon kennt“, sagt Lorenz. „In diesem Sinne war dieses Drehbuch goldrichtig. Es entsprach seinem Alter und seinem Charakter – schien inspiriert von seiner Vergangenheit als Dirty Harry und Outlaw, seinen unerbittlichen, kompromisslosen Rollen. Dennoch geht es einen Schritt weiter. Es führt ihn in etwas düstere Gefilde, erlaubt ihm aber auch durch die Erlösung seiner Filmfigur, etwas Neues auszuprobieren.“

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