In Greenberg geht es mindestens so sehr um die Titelfigur wie um Florence Marr (Greta Gerwig). Die ist Hausmädchen für alles im Haushalt von Philipp Greenberg, und als der mit Familie nach Fernost reist, kümmert sie sich nicht nur ums Haus, sondern auch um dessen Bruder Roger (Ben Stiller). Der gerade aus einer psychiatrischen Klinik entlassen wurde und sich jetzt im Greenberg-Haus einnistet. Sein Plan: Eine Hundehütte bauen und sonst nichts tun.
Florence tut ohnehin alles als Greenberg-Haushälterin, kauft ein, führt den Hund Mahler aus, kümmert sich um die Kinder der Greenbergs, und abends geht sie zu Partys, besäuft sich und lässt sich vom Erstbesten besteigen. Eine seltsame Mischung aus Apathie und Aktionismus ist das, zwar ist sie jung, Mitte 20, aber vom Leben hat sie noch nicht viel gespürt. Und jetzt trifft sie auf Greenberg (Roger), der ihr eine Menge Arbeit macht.
Der verweigert sich dem Leben, er ist jetzt 40 und ziemlich seltsam. Sagen wir: antisozial. Mit Menschen will er nichts zu tun haben, mit sich selbst auch nicht und mit seinem Leben, aber andererseits ist er zu lethargisch-teilnahmslos, um andere, sich selbst oder das eigene Leben zu meiden. Das ist das paradoxe Problem, wenn man zu faul ist, um für die Untätigkeit zu kämpfen.
Und so geraten sie aneinander, Greenberg und Florence, und da entsteht eine Liebesgeschichte, die immer wieder im Entstehen stecken bleibt. Als er sie das erste Mal zuhause besucht, lässt sie sich von ihm lecken, Spaß machts keinem, richtig Lust auf Sex hat auch keiner, also geht er wieder heim.
Das Problem: er ist auf sie angewiesen, weil er keinen Führerschein hat. Und sie chauffiert ihn immer rum, so ist es halt mit ihr: sie tut das, worum andere sie bitten. Ohne Rücksicht auf sich selbst.
Zudem gibt es da die alten Band-Kollegen von Greenberg aus College-Zeiten, die jetzt alle wenigstens ein bisschen was aus ihrem Leben gemacht haben: Familie, Job, alles da vielleicht sind sie nicht glücklich, vielleicht hängen sie immer noch Erinnerungen an damals nach, aber immerhin leben sie nach vorne. Greenberg steht still.
Noah Baumbach erzählt keine Geschichte. Er porträtiert eine Befindlichkeit, das Leben als Dazwischen-Sein: zwischen New York und Los Angeles, zwischen Alt und Jung. Greenberg versteht die Jugend nicht mehr, die Web 2.0-Kids, und erkennt nicht, dass sie genau dasselbe tun wie er damals, nur mit anderen Mitteln: Ausprobieren, mal gucken, was kommt, abwarten. Was für einen in Greenbergs Alter aber eben inzwischen nicht mehr angemessen ist.
Nein: Dies ist keine Komödie, obwohl es komische Momente gibt. Und es ist trotzt Ben Stiller-Starbesetzung definitiv kein Mainstream-Film, der auf die Bedürfnisse des Zuschauers eingehen würde etwa das Bedürfnis nach kurzweiliger Handlung, nach amüsanten Figuren, nach Vorwärtsstreben, nach ausgestellter Lustigkeit. Baumbach geht soweit auf seine Figur Greenberg ein, dass er über diesen Nichts-Tuer einen Nicht-Film gedreht hat, einen, in dem nichts vorwärtsgeht, der irgendwo zwischen allen Stühlen steckt. Und deshalb eben auch langweilig wirkt. Mitunter hat diese Einstellung dem Film und den Figuren gegenüber Charme, etwa bei absurden Dialogen, die en passent vom Hundertsten ins Tausendste gleiten, wenn Greenberg beiläufig erwähnt sein Tischlerdasein habe politische Gründe: hä? Andererseits gerät der Film in eine solche Verweigerungshaltung, dass er seine Zuschauer immer wieder verprellt mit seinem Leerlauf.
Aber: Immerhin ist das interessant.
Fazit: Das Porträt eines überzeugten Nichtstuers mitunter anstrengend, mitunter langweilig, mitunter auch sehr unterhaltsam.